Am 25. November erlebten wir in der fast ausverkauften Batschkapp Frankfurt einen Metalcore-Abriss der Extraklasse. Annisokay präsentierten den zweiten Teil ihrer Abyss Headliner Tour und wurden an diesem Tag dabei von The Narrator und Our Promise unterstützt. Gemeinsam sorgten die drei Bands mit ihren unterschiedlichen Facetten moderner Metalcore- und Hardcore-Musik für ein intensives und abwechslungsreiches Programm, das die Halle zum Beben brachte.
The Narrator – Vollgas zum Auftakt
The Narrator starteten ohne großes Schnickschnack und begeisterten sofort mit satten Beats, Breaks, Shouts und Cleangesang. Während der erste Song noch zum Ankommen diente, gab es bei Pills from the Start direkt den ersten kleinen Moshpit zum Warm werden. Die Band war das erste Mal in Frankfurt und wurde gebührend von den Zuschauern begrüßt – sowohl Publikum als auch Band hatten spürbar Lust auf den Abend. Die Crowd tanzte, klatschte und sang mit. Natürlich durfte auch etwas Live-Romantik nicht fehlen: Unbind Me begann mit Cleangesang von Rob, der von schwenkenden Handylichtern begleitet wurde, nur um die Zuschauer dann mit Breaks und Shouts wieder zum wilden Tanzen zu treiben.
Bevor es mit dem nächsten und zuletzt releasten Song Aurora weiterging, wurde Ersatzdrummer Jonas vorgestellt. Kurz vor dem Ende des Sets wurde es dann noch einmal persönlicher und emotionaler: No Answer wurde als Lied für die Momente, in denen es keine einfache Antwort und keinen eindeutigen Weg gibt, angekündigt – verbunden mit der klaren Botschaft, dass Faschismus niemals eine Lösung sein könne.
Es war beeindruckend, dass bereits die erste Vorband so viel Energie freischaufeln konnte. Die Zeit verging dadurch leider viel zu schnell und wir waren beim letzten Song angekommen. Mit Purgatory endete die kurzweilige Show, verbunden mit dem Hinweis, dass die Band im nächsten Jahr auf Headliner Tour gehen würde. Als krönender Abschluss durfte die erste Wall of Death des Abends natürlich nicht fehlen – perfekt, um gut aufgewärmt zur zweiten Vorband weiterzugehen.
Setlist: Drawn, Conned & Deceived // Pills from the Start // Stained Glass Reality // Unbind Me // Aurora // The Witch // No Answer // Purgatory
Our Promise – Spielfreude, Pits und Crowdsurfen
Ich hatte Our Promise schon einmal gesehen und freute mich sehr darauf, die Band wieder live erleben zu dürfen. Mit der Verdunklung der Bühne ging es los: das Intro von Everybody (Backstreet Boys Cover) erklang mit der unterstützenden Wucht der Gitarren.
Schon von Beginn des Sets an war keine Monitorbox vor den Musikern sicher. Die Vokalisten Rafa und Vik nutzen sie ausgiebig während Shouts und Gesang. Bei Bitter sprang Bassist Pascal von einer Monitorbox in die Mitte der Bühne. Sie wirbelten alle voller Energie über die Bühne, wechselten ständig ihre Positionen und tanzten. Es überraschte nicht, dass diese Spielfreude sofort auf das Publikum übersprang und die ersten Zuschauer mit Armenschwingen und Tanzen reagierten.
Diese Energie blieb der gesamten Show bei und führte auch dazu, dass die Zuschauer die mehrfachen und regelmäßigen Aufforderungen „Macht den Pit auf!“ mehr als dankbar annahmen. So entstand in der Mitte ein ständiges Gewusel aus tanzenden Menschen.
Ein absolutes Highlight war Satisfiction: Hier legte die Band noch eine Schippe drauf. Die Zuschauer sollten ihre Nachbarn auf die Schultern nehmen – und das Crowdsurfen begann. Teilweise waren drei bis vier Leute gleichzeitig unterwegs. So etwas hatte ich in der Batschkapp bisher noch nicht gesehen. Irre!
Hijack wurde als persönlicher Lieblingssong angekündigt und zur Würdigung dessen wurde eine Wall of Death gestartet. Vor dem letzten Song streute die Band die Nachricht, dass Our Promise im nächsten Jahr ebenfalls auf Headliner Tour gehen würden. Beim finalen Stück wurde noch sowohl auf als auch vor der Bühne noch einmal wild gehüpft. Nach diesem Abriss war ich wirklich gespannt, wie Annisokay es schaffen wollten, das noch zu toppen.
Setlist: The Worst // Evoke // Bitter // Satisfiction // Hijack // Decode // Fifte Five // Static // Panic Waves
Annisokay – Headliner mit Spielfreude und Dankbarkeit
Der Bühnenaufbau hatte sich bei Annisokay in den letzten Jahren nicht geändert. Noch immer standen vier LED-Sidedrops hinter Gitarre und Bass, und die zurückgesetzte Schlagzeugposition verlieh der Bühne einen kompakten Eindruck.
Die Sidedrops wurden zu Beginn mit Formen, einem Kreis und verschiedenen Motiven bestrahlt, wodurch eine mystische, angespannte Atmosphäre entstand. Sie endete mit einem Aufblenden und den ersten Gitarrentönen von Throne of the Sunset. Mit dem Ruf „Frankfurt!“ kam Shouter Rudi auf die Bühne – und die Sause begann. Vor und auf der Bühne wurde geheadbangt. Immer wieder während der Show wurden Textpassagen und Refrains eingeblendet, sodass man hervorragend mitsingen konnte. Schon bei Never Enough ging es los: Wir nahmen die Arme hoch, sangen mit und headbangten.
Pure Eskalation: Energie, Pits und Crowdsurfen
Rudi hatte an seinem Mikrofon stets eine lange Schnur, und es wirkte zunächst ungewöhnlich, wie er damit über die Bühne wirbelte. Spätestens beim dritten Song, Never Enough, wusste man, warum: Er stand plötzlich an der Welle und shoutete seine Textzeilen direkt ins Publikum – nicht das einzige Mal an diesem Abend. Die Stimmung war großartig, und so wurde geheadbangt, getanzt, gemosht und laut mitgesungen. Arme schwangen, Menschen tanzten, und Crowdsurfer waren unterwegs.
Bei Splinters wurde die Bühne schwarz, nur der Drummer war zu hören. Plötzlich sprang Rudi von der Bühne direkt ins Publikum und surfte seine Runde, während Christoph den ersten Part sang. My Effigy vom neuen Album löste einen riesigen Circle Pit aus. Am Ende wechselte Bassist Peter von seinem Bass zur Akustikgitarre, und wir konnten kurz durchatmen. Besonders gut fand ich, dass die neuen Songs – wie eben My Effigy – keinen Stimmungsabbruch darstellten, sondern die Energie sogar noch steigerten.
Human bestand aus noch treibenderen Beats und Breaks. Es war nicht verwunderlich, dass neben einer dankbar angenommenen Wall of Death die Zuschauer am Ende den Refrain übernahmen – dirigiert von Rudi und Christoph. Die Band wirkte überwältigt und dankbar. Vor zweieinhalb Jahren waren sie schon einmal in der Batschkapp gewesen, und diesmal war die Location nahezu ausverkauft (nur wenige Plätze auf der Empore blieben frei). Die Band bedankte sich bei der Crew, den Vorbands und berichtete, dass sie am selben Tag wenige Stunden zuvor ihr neuestes Video veröffentlicht hatten. Silent Anchor war der neueste Song – und die Crowdsurfer waren wieder unterwegs.
Während H.A.T.E. durften wir uns alle mitten im Song hinsetzen und dann gemeinsam hochspringen. Calamity war der Abschluss des ersten Parts des Sets.
Finale mit speziellen Nebelwerfern
Nach lautstarken Zugabe-Rufen kam die Band nach einem Intro zurück – begleitet von zwei vermummten Gestalten mit Maschinenpistolen. Diese entpuppten sich als Nebelpistolen, und so wurde bei Get Your Shit Together der Refrain immer wieder von Nebelfontänen begleitet. Der Effekt wirkte frisch und neu. Mit Coma Blue und STFU endete der Abend – begleitet von Mosh Pit und den letzten Crowdsurfern.
Doch die Band verließ die Bühne nicht einfach. Bassist Peter und Gitarrist Christoph kamen zum Händeabklatschen, und der junge, kleine Fan neben mir konnte sich sogar noch ein Selfie mit Christoph holen. Mit viel positiver Energie gingen wir schließlich nach Hause.
Setlist: Throne of the Sunset // Never Enough // What’s Wrong // Ultraviolet // Like a Parasite // Splinters // My Effigy // Human // Good Stories // Silent Anchor // H.A.T.E. (Any Given Day & Annisokay Song) // Friend or Enemy // Inner Sanctum // Calamity // Get Your Shit Together // Coma Blue // STFU
Bericht: Andrea
Bilder: Patrick
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