Festivalbericht: De Mortem et Diabolum IX, Freitag 08.12.23

Für das neunte De Mortem et Diabolum Festival eröffnet das ORWOhaus in Berlin Marzahn seine Pforten. Willkommen sind Freunde des Black Metals und diesmal sind auch wir von Dark-Art dabei zum ersten Mal dabei. In der zweiten Dezember Woche spielten 17 Bands an zwei Tagen und am ersten Tag, dem Freitag, den 08.12.2023, spielten die ersten 9 Bands von 14:30 bis 2:00. Viel Vergnügen mit unserem Bericht und den Bildern.

Pünktlich um 14:30 wurden die Besucher in die Haupthalle und damit direkt vor die Bühne gelassen. Nur wenige Momente nach dem Einlass erschienen die Bandmitglieder von Ill Tidings, dem heutigen Opener und der ersten Band auf dem gesamtem De Mortem et Diabolum. Die Zuschauer stellten sich in lockerer Formation, mit einer Menge Platz in der ersten Reihe, vor der Bühne auf und warteten auf die Band. Die Musiker trugen schwarze Tücher vor der Mundpartie und waren mit schwarzen Schlieren beschmiert. So betraten Ill Tidings die Bühne, griffen zu ihren Instrumenten und platzierten ihr Bier für den Auftritt, mit nur einer Ausnahme, und zwar dem Sänger. Der platzierte sich vor dem Mikrofonständer und blieb steif wie eine Statue dort stehen. Ein weiterer Unterscheidungsfaktor, neben dem Verhalten, war die Augenbinde, welche das Mundtuch ersetzte. Der Auftritt fing nicht mit einem Intro oder Ansage an, sondern mit einer akustischen Explosion.  In den ersten zwei Songs war der Sound rasant und dominiert von krachenden Gitarrenriffs, um später in ein dumpfes, langsameres Klanggewebe zu wechseln. Ihr Sänger Gabriel untermalte mit ausladenden Gesten seinen abwechslungsreichen Gesang, der sich zwischen keifenden Screams und einem dumpfen, tiefen Klargesang bewegte. Die Besucher nickten sanft im Takt mit und gingen den Start entspannt an. Die Show endete mit den einzigen Worten an die Zuschauer, in denen die Band sich mit Namen und ihrer Herkunft vorstellte, und verließ ohne Outro die Bühne. Für mich war Ill Tidings ein überraschend guter Anfang für das Festival.

Die Nummer Zwei an dem Tag waren die Würzburger von Boötes Void. Allein der Name versprach eine tiefschwarze Show zu sein, den im All, genauer im Bereich vom Boötes Void herrscht die tiefste Schwärze, die wir kennen. Mit ebenso schwarzen Kleidern, Masken und Kapuzen, ähnlich wie Ill Tidings, erschienen die Musiker. Zusätzlich trugen sie schwarz-weiße Zeichnungen auf den Masken. Ihr Sänger Boötes trug zusätzlich Knochen um den Hals und einen Widderschädel auf der Stirn. Ein Unterschied zu der ersten Band ist ihr Auftakt: Als Auftakt wurde eine cleane E-Gitarre aus dem Off abgespielt und während des Stücks versammelten sich die Band, der Sänger als letztes, auf der Bühne. Die Musik war ein Stück melodischer und drückender im bisherigen Vergleich. Die Show wurde dabei stark dominiert von den ausdrucksstarken Gesten und Bewegungen des Sänger, auch hatten die Lieder kleine, überraschende Elemente, wie ein kurzes Piepsen oder eine männliche Stimme aus dem Off. Die Auswahl der Lieder war, bis auf eine Ausnahme, auf das neuste Album Singularity ausgelegt.

Dödsrit waren mit Abstand die schnörkelloseste Band des gesamten Tages. Wieder mal kein Opening und diesmal keine Form von Verkleidung oder Make-Up an den Musikern. Die Bühne wurde in blaues Licht getaucht und das weiße Logo auf dem Banner, welches kränklichem Geäst ähnelte, leuchtete übernatürlich. Dann stieg Nebel aus den Maschinen auf und die Musiker erschienen. Die Musik war langatmig, dicht und etwas doomig, nur unterbrochen für kurze fast rockige Riffs. Der Sänger Christoffer war ganz rechts auf der Bühne platziert und der Gitarrist Georgios und Bassist Jelle waren links platziert. Die Mitte blieb unbesetzt und bot viel Platz für ausschweifende Bewegungen auf der Bühne. Christoffer nutzte ein überirdisches Krächzen und wurde von Georgios mit dunklen Clearvocals unterstützt und kontrastiert. Zum Ende hinzog die Band das musikalische Tempo an, nur um mit einem echten Knall das Set zu beenden und kommentarlos zu gehen. Dies war bereits die zweite positive Überraschung an diesem Tag und würde nicht die letzte sein.

Wir waren mit Krater im Mittelfeld des Spielplans angekommen. Mit zerrissener Kleidung, Kunstblut, einem krudem Corpsepaint, welches keine Feinheiten hatte, und einer Knochenkette um den Hals des Sängers Abortio präsentierte sich die Band dem Publikum. Zum Auftakt berichtete eine Stimme aus dem Off von ihrer grausamen, verfluchten Existenz und der Sänger am Mikrofon rezitierte stumm die Aufnahme mit, hob die rechte Hand zur Stirn und präsentierte ein aufgemaltes Stigma in der Handfläche. Der Sound und das Verhalten der Bandmitglieder wurde immer animalischer und aggressiver. So schaut Abortio tollwütig die Zuschauer bei seinen Screams an. Diese Energien sprangen auf die Besucher über, welche sich jetzt geschlossener vor die Bühne drängten und aus dem vorigen Nicken wurde das ersten Headbangen.

Mit The Spirit erschien ein harter Kontrast in den bisherigen Darstellungen der Bands. Die Mitglieder trugen einfache schwarze Hemden und teilweise farblich passende Westen. Dafür fehlten jegliches Corpsepaint, Kunstblut, satanische Zeichen oder anderweitige Accessoires. Gleichzeitig verzichteten sie auf bunte, abgedunkelte Beleuchtung und stattdessen helles, weißes Licht und auch mit dem Nebel gingen sie sparsam um. Zusätzlich zu der schlichten Aufmachung war der Bewegungsradius der Bandmitglieder überschaubar. Der Fokus lag primär auf ihrer Musik und besonders auf die ausdrucksstarken Gitarrenriffs. Die ausgeprägten Melodien dominieren die Musik und haben zu einigen positiven Überraschungen geführt. Trotzdem wurde die Crowd nur langsam mit The Spirit warm und die ersten Versuche die Besucher zu lauten “Heys” zu animieren, verliefen noch stockend. Aber die Besucher wurden warm mit der Band und bald wurden Lieder unter lautem Jubeln beendet. Kurz vor dem letzten Lied die erste und letzte Ansage von Sänger MT, in der er sich auf Englisch (aus Rücksicht auf die internationalen Besucher) bedankt und das letzte Lied ankündigte, welches von ihrem ersten Album stammt. Dieses Lied war auch merklich kantiger und krönte gut das Set ab.

Eine Akustikgitarre als Auftakt begleitet den Aufmarsch von Afsky, der nächsten Band im Line-Up. Sie stellten sich in einer Reihe auf und warten in Nebel getaucht. Der folgende Auftritt wurde unglaublich hektisch! Der viele Nebel und das Stroboskoplicht verwandelten die Bühne in einen unruhigen Ort, der im Kontrast mit dem sonst so dichten, atmosphärischen Black Metal steht. Dies störte die Zuschauer nicht, den diese flippten völlig aus. Die gesamte Crowd brodelte wie eine schwarze, sturmgepeitschte See und der Eindruck wurde durch das Stroboskoplicht weiter verstärkt. Auch wirkte der Jubel und Applaus nach jedem Lied sehr intensiv und am Ende des Sets zeigten sich die Bandmitglieder von Afsky wirklich gerührt und sehr dankbar von der Reaktion. So eine ehrliche Reaktion werden wir auf dem Festival nur selten erleben.

Mit Winterfylleth begann die Abschlussphase für den Freitag. Schon beim Aufbau eine Premiere: Ein Keyboard wurde auf der Bühne installiert. Dann begann der Auftritt mit sanften Melodien und viel Nebel. Durch das Ausbleiben von hektischer Beleuchtung wirkte der Start merklich mystischer und ruhiger. Die Musik fängt diesen ersten Eindruck mit dem schweren Sound und einer behäbigen Melodie, die aber genug Wiedererkennungswert hat, um nicht in die Monotonie zu driften. Mark Deeks am Keyboard hat einen merklichen Einfluss auf diesen Umstand. Chris Naughton hat mit seinem eisigen Gesang eine tolle Atmosphäre geschaffen, die besonders in hohen, choralen Phasen viel Ausdrucksstärke hat. Das Publikum taute im ersten Moment auf und die Haare flogen wild in alle Richtungen. Der Wellenbrecher wackelte unter dem Ansturm aus der ersten Reihe und unter lauten Rufen endete auch dieser Auftritt von Winterfylleth.

Die meisten Bands an dem Tag verwendeten einen akustischen Auftakt, aber an Ausdrucksstärke reichte niemand an Saor ran. Somit geht der Preis für das schönste Opening an das musikalische Projekt von Andy Marshall. Unterstützt wurde Andy bei dieser Show von Dylan und Nicolas von Can Bardd, Kevin Storm von Heretoir und Ella von Ephemeral. Ella war dabei aber das aktuell einzige durchgängige Mitglied der Livebesetzung, während die anderen Musiker je nach Spielort und Umstände variieren. Die Bühne wurde mit blauem Licht und Nebel geflutet und wie alte Sagengestalten erschienen die einzelnen Musiker. Saor gehört zu den großen Namen im Atmospheric Black Metal und dementsprechend war die Erwartung der Anwesenden groß. In den ersten Reihe war kein freier Platz mehr und umdrehen wurde zu einer Herausforderung, was aber nicht weiter störte, denn alle Blicke waren auf die Bühne gerichtet. Der gesamte Auftritt verwandelte die Halle in einen Sturm der entladenen Emotionen. Dies liegt an den langen, tragenden Riffs, die ausladenden und ausdrucksstarken Melodien und den Gesang. Zusätzlich zum Gesang von Andy wird die Musik dabei stark vom weiblichen Gesang von Ella geprägt, die ebenso diverse Flöten und Dudelsack spielt und mit ihrem Spiel den Black Metal weich und sanft abrunden kann, ohne dass dieser seine Stärke verliert. Dementsprechend war der Applaus auch gewaltig und den hat sich Saor redlich verdient.

Mit der vorigen Band sollte der Freitag noch nicht enden und so erhielten wir mit Hierophant einen Afterheadliner serviert. Die Band aus Italien hatte gleich zum Anfang ein Alleinstellungsmerkmal: Bühnendekoration. So standen drei metallene Aufsteller, welche Schlangen darstellen und ca einen halben Meter hoch sind. Diese krönen den Bühnenrand und stellten eine neue Erfahrung für den Moment dar. Dahinter standen die Bandmitglieder, die teilweise oben ohne und mit Corpsepaint spielten. Der Sound war brachialer- und schnörkelloser Black Metal, welche von herausfordernden Ansagen auf Italienisch angekündigt wurden. Die Besucher wurden scheinbar nicht müde, sondern fuhren ein letztes Mal auf. Fäuste wurden im schnellen Takt gereckt und laute Schreie gellen durch die Halle. Hierophant setzen dem Abend eine pechschwarze Krone auf.

Damit endete der Freitag auf dem De Mortem et Diabolum und bereits am nächsten Tag warteten weitere 8 Bands auf ihren Auftritt.

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