Anfang März legten die Besatzungen von Storm Seeker, Mythemia und Tir Saor in Nachtleben an. Mit über 100 Gästen wurde eine feucht-fröhliche Seemannsparty gefeiert.
Tir Saor
Ein junger Mann mit Bodhrán und in klassischer schottischer Tracht betrat als Erster die Bühne. Mit kräftiger Stimme und „Guten Abend Frankfurt, habt ihr Lust auf Party und Seemannslieder?“ eröffnet er den Abend. Es ist Manuel von Tir Saor, der aus gesundheitlichen Gründen auf seinen Bandkollegen verzichten musste. Mit klassisch irischem Gesang, ähnlich dem Sean-nós, weiß er das Publikum vom ersten Ton an zu fesseln. Durch seine lockere, offene Art und den Wechsel zwischen klassischen irischen Folksongs wie Back home in Derry und dem schottischen Folksong Caledonia streute er immer wieder Seemannslieder ein.
Die Bodhrán wird nach dem ersten Stück von seiner Gitarre abgelöst. Mit einer One-Man-Show hat Manuel vom ersten Ton an das Publikum im Griff, das begeistert mit klatscht und unter anderen „We will be“ oder „Hey-ya“ ruft. Er selbst sah sich als Testballon für die Stimmung im Nachtleben und forderte das Publikum zum Circle Pit beim Cowboy Song auf. Kein Wunder, dass das Publikum begeistert von allen Seiten in den Kreis strömte und ja, das Publikum will Party.
Viel zu schnell ist der Auftritt vorbei und erst jetzt bemerkte ich mein Dauerlächeln, jetzt fehlte nur noch ein guter Whisky oder Rum und der Einstieg in den Abend wäre perfekt. Zum Glück war der Gig nicht nur für mich viel zu schnell vorbei und unter dem Jubel des Publikums wurde er noch einmal mit Verstärkung auf die Bühne geholt. Mythemia begleitete Manuel als ein Backgroundchor beim Abschlusslied.
Setlist:
- Blue Bonnets over the Border
- The Leaving of Liverpool
- Back Home in Derry
- All for me Grog
- Caledonia
- Jesse James
- Loch Lomond
- Bully in the Alley
Mythemia
Nachdem wir einen gemütlichen Abend in der Seemannskneipe verbracht hatten, wurden wir von der Crew der Mythemia mit ihrem Luftschiff abgeholt. Auf die Fahrt mit dem Luftschiff und den Besuch im Nimmerland war ich persönlich sehr gespannt. Nimmerland ist der aktuelle Longplayer, der meiner Meinung nach viel Potenzial für tolle Liveshows hat. Mit einem irischen Tin Whistle Intro wurde die Bühne betreten. Der Schlagzeuger forderte das Publikum zum Mitklatschen auf, was dankbar angenommen wurde. Durch den vielstimmigen Gesang, die fröhlich-folkloristischen Melodien und das großartige Zusammenspiel aller Instrumente war das Publikum schon nach dem ersten Lied Wechselwind mitgerissen.
So wurde auf und vor der Bühne u.a. zu Nimmerland gehüpft und viel mit geklatscht. Ein Highlight für mich war das Intermezzo von Violinist Thomas, das Sänger Rodrigo nutzte, um in der Menge zu pogen, um dann beim nächsten Song Phantom im Refrain lautstark vom Publikum unterstützt zu werden. Doch nicht nur vor der Bühne hatte Rodrigo stimmliche Unterstützung. Bei Feenstaub hatte er seine Bandkollegin und Cellistin Vivian als Gesangspartnerin an seiner Seite. Das tragische Liebeslied ist von einer Intensität, die mir Gänsehaut und atemlose Minuten beschert hat. Aber nicht nur Vivian kann singen, auch Bassist Marc lässt sein Gesangstalent aufblitzen. Bei Setzt die Segel und Absturz fungiert er als singender Kapitän. Wie schon eingangs vermutet, sind die neuen Songs echte Publikumslieblinge. Nicht nur durch die neuen und alten Lieder, sondern auch durch die authentischen und offenen Ansagen von Rodriguez wurde das Publikum noch mehr für die ‚echten Piraten‘ aufgeheizt. Aber auch hier, als die Band nach Nebelmeer die Bühne verließ, gibt es Zugabe-Rufe und Thomas spielt noch ein flottes irisches Folkstück auf seiner Geige.
Setlist:
- Intro
- Wechselwind
- Nymphenquelle
- Nimmerland
- Feenstaub
- Phantom
- Setzt die Segel
- Absturz
- Nebelmeer
Storm Seeker
Nach der stürmischen Fahrt mit dem Luftschiff gab es eine kleine Verschnauf- und Umbaupause. Beim Blick auf das Bühnenbild wird schnell klar: Jetzt kommen die echten Piraten. Das Schlagzeug ist von Galgen umgeben, auf dem Keyboard steht ein Rumfass und mit ‚Schock Schwerenot, mein Eheweib ist tot‚ von Duivelspack steigt die Vorfreude im Publikum. Zu den Klängen eines irischen Liedes betritt erst Schlagzeuger Olaf und dann die anderen Musiker die Bühne. Die Vorfreude und die Spannung sind im Club mit Händen zu greifen. Ich habe schon viel Gutes über Storm Seeker gehört und der erste Song hat mich sofort angesprochen. Es war die perfekte Wahl als Opener. Nine Ships by Night ist ein klassischer Piraten-Metal-Song mit einem einprägsamen Refrain, der vom Publikum dankbar mitgesungen wurde.
Nach diesem Lied war klar, dass wir als Schiffspublikum angeheuert hatten und für die nächsten Stunden zur Crew gehörten. Denn schon beim passenden Solo in Across the seven sea motivierte Kapitän Timothy die Crew zum Mitklatschen, was mit stürmischer Begeisterung erwidert wurde. In Heavyaway wird der Kapitän dann zum ersten Mal von seiner Schiffsführerin Fabi gesanglich unterstützt. Es ist die erste Headlinertour mit dem neuen Album. Hier stutzt der Kapitän kurz, um dann festzuhalten, dass der Longplayer fast ein Jahr alt ist und langsam groß wird und bald auszieht. Was für ein lustiges Bild von einer größer werdenden Baby-CD. Den Club Nachtleben kennt die Combo schon durch ihren Support von Manntra im Jahr 2023. Kapitän Timothy ist beeindruckt, dass die Band bereits durch die Supports viele Fans für sich gewinnen konnte.
Das wundert mich ehrlich gesagt nicht, denn die Lieder gehen sofort ins Blut, man kann sie mitsingen und tanzen, auch ohne sie zu kennen, und was auf der Bühne geboten wird, ist einfach köstlich. Neben den Ansagen des Kapitäns, seinem Trinkspruch ‚Prost du Sack‘, war Maat Ughar, der schrecklich Durstige, einfach göttlich. Eigentlich Keyboarder, öffnet er bei den ersten Songs sein Fass und versorgt die Schiffscrew, sich und seinen Captain während der gesamten Show mit Getränken. Oder er feuert das Publikum an, wie bei Destiny Course, oder er holte sein Luftkeyboard raus oder dann bei der Zugabe sein tragbares E-Keyboard. Der Maat ist einfach eine wandelnde, ständig durstige Wundertüte und erfrischt die Show ungemein. Das muss man erlebt haben!
Neben den Showeinlagen fordern die Lieder Publikumsaktionen nahezu heraus und neben Tanzen, Klatschen durfte die Crew bei Row Row Row dann mit auf die Nordsee segeln und alle machten am Boden oder mit Gesten mit. Jack lud zum Pogen ein und wenn das alles nicht hilft. Dann kommt der Captain mit seinen Ansagen und fotzelt z.B. mit der Luftschiffcrew von Mythemia und dann ist ihm der Freud’sche Versprecher passiert, dass er Rodrigez küssen will. So etwas sollte er in Frankfurt nicht zu laut sagen. Das wurde von der Besatzung sofort mit lautem Gegröle quittiert. Naja, er hat sich rausgeredet und auf die letzte Show verwiesen. …..
Es wurden auch ernsthafte Informationen ausgetauscht und so erfuhr die Frankfurter Crew, dass Drummer Olaf bei dem gemeinsamen Song mit Mono Inc. mit komponieren durfte. Das war der Anfang von After Dark. Musikalisch war es eine tolle Mischung aus Metal, Hurdy-Curdy Recorder, symphonischer Komposition und Gesang. Die tiefe Stimme passte auch sehr gut zu den Songs. Jedes Instrument war perfekt eingesetzt. Das fiel vor allem bei der etwas düsteren Einleitung zu den Highlights der Show auf. One More Day wurde von Schiffsführerin Fabi gesungen.
Sie hat eine klare Sopranstimme und wurde im Refrain vom Kapitän Timothy mit nur pointierten Sätzen unterstützt. Das verleiht dem Lied eine extreme Tiefe und wir als Besatzung lauschten gebannt der Geschichte. Nach dem Lied wurde die Bühne abgedunkelt und vor der Bühne wurde umgebaut. Die Bassdrum wurde einfach in die Mitte der Schiffsbesatzung gestellt. Aus dem Backstage-Bereich kamen Kapitän Timothy und Sänger Manuel von Tir Saor jeweils mit Laternen bewaffnet und in der Mitte ging Schlagzeuger Olaf. Dieser epische Auftritt wurde natürlich freudig begrüßt und nachdem das Licht der Laternen gegen Handylichter ausgetauscht wurden begann das Trommeln… Die Trommel wurde von rhythmischen Klatschen des Publikums unterstützt. Dann setzte mit dem Gesang der beiden Sänger ein Potpourri an Shantys ein. Die Stimmen passten perfekt zusammen. Die Melodie wurde vom Kapitän vorgegeben, Textpassagen wurden abgewechselt und gemeinsam sangen sie den Refrain der Shantys. Kapitän Timothy mit seiner tiefen Stimme, Sänger Manuel mit seiner einzigartigen irisch angehauchten Stimme und die Trommel – es folgten traumhafte Minuten, die mit Zugaberufen endeten. Ein paar ruhige Minuten zum Durchatmen und atemlosen Zuhören, bevor der Auszug mit den Drums und den ersten Liedzeilen von Wellermann begann… Das Schlagzeug wurde diesmal von Gitarrist Paul bedient und Schlagzeuger Olaf übernahm einfach die Gitarre. Die Combo ist immer für eine Überraschung gut. Mit den Zugaben The Langing, Bottom up, Rum wurden von der obligatorischen Schiffsmannschaft noch mal die letzten Reserven zum Pogen, Tanzen und Headbangen genutzt, bevor der viel zu kurze Ausflug mit der Crew von Storm Seeker, unterstützt von Mythemia und Tir Saor, zu Ende ging.
Und so trat die obligatorische Schiffsbesatzung mit etwas Wehmut die Heimreise an. Bis zum nächsten Andocken der Piraten und ihreren befreundeten Crews.
Setlist:
- Intro
- 9 Ships by Night
- Across the 7 Seas
- Heavaway
- Pirate Squad
- Drum Solo
- Naval Hitchhike
- Destined Course
- Jack
- How to be a Pirate
- Side by Side
- After Dark
- One more Day
- Shantie Vamp
- Wellerman
- Row Row Row
- Drag O below
- Miles + Miles
- The Longing
- Bottoms Up
- RUM
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