Auf dem Weg zum Nachtleben in Frankfurt kürzlich fielen mir schon von weitem immer wieder unter diversen Kutten und Jacken hervorblitzende Schriftzüge namens Dymytry und Hiraes auf verschiedenen T-Shirts auf. Und der Weg war weit und somit gab es viele T-Shirts zu bestaunen. Offensichtlich hatten wir den gleichen Weg, aber ob die ganzen Personen mit diesen speziellen Shirts wohl ins Nachtleben passen?
Wie so zu erwarten war das Nachtleben schon gut gefüllt und die Merchstände wurden in den oberen Bereich ausgelagert, um den Fans noch Raum zum Bewegen zu lassen.
Hiraes eröffneten den Abend direkt mit einer Ansage an die Ohren und baten um etwas Gehörschutz. Und das war nur positiv gemeint. Denn mit Through the storm hatten sich Hiraes einen Opener ausgesucht, der das Nachtleben innerhalb weniger Sekunden zum Kochen brachte. Britta ist eine fantastische Growlerin und eine ebenso großartige Sängerin für Klargesang. So brachte sie mit ihrer Stimme Wucht auf die Bühne und bläst schon mal die erste Reihe weg. Songs vom aktuellen Album Dormant waren an dem Abend natürlich in der Überzahl, wobei Dormant (schlafend, schläfrig, Anm. d. Red.) als Name natürlich sehr unpassend war, wenn man gerade durchgeschüttelt wird mit Melodic Death Metal. Melodie und packende Gitarren im mittleren Tempobereich sind das Markenzeichen und manchmal etwas pathetisch wie bei 1000 Lights. Mit dem etwas melancholischen Undercurrent und den Klargesangsqualitäten der sensationellen, bühnenerprobten Sängerin geht der Auftritt auch schon zu Ende. Hiraes sollte man definitiv in seine Playlist aufnehmen oder besser ein Konzert von ihnen besuchen. Denn wie immer der Hinweis: Kauft Merch, unterstützt die Bands.
Fotostrecke Hiraes by Patrick:
Setliste Hiraes:
- Through the Storm
- About Lies
- Under Fire
- 1000 Lights
- We owe no one
- Solitary
- Nightflight
- Dormant
- Undercurrent
Und dann kamen sie: Die Band, welche vorletztes Jahr noch mit Hämatom auf der Bühne standen, ebenso das Thema Masken tragen ausleben und nun alleine als Headliner auf die Bühne kamen und direkt loslegten. „Dymytry is in town“ und bringt den tschechischen Metal mit ins Nachtleben. Das Publikum, meist textsicher, war von der ersten Sekunde an mit dabei. Ein großes Fantreffen könnte man meinen, doch gab es auch ein paar wenige Besucher, die einfach mal diese Band anschauen wollten. Diese Besucher standen dann später aber auch als neue Fans am Merch an. Operation „Internationale Auftritte“ startete hier im Nachtleben. Mit dem neueren, nun alleinigen Sänger für das Ausland, Alen „A.L“ Ljubic, bekamen die Zuhörer auch einen Performer geboten, der von der einen Seite auf die andere lief und bei jeder Gelegenheit mit der ersten Reihe interagierte. Ausreichend Zeit hatte er ja, da die Setlist richtig lang war. Das komplette Album Five Angry Men und fast das ganze Vorgängeralbum Revolt, die englische Version von Revolter, wurde geboten. Ja, die meinten das Ernst mit „wir wollen auch außerhalb Tschechiens erfolgreich sein“.
Und auf dem Weg sind sie: mit den Schlagzeugsolos des wohl bald am meisten fotografierten Schlagzeuger Milos „MILDOR“ „Dauer-Spaß-habenden“ Meier und die Basssolos von Artur „R2R“ Mikhaylov. Allesamt tolle Zutaten für einen Abend im engen Nachtleben zum Mitsingen, Mitgrölen, zum Mithüpfen, und… ach, das mittlerweile obligatorische „In-die-Knie-gehen-und-dann-Springen“, was im niedrigen Nachtleben zumindest für die Musiker auf der Bühne zu einer Herausforderung wurde, und eben auch für die etwas unsportlicheren Fans. Musikalisch sind sie im selbst ernannten Psy-Core angesiedelt, manchmal erinnern sie an die alten Five Finger Death Punch oder auch Slipknot, aber fanden doch immer wieder noch die Kurve zur Abgrenzung. Diese Kurve macht es musikalisch aus. Wer altgedienten Metal erwarten sollte, wurde enttäuscht und das zu Recht. In ihrer Musik waren auch mal einen melancholischen Refrain (Chernobyl 2.0), mal grooviges Parts zum Mitsingen und mal ging es ein wenig in die Industrial-Richtung (wie dem Opener Revolt). Politische Botschaften waren auch dabei (1939), genug ordentliche Kracher (Dead living dead) und ohrwurmgefährliche Songs (Enemy List oder Everything is Black). Manche Lieder sind schon etwas Mainstream, aber insgesamt war das ein grandioses Konzert, denn die Mischung macht’s dann auch wieder. Mit den Worten „Rest in peace, WEST, danke an Hämatom, denen wir viel zu verdanken haben“ wurde es etwas trauriger, da WEST zu dem ursprünglichen Band-Duett Behind the mask gehörte und 2023 verstarb. Das Publikum sang jede Zeile mit in Gedenken an den letzten Jahr überraschend verstorbenen Musiker von Hämatom.
Das erste Headlinerkonzert außerhalb Tschechiens für Dymytry endete nach den Zugaben mit der obligatorischen Rausschmeißermusik von… na?…na klar…der Biene Maja, was sonst.
Fotostrecke Dymytry by Patrick:
Setlist Dymytry:
- Revolt
- Stronger
- Enemy List
- Everything is Black
- Wake me up (before we die)
- Never gonna die
- Awaking the monster
- Legends never die
- Three steps to hell
- In death we trust
- Dead living dead
- 1939
- The revenant
- Somebody´s watching me
- Five angry men
- Behind the mask
- Hope
- Touchdown
- Chernobyl 2.0
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