Mit der Knights & Riots Tour 2023 sind Grave Digger, Mystic Prophecy und Cellar Sone vom 13.01. bis zum 28.01.2023 auf 16 Konzerten quer durch Deutschland.
Am Montag dem 16.01.2023 spielte Grave Digger im Hole 44 in Berlin. Vorweg, die Location ist schon was ganz besonderes. Von außen macht der Ort nicht viel her, Wände voller Plakate, keine ausgefallene Reklame und nur eine schmucklose Tür. Als ich kurz nach 6 Uhr dort ankam, wiesen nur Menschen mit Kutten auf das bevorstehende Konzert hin. Brav habe ich mich in die kleine Schlange gestellt, gleich zu meinem lieben Fotografen Andreas und seiner Begleiterin. Dort habe ich auch Tino kennengelernt, einen frischen Schreiber für Dark Art, der auch einen Kommentar zu dem Konzert abgeben wird.
In der Location die erste Überraschung. Das Hole 44 ist modern eingerichtet und mit einer tollen Bar, einer Empore und einer professionellen Bühne ausgestattet. Die Bühne ist nur nicht besonders groß und der Innenbereich bietet kaum 200 Leuten Platz. Eine kleine, aber gut ausgestattete Location.
Den Auftakt durfte Cellar Stone aus Athen machen. Die Heavy Rock Band mit George Marouless (Ex-Divine) und Aris Pirris (Ex-Persone Non Grata) präsentiert auf dieser Tour ihr erstes Album One Fine Day. Das erste Lied, Lights Out, war guter, reiner Heavy Metal und hat mich an gute Klassiker aus den 80ern erinnert. Gleich darauf, mit Going Under, schalteten sie einen Gang höher und der Sound hatte einen rasantere Gangart angenommen. Das Publikum, feinfühlig wie es war, schüttelte das Haar ab diesem Punkt etwas enthusiastischer und taute langsam auf. Nach diesem Lied legte der Frontmann die Leadgitarre weg und nutzte die freien Hände für erste Interaktionsversuche mit der ansonsten sehr ruhigen Meute. Der Keyboarder legte sich wirklich ins Zeug, aber ging vollkommen unter. Ein echter Wermutstropfen, da so ein ganzer Aspekt der Musik ausfiel. Der Höhepunkt der Show war ein kurzer Moment, in dem der Sänger sein gesamtes Können bewies. Mit dem Mikrofon in der Hand stieß er einen langen, anhaltenden Ton aus. Die Lichter waren auf ihn gerichtet und haben ihn mit gelben Licht eingerahmt. Dieser Moment war für mich der Höhepunkt des gesamten Auftritts, welcher mit Liedern wie Wash My Sins Away und Breaking From Inside musikalisch abwechslungsreich ist. Trotzdem konnten Cellar Stone die Zuschauer nicht aus der Reserve locken. Doch das wird sich mit Mystic Prophecy schlagartig ändern.
Nach einem kurzen Umbau fängt die zweite Runde an und Mystic Prophecy betritt den Ring. Hier zeigt sich ein erster Unterschied zwischen Cellar Stone und dieser Band. Roberto Dimitri Liapakis als Speerspitze der Band betrat die Bühne mit viel Selbstsicherheit und mit viel Enthusiasmus, ohne ein unangenehm übertriebenes Gehabe oder eine unnötige Lässigkeit. Als dieser Mann auf die Stage kam, mit der Band im Schlepptau, kam schlagartig Bewegung in die Zuschauermenge. Dabei hatten sie mit Metal Division, Burning Out und War Panzer einen Nackenbrecher nach dem anderen eingeschoben. Dazu wurden die Zuschauer häufiger in die Lieder involviert. Für das Lied Killhammer wurde die Crowd in zwei Chöre eingeteilt, um den Titel in zwei Wörter aufgeteilt laut mitzusingen. Die ganze Halle war mit lauten „Kill“- und „Hammer“-Rufen gefüllt. Gegen Ende wiederholte sich das Spektakel mit Metal Brigade, bei dem die Zuschauer ihren Gesangspart zugeteilt bekommen haben. Die Band verlängerte das Lied zusätzlich und wiederholten mehrmals den Refrain, damit sich die Zuschauer zum Ende der Show noch einmal selbst austoben konnten. Eine grandiose Überraschung war das Cover von Shadows On The Wall von Mike Oldfield. Das Lied wurde mit schnellen, harten Riffs umgesetzt und schmiegte sich so elegant in die bisherige Setlist. Der gesamte Auftritt war für sich schon die Anreise wert und danach zischte das kalte Bier in meinen erhitzten Mund.
Nach zwei guten Vorbands folgte nun der Hauptakt! Seit vierzig Jahren rocken sie schon die Bühnen der Welt, durften auf Festivals wie dem Wacken Open Air und dem Graspop spielen und haben einen Klassiker der Metal-Szene nach einander geschrieben. Ihr Haar ist ergraut, aber ihre Leidenschaft für die Musik ist nie geschrumpft. Ich darf mit Freuden von Grave Diggers berichten.
Sie hatten die Bühne betreten und begannen sofort mit dem Knaller Lawbreaker. Um mich herum fing die Crowd an zu brodeln. Diese erste Ekstase würde sich im Lauf der Show auch nicht mehr legen. Mit dem folgenden Song Hell Is My Purgatory steigerte sich die Band auf das nächste Level des Abends und zündet die Pyro auf der Bühne und zwischen Funken tanzte Chris Boltendahl. Die Fans um mich herum sangen eifrigst mit und waren verflucht textsicher bei Circle Of Witches, Wedding Day und Morgan Le Fay von dem Album Excalibur. Zwischen den Liedern präsentierte sich der Reaper in ganz neuen Gewand. Zu Dia De Los Muertos erschien der grimmige Sensenmann mit Poncho und breiten Strohhut und hat seine Sense gegen eine Glocke geschlagen. Damit wanderte er schwungvoll durch die Menge der Leute und begleitete die Band musikalisch. Ich musste schallend lachend bei diesem Gag. Zwischendurch bewies ein Fan aus Polen seine Liebe zu dieser Band und entrollte ein Banner. Im Nachhinein hatte ich erfahren, dass das Banner einem Metal-Club gehört und mit diesem Banner die Band Grave Digger herzlich grüßten. Ganz souverän grüßte Chris Boltendahl zurück. Geschichten, welche nur die kleinen Clubs und Locations schreiben.
Eine weitere Ansage, welche sich tief in mein eisernes Herz gebrannt hatte, folgte gleich nach dem Lied Excalibur. Mit einem leichten Lächeln verkündete der Frontmann: „Jetzt beginnt der meditative Teil der Show“ und dann zündeten sie mit Rebellion die große Bombe. Ich wusste, dass dieses Lied gespielt werden wird, aber die Wucht und die Reaktion der Zuschauer hat mich umgehauen. Mit den ersten Tönen verwandelte sich die Crowd in einen wilden Haufen headbangender Connor McLeods. Dann verließ die Band unter tosenden Applaus die Bühne. Und wer jetzt dachte, „Hey, da ist aber ein guter Abschluss!“, der irrte sich gewaltig. Danach folgten die Lieder Yesterday, Healed By Metal und Heavy Metal Breakdown als Zugabe. Mit Yesterday packten sie die aufgeheizte Stimmung, drehten sie um ein paar Grad nach unten und holten nochmal zum großen Finale aus. In dem ersten Lied wurde der Fokus auf Chris Boltendahl gelegt und die Strahler tauchten ihn in goldenes Licht. Mit den beiden darauf folgenden Lieder, Healed By Metal und Heavy Metal Breakdown, drehten sie wieder auf und hier zeigte sich ihre Liebe zu dieser wunderbar harten, kraftvollen Musik. Mit dem Lied Heavy Metal Breakdown wurde ich ein letztes Mal beschenkt. Ein kleiner Moshpit, kaum mehr als sechs Personen (mich dazugezählt) schubsten sich lachend und singend an. Es war vielleicht nicht der größte, brutalste und härteste Moshpit, aber definitiv einer der herzlichsten. Danke Grave Digger, danke Hole 44 und danke Berlin.
Zusammengefasst war es ein solides Konzert, welches meine alte Liebe für guten Oldschool-Heavy Metal und Oldschool-Power Metal ein wenig anregen konnte. Ab der zweiten Band sprang die Stimmung von einem Höhepunkt zum anderen und der Umgang zwischen Musiker und Zuschauer wirkte ungezwungener und leichter. Da steckt einfach Erfahrung im Bereich Live-Auftritte dahinter und das kam der Qualität der Auftritte zu Gute. Dabei zündeten Grave Digger einen Klassiker nach dem nächsten und für jeden Freund ihrer Musik war es ein absolutes Fest. Dazu war die Location auch nicht schlecht und hoffentlich verschlägt es mich nochmal dorthin.
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Nachfolgend könnt ihr noch Kommentare unserer Redaktionsmitglieder zu diesem Konzert in Berlin lesen:
Kommentar von Tino:
Cellar Stone waren mir neu und haben sich gleich in mein Herz gespielt. Spätestens nach dem Rausschmeißer Borrowed Time hatten sie mich schlussendlich überzeugt. Ich dankte ihnen das mit dem Kauf ihrer zwei Alben One fine Day und Rise & Fall noch vorort. Da die Band sich am Merch aufhielt, konnte ich gleich noch Autogramme abgreifen. Ein gelungener Auftritt also.
Mystic Prophecy verfolgte ich schon seit ihrem Album Savage Souls (2006) und liebe den gleichnamigen Titeltrack, welcher zum Glück auch wieder gespielt wurde. Ein Nackenbrecher, der mich immer wieder abholt und meine Haare zum Rotieren animiert. Energiegeladene Performance aller Bandmitglieder und eine tolle Feier, die mit dem Track Ravenlord einen wunderbaren Abschluss gefunden hat. Neuere Songs, wie die Mitgröhlnummer Dracula oder Hail to the King fügten sich nahtlos in das gut abgestimmte Set ein. Immer ein großer Spaß, diese Band live zu sehen.
Grave Digger haben wahrscheinlich das beste Set abgeliefert, das ich bisher miterleben durfte und das waren nicht wenige. Endlich mal kein Medley vom Album Heart of Darkness sondern ein ausgespieltes Circle of Witches, was für mich immer schon ein Highlight der Platte darstellte. Dazu Gassenhauer wie Tattooed Rider, der ganz klar eine Hommage an den Track Turbo Lover meiner Lieblings Heavy Metal Götter Judas Priest ist. Hinzu kam die unglaublich sympathische Bühnenpräsenz von Sänger Chris und die lauschige Atmosphäre des Clubs, der früher mal ein Kino gewesen ist. Man kann nicht anders als diese Truppe zu mögen, wenn man sie live erlebt hat. Dies hatte auch dazu geführt, dass ich mir mal wieder einen Patch als Andenken geholt hatte, der auch schon Platz auf meiner ohnehin überladenen Kutte gefunden hat. Grave Digger haben aber immer Platz auf meiner Jeansweste, in meinem Konzertkalender und in meinem Herzen. Der Abend war ein wunderbarer Auftakt für meine Konzertsaison 2023. Ein souveräner Heavy Metal Breakdown!
Kommentar von Andreas:
Grave Digger, ein Name der mich persönlich schon seit fast 20 Jahren begleitet. Umso mehr freute ich mich auf die Gelegenheit sie nicht nur zu hören, sondern auch mit der Kamera diesen Abend zu begleiten. But First Things First …
Wie schon geschrieben konnte unsere Redaktion ein kleines Treffen vor dem Hole44 in Berlin veranstalten. Unser kleines Zusammentreffen ließ die Zeit bis zum Eintritt wie im Fluge vergehen. Nachdem wir dann nun endlich die Location betreten konnten, musste ich, wie vermutet, feststellen, dass es an dem Abend keinen Fotograben geben würde, was mich als Fotografen natürlich vor eine kleine Herausforderung stellte. Fotos aus dem Publikum zu schießen, ist immer etwas unplanbarer als man es gerne haben möchte. Aber Jammern hilft nichts und so hatte ich gleich mal die Halle nach potentiellen Fotospots abgelaufen. Und es blieb auch noch Zeit, gleich mal den Merch- Stand zu besuchen und mir ein Grave Digger Tour-Shirt zu sichern.
Kurze Zeit danach fanden wir uns auch in der Mitte der Location ein und Cellar Stone legte genau wie ich auch gleich mal los. Die Jungs waren alle nicht das erste Mal auf einer Bühne, soviel konnte man gleich mal merken. Mit ihrer Mischung aus Metal und Rock lieferten sie auf der Bühne eine solide Performance ab, die aber leider etwas durch das zu diesem Zeitpunkt noch zurückhaltende Publikum, nicht so gefeiert wurde wie sie es vielleicht verdient hätten. Und das, obwohl Gitarrist George Maroulees alles gegeben hat, wie man auf einigen Fotos sicher sehen kann. Der Mann stand keine Minute still. Der Fluch der ersten Band wenn man so will, hat wieder zugeschlagen. Fotografieren war bis zu diesem Zeitpunkt noch sehr entspannt möglich, man konnte noch überall ohne Probleme hingelangen. Selbst ein paar Fotos aus der ersten Reihe waren mir vergönnt.
Nach einer kurzen Pause standen dann auch schon Mystic Prophecy auf der Bühne. Sofort merkte man einen Art Energiewechsel in den Leuten und es war wesentlich mehr Bewegung im Publikum. Schon alleine der Auftritt der Band strahlte mehr Ruhe und Selbstsicherheit aus. Mit ihrem Starter Metal Division holten sie das Publikum sofort ab und man sah schon die ersten Köpfe tief unten beim Headbangen. Die Halle hatte sich auch schon etwas mehr gefüllt und man stand gleich etwas gedrängter. Fotografieren hat bei Mystic Prophecy auch sehr viel Spass gemacht. Vor allem Gitarrist Markus Pohl, der, wie ich nach dem Konzert festgestellt hatte, auch Gitarrist bei Warkings ist, und Bassistin Joey Roxx waren unglaublich präsent auf der Bühne und hatten mir viele Möglichkeiten für tolle Fotos gegeben. Vor allem Markus Pohl konnte keine Minute ruhig stehen und flitzte wie ein Wirbelwind über die Bühne. Etwas, das ich schon beim Warkings Auftritt miterleben konnte. Aber auch Sänger Roberto Dimitri Liapakis wusste, wie er sich in Szene setzen konnte und ehe ich es mir versah, verließen Mystic Prophecy auch schon die Bühne wieder.
In der Umbaupause zu Grave Digger machte sich dann doch ein klein wenig Nervosität breit. Wenn man so lange Fan einer Band ist möchte man ihr natürlich auch gerecht werden und entsprechende Arbeit abliefern. Die Band selbst war seit nun fast 20 Jahren schon ein fester Bestandteil meiner Playlist. Auch die Tatsache, dass sie seit nun mehr als 40 Jahren in dem Bereich tätig sind und dass diese Band auf nahezu allen möglichen Bühnen dieser Welt gestanden hat, bis hin zur Bühne auf dem Wacken Open Air hat ihnen meinen Respekt gesichert. Schon ab dem ersten Ton von Lawbreaker konnten Grave Digger nicht nur mich, sondern auch das restliche Publikum abholen. Sofort wollte ich mit ins Headbangen einsteigen. Leider ging das zu diesem Zeitpunkt nicht und ich musste mich erstmal aufs Fotografieren konzentrieren. Was durch die bekannten Songs zum Glück recht leicht fiel und ich die Shots passend zu Refrains und Melodien timen konnte. Die Gruppe rund um Chris Boltendahl legte auf der Bühne so richtig los und spielte sich durch ihre Setlist des Abends. Ich begann mich durch die Halle zu bewegen, um verschiedene Blickwinkel einzufangen und jeden der Gruppe festzuhalten. Ereignisse, wie zu Dia De Los Muertos kamen doch etwas überraschend und waren auch hin und wieder schwer einzufangen. Entspannung gab es das erste Mal eigentlich bei Rebellion, dem wie schon angesprochenen „meditativen“ Teil der Show. Für mich war der Höhepunkt an diesem Abend dann aber trotz allem Heavy Metal Breakdown, bei dem ich die Kamera dann doch wegpackte und meinen Nacken etwas strapazieren musste. Bei der Verabschiedung musste die Kamera dann doch nochmal heraus, als Chris mit der Hand auf der Brust vor dem Publikum stand und sich bedankte.
Letzter Abstecher des Abend war für mich dann doch nochmal der Merchstand, an dem ich noch eine signierte Flasche des „Fields of Blood“-Whisky aus der Grave Digger-Reihe der St. Killian Destilliery erstanden hatte.
Und so blieb und bleibt mir nur mehr zu sagen: „Danke! Es war mir eine Freude und Ehre, dass ich den Abend so erleben durfte!“
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