Festivalbericht: 09.09.2023 Prophecy Fest 2023 – Samstag

Ein neuer Tag auf dem Prophecy Fest und es war Bewegung auf dem Zeltplatz, die ersten Besucher nutzten die Zeit am Vormittag, um die ersten Zelte abzubauen und das erste Gepäck wegzuschaffen. Vorbereitungen für die nächtliche oder morgendliche Heimreise waren definitiv sinnvoll, denn die Wege waren lang und die Temperaturen unberechenbar. Um 12 Uhr öffneten sich die Pforten der Höhle und die ersten Besucher machten sich auf den Weg, den letzten Festivaltag mit der ersten Band zu beginnen.

Der Samstag startete nun planmäßig auf der Hauptbühne im Höhleneingang mit E:L:R. Zwei weibliche Stimmen, zwei Saiteninstrumente, ein Schlagzeug und ganz viel Atmospheric Doom/Post-Metal. Die Melodie, getragen vom unsichtbaren Schlagwerk, unsichtbar, weil die dicke Nebelwand in Verbindung mit dem roten und weißen Licht die Sicht versperrte, bewirkte, dass alle perfekt aufeinander abgestimmt wirkte. Der Sound trug sanft durch den ersten Auftritt des Tages.

Mit Gospelheim startete das Programm der Nebenbühne mit einer ordentlichen Portion Gothic Metal. Die recht frische britische Band hatte 2022 ihr Debütalbum veröffentlicht und gab in zwei 15 Minuten Sets einige ihrer Songs zum Besten. 

Was machen ein Rabe, ein Schweinepriester, eine Ziege und ein Schlachter, wenn sie sich treffen? Na Musik natürlich. Das ist eine wirklich schlechte Art Slagmaur einzuleiten, doch das Quartett aus Norwegen sticht mit den nun wirklich besonderen Kostümen heraus.. Die Band gibt es bereits seit 25 Jahren und hat bereits eine starke internationale Fangemeinde. Die Fans standen auch bereits zu dieser frühen Uhrzeit bereits in der Höhle und hatten ordentlich Bock, die Gestalten auf der Bühne jedoch auch. Der Protogonist Dr. Von Hellreich und das obskure Buch stellten ein Haupt-Showelement zu Beginn der Show dar und die Band konnte auch das Publikum, das sie noch nicht kannte, gut abholen. Eine starke und interessante Performance zum frühen Nachmittag.

Als Nächstes folgte die dänische Black/Death/Doom-Band Saturnus. Besucher des vergangenen Prophecy Fests dürften diese Band noch gut in Erinnerung haben, denn schon letztes Jahr spielte die Band am Samstag auf. Und auch dieses Mal bildete ihr Auftritt einen Ruhepunkt im Tagesprogramm. Vor allem die Melodik in Teilen des Auftritts fügte sich wieder sehr schön ins Umfeld der Höhle ein und sie konnten, trotz der Härte nach den vorherigen Bands, den Geist etwas runterfahren lassen, was wieder für eine gute Aufteilung spricht. Auch wenn optisch nicht viel passierte, bot die Band eine sehr dichte Atmosphäre, die so gut zu diesem Festival passt. 

Mit Illudium auf der Nebenbühne ging es wieder mit alten Bekannten weiter. Sängerin Shantel Amundson eröffnete bereits den Donnerstag alleine ohne ihre Instrumentalfraktion und bot mit ihrem soften Auftakt einen sanften Einstieg in den Tag, aber auch nun stellt der Auftritt, neben Saturnus, einen Ruhepunkt dar, trotz des Feuers an den Seiten. Dennoch zieht die Musik eine Menge Besucher vor die Bühne, die auf diese musikalische Verschnaufpause richtig Bock hatten. 

Was dann folgte, wurde im Vorfeld auch von vielen Fans erwartet, denn das Prophecy Fest bot hier seinen Besuchern eine Live-Premiere. Die Band Gràb spielte ihren ersten Auftritt. Ursprünglich als einzige Show aller Zeiten der Band beworben, stellte sich dies im Nachhinein zwar als erste, aber nicht mehr einzige Show der Band dar. Die Truppe, um den ehemaligen Frontmann von Dark Fortress, veröffentlichte 2021 das Debüt-Album Zeitlang, dieses prägte auch den Liveauftritt. Und obwohl die Band selbst nicht bei Prophecy Productions unter Vertrag steht, waren die Musiker auf der Bühne dem Publikum teils wohl vertraut. Hier standen unter anderem Markus Stock und Martin Falkenstein auf der Bühne. Passende Outfits und die Videos auf der Leinwand vervollständigten die Stimmung. 

Die zweite Halbzeit auf der Hauptbühne durfte eine weitgereiste Band eröffnen, Novembers Doom aus Chicago. Die amerikanische Death-Doom Band hat mehr als 30 Jahre Erfahrung in der Tasche und findet beim Prophecy Fest eine große Fangemeinde vor und die Energie überträgt sich zwischen Publikum und Band stetig. Sänger Paul Kuhr gibt ordentlich Gas, eine Energie, welche von dem dominanten Schlagzeug und den beiden Gitarren umrahmt wird. Die Band war ganz klar eines der Highlights des Festivals!

Weiter ging es auf der Nebenbühne mit der ehemals aus Weißrussland stammenden Doom/Post-Metal Band Dymna Lotva. Die Musiker, in rote Gewandungen gekleidet, wurden optisch kontrastiert von Sängerin Nokt, die im langen weißen Kleid und mit einem Haarreif aus Knochen auf die Bühne kam, der Mikrofonständer war verziert mit einer blutigen Vogelschwinge. Mit ihrem gesamten Auftritt schafft es die Truppe, die Emotion ihrer Musik zu transportieren und zu Recht drängen sich hier viele Besucher vor der Bühne. Auch scheut sich die Band nicht vor politischen Ansagen, und in der zweiten Show zierte zusätzlich eine Ukraine-Flagge die Bühne. Insgesamt war das zweite Set musikalisch etwas härter.

Umrahmt von diesen beiden Auftritten spielten auf der Hauptbühne die Österreicher von Dornenreich. Die Dark-Metal-Band überzeugte mit ihrem expressionistischen Gesang, kombiniert mit den Klängen von E-Gitarre und Geige. Die Band spielt aktuell nur einzelne exklusive Metal-Shows, so war der Auftritt auf dem Prophecy Fest die einzige Metal-Show im Jahr 2023. Mit der leise rezitierten Textzeile „Was zieht her von welken Nächten“ begann Eviga den Auftritt, der insgesamt dominiert war durch Material aus dem 2001er Album Her von welken Nächten. Von den vier Songs, welche es in die Setlist schafften, war auch einer von dem aktuellen Album Du Wilde Liebe Sei, Der Freiheit Verlangen nach goldenen Ketten.

Eine weitere Band aus dem Hause Prophecy ist die Black-Metal-Band Vemod aus Norwegen, die ihren Stil selbst als Dark Etheral Metal bezeichnet. Die Show war im Vergleich zur vorherigen Dramatik auf der Nebenbühne sehr schlicht gehalten. Die Musiker waren in einfachen Schwarz gekleidet und die dunkle, aber effektive Lichtshow, unterstrich zusammen mit der Projektion auf der Rückseite die Stimmung der Musik. Einzig der Notenständer in der Mitte der Bühne wirkte etwas unpassend in dieser Darbietung. Neben einem älteren Stück lieferte die Band mit drei neuen Songs einen starken Ausblick auf das kommende Album The Deepening, welches im nächsten Jahr das Licht der Welt erblicken wird.

Auf der kleinen Prophecy Bühne sollte es auch allmählich dem Ende zugehen. Mit einem Genre, das mir so das erste Mal über die Füße lief, Doom N‘ Gloom.  Tar Pond aus der Schweiz verkörpern die Melancholie mehr als jede andere Band des Festivals, mit einer dunklen Grundstimmung. Mit langsamer Musik, einer dunklen getragenen Stimme und der Kippe in der Hand, spielte die Band das Set, das leider weniger Publikum zog als die anderen. 

Mit dem Absenken des Lichts, lief auf der Leinwand auf der Bühne eine Videobotschaft von Arthur Brown ab, der seinen Auftritt der an dieser Stelle hätte starten sollen, doch aufgrund diverser Umstände war dies nicht möglich. Daher verschoben die Veranstalter den Auftritt von Darkher von Freitag auf Samstag, anstelle Arthur Browns, der sich freut, uns dann in 2024 zu besuchen.

Mit Darkher stand ein altbekanntes Projekt für den geneigten Prophecy Fest Besucher auf dem Programm, denn die Band gehört zu dem Festival, wie der Mond zur Nacht. Das Duo spielt eine Mischung aus Atmospheric Doom, Gothic Rock und Neofolk, und erzeugt damit eine dichte, düstere Stimmung, die an dieser Stelle das Publikum ein wenig herunterfährt, bevor es gleich weitergehen soll. Gut eingesetztes Licht und die Stimme von Jayn Hanna „Darkher“ Wissenberg runden all das ab und stellen eines der Highlights der Veranstaltung dar.

Den krönenden Abschluss des Tages bildete dann nun die Band, deren Ankündigung zum kurz darauf folgenden Sold-Out des Festivals führte. Die Rede ist natürlich von den US-amerikanischen Legenden von Agalloch. Diese exklusive Reunion-Show führte im Publikum zu einem wahren Ausbruch an Emotionen, es wurde laut geschrien, vor Freude geweint, und bei manchen Besuchern hatte man den Eindruck, sie bekamen einen Orgasmus. Die 11 Songs führten einmal quer durch die fünf Studioalben der Band, und manche Songs wurden das erste Mal seit einem Jahrzehnt wieder auf die Bühne gebracht. Nach insgesamt zwei Stunden, gefüllt mit der tragenden und epischen Musik, ging dann das Prophecy Fest 2023 zu Ende und hinterließ viele glückliche Besucher.

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Roksana Helscher, Fotografin und Redakteurin. Seit 2016 bei Dark-Art dabei, ein Teil der Chefredaktion und das Mädchen für alles. Seit meinen ersten Konzertfotografie-Gehversuchen in 2011 bis heute unterwegs und versuche das Geschehen auf großen und kleinen Bühnen zu dokumentieren.

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