Blind Guardian in der Stadthalle Offenbach a.M. am 23.09.2023

Etwas über ein Jahr ist es her, da kam das Album The God Machine von Blind Guardian heraus, um genau zu sein ist es ein Jahr und 3 Wochen her. Nun wurde es auch Zeit, dieses auf die Bühne zu bringen! Um das zu tun, kündigte die Band die Tour im Frühjahr bereits an, das Konzert am 23. September sollte jedoch ursprünglich in der Batschkapp Frankfurt stattfinden. Doch als das Konzert restlos ausverkauft wurde, hat man die Veranstaltung nach Offenbach am Main, in die Stadthalle verlegt. Als Toursupport wurde im Frühsommer für den ersten Teil der Tour die israelische Symphonic Progressive Metal-Band Scardust bestätigt.

Diese machte auch direkt den Anfang, nach 1,5 Stunden Einlasszeit konnte die Band sich über eine sehr gut gefüllte Stadthalle erfreuen. Die 2013 gegründete Band um Sängerin Noa und Bassist Orr verbindet Elemente aus dem Symphonic Metal mit Progressive Metal und zeichnet ihre Musik durch starke Tempo-, Rythmus- und Vocalwechsel innerhalb der Songs aus, für Progressive Metal typisch. Doch den Anfang machten erstmal Probleme am Bass, die sich über den ersten Song hinweg zogen und diesen kaum bis gar nicht hörbar machten. Das fiel jedoch kaum auf, hätte man es nicht erwähnt, denn Tantibus II kommt sehr Keyboard-lastig daher. Bei Addicted hieß es sich aufzuwärmen, so wurde das Publikum aufgefordert mitzuspringen, das lief jedoch nicht so gut wie geplant, das Publikum zögerte, ob dies an der frühen Uhrzeit lag oder weil die Band das Publikum nicht abholen konnte, ist unklar. Musikalisch möchte Scardust komplex sein und ist dies stellenweise auch, doch leider will die Musik mehr als sie kann. Das gleiche gilt auch für Noas Gesang, denn der stellenweise eingesetzte gutturale Gesang ist einfach nichts Ganzes und nicht Halbes, kommt krächzend daher, bei dem rauhen, rockigen Gesang bricht die Stimme weg, dasVibrato sitzt nicht, doch der für den Symphonic Metal typische hohe, fast Opern-artige Gesang sitzt und der sitzt wirklich gut, dies ist zumindest direkt am Anfang der Fall. Doch auch wenn es nicht perfekt läuft, das Publikum lässt sich im späterem Verlauf dazu animieren mitzuspringen, zu klatschen und sich für diese außergewöhnliche Soundgewalt auch zu begeistern. Und noch eines holt das Publikum ab, die Ballade Sands of Time lässt das Publikum erleuchten, Taschenlampen und ganz klassisch Feuerzeuge scheinen durch das Dunkel im Publikum und alles wippt. Aber auch Game of Now konnte als deutlich rockigere Nummer gut überzeugen. Wirklich schön. Und dann geht es weiter, bei Concrete Cages verlangt es der Band, dass das Publikum mitsingt, eine tolle Idee, zumal das Blind Guardian Publikum nun wirklich das mitsingen perfektioniert hat. Um diesen Effekt jedoch zu verstärken, stand ein epischer Backingtrack mit Chören stark da, das Publikum, das des Textes nicht mächtig war, murmelte diesen mit gutem Willen mit.
Zugegeben, als Vorband von Blind Guardian hat man es wohl auch nicht ganz einfach, doch Scardust haben sich gut geschlagen. Auch wenn sie unseren Nerv nicht getroffen haben, wird es gute Gründe haben, warum sie Blind Guardian begleiten.

Beim Umbau wurde die Bühne von einem weißen Vorhang verdeckt, dahinter konnte man jedoch schon wage das Blind Guardian Logo erkennen. Punkt 20:45 Uhr erklangen die ersten Töne und ein paar Drachen Projektionen, die einem Blind Guardian Fan bekannt vorkommen könnten, erschienen auf dem weißen Feld, das Logo leuchtete auf und fiel mit einem lauten Applaus aus dem Publikum zu Boden. Einen großartigen Anfang machte dann auch Imaginations from the Other Side – ein großartiges Lied, das seit Ewigkeiten immer wieder die Shows einleitet. 
Das Publikum ist begeistert, Hansi erzählt, dass ihr Tourmanager mit Leib und Seele Offenbacher ist, er deshalb nett sein soll. Doch im Grunde sei es egal ob sie in der Batschkapp oder Stadthalle spielen, Hauptsache Frankfurt. Ich konnte mir das Lachen als Herzensoffenbacher nicht verkneifen, doch die Reaktionen im Publikum fielen unterschiedlich aus. Doch den Karren aus dem Dreck holen kann Hansi auf jeden Fall, mit dem Hinweis, das falls es dem Publikum nach Blut dürstet, die Band ja einen neuen Bassisten und einen neuen Keyboarder hätten. Der Band dürstet es wohl eher nach Elfenblut, mit Blood of the Elves gibt es dann auch eine Hommage an das Witcher-Franchise und auch gleich etwas vom aktuellen Album auf die Ohren und konnte gleich auch überzeugen. Dafür ging es dann wieder in die Vergangenheit zu Nightfall, einem der Highlights der Show für alle Herr der Ringe-Fans. Ein weiteres Schmankerl für die Fans gibt es mit The Script for My Requiem, einem Lied, das schon seit einigen Jahren nicht mehr gespielt wurde und man hörte an der Reaktion des Publikums, dass es direkt ankam. Zudem kam auch direkt einmal eine kleine Neuerung, die wir von der letzten Tour nicht auf den Schirm hatten, eine Lasershow. Das klingt jedoch spannender als das was es war, eine Technik, mit der man sehr viel hätte rausholen können, die jedoch in sich wirr bewegenden Kringeln im Zuschauerraum endete. Doch Blind Guardian waren noch nie für ihre Live-Show bekannt, sondern für die Musik und die trifft den Nagel auf den Kopf. Hansi erzählte in der Zwischenzeit, dass sie als Blind Guardian zu Offenbach eine ganz bestimmte Beziehung hätten, denn sie spielten da ihre erste eigene Show außerhalb Krefelds. Mit Violent Shadows gab es ein weiteres neues Stück auf die Ohren, das älteste neue Stück, wenn wir genau sind, denn es wurde bereits beim Wacken World Wide 2020 vorgestellt und dem Publikum damit auch gut bekannt, was man diesem gut ansah. Doch von einem Schatten in den anderen, Skalds and Shadows brachten das erste Lagerfeuerstück auf die Bühne, ein Moment in dem das Publikum wieder die Taschenlampen und Feuerzeuge rausholte um den Raum zu erleuchten. Aber nach melodisch kommt episch und somit folgte ein weiterer Ausflug nach Mittelerde bei Times Stand Still wurde so manchen Besuchern warm uns Herz, denen in der ersten Reihen wortwörtlich, denn die Band steuerte ein kleines Feuerchen bei. Mit episch ging es dann auch weiter mit Born in a Mourning Hall, doch dann musste die Band auch anmerken, dass man munkelt, es sei eine The God Machine-Tour, also wurde es auch Zeit wieder etwas von dem namensgebenden Album zu spielen. Deliver Us from Evil, bei dem auch gleich mal das Banner im Hintergrund gewechselt wurde. Leider war es auch das letzte neue Lied, doch kein Grund und auch keine Zeit für Trauer, dafür gab es direkt The Bards Song – in the Forest, ein Stück auf das die meisten sich sehr freuen, ein Highlight eines Konzertabends, wenn alle gemeinsam die Stimmen erheben und diese Hymne durch den Raum schallt, so laut, dass Hansi diese nicht singen braucht, sondern nur die Einsätze gibt und es funktioniert. Das Lied ist eines der Highlights der Auftritte. Von einem Highlight geht es dann auch gleich ins nächste: Majesty! Ein absoluter Klassiker und ein Garant, dass eine jede Stimme sich erhebt und mitsingt und man sah es wieder, es funktioniert schlicht, dem durfte dann auch ein weiterer Klassiker folgen, Traveller in Time, bei dem das Publikum wieder Chöre bildete und ein jeder, der dieses Stück live hören durfte bekommt bei dem dürften die Worte “morning sun” Gänsehaut auslösen. Ein würdiger Abschluss eines Sets! 
Doch seien wir alle ehrlich zu uns, an dieser Stelle durfte es nicht enden, denn noch sind nicht alle Geschichten erzählt und alle Lieder gesungen. Für viele jüngere Blind Guardian Fans war ein Lied wohl auch ein Zugang zu der Band und darf demnach nicht fehlen: Sacred Worlds, ein unfassbar intensives Intro eröffnet das Stück, in violettes Licht gehüllt steht die Bühne da und das Publikum jubelt, denn es geht gleich weiter mit einem monumentalen Stück. Mit gut 6 Minuten auf dem Tacho auch mal eine Ansage und versetzte uns einmal wieder zurück nach Ancaria. Schön!
Ein solches Publikum muss belohnt werden, also zieht die Band kurzerhand einen Ring heraus, natürlich durfte auch Lord of the Rings nicht fehlen! Ein letztes Mal Lagerfeuerstimmung, die Stimme Hansis durchdringt den Raum während die Laser Ringe an die Wand werfen. Doch nachdem die Ringe weggepackt wurden, muss es auch weiter gehen, das Ende unvermeidlich, dann kann man es auch feiern! Zum Beispiel mit einem Stück, auf das viele gewartet haben: Valhalla! Die Band heizte wieder ordentlich ein und das nicht nur metaphorisch. Das Publikum schaffte es, das knapp 5 Minuten lange Stück auch gleich auf fast 9 Minuten zu strecken, kein Rekord, aber dennoch beachtlich! Aber was soll ich sagen, auch dieser Abend musste ein Ende finden, dieses war dann gegen 23 Uhr erreicht und auch gleich mit Mirror Mirror besiegelt und besiegelte auch die Glückseeligkeit der Besucher! 

Fazit:
Blind Guardian können eigentlich nichts falsch machen, ihre Musik erreicht die Fans immer. Doch leider war dies keine Blind Guardian Best-Of Tour sondern eine The God Machine Tour und bedauernswerterweise war auch nur sehr wenig The God Machine drinnen. Das ist sehr schade, denn speziell Lieder wie Life Beyond the Spheres, Secrets of the American Gods oder auch Destiny wären sehr spannend geworden. Vielleicht beim nächsten Mal!

Über Roksi 508 Artikel
Roksana Helscher, Fotografin und Redakteurin. Seit 2016 bei Dark-Art dabei, ein Teil der Chefredaktion und das Mädchen für alles. Seit meinen ersten Konzertfotografie-Gehversuchen in 2011 bis heute unterwegs und versuche das Geschehen auf großen und kleinen Bühnen zu dokumentieren.

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