Letzter Arbeitstag in diesem Jahr und wie ist es besser, als die Feiertage mit einem gepflegten Konzert zu beginnen? Also machten wir uns auf den Weg in den Colos-Saal, um mit Schattenmann und Sanz zu feiern. Der Colos-Saal war an diesem Tag nicht ausverkauft und ich fand es für meinen Teil sehr angenehm. Dass nicht immer Quantität wichtig ist, sondern auch Qualität, davon jetzt mehr. Mit dem klassischen Gong vom Colos-Saal und einem nicht ganz passenden Nickelback-Song wird das Konzert eingeläutet.
Sanz
Mit treibenden Drums und fetten Gitarrenriffs ging es mit dem ersten Lied direkt ans Eingemachte. Eraserhead machte klar, was uns in der nächsten guten halben Stunde erwarten sollte: Hochklassiger Industrial Dark Rock.
Der Rhythmus des ersten Songs packte sofort und die ersten zögerlichen Klatscher setzten ein. Ex-Groovenom-Frontmann Sandro „Sanz“ Geissler hatte mich mit seiner Präsenz und seiner Stimme sofort überzeugt. Live erinnerte seine Klangfarbe unter anderem an die alten Placebo-Zeiten. Durch die Backing Vocals von Gitarrist Joel Gastel entwickelte sich jedoch ein ganz eigener Stil. Düster, tanzbar und rockig. Der nächste Song, Demon, stammte von der aktuellen EP. Hier kamen zu den schon beschriebenen Elementen noch kräftige Industrial Metal Riffs, wabernde Synthesizer, verzerrte Vocals und mitreißende Drums hinzu. Im Refrain wurde sogar teilweise gegrowlt. Das ist echt genial, weil es dem Song und seiner Bedeutung noch mehr Tiefe verleiht.
We are the lost ist ein bisschen ruhiger und wurde von der verzehrten Stimme des Sängers getragen. Der Sänger nahm uns hier mit auf eine Reise, die er mit Gesten unterstrich, indem er in die Knie ging und auf der Monitorbox stand. Das Lied war im Vergleich zu vorher eher ruhig und sehr atmosphärisch. Wir wurden weggetragen, sodass der Versuch, dass alle mitsangen, leider etwas unterging. Die Geste, das Mikro in die Menge zu halten, fand ich überraschend und gut. The Truth ist mit dem tanzbaren Synthwave-Beat, dem melancholischen Gesang und dem epischen Chor deutlich poppiger. Es ist ein Song, den ich gut und gerne in der Disco zum Tanzen höre, wobei das Ende ein absoluter Live-Moment war: das Gitarrensolo. Hier ist nicht einer der beiden Gitarristen der Lead-Gitarrist, sondern John und auch Joel hatten ihre Solomomente. Während des Gitarrensolos wurde dann von Sänger Sandro der rote Mantel ausgezogen und die Show ging weiter.
I’m thinking of Ending Things ist eine Ballade. Ich finde es super, dass ich dem Text wirklich gut folgen konnte und das ging nicht nur mir so. Das Publikum wurde warm, und schwupp, die Hände gingen mit von rechts nach links und zurück. Den Refrain habe ich persönlich total gefeiert. Er wurde zweistimmig gesungen und ich muss zugeben, ich habe eine Schwäche für mehrstimmigen Gesang. Joel hatte dieses Mal die Gitarrensoli gespielt und am Ende gab es ein dreistimmiges Summen.
Mit The End wurde das Ende der Show eingeleitet. Genau wie am Anfang der Show ging es mit treibendem Industrial Dark Rock nach vorne, und das Publikum hüpfte begeistert mit. Der Abend endete mit Alive. Wer mochte, konnte sich in der Umbaupause noch mit dem Sänger der Band unterhalten.
Setlist
Eraserhead // Demons // We Are Lost // The Thruth // Enemy // I’m Thinking of Ending Things // The End // Alive
Nach einem echt gelungenen und für mich positiv überraschenden Einstieg in den Abend freuten wir uns alle darauf, dass die Umbauphase nicht zu lange dauerte.
Dieses Mal ohne Gong, aber…
Die Bühne wurde in Blautöne und orangefarbene Strahlen getaucht. Mit einem mexikanischen Intro wurden zwei schmiedeeiserne Torbögen beleuchtet, treibende Drums, Fanfaren und die ersten Töne von Bassist Luke und seinem Bruder, Gitarrist Jan, ließen die beiden als Schatten hinter den Torbögen erkennen. „Einen schönen guten Abend Aschaffenburg“ erklang, Sänger Frank betrat die Bühne und die Show begann. Ohne groß anzufeuern, ertönten die ersten Hey-Rufe aus der Menge. Ich erwähnte schon: Quantität ist nicht immer Qualität … Ja, das hat man in den ersten Minuten sofort gehört und gespürt. Doch mit einem Knall und dem ersten Einsatz des UV-Lichts kam man in den Genuss der wirklich gut durchdachten Show. Die Band stand als Skelettmänner auf der Bühne und Gitarrist Jan sogar in mexikanischer Manier.
Schon beim zweiten Song Jeder ist schlecht war auf und vor der Bühne kein Halten mehr und das Publikum ließ sich mitreißen. Der Song wurde von Sidekicks durch Gitarrist Jan begleitet, der über seinen Teil der Bühne wirbelt, aber auch Bassist Luke ließ all seinem Frust freien Lauf. Brennendes Eis wirde dann mit Sidekicks von Frank untermalt und ein schönes erstes Gitarrensolo von Jan setzte dem Ganzen die Krone auf. Die Monitorboxen durften an diesem Tag viel aushalten und wurden viel und oft genutzt – so auch bei Tanz. Da standen die drei Musiker tanzend auf der Box und auch in der Menge war kein Halten mehr. Der Sänger hatte spontan mehrere La-Ola-Wellen initiiert.
Wie macht man seine Fans glücklich
Weihnachten stand vor der Tür und die Band hat sich was Besonderes ausgedacht. Sie hatten eine Gummipuppe in die Menge geworfen und jetzt freut sich eine Besucherin über ihre neue Errungenschaft. Mit der Puppe im Arm tanzte es sich gleich viel besser zu Generation Sex. Und der Spaß ging Schlag auf Schlag weiter. Natürlich durften die Luftschlangenkanone und der Nebelmaschinenclown bei Menschenhasser nicht fehlen. Beim Song Gewissen sahen wir dann zum ersten Mal an diesem Abend den Sänger Frank mit seiner E-Gitarre auf der Bühne. Er und Jan rockten Rücken an Rücken ein weiteres Solo.
Wer unsere Seite regelmäßig liest oder zur eingeschworenen Fanbase gehört, weiß bestimmt, was kommt, wenn ich Dickpic sage.
Genau! Eine Besucherin wurde aus dem Publikum ausgewählt. Sie hatte den Sänger mit dem Handy gefilmt und durfte als Dank auf die Bühne. Sänger Frank sprach dann etwas Wahres an, nachdem er mit der Besucherin ein Selfie gemacht hatte. Nämlich, dass das Foto irgendwo im Nirvana des Handys verschwinden wird. Wie auf Stichwort zauberte der Drummer eine Kamera hervor und es wurde ein Polaroid gemacht. Ach übrigens, der charismatische Sänger spielte geschickt mit der Einlage. Die Besucherin bekam erst das Foto, nachdem sie das nächste Lied, Dickpic, angesagt hatte.
Nadel & Faden ist ein schönes Gegenteil zu den vorherigen Titeln. Sänger Frank stand mit Gitarre auf der Bühne. Das Lied zauberte eine Gänsehaut, es wurden viele Hände in der Luft gereckt und von den Fans laut der Refrain mitgesungen. Schon bei meinem allerersten Konzertbesuch von Schattenmann war ich vollständig von der Nähe zu den Fans und den kreativen Showeinlagen beeindruckt.
Bei ihrem Lied Licht an kam das Schwarzlicht reichlich zum Einsatz. So leuchtete auch bei AMOK die Kettensäge spektakulär im UV-Licht. Das Lied Cosima lebt stark vom Mitsingen und den Wellen begeisterter Fans sowie von derer Textsicherheit. Am Ende des Liedes belohnten sowohl Herzchen von der Bühne als auch vom Publikum die Band. Spring deutet im Titel schon an, was vom Publikum erwartet wird. Die Menge erreichte dabei einen Höhepunkt in ihrer Begeisterung.
Zu Ende kommt noch der Titeltrack des Erfolgsalbums
Dia de Muertos stellt einen Meilenstein für die Band dar. Die Mitglieder dankten von Herzen allen Zuschauern und treuen Fans für diese besondere Erfahrung. Es war das letzte Lied der Show und Sänger Frank teilte dem Publikum mit, dass sie im Jahr 2025 leider keine Tour planen können. Dafür werden sie fleißig an neuem Material für das nächste Album arbeiten, das die Fans sicher gleichermaßen begeistern wird. Die ersten Töne des fast letzten Songs erklangen. Das Maskottchen der Band betrat dieses Mal mit einer eindrucksvoll großen Fahne die Bühne. Im Colos-Saal ist es ein echtes Kunststück, so eine Fahne zu schwenken, denn er ist bekannt für seine kompakte Bühnengröße, was solche Aktionen zu einer Herausforderung macht.
Nach dem Lied verschwand die Band von der Bühne, nur um in goldenen Jacken gekleidet zurückzukehren. Ewigkeit markierte dann wirklich den abschließenden Höhepunkt und den Hinweis, dass wir die Schattenmänner in irgendeiner Weise auch 2025 live erleben dürfen.
Nur bei einer Sache muss ich euch, liebe Schattenmänner, widersprechen. Wir verlassen zwar nackt die Erde und alles ist vergänglich, aber die wertvollen Erinnerungen bleiben bestehen.
Vielen Dank dafür, dass ihr für uns und mit uns wieder so wunderbare Erinnerungen geschaffen habt. Ich wünsche euch viel Erfolg und hoffe, dass wir uns alle beim nächsten Mal wiedersehen.
Setlist
Dämonen // Jeder ist schlecht // Religion // Brennendes Eis // Epidemie // Generation SEX // CHAOS // Menschenhasser // Gewissen // Dickpic // Nadel&Faden // Licht an // AMOK // COSIMA // Komet // Spring // Dia de Muertos // Kopf durch die Wand // Hände hoch // Ewigkeit
Bericht: Andrea
Bilder: Thomas
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