Konzertbericht: Battle of Metal im Colos-Saal Aschaffenburg, 21.10.2025

Wenn drei Metal-Formationen unterschiedlicher Couleur zum Battle of Metal rufen, bleibt im Colos-Saal kein Stein auf dem anderen! Die energiegeladenen Schweden von Tungsten, die episch inszenierten Superhelden von Grailknights und die kraftstrotzenden „Gods of Metal“ von All For Metal trafen aufeinander. Drei Bands, unterschiedlich und doch in gewisser Weise ähnlich – und ein Publikum, das bereit war, sich mitreißen zu lassen.

Tungsten – ein Auftakt mit Theatralik und Familiensinn

Tungsten, die schwedische Power-Maschine rund um Anders Johansson, eröffneten den Abend mit präzisem Riffgewitter und einem Sound, der klassischen Power Metal mit modernen Noten untermalt. Kein Schnickschnack, dafür umso mehr Druck.
Doch der Einstieg fiel Tungsten nicht leicht:  Die zunächst verhaltene Publikumsresonanz machten den Auftakt zur Herausforderung. Die Band zeigte eindeutig, dass sie ihre Musik wesentlich ernster meinen als die später folgenden Bands. Doch mit jedem Song wuchs die Begeisterung im Publikum– spätestens bei On the Sea, als sich der Saal in ein kollektives Mitsingmeer verwandelte, war das Eis gebrochen. Nicht zuletzt, weil die Saitenfraktion der Band, Nick und Karl Johansson, mit jeder Menge Spielfreude und Theatralik diese Stimmung immer wieder aufbrechen konnten. Bassist Karl untermalte zudem einige Stellen in den Songs mit Growls. Zwischen Blood of the Kings und We Will Rise entwickelte sich eine Performance, die sich vom anfänglichen Riffgewitter zu einem guten Zusammenspiel aus Band und Publikum entwickelte. 

Setliste: Blood Of The Kings // The Fairies Dance // King Of Shadows // Me, Myself, My Enemy // On The Sea // Lullaby // We Will Rise

Grailknights – Geschichten von Muskeln und dem Kampf gegen das Böse

Kaum war die Bühne für die zweite Schlacht des Abends bereitet, zogen die Grailknights mit I’ll Be Your Hero als Intro ein. Kampf um den Heiligen Gral – und das Publikum war bereit! Der Saal war inzwischen gut gefüllt, das Publikum textsicher und bereit, Teil des „Battlechoir“ zu werden. Mit Yes Sire! wurde der Schlachtruf etabliert: Immer, wenn Sir Optimus Prime „Grailknights Battlechoir“ intonierte, antwortete der Saal lautstark mit „Yes Sire!“. 
Es folgte Grail Gym, bei dem die ersten Lichtschwerter aus dem Publikum gen Himmel gestreckt wurden. Die Band forderte zum Muskelzeigen auf – ein Aufruf, dem viele mit Posen und Pranken folgten. Muscle Bound For Glory brachte die Stimmung endgültig zum Kochen. Lichtschwerter wurden geschwungen, Posen eingenommen, und spätestens nach sechs Songs war klar: Das hier war mehr als ein Konzert, es war eine Inszenierung.
Auch der Horrorclown im Publikum wurde als Teil der Show eingebunden.

Mit Powerlift betrat Merch-Dame Maria alias Lady Screamalot die Bühne und lieferte eine beeindruckende Performance. Bei Laser Raptor 3D wurde Sir Optimus Prime ein Plüsch-Dino gereicht, wie passend! Nach etwa einer Stunde war der Saal ein Meer aus Lichtschwertern, die auch beim finalen Kampf gegen Dr. Skull zum Einsatz kamen. Die Superhelden zogen ihre Waffen, eroberten den Gral zurück und feierten den Sieg mit We Are The Champions. Ein Zuschauer rief „Ex oder Offenbacher“, der Sänger trank aus dem Gral – und mit Forever sowie der Zugabe Pumping Iron Power wurde das Publikum auf weitere Heldentaten vorbereitet. Zwischendrin ging eine Polonaise durchs Publikum, natürlich vom Clown angeführt.
Der Abend fühlte sich nicht wie ein gewöhnlicher Wochentag an – „Es ist wie Samstag“, wie die Band passend bemerkte.

Die Show war durchgehend interaktiv, humorvoll und körperlich fordernd – auch für die Band, die sämtliche „Grailrobic“-Übungen selbst mitmachte.

Setliste: Intro + Yes Sire! // Grail Gym // Muscle Bound For Glory // Cthulhu // Turbo Boost // Cybone One // Necronomicon // In The Eyes Of The Enemy // Knightfall // Grailrobic // Powerlift (with Maria Nesh) // Superhero Medley // Laser Raptor 3D // Morning Dew // (Lichterschwertkampf mit Dr. Skull) + We Are The Champions (Queen Cover) // Forever // Zugabe: Pumping Iron Power // Outro (Flashdance)

All For Metal – Hämmer, Schwerter und noch mehr Power

Zum Abschluss des Abends betraten die selbsternannten Gods Of Metal die Bühne – und obwohl sich das Publikum nach dem Spektakel der Grailknights etwas ausgedünnt hatte, war die Stimmung super. Mit einem epischen Intro und Gods Of Metal als Eröffnungssalve wurde der letzte Akt des Abends eingeläutet. Die beiden Tänzerinnen, die bei der Show eine zentrale Rolle einnahmen, sorgten für Bewegung und visuelle Akzente – besonders bei Hear The Drum, wo sie zusätzlich an den großen Trommeln aktiv wurden.

Antonio, inzwischen routiniert in deutschen Ansagen, führte durch das Set mit Charme und Witz. Mountain Of Power wurde mit einem dramatischen Intro inszeniert – ein Song, der nicht nur Tetzel gewidmet scheint, sondern ihn auch wortwörtlich in Szene setzt: Während andere Berge versetzen, versetzt der „Mountain of Power“ kurzerhand die Gitarristin Ursula und später auch Antonio auf ein Podest. Letzterer rutschte dabei fast von Tetzels Schulter, bedankte sich aber souverän mit „Danke Bro“ und einer Brofist. Wenn wir ehrlich sind, sind auch allein schon mit Tetzel bei All for Metal mehr Muskeln auf der Bühne, als bei den gesamten Grailknights. Vor Year Of The Dragon erzählte Antonio von vergangenen Niederlagen – zweimal sei man in die Schlacht gezogen und gescheitert, doch nun kehre man stärker zurück. Die Tänzerinnen tauschten ihre Schwerter gegen Fächer und begleiteten dieses Stück wieder tatkräftig. Nach der Schlacht ist aber auch vor der Schlacht, und bei einer weiteren Problemanalyse wurde klar: Tetzels Schwert war einfach zu klein… Tetzel präsentierte daraufhin ein neues Modell mit den Dimensionen eines Surfbretts mit Sti(e) l – „That’s what she said“, kommentierte Antonio trocken. Später bekam auch er ein gut großes Schwert gereicht.

Bei Run stürzte sich Antonio kurzerhand in den Circle Pit und machte die Qualitätskontrolle für diese Cardio-Einheit des Konzerts. Die Show war nicht nur Konzert, sondern auch Fitnesskurs. Mit Born In Valhalla wurde das Publikum auf den Eintritt ins Jenseits vorbereitet – am Merch-Stand gab es sogar symbolisch „10 % auf den Eintritt nach Valhalla“. Bei der nachfolgenden Zugabe wurden die letzten müden Knochen geknechtet und der Abend durfte zu Ende gehen. 

Setliste: Gods Of Metal // Fury Of The Gods // Hear The Drum // When Monsters Roar // Prophecy Of Hope // Mountain Of Power // Raise Your Hammer // Year Of The Dragon // Temple Of Silence // Path Of The Brave // Valkyries In The Sky // Coronation // Run // Born In Valhalla // Zugaben: Intro // All For Metal // Goddess Of War

Fazit

Drei Bands, drei Interpretationen von Power Metal – und ein Publikum, das bereit war, sich auf alles einzulassen. Tungsten lieferten den ernsthaften Einstieg mit präzisem Spiel und musikalischer Wucht, Grailknights verwandelten den Colos-Saal in ein interaktives Fantasy-Theater mit Lichtschwertpflicht, und All For Metal zeigten, dass Muskelkraft, Humor und epische Hymnen auch auf engem Raum funktionieren – inklusive Schwertgrößen, die selbst Conan neidisch machen würden.

Der Abend war ein Paradebeispiel dafür, wie vielseitig Power Metal sein kann: mal ernst, mal verspielt, mal mit Fächer statt Axt. Wer sich auf das Spektakel einließ, bekam nicht nur Musik, sondern auch Show, Storytelling und eine Prise Selbstironie. Und wer am Merch-Stand aufgepasst hat, weiß: Mit 10 % Rabatt auf den Eintritt nach Valhalla war der Ticketpreis ohnehin ein Schnäppchen!

Bericht und Bilder: Roksana

 

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Über Roksi 609 Artikel
Roksana Helscher, Fotografin und Redakteurin. Seit 2016 bei Dark-Art dabei, ein Teil der Chefredaktion und das Mädchen für alles. Seit meinen ersten Konzertfotografie-Gehversuchen in 2011 bis heute unterwegs und versuche das Geschehen auf großen und kleinen Bühnen zu dokumentieren.

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