Festivalbericht: Tanzt! Festival, Backstage München, 16.11.2024

Am Samstag, dem 16.11. zog es 1400 Fans des Mittelalter- und Folkrocks ins Backstage nach München, denn dort fand das 16te Tanzt! Festival statt und lockte mit 7 Bands in die bayrische Hauptstadt. Kurz vor Beginn meldete der Veranstalter MRW Concerts, dass nur noch wenige Rest-Tickets verfügbar waren, diese wurden dann im Laufe des Abends auch verkauft, sodass die Veranstaltung am Ende AUSVERKAUFT war.

Nachdem der Einlass zügig funktionierte und sich die Venue zum Beginn schon gut gefüllt hatte, ging es pünktlich um 14 los.

Brachmond

Den Anfang machten die lokalen Mittelalter-Rocker von Brachmond. Die Band freute sich das Festival nach 6 Jahren wieder eröffnen zu dürfen und forderte das Publikum auf, weiter nach vorne zu kommen. Dieses Jahr wurde das zweite Album aufgenommen, das nächstes Jahr veröffentlicht wird. So gab es auch schon erste Songs von der neuen Scheibe wie Fährmann und Der Henker zu hören. Mit vielen Einflüssen aus dem Hardrock und der rauen Stimme von Sängerin Steffi, unterstützt durch gegrowlte Backingvocals, sowie viel Fokus auf der Geige kamen sie beim Publikum gut an und wurden mit etwas Bewegung und Applaus von der Menge gewürdigt.

Setliste Brachmond: Asgard // Ascheregen // Verlorene Tränen // Teufelstanz // Die Schlacht // Fährmann // Wimpernschlag // Wind // Henker // Schatten und Licht // Tanz der Elemente

Cumulo Nimbus

Weiter ging es mit Cumulo Nimbus, die aufgrund technischer Probleme mit kleiner Verzögerung begannen. Die Band kommt musikalisch sehr vielseitig daher und überzeugt mit ihrem, selbst genannt, Renaissance Rock, mit Einflüssen aus dem Mittelalter Rock und einem starken Fokus auf den Folkinstrumenten, und teilweise bis zu vierstimmigem Gesang. Gepaart mit einem Auftreten mit einem Steampunk-Einschlag und der Forderung nach viel Interaktion können sie so das Publikum von Beginn an animieren. Nach über 10 Jahren Pause sind so die meisten Songs recht alt, aber mit Wort gegen Klinge gab es auch einen neuen Song, eine Ansage gegen Gewalt. Die Band war froh, überhaupt auftreten zu können, denn bis kurz vor dem Auftritt war ihre Sängerin durch eine Erkältung nicht in der Lage zu singen, was die Band zur humorvollen Bezeichnung als Cumulo Virus veranlasste. Zwischenzeitlich gab es auch Glückwünsche an den Lichttechniker sowie alle anwesenden Geburtskinder, dazu später mehr. Für All In und Blutrote wurde auch die Akustikgitarre ausgepackt, was den Songs eine folkigere Note gab. Zu letzterem schwang Sängerin Binia eine rote Flagge, und zur abschließenden Nummer Wirtshaus verteilte sie Met an die Fans vor der Bühne.

Setliste Cumolo Nimbus: Neumond // Traumjäger // Wilder Reigen // Totensonntag // Tor im Eis // Figura Obscura // Wort gegen Klinge // All in // Blutrote Segel // Wirtshaus

Vogelfrey

Für Vogelfrey im Anschluss füllte sich die Halle dann merklich, und erreichte schon fast ihre maximale Auslastung. Die Band stürmte die Bühne, Sänger Jannik mit Laserlichtern an seinen Händen. Mit 1000 Jahre Bier sollte es losgehen, doch während dem Song fiel auf, dass es Probleme mit dem Sound und die Band musste den Song abbrechen, um sich um die Probleme zu kümmern, denn die Besucher hätten einen guten Auftritt verdient. Jannik versuchte die Pause humorvoll zu überbrücken, am Ende sang das Publikum laut Eisgekühlter Bommerlunder von den Toten Hosen. Nach einer Weile war das Problem behoben, die Band musste aber auf ihre Samples verzichten, und es ging mit Nie Wieder Met weiter. Das Publikum gab direkt Vollgas, und Vogelfrey konnten trotz fehlender Samples auf voller Linie überzeugen und dem Sound hatte es auch nicht geschadet. Publikumslieblinge wie Mittelalter Rockstar und Magst Du Mittelalter sowie das eher schräge Quoque quantum piesces est (zu Deutsch: Was kostet der Fisch?) überzeugen. Mit ihrem Aushilfsschlagzeuger Jakob an den Drums haben sie das Beste aus der Situation gemacht.

Setliste Vogelfrey: 1000 Jahre Bier // Nie wieder Met // Abschaum // Galgenvogel // Magst du Mittelalter // Stahlhammer // Quoque quantum piesces est // Mittelalter Rockstar // Nicht A

Irdorath

Dann folgte die musikalisch außergewöhnlichste Band des Festivals. Irdorath spielen einen rein akustisch gespielten Folk mit einer Vielzahl musikalischer Einflüsse, die aus einer Vielzahl von Regionen und Zeiten stammen. Mit einer spannenden Vielzahl an Instrumenten, darunter Dudelsäcke, Drehleier, Cello und ein Didgeridoo erzeugten ihre ungewöhnlichen Kompositionen eine mystische und folkige Atmosphäre, der gelegentliche Kehlkopfgesang von Uladzimir verstärkte den exotischen. Eindruck. Das Publikum hieß die Band sichtbar willkommen und war von Beginn an in guter Stimmung. Als zweiten Song gab es auch einen neuen Song zu hören, Vaukalak erschien erst wenige Tag vorher. Der Großteil der Texte ist zwar in Landessprache gehalten, aber mit Drachen gab es auch einen deutschen Song, bei dem sich das Publikum auch direkt gesanglich beteiligen sollte. Nadzeya erzählte auch von ihrer Gefangenschaft in Belarus, und dass sie nun in Deutschland eine neue Heimat gefunden haben, mit Zurami gab es auch einen Song, der in der Zeit im Gefängnis entstanden war, und spielte diesen für alle politischen Gefangenen in Belarus. Passend dazu wurde im Publikum eine weiß-rot-weiße Flagge hochgehalten. Außerdem kündigte die Band an, im nächsten Jahr auch endlich auf eigene Tour gehen zu können.

Setliste Irdorath: Storm // Vaukalak // Rusalka // Serca Raskolata // Varazheya // Drachen // Zhahi-Zhahi // As Bas // Introducing Song // Sunrise

Folkstone

Weiter geht es dann mit Folkstone aus Italien. Mit ihrem inzwischen siebten Auftritt auf dem Festival sind sie dem Großteil des Publikums nicht fremd, was man an der Textsicherheit auch direkt merken konnte. Mit drei Dudelsäcken auf der Bühne gaben sie direkt Vollgas, und ließen für die nächste Stunde auch nicht mehr locker. Im Laufe des Sets wechselten sich Harfe, Mandola und Tin Whistle mit den Dudelsäcken ab. Sänger Lore hatte das Publikum von Anfang an im Griff. Zwischenzeitlich steuerte Silvia auch noch ein paar weibliche Gesangszeilen bei. Beim Song Omnia fert aetes gab es auch noch einen Gastauftritt, ein Dudelsackspieler von Corvus Corax unterstütze die Italiener mit seinem Marktsack. Mit 15 Songs und einer Spielzeit von 60 Minuten konnte die Gruppe aus Bergamo auf jeden Fall beim Publikum punkten, und wird München sicher bei einer weiteren Ausgabe des Festivals in Zukunft wieder besuchen.

Setliste Folkstone: Nella Mia Fossa // Diario di un Ultimo // Nebbie // Fouri Sincronia // La Fabbrica dei Predenti // I Miei Giorni // Frammenti // Non Saro Mai // In Caduta Libera // Le Voci Della Sera // Mercanti Anonimi // Macerie // Anime Dannate // Omnia fert aetas// Prua Contro Il Nulla // Con Passo Pesante

Vor dem nächsten Auftritt gab es eine kurze Ansage von Veranstalter Michael Sackermann, in der er sich besonders bei Georg von Vroudenspil bedankte, mit dem er das Festival organisierte und kündigte an, dass, entgegen der Pause im vergangenen Jahr, 2025 das Tanzt! Festival in die nächste Runde gehen würde, voraussichtlich am 15.11.2025.

Vroudenspil

Die Münchner Vroudenspil, ihrer Freibeuter-Thematik treu, und mit rein akustischer Instrumentierung, durften dieses Jahr als Co-Headliner des Festivals auftreten, mit einem besonderen Auftritt, denn der Release ihres neusten Albums durfte gefeiert werden. Dieses hört auf den Namen Schattenuhr und erschien eine Woche vorher, am 8.11.2024. Entsprechend begann der Auftritt, wie auch das Album mit den Tracks Ewiger Traum und Pestpockenpolka. Schon zum zweiten Song wurde Sänger Don Santo von seinem Vorgänger Ratz unterstützt, der das folgende Wanderer in Schwarz dann auch alleine sang. Die beiden wechselten sich das Set über ab, und sangen die Songs jeweils teils alleine, teils zu zweit. Und es wurde nicht nur fast das gesamte neue Album gespielt, sondern auch ältere Songs fanden ihren Weg auf die Setliste, so auch Meute toter Narren, der seit gefühlten Ewigkeiten nicht mehr gespielt worden sei. Gegen Ende des Sets wurden dann große Bälle ins Publikum geworfen. Mit Rebellion und Kurs aufs Leben ging der Auftritt dann nach 70 Minuten zu Ende, und am Ende wurden auch noch Konfettischlangen auf das Publikum geschossen.

Setliste Vroudenspil: Ewiger Traum // Pestpockenpolka // Wanderer in Schwarz // Vampirat // Schattentänzer // Plankentango // Bis zum Hals // Hinter dem Meer // Rausch der Sinne // Folge dem Passat // Meute toter Narren // Eintausend Seelen // Rebellion // Kurs aufs Leben

Schandmaul

Headliner der diesjährigen Ausgabe des Tanzt! Festivals, war die wohl dienstälteste Münchner Band des Mittelalter-Genres, niemand geringeres als Schandmaul. Aktuell ist die Band immer noch mit Gastsängern unterwegs, da Sänger Thomas nach überwundener Krebstherapie seine Gesangsstimme noch nicht komplett zurück hat. Entsprechend wurde er dieses Jahr von zwei Sängern vertreten, Till Herence und Georgij Makazaria, vormals Sänger bei Russkaja. Bei diesem Auftritt durften sich die Fans freuen, denn beide standen an diesem Abend auf der Bühne, und begannen das Set mit Krieger und dem Hexeneinmaleins. Nach diesen beiden Songs kam Thomas, der aktuell Akustikgitarre und Keyboard spielt, nach vorne und wurde direkt von den Fans mit einem lauten Happy Birthday besungen. An diesem Tag durfte er seinen 50ten Geburtstag feiern, mit einer ausverkauften Show in der Heimat. Das Set über wechselten sich Georgij und Till ab, die meisten Songs aber sangen beide zusammen. Über den Verlauf von 90 Minuten ging es quer durch die Diskografie von Schandmaul, und mit Teufelsweib führt Georgij ganz zurück zum Beginn, dem allerersten Song von Schandmaul, wie er erzählte. Den Song Der Kapitän widmete die Bands an wichtige Personen im Leben, die schon von uns gehen mussten, und zur Überraschung und Freude des Publikums singt Thomas hier auch schon wieder selbst mit. Zu Tatzelwurm sollte das Publikum dann eine Polonaise bilden, die der Flagge im Publikum folgen sollte. Vor Bunt und nicht Braun ergriff abermals Georgij das Wort und erzählte, dass sie viele Sachen verschieden sehen, viele aber auch gemeinsam, und eine davon sei, sie haben alle keinen Bock auf Nazis. Mit Wake me up von Avicii, und dem Schandmaul Klassiker Der Teufel hat den Schnaps gemacht verließ die Band dann die Bühne. Aber selbstverständlich gab es noch eine Zugabe, darunter auch der Hit Walpurgisnacht. Mit der „Schnulze“, Dein Anblick, so Thomas, endete dann ein sehr emotionaler und starker Auftritt.

Setliste Schandmaul: Krieger // Hexeneinmaleins // Irgendwann // Teufelsweib // Froschkönig // Vogelfrei // Der Kapitän // An der Tafelrunde // Tatzelwurm // Bunt und nicht braun // Wake me up/ Der Teufel hat den Schnaps gemacht // Der Pfeifer // Walpurgisnacht // Knüppel aus dem Sack // Dein Anblick

Mit der diesjährigen Ausgabe des Tanzt! Lieferten uns Vroudenspil und MRW Concerts eine großartige Veranstaltung. Mit einer guten Mischung an Bands konnte das Festival die Besucher überzeugen. Auch zu erwähnen ist, dass alle Bands sich die Zeit genommen haben für eine Autogrammstunde. Wir freuen uns schon auf die nächste Ausgabe.

Bericht: Matthias
Bilder: Roksana

Mehr von den Bands bei Dark-Art findet ihr hier:

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