Festivalbericht: Prophecy Fest 2024 – Freitag

Nach dem ruhigen Vortag auf der Festivalwiese mit Freibier und akustischem Neofolk startete sodann am Freitag auch der erste komplette Festivaltag in der Balver Höhle mit einigen spannenden Bands. Eines kann vorab gesagt werden: Es hat sich gelohnt.

Der zweite Programmtag des Prophecy Fest, der Erste in der Balver Höhle selbst, wurde von der österreichischen Black/Folk-Gruppe Perchta eingeläutet, die im Juni dieses Jahres noch ihr zweites Album D’Muata veröffentlicht hatten. Mit einem grausigen, doch sehr beeindruckenden Bühnenbild konnten sie der bereits gut gefüllten Höhle einen spannenden Einstieg in den musikalischen Tag bieten. Lieder wie Vom Verlånga, wie auch der Rest der Setlist, zeigen den Hörern nicht nur einen künstlerischen Mehrwert, sondern regen auch, wenn man das Österreichische verstehen mag, zum Träumen und Nachdenken an. Sichtlich konnten die Tiroler jedoch mit ihrem Beitrag, nicht nur aufgrund der phänomenalen, schneidenden Vocals, einige neue Fans dazugewinnen und bereicherten das Prophecy Fest schon früh mit einem kleinen Highlight. Diese Darbietung kann sowohl musikalisch als auch showtechnisch jedem Anhänger dieser Richtung nur wärmstens ans Herz gelegt werden.

Wie schon im Jahr zuvor, gab es auch dieses Mal wieder eine zweite Bühne innerhalb der Höhle, wobei es dank besserer Organisation keine Überschneidungen gab. So durfte auch am Freitag nochmals die Gruppe um Thief mit einem speziellen Vespers-Set ran. Etwas missverständlich ausgedrückt, denn es handelt sich um Stücke vom 2019er-Album Map of Lost Keys, das besonders durch die verzerrten elektronischen Klänge und eine eher monotone Gesangsdarbietung unterstreichen ließ. Es war spannend dieses Konzept live auf einer Bühne zu erleben und das fanden auch die Besucher, denn der Raum vor der Bühne füllte sich schnell und dicht. Ein interessantes Erlebnis und eine andere Seite Thiefs, die man an dem Tag kennenlernen durfte. 

Mit der nordrhein-westfälischen Black Metal-Band Eïs um den musikalischen Kopf Alboin wurde, wie so oft auf dem Prophecy Fest, eine Show geboten, die über die normale Setlist hinaus geht. In diesem Falle wurde eine spezielle Darbietung des Albums Galeere aus 2009 auf die Bühne gebracht, welches zu seiner Zeit noch unter dem Namen Geïst veröffentlicht wurde und das letzte Album vor der Umbenennung in den heutigen Namen stellte. Wie schon öfter gesehen, schafften es Eïs ohne großes Spektakel auf der Bühne den Kern ihrer Musik sehr gut zu vermitteln, mit dem Fokus eben auf dieses spezielle Album, welches gerade im Umfeld der atmosphärischen Höhle nochmals besonders stark wirken konnte.

Ein ganz persönliches Highlight ereignete sich folgend mit dem ersten Auftritt von Tim Yatras mit seinem Projekt Germ, das nach einer mehr als ergreifenden Show in 2016 in die Balver Höhle zurückkehrte. Germ, das verspricht ein tief atmosphärisches, ergreifendes und musikalisch abwechslungsreiches Erlebnis des Depressive-/Atmospheric-/Post-Black Metals. Obwohl das letzte Album Escape bereits acht Jahre zurückliegt, hat die Musik nichts von ihrem besonderen Touch verloren, ganz im Gegenteil schafften es Yatras und seine Mitmusiker die Kunst des Projektes auf eindrucksvoll stimmungsvolle und routinierte Art und Weise auch live mit all seinen Facetten zu vermitteln. Was dieses Projekt zu dem macht, was es ist und wie es sich entwickelte, all das kann in unserem Dark-Art-Interview mit Tim Yatras vom Prophecy Fest 2024 auf YouTube nochmals genauer erlebt werden. Erwähnenswert hinsichtlich der Show selbst ist zusätzlich der großartige Gasauftritt beim Song Butterfly von Kristien Cools der belgischen Doom-Formation Spendidula, über die auch bald ein Artikel der Kategorie „Band der Woche“ erscheinen wird.

Kurz darauf mussten die Besucher sich wieder weiter in die Höhle begeben, um auf der kleineren Bühne die Bonner Progressive-Doom/Death-Band Valborg nicht zu verpassen. Durch ihre Musik, die eine doomige, unaufgeregte, doch bestimmte Soundkulisse aufbaut und all das mit einem Gesang garniert, der gleichermaßen durchdringend als auch in dieser verschwimmend ist, zog es einige Besucher zur kleineren Bühne, die der Musik mal stärker, mal weniger stark wippend lauschten. Eine interessante Band, die man sich definitiv genauer anschauen sollte.

Der Name Solstice ist ein solcher, der trotz seines Alters, die Band existiert bereits seit 1990, nicht allen bekannt sein könnte, vor allem unter den alteingesessenen Prophecy-Besuchern, die sich besonders im Black Metal und verschiedene Richtungen des Folk wiedererkennen. Mit ihrem episch angehauchten Heavy und Doom Metal passten die Engländer nicht so ganz ins „normale“ Programm des Prophecy Festes, zeigten aber gleichzeitig mit einem starken und überzeugenden Auftritt nochmals nicht nur ihr eigenes, eingespieltes Können, sondern ebenso die Vielfalt des Festivals auf. Auch wenn es eventuell nicht zwingend das ist, was die meisten Besucher auf dem Festival suchen würden, so muss ausdrücklich gesagt werden, dass der Auftritt selbst auf anregende Art und Weise gestaltet wurde und auch den Ansprüchen eines jeden Metal-Fans gerecht werden konnte. Von daher war es alles in allem eine schöne Überraschung, mit Solstice eine mehr als gelungene Abwechslung in der Höhle hören und sehen zu können.

Mit In the Woods… wurde es anschließend stellenweise ein wenig ruhiger. Die norwegische Progressive Metal Band baut in ihre Musik einige Elemente des Gothic und Black Metals ein und garniert all das mit einer Note Doom Metal. Kein Wunder also, dass sie auf dem Prophecy Fest spielt. Die Band nutzte das Set, um sich einmal durch die Diskografie zu spielen und insbesondere einen Schwenker in die 90er Jahre und ihre Anfänge zu machen. Wie zu Beginn gleich das Heart of the Ages vom gleichnamigen Album. Songs wie We Sinful Converge oder 299 796 km/s brachten etwas Ruhe ins Set. Insgesamt ein sehr abwechslungsreiches und gut durchgemischtes Set und eine wohlverdiente Verschnaufpause für das Publikum.

Als letzte Band des Tages auf der Second Stage spielten die Isländer von Fortíð, die letztes Jahr ihr neues Album Narkissos über Lupus Lounge, ein Unterlabel von Prophecy Productions veröffentlichten. Dazu hatten sie dann 25 Minuten die Chance, dieses zu präsentieren, was ihnen aber durch unvorteilhaften Sound nicht einfach gemacht wurde.

Ein weiterer besonderer Auftritt ereignete sich folgend auf der Hauptbühne mit den britischen Rockmusikern um die mittlerweile über 80 Jahre alte Legende, die auf den Namen Arthur Brown hört. Der Engländer zeigt sich mit seiner Gruppe noch immer sehr energisch und leidenschaftlich in seinem Schaffen auf der Bühne, was nicht nur Bewunderung, sondern auch mit dem Voranschreiten des Abends gute Stimmung auslöste. Dabei wird The Crazy World of Arthur Brown auch showtechnisch ihrem Namen mehr als gerecht, mit der bekannten ausgeflippten Kreativität, die sich um den psychedelischen Rock schwingt. Auch und besonders für jüngere Besucher ist es immer wieder eine schöne Sache, den Geist der 60er und 70er Jahre in der Kunstfigur von Arthur Brown (noch immer) sehen zu können.

Als Headliner trat am Freitag eine der wenigen Prophecy-fremden Bands auf die Bühne. Triptykon aus Zürich ist vor allem deshalb zu ihrem Namen gekommen, da es eine der Folgebands aus Celtic Frost nach deren Auseinanderscheiden 2008 ist. Mit Tom G. Warrior als Frontmann war dieser Auftritt natürlicherweise vom Black Metal-begeisterten Publikum mit großer Vorfreude und Spannung erwartet worden. Im Vergleich zu Triumph of Death, der Hellhammer/Celtic Frost-Tribute Band, verhält sich diese Band etwas Doom-lastiger und insgesamt meist langsamer, doch nicht weniger intensiv. Sehr offensichtlich zeigt sich, dass sich Herr Fischer eine mehr als gute Truppe zusammengesucht hat, die wunderbar untereinander harmoniert und die Energie und Härte von Triptykon vermittelt. Wenngleich in Teilen etwas schwerfällig und repetitiv war doch die Freude in der gut gefüllten Höhle weder unübersehbar noch unüberhörbar.

 

Bericht: Michi, Roksana 
Bilder: Roksana, Matthias

Mehr zum diesjährigen Prophecy Fest findet ihr hier:

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