Dieses Konzert war eines derjenigen, die aufgrund der Pandemie bereits mehrfach verschoben wurden und die Fans dementsprechend lange hingefiebert haben. Am 18.09. war es dann schließlich soweit. Biffy Clyro, die schottische Ausnahme-Band aus Ayrshire war zu Gast in Frankfurt.
Obwohl der Ticketverkauf nun eigentlich lang genug andauerte, war die Frankfurter Festhalle nur mäßig besucht. Die Hälfte der Halle war abgesperrt und zwischen den einzelnen Fans im Publikum herrschte ein entspannter Abstand.
Eingeläutet wurde der musikalische Abend allerdings von einer anderen, ebenfalls sehr interessanten Band.
Verrückt, verrückter, De Staat.
De Staat ist eine Alternative-Rock-Band aus Nijmegen in den Niederlanden und gehört wohl zum spannendsten, was die nicht-englischsprachige, europäische Rock-Szene in den letzten Jahren hervorgebracht hat. De Staat liefern ungewöhnliche Gitarren- und Synthie-Sounds, unkonventionelle Texte und ekstatische Instrumentalparts.
Live funktioniert diese Art von Musik sogar noch besser als auf Tonträger! Im Mittelpunkt der Bühne stand natürlich Sänger und Frontman Torre Florim, der wild gestikulierte, tanzte und häufig mit ausgestreckten Armen die orientalisch wirkenden Melodiebögen dirigierte, wie ein Schlangenbeschwörer aus 1001-Nacht. Man kann sagen, was man will, aber Torre hatte die Musik sowie das Publikum total in seiner Hand.
Was sich hinter De Staat musikalisch verbirgt, könnt ihr hier in ihrem Song Witch Doctor sehen:
Nach langem Warten endlich in der Festhalle zu Gast: Biffy Clyro.
Nach einer kleinen Umbaupause starteten die Schotten mit einer auf den Gitarren geshredderten Version von Also sprach Zarathustra.
Und wer Biffy Clyro kennt, weiß, dass die drei Musiker nie alleine auf der Bühne stehen, sondern sich Unterstützung von weiteren hochrangigen Instrumentalisten holen. In Frankfurt waren sie dieses Mal als Septett unterwegs. Das macht auch durchaus Sinn, denn die Band macht typischen Stadion-Rock, dessen Refrains aus „Aahh“, „Ohooo“ und „Wohh“ bestehen.
Der typische, einfache Viervierteltakt ist allerdings nicht so ihr Ding. Viel lieber spielen die studierten Musiker vertrackte Rhythmen und bauen Synkopen sowie kleine Pausen ein.
Am 18.09. kamen Biffy Clyro gleich mit zwei neuen Alben in die Festhalle, welche während der Pandemie 2020 und 2021 erschienen. Insgesamt schafften es acht der neue Songs in die Setlist des Abends. Drei davon gibt es gleich zu Anfang auf die Ohren. Danach folgen A Hunger In Your Haunt und Tiny Indoor Fireworks.
Als es dann endlich Zeit für ihre Hits Black Chandelier und Biblical war, lockten sie das Publikum endlich aus der Reserve. Es wippte, tanzte und sang die vertrauten Songs laut mit. Anfangs noch in dunklem Oberteil, später dann oberkörperfrei, steckte Frontmann Simon Neil mit aufgekratzten deutschsprachigen Ausrufen vor den hymnischen Hooks die Fans zum Mitsingen an.
Simon Neil und die Zwillinge Ben und James Johnston an Schlagzeug und Bass wurden wie gewohnt von den Ex-Oceansize-Mitgliedern Mike Vennart und Gambler unterstützt. Außerdem dabei waren zwei Violinistinnen, die wie der Rest der Band wirklich herausragend spielten. Dementsprechend breit war natürlich die Soundwand, die sich aus den Boxen auf das Publikum ergoss. Das Bühnenbild bestand aus einem schlichten schwarzen Backdrop, das mit vielen bunten LED -Panels und Scheinwerfern gespickt war, die rhythmisch zu den Songs aufflackerten. Besonders atmosphärische Songs wurden von atmosphärischen Lichtern untermalt. Eine wirklich außergewöhnliche Lichtshow.
Wer Biffy Clyro kennt, weiß, dass sie keine großen Ansprachen halten, zwischen den Songs Monologe führen oder sonstige Spielchen machen. Bei den Musikern steht einzig und allein die Musik im Vordergrund. Kein Wunder also, dass nach jedem einzelnen Song die Gitarren gewechselt und im Off neu gestimmt wurden. Bei den nicht immer einfachen Harmonien ist es durchaus notwendig, hier gut gestimmt zu sein.
Das Publikum, bestehend aus Jung und Alt forderte natürlich lautstark eine Zugabe ein, die es auch prompt bekam.
Zum Ende der Show schrie Simon Neil „Thank you Frankfurt! We are Biffy… Fuckin… Clyro!“ in sein Mikrofon. Danach schritten die Musiker allesamt unter Applaus von der Bühne. Das Hallenlicht erhellte die Festhalle und das Publikum trat die Heimreise an.
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