Was kann es Besseres geben, als sich nach einem entspannten Start ins Wochenende mit Spaß und guter Laune auf den Weg zum Fantasy Folk Fest zu machen? Direkt neben der Würzburger Residenz liegt der b-Hof, JuZ und Veranstaltungsort zugleich. Die Bühne befindet sich im Kellergewölbe und schon der Kellerabgang ist ein Erlebnis. Das Kellergewölbe besticht durch Kaskaden und äußerst moderate Getränkepreise (Club-Mate: 1,30 €). Ein kurzer Smalltalk mit Fotografen/Redakteuren von Dark-Art oder Musikern und schon kann die Party mit den drei Bands losgehen.
Hollow by the Mill
Die drei Musiker aus Nürnberg haben es sich zur Aufgabe gemacht, mit ihrem Irish Folk immer gute Laune zu verbreiten. Wir durften neben bekannten traditionellen Irish Folk Songs auch einige Geschichten aus dem Leben der Band hören. Diese lockerten die Stimmung auf, die Zuhörer ließen sich einfach in die Band integrieren und mein Highlight, war die Geschichte mit dem Bauchlicht. Bei The Fields of Athenry wurde bei einem früheren Konzert von einem treuen Fan ein Bauchlicht ausgepackt, um die traumhafte Ballade zu unterstützen.
Zum Glück wurde diesmal darauf verzichtet und so konnten Hollow by the Mill eine gute Dreiviertelstunde Irish Folk vom Feinsten bieten. Die klassischen Irish Folk Songs werden mit Gitarre, Flöte(n) und Bass gespielt. Gesanglich war ich schwer beeindruckt, denn Sänger Patrick erfreute uns mit einem Gesang, der an Sean-nós erinnerte. Dieser Gesangsstil ist bekannt für seine komplexen Vokalverzierungen. Die Sänger fügen oft Melismen hinzu, d.h. mehrere Töne, die auf einer Silbe gesungen werden und die Melodie auf subtile und ausdrucksstarke Weise verändern. Normalerweise ohne musikalische Begleitung und in gälischer Sprache, aber auch ohne diese beiden Elemente.
Die Lieder und vor allem die Balladen bekamen eine unglaubliche Tiefe. Auch die Wahl eines Basses anstelle der klassischen Bodhran/Drums als Begleitung fand ich einen genialen Schachzug.
Von Anfang an wurde getanzt, mitgesungen, gelacht und auch geschunkelt. Beim ersten Schunkellied wurden unsere Fotografin und ich mit einbezogen, schneller als wir gucken konnten.
The Fields of Athenry und Caledonia waren meine Highlights, weil sie das Gefühl, das ich in den irischen Pubs hatte, wieder heraufbeschworen haben und ich bei den Liedern wieder in die Vergangenheit gereist bin. Und wenn ich mich so umschaue, glaube ich, dass wir alle für kurze Zeit in Irland und in den Pubs waren.
Slainté! Schee war’s 😉
Star of the Country Down // Irish Rover // Tell me ma // Dirty old Town // The Fields of Athenry // Ye Jacobites By Name // Galway Girl // Whiskey in the Jar // Caledona // Wild Rover //Diggy Diggy Hole
Baumbart
Nach einem kurzen Umbau betraten Baumbart die Bühne. Marc, Bassist von Mythemia, hatte seine eigene Band mitgebracht. Mit den 6 Musikern wurde es sehr kuschelig auf der Bühne und so durften neben zwei Gitarristen auch ein Bass, eine Cajon, eine Sängerin und ein Multi-Instrumentalist an diversen Perkussion und Flöten auf die Bühne.
Baumbart entführte in die Fantasiewelt “Ellínor” und entstammt der Feder des Gitarristen und Sängers Marc. Seine tiefe, raue Stimme verlieh den Songs die nötige Tiefe. Sängerin Janine merkte man am Anfang noch die Nervosität an, was sich aber im Laufe der Zeit immer mehr legte und so wurde durch ihren Einsatz vor allem im Duett die Lieder eine besondere Note hinzugefügt. Refrains wurden gerne als Chor gesungen und dann war da noch Gitarrist Severin. Er war auf der viel zu engen Bühne mal mit der Sängerin Janine, mal mit Gitarrist Marc oder auf seinen Platz am schäkern und sein fieses Lachen – da kann sich der eine oder andere Bösewicht wirklich eine Scheibe abschneiden. Nicht nur er brachte viel Action auf die kleine Bühne. Auch Julian, der zwar in der zweiten Reihe stand, aber eindeutig Hermines Tasche dabei hatte. Hier Kastagnetten, da eine Flöte, dann noch eine andere Flöte, noch mehr Percussion und wo er die Melodica hergezaubert hat – keine Ahnung.
Die Spielfreude der Combo und die geniale Idee, nach zwei Eröffnungsliedern in die Geschichte eines Seemanns einzusteigen, gibt es nicht oft. Zuerst ging der Seemann auf Reisen, dann sah er die schöne Holde, ihr Vater, der König, stand nicht so Gold, aber er war trotzdem nicht glücklich mit dem Seemann. Denn auf einer Lichtung kam es zum Scharmützel, bevor am Ende das glückliche Ende mit Headbanging gefeiert wurde. Das Publikum machte mit, es wurde getanzt, gelacht, geklatscht und am Ende sogar mit einem Zopf geheadbangt.
Ein schöner Bogen von Irish-Folk-Musik mit den Abenteuern von Ellínor über Nimmerland bis hin zu Mythemia. Mit viel Spielfreude, Liebe zum Detail und mehrstimmigem Gesang wurde das Publikum in diese Welt entführt.
Setlist:
- White Wastelands
- Dance of the Trolls
- Byrnd One
- To the Fjords
- The Seed of Greed
- 100 vs 1
- Heathen Horde
- Return Home
- Stỳr!
Mythemia
Mythemia reisen mit ihrem Luftschiff aus dem Ruhrgebiet in das schöne Frankenland, um uns mit ihrem Fantasy-Folk-Rock zum Grinsen zu bringen. Und das gelang der sympathischen Band von den ersten Trommel-, Flöten- und Bodhrantönen an. Schon während des Intros ertönen die ersten Hey-Rufe und spätestens ab dem ersten Lied Wechselwind wird fleißig geklatscht und in der ersten Reihe getanzt. Auch auf der Bühne wird jeder Winkel in Beschlag genommen und so wird mit gebrachten Erhöhungen in Form von Bierkästen mit Mythemia-aufschrift, über das Podest mit den Drums oder einfach die Lautsprecherboxen alles genutzt.
Die dynamischen und eingängigen Texte sprangen schnell auf das Publikum über. Nach zwei älteren Songs wird mit Nimmerland, dem titelgebenden Song des gleichnamigen Albums, die Energie in eifriges Hüpfen auf und vor der Bühne umgesetzt. Feenstaub wird normalerweise von der wunderbaren Johanna Krins begleitet, die in Würzburg nicht dabei sein konnte, da sie mit ihrer eigenen Band Delva auf Tour war. So wurde Feenstaub alleine von Sänger Rodrigo und mit Chorus vertont und ich muss sagen, auch diese Version ist großartig. Es folgt Baldandres, wieder ein älteres Lied, unterstützt durch Wellen und Klatschen und den charakteristischen Chorus der Band.
Dramatisch wird es mit dem nächsten Song. Nach dem Geigen- und Gitarrenintro beginnt Ruf der Nacht mit der Stimme des Geigers Thomas, unterstützt durch den Sänger Rodrigo und treibende Bassdrums. Die Stimmfarben der beiden Musiker harmonieren sehr gut und verleihen dem Lied noch mehr Wildheit und der Refrain mit seinen aneinandergereihten Vokalen passt perfekt in das Lied. Für mich persönlich einer der Höhepunkte des bisherigen Abends.
Rodrigo lässt uns auch an der einen oder anderen Geschichte teilhaben und so begann er damit, dass es einen Barden gab, der einfach unglaublich schlecht war, aber nicht aufhören wollte zu spielen. Thomas, der Geiger, übernahm und wir, das Publikum, durften erst einmal laut jubeln. Beim ersten Mal klang es wohl eher wie ein Zahnarztbesuch und so wurde unsere Herausforderung darin gesehen, dass der Musiker uns zurief: „da ruft das Volk ihn hinterher“ und wir „lieber Barde sing nicht mehr“ antworteten. Klatschend stimmten wir dann das Lied Der Barde an. Eines muss man den Jungs lassen, sie können Stimmung machen.
Nach einem kleinen Ausflug in die Jigs und Rheels des klassischen Irish Folk werden wir mit einem Kartoffelspalten klauenden Wesen – geht gar nicht – mit Phantom in die letzte Showphase geführt. Natürlich durfte auch der Anti-Alkohol-Song Absturz mit Marc als Kapitän nicht fehlen. Mit Nebelmeer und einer Polonaise des Publikums endete der Abend.
Nur der Abschluss wurde ohne uns Zuschauer gemacht und mit lauten Zugabe-Rufen und einer kleinen Beratung der Jungs auf der Bühne, wurde die Zugabe dann einfach am Merch in Akustik fortgesetzt. Bewaffnet mit Gitarre, Geige, Bodhran und etwas zu trinken ging die Party dann einfach noch ein paar Lieder weiter. Die Musiker tanzten neben den Zuschauern Ringelrein. Den krönenden Abschluss des viel zu kurzen Ausflugs in die Welt des Fantasy Folk bildete Drunken Sailor, bei dem alle lautstark mitsangen.
Setlist:
- Intro + Wechselwind
- Nymphenquelle
- Feenstaub
- Insel am Rande der Zeit
- Baldandres
- Ruf der Nacht
- Der Barde
- John Ryan
- Phantom
- Unstetes Herz
- Absturz
- Nebelmeer
Zugabe:
- Leaving of Liverpool
- Tunes
- Tam Lin
- Cooley’S Reel
- Drosy Maggie
- Jump at the sun
- Drunken Sailor
Bericht: Andrea
Bilder: Roksana
Mehr von den Bands bei Dark-Art findet ihr hier:
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