
Am 15. Februar 2025 öffnete der b-Hof in Würzburg erneut seine Pforten für das mittlerweile zehnte Baphofest – ein Jubiläum, das mit drei außergewöhnlichen Bands gebührend gefeiert wurde. Klamm, Wehmut und Enisum brachten die düsteren Klänge des Black Metals in all ihren Facetten auf die Bühne und sorgten für eine intensive, mitreißende Atmosphäre.
Klamm – Ein düsterer Auftakt im roten Licht
Noch bevor die erste Band die Bühne betrat, füllte sich der Keller des b-Hofs zusehends. Als Klamm schließlich die ersten Töne erklingen ließ, war der Raum bis auf den letzten Platz gefüllt. Ohne große Umschweife begann der Sänger mit einem fordernden „Auf geht’s, Würzburg!“, und der Abend nahm seinen Lauf.
Mit doomigen Riffs, druckvollem Drumming und tiefem Gesang tauchten Klamm den Saal in eine beklemmende Atmosphäre, die durch gelegentlich rockige Passagen aufgelockert wurde. Besonders der kehlige, raue Gesang des Frontmanns verstärkte die düstere Aura der Performance. In rotes Licht getaucht, unterstrich er seine Texte mit theatralischen Gesten, während die Bandmitglieder ihre langen Haare im Kreis wirbeln ließen.
Zum zehnjährigen Jubiläum ihres Albums Ernte spielten sie einen Song dieser Platte – ein schnelleres, rasantes Stück, das das Publikum sofort packte. Später folgte noch ein Lied von Wahnsee, doch zwischen den Songs blieb die Band wortkarg, ließ stattdessen die Musik für sich sprechen. Ein gelungener Start in den Abend, der mit einer Mischung aus Schwere und Energie überzeugte.
Setliste: Sun Invocation // Roter Spiegel Pt. 1 // Roter Spiegel Pt. 2 // Zahltag // Wasser Atmen // Dawn
Wehmut – Der Klang von Trauer und Verzweiflung
Nach dem druckvollen Auftakt von Klamm schlug Wehmut ruhigere, aber nicht weniger intensive Töne an. Sanfte, fast zärtliche Melodien eröffneten ihr Set, doch schnell verwandelte sich die Ruhe in eine Welle aus Verzweiflung und Melancholie.
Der Gesang war von einer intensiven Traurigkeit durchzogen, die sich in Klagen und Anklagen entlud. Besonders beeindruckend waren die unerwarteten stimmlichen Höhen, die sich wie verzweifelte Schreie aus der Dunkelheit erhoben. Die sanften Passagen schufen Momente des Innehaltens, bevor sie sich wieder zu einem ergreifenden Sturm steigerten. Treibende Riffs durchbrachen die Schwermut gelegentlich und ließen die Stimmung kurz aufhellen, doch nur, um sie mit voller Wucht wieder in den Abgrund zu reißen. Der Auftritt von Wehmut war für mich die große Überraschung des Abends – ein emotional intensives Erlebnis, das einen starken Kontrast zu Klamm bildete.
Das Publikum quittierte jedes Lied mit anerkennendem Applaus, und als die Band ihr letztes Stück Ich bin etwas wert ankündigte, widmeten sie es all jenen, denen es schlecht geht – ein Moment, der vielen sichtbar naheging. Der Abschluss war grandios, besonders das präzise und kraftvolle Spiel an den Drums setzte noch einmal ein markantes Highlight.
Setliste: Excerpts from Broken Minds // Pilatus // Bitte Gib Mir Schlaf // Niedergang // Todtmoos // Ich bin etwas wert
Enisum – Ein eisiger Sturm aus Klang und Atmosphäre
Mit einem kargen, einsamen toten Baum als Bühnen-Deko und Mikrofonständer gleichermaßen betraten Enisum als Headliner die Bühne und erzeugten damit schon vor dem ersten Ton eine unheimliche, naturverbundene Stimmung. Doch ihre Musik verstärkte diesen Eindruck nur noch mehr.
Der Einstieg war verspielt, fast verträumt, doch aus dieser Ruhe wuchs der Black Metal-Sound organisch heraus. Der Gesang zog sich wie ein kalter Winterwind durch den Raum – krächzend, aber gleichzeitig mit einer erstaunlichen Sanftheit in bestimmten Passagen. Die Lieder bewegten sich in einem fesselnden Wechselspiel aus langgezogenen, melancholischen Riffs und plötzlichen, verspielten Melodien, unterlegt von treibenden, donnernden Drums. Ohne Hektik, aber mit voller Wucht rollten sie durch den Raum und hielten das Publikum in einem eisigen Bann.
Die Reaktionen ließen nicht lange auf sich warten: wilder Jubel, emporgestreckte Teufelshörner und donnernder Applaus nach jedem Song. Während der langsameren Parts hörte man beinahe eine ehrfürchtige Stille, doch sobald die treibenden Passagen einsetzten, flogen wieder vereinzelt die Haare durch die Luft.
Nach etwa der Hälfte des Sets ließ Enisum plötzlich ein Lied los, das mit brachialer Energie durch den Raum fegte – ein Sturm aus Klang, der jede Zurückhaltung niederwalzte. Das gesamte Konzert wurde von einem eiskalten, blauen Licht begleitet, das die Atmosphäre ihrer Musik perfekt unterstrich.
Bis zum Schluss keine großen Ansagen, keine Unterbrechungen – Enisum ließen ihre Musik sprechen. Nur das letzte Lied wurde angekündigt, ein Song, der einem Freund der Band gewidmet wurde. Und was für ein Finale: die schnellste, aggressivste Nummer des Abends, die das Publikum ein letztes Mal in Ekstase versetzte. Die Menge feierte ausgelassen, während Enisum sich wortlos verabschiedeten – ein Abschluss, der die frostige Erhabenheit ihrer Performance perfekt abrundete.
Setliste: The Place Where You Died // Forgotten Mountains // Night Forest // Woods Of Sorrow // Chiusella´s Waters // Mountain´s Spirit // Nothig // Desperate Souls // Pure Sadness // Arpitanian Lands
Fazit – Ein würdiges Jubiläum
Das 10. Baphofest hat gezeigt, dass das Festival seinen Ruf als Pflichttermin für Black-Metal-Fans verdient. Klamm eröffneten den Abend mit ihrer drückenden, doomigen Schwere, Wehmut ließen die Zuschauer in emotionale Tiefen sinken, und Enisum setzten mit ihrem eiskalten, atmosphärischen Sound den perfekten Schlusspunkt.
Drei völlig unterschiedliche Interpretationen des Genres, die aber gemeinsam einen intensiven Konzertabend erschufen. Ein Abend, der zwischen Verzweiflung und Raserei, zwischen Melancholie und roher Gewalt pendelte – und der in Erinnerung bleiben wird.
Bericht: Maximilian
Bilder: Matthias
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