Wenn man den Werdegang von Future Palace betrachtet, kann man davon ausgehen, dass es gelegentlich Glück im Unglück gibt. Sie starteten ihre Karriere kurz vor dem ersten Lockdown und so war an Konzerte und Promo ihres ersten Studienalbums nicht zu denken, was aber ihren Erfolg keinen Schaden zuführte, sondern sie zum Senkrechtstarter in der Szene etablieren ließ.
So wurde ihre Tournee dreimal verschoben und jedes Mal gab es ein Upgrade. Also gestartet mit dem Nachtleben, verlegt in Das Bett am 18.03.2023 und dann in die Batschkapp am 03.10.2023. Wenn das mal kein RUN ist, vor einer fast ausverkauften Halle ihre erste Headliner-Europatournee zu feiern und zu starten. Es ist wie im Zukunftspalast.
Genug der Wortspielereien 🙂
Der erste Abend der Tour beginnt mit der Vorband Venues. Die sympathische Post-Hardcore-Band aus Stuttgart geht gewohnt mit Shouter Robin und Sängerin Lela auf die Bühne, um mit viel Elan zu beginnen. Nach dem ersten Lied wird sich zum einen bedankt und zum anderen auf technische Schwierigkeiten hingewiesen. Gesang war gut, aber wenn Lela etwas anmoderierte, wurde ihre Stimme immer sehr leise – das finde ich wirklich schade und führte vermutlich auch dazu, dass das Publikum zu Beginn noch etwas reservierter war. Die Band ist auf der Bühne zu Hause. Neben Positionswechsel der Sänger zu allen ihren Mitmusikern, sangen sie auch miteinander, feuerten die Leute an und headbangten. Highlight war wieder Reflections, der Song gegen den inneren Kritiker und um sich selbst mal zu feiern. Er wird freudig begrüßt und das Publikum klatscht dazu. Als weiterer Höhepunkt kam ein neuer Song mit dem Arbeitstitel In your face. Bei diesen wird ein Video gedreht, um am Ende aus allen Konzerten einen Mitschnitt zu schneiden. Hier kommt es zum ersten kleinen Pit und die Menge wird aktiver. Auch mit konkretem Lichteinsatz wird zu aktiveren Klatschen etc. aufgefordert. Am Ende der Show gibt es dann noch eine gepflegte Wall of Death. Sänger Robin bedankt sich bei den Fans und verweist auf Future Palace, um mit einem ‚gepflegten, aber sicheren, harten Körperkontakt‘ die Ground in die Wall of Death zu entlassen.
Trotz der technischen Schwierigkeiten finde ich Venues jedes Mal wieder eine post-hardcore-Band mit viel Empathie, Herz und Spielfreude. Es macht immer viel Spaß, die Musiker mit dem Ground und auf der Bühne interagieren zu sehen und ich freue mich sehr auf das nächste Mal. Denn es ist doch immer wieder was Neues.
Setlist:
- Oblivion
- Haunted House
- Shifting Colors
- Reflections
- In your face
- Whydah Gally
- We are one
- Cravings
Future Palace startet mit einem außergewöhnlichen Intro. Die Bühne erscheint in angenehmen Dunkelgrün und eine Computerstimme macht die Ansage, wie immer wieder in Laufe der Show. Diese Stimme hinterfragt Situationen und bei „Come on, we need to go“ geht das Licht in Stakkato bzw. wie ein Herzschlag an und die Menge beginnt automatisch zu klatschen. Bevor die Bühne in dunkelblau getaucht wird und die Band auf der Bühne erscheint. Sängerin Maria ist eher ein Schatten als direkt zu sehen, was sie nicht am Hüpfen und Springen hindert. Dieses Konzept zieht sich durch und die Bühne ist allgemein eher dunkel und in verschiedenen Farben gehalten. LED-Leuchten, welche doppelt diagonal angebracht sind, wechseln die Farbe bzw. die Helligkeit. Mit Zwischenintros wird das Intro wiederholt und damit subjektiv durch den Abend geleitet. Funfact am Rande, ich hatte das Vergnügen den Lichttechniker beobachten zu können und er tanzte die komplette Show hinter seinem Pult mit. Allgemein ist die Lichttechnik sehr ausgereift und die Band schon deshalb sehenswert. Also, wenn das mal keine Freude an seinen Beruf ist. Das Publikum war sehr gebannt von der Musik und der Show.
Sängerin Maria singt viel in Klarstimme und shoutet bei einigen Songs, aber das tut der Stimmung keinen Abbruch. Es wird mit dem Kopf gewippt, geklatscht, gejohlt und die Frontfrau ist sehr geflasht von der Menge vor sich. Irgendwie schon verständlich, die erste Headlinershow gleich in einer fast ausverkauften Batschkapp zu beginnen. Neben der genialen Lichtshow gibt es auch noch weitere Highlights, so werden bei A World in Tears Luftballons in Menge geworfen. Hier ist es das erste Mal, dass der Drummer sein Können zeigen kann und es kommt zu verschiedensten Rhythmusabfolgen. Das führt automatisch zu mehr Aktion und so werden im Laufe des Lieds nicht nur Luftballons durch die Menge geworfen, sondern auch Jacken. Mit Fever kommt der Partysong des Abends und die Band und das Publikum tanzen und hüpfen zu der Musik. Auch Future Palace kommen mit ernsten Themen auf die Bühne. Nach Break Free wird die Bühne dunkel und Frontfrau Maria erscheint alleine mit E-Piano auf der Stage. Sie spricht über ihre persönliche schwierige Zeit, bedankt sich erneut und redet wirklich aus ihrem Herzen. Break Free ist ein sehr persönliches Lied, das darum geht, dass man seine Träume nie aus den Augen verlieren soll und dass es trotz mentaler Krankheiten oder traumatischer Erlebnisse auch wahr werden kann. Maybe war der erste Future Palace Song gewesen. Gesanglich und auch vom Sound ging das Lied komplett unter die Haut und berührte mich sehr tief. Zum Glück kam danach neben Heads up der neue Song Malphas und in diesem beiden kam es zum ersten Circle Pit des Abends. Die Songs sind härter, es wird mehr geshoutet und der gutturale Gesang kommt mehr zur Geltung. Spätestens hier ist das Eis gebrochen und die Menge singt mit und es kommt noch zu einer Wall of Death. Mit Sleep Tight geht mit einem gesungenen Refrain durch die Ground der Abend zu Ende. Die Menge ist fast glücklich, denn trotz Zugaberufe wird kein Song mehr gespielt. Ich finde es vollkommen akzeptabel, wurde vorher doch viel geboten und ich gehe mit einem Grinsen nach Hause.
Setlist:
- Defeating Gravity
- Roses – Zwischenspiel
- Twisted
- Flames
- Locked – Zwischenspiel
- A World In Tears
- Fever
- Dead Inside – Zwischenspiel
- Lately
- Break Free
- Maybe
- Wounds- Zwischenspiel
- Heads Up
- Malphas – Zwischenspiel
- Paradise
- Sleep Tight
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