Konzertbericht: Halos Over Europe – The Halo Effect, Berlin, Kesselhaus, 06.02.2025

The Halo Effect, eine Band, die seit ihrer Gründung mit Riesenschritten die Metalszene erobert hat, ist endlich mit einer eigenen Tour in Europa unterwegs. Sie waren bisher vor allem als Support für große Bands wie Amon Amarth, Machine Head oder Meshuggah unterwegs. Mit der Halo Over Europe Tour 2025 sind sie nun endlich selbst Headliner und wir hatten die Chance in Berlin dabei zu sein. Begleitet wurden sie auf ihrer Tour von Pain und Bloodred Hourglass.

Vor dem Kesselhaus in Berlin hatten sich für dieses Ereignis, schon kurz vor Einlass 60-70 Leute versammelt und warten in der kalten Abendluft darauf, endlich in die Halle zu dürfen. Als die Türen mit kurzer Verspätung geöffnet wurden, füllte sich langsam aber sicher auch die Halle, die rund 700 Personen fasst. Für diesen Abend waren die Treppe und die Empore im hinteren Teil des Kesselhauses geöffnet, die seitliche Empore wurde für die Bands abgesperrt.

Bloodred Hourglass

Der Abend wurde von der finnischen Band Bloodred Hourglass eröffnet. Das Intro startete und die Bandmitglieder liefen unter Applaus zu ihren Plätzen auf der Bühne. Das war gar nicht so einfach, denn ein großer, mit schwarzem Tuch verhüllter Block nahm viel Platz auf der Bühne ein. Der eigene Schlagzeuger musste daher links in der zweiten Reihe Platz nehmen. Kaum waren die Töne des Intros verklungen, sprang Sänger Jaredi Koukonen auf die Bühne und die Band legte mit dem ersten Song The Sun Still In Me los. Obwohl durch die abgedeckten Instrumente der nachfolgenden Bands nur wenig Platz auf der Bühne war, schafften es die Bandmitglieder immer wieder, ihre Plätze zu tauschen und so in Bewegung zu bleiben. Vor allem Sänger Jaredi war mehr als aktiv und schaffte es in jedem freien Gesangsmoment entweder über die Bühne zu flitzen oder die Fans zum Mitmachen zu animieren. Durch die wiederholten Gitarrenwechsel der Musiker hatte er auch zwischendurch immer wieder Zeit für ein paar Ansagen auf der Bühne.

In der Mitte des Sets bildeten sich auch immer wieder kleinere Moshpits, die Sänger Jaredi versuchte zu Circlepits auszubauen. Was kurzfristig durchaus funktionierte, dann aber doch im üblichen chaotischen Moshpit endete. Die Fans hatten aber sichtlich Spaß und ließen sich nicht vom Weitermachen abhalten. Als dann beim letzten Song Where the Sinners Crawl das Publikum zum Mitspringen aufgefordert wurde, gab es kein Halten mehr und die Halle kochte. Unter großem Applaus verließ die Band dann die Bühne, um den Technikern Platz für den Umbau zu machen.

Setlist: The Sun Still In Me // In Lieu of Flowers // Leaves // The End We Start From // Waves of Black // Drag Me the Rain // Nightmares Are Dreams Too // Veritas // Where the Sinners Crawl

Pain

Die Umbauphase war kurz, aber auf der Bühne gab es viel zu tun. Die große abgedeckte Plattform entpuppte sich als Schlagzeug, das auf einem nicht unerheblich hohen Podium thronte. Überall waren stehende Lichtleisten und Scheinwerfer zu entdecken und auch die Scheinwerferleisten am Bühnenrand wurden getestet. Dennoch überragte das Schlagzeug, welches aus durchsichtigem Kunststoff bestand und innen mit Leuchtstreifen beklebt war, das gesamte Bühnenbild und ließ den Bandmitgliedern nicht wirklich mehr Platz als zuvor. Dafür waren es diesmal aber auch nur vier Musiker, welche auch gleich auf die Bühne kamen und ohne große Umschweife loslegten. Wer die Band um Peter Tägtgren noch nicht kannte, bekam mit It’s Only Them gleich einen Vorgeschmack auf das, was noch kommen sollte, die anderen sah man sofort beim Headbangen und lautstarkem Mitsingen.

Beim dritten Song Call Me fing Peter plötzlich an einen Abzählreim aufzusagen, zeigte auf seinen Gitarristen Michael Bohlin und sagte “You are Joakim!”. Gemeint war eigentlich, dass hier ein digitaler Joakim von Sabaton auf einer Videowall erscheinen und seinen Gastpart spielen sollte. Da aber keine Videowall vorhanden war, musste Gitarrist Michael diesen mimen, sehr zur Freude des Publikums. Inzwischen konnte man feststellen, dass die Halle gut gefüllt und die Stimmung mehr als prächtig war. Obwohl die meisten Songs eher düster waren und oft von Tod, Zombies oder ähnlichem handelten.

Bei Go with the Flow hingegen gab es einen totalen Stilbruch und die Band wechselte ihr Outfit komplett. Peter stand plötzlich im Hawaiihemd mit Sonnenhut vor den Fans, während Gitarrist und Bassist in Regenanzügen, komplett mit Kapuze, ihre Instrumente gegen Minikeyboards und Synthesizer eintauschten. Ein wirklich skurriler Anblick, der der Stimmung aber keinen Abbruch tat.

Zu Same Old Song gab es wieder einen Outfitwechsel und plötzlich standen alle in schlichten schwarzen T-Shirts auf der Bühne. Das Publikum zeigte sich textsicher und konnte gut mitsingen. Das langgezogene Keyboard-Outro wurde für einen erneuten Outfitwechsel genutzt.

Und wieder überraschte die Band die Anwesenden gekonnt. Bassist Johan Husgafvel glänzte mit einem bunten Fransen-Pelzmantel, während Gitarrist Michael mit langer Pelzweste, Glitzerskibrille mit passendem Haaraufsatz und plüschbezogener Gitarre auf der Bühne stand und Peter im Bademantel erschien. So ziemlich genau derselbe, wenn nicht sogar der, Bademantel, den er auch im Video zu Party in My Head trug und der somit auch angestimmt wurde. Die Lichtanlage gab alles und strahlte in allen erdenklichen Farben um die ganze Halle in ein buntes Lichtermeer zu tauchen. Dazu wurden Bälle ins Publikum geworfen, die wie wild durch die Halle flogen. Die Fans waren einfach nur am Feiern.

Bei Have a Drink on Me wurde es dann deutlich ruhiger. Barhocker wurden auf die Bühne gestellt, Sänger Peter saß mit Cowboyhut in der Mitte und stimmte den Song an. Doch wer Country erwartet hatte, wurde enttäuscht. Unterschwellig war zwar etwas davon zu hören, aber durch den düsteren Gesang und den dröhnenden Bass fühlte man sich eher an einen düsteren Motörhead-Song erinnert. Langsam nähert man sich leider dem Ende der Show, nicht ohne noch einen Außerirdischen auf und vor der Bühne zu entdecken, der zu Shut your Mouth der Band wild den Mittelfinger entgegenstreckte und sie scheinbar provozierte.

Unter großem Jubel, und Frank Sinatras I did it my Way, verabschiedete sich die Band und ließ ein sehr glückliches, aber auch in Teilen überraschtes Publikum zurück.

Setlist: It’s Only Them // Don’t Wake the Dead // Call Me // Zombie Slam // Suicide Machine // I’m Going In // Go With the Flow // Same Old Song // The Great Pretender // Party in My Head // Have a Drink on Me // Let Me Out // Shut Your Mouth // I did it my Way (Outro)

The Halo Effect

Nachdem die Bühne nun fast komplett geräumt war und die Plattform samt Schlagzeug entfernt worden war, hatte der Mainact des Abends auch genug Platz um zu starten. Das Intro This Curse of Silence ertönte aus den Boxen und die Fans stimmten mit ein. Fast die ganze Halle sang begeistert mit und hörte nur auf, um die Musiker zu begrüßen, die nach und nach auf die Bühne kamen. Alle, bis auf Sänger Mikael Stanne.

Dieser stürmte auf die Bühne und fing an zu singen als sein Part beim ersten Song March of the Unheard an der Reihe war. Die ganze Bühne war in grün/türkises Licht getaucht, passend zum Cover ihres aktuellen und gleichnamigen Albums, welches erst im Januar veröffentlicht wurde. Was aus persönlicher fotografischer Sicht eine sehr angenehme Abwechslung zum blau/roten Standardschema der meisten Bands darstellte. An den Stellen, an denen keine Beleuchtung war, konnte man erkennen, dass alle Bandmitglieder ein neonfarbenes Leuchtband am Armgelenk trugen.

Wie stimmig und mitreißend die Show war, konnte man daran erkennen, dass sich bereits beim zweiten Song Feel What I Believe ein Moshpit in der Mitte der Halle bildete. Beim Intro zu In Broken Trust und man konnte fast die Spannung spüren bis die ersten Riffs einsetzten und sich die Halle in eine headbangende Masse verwandelte, welche nur aufhörte, um das Gitarrenoutro von The Needless End mit Klatschen zu begleiten.

Man merkt einfach, dass die Band aus versierten Musikern mit einem Berg an Erfahrung besteht. Vor allem aber spürte das Publikum die Freude, mit der die Band auf der Bühne stand. Man fühlte einfach die gute Laune und konnte gar nicht anders, als sich einfach mitreißen zu lassen. Was zugegebenermaßen das Fotografieren an manchen Stellen schwierig machte, weil man einfach nicht anders konnte, als mitzubangen. Bei Conditional begann der Song jedoch mit einem ruhigen Gitarrensolo, welches den ganzen Saal in seinen Bann zog. Dieser kurze Moment der Ruhe hielt aber nur bis zu den ersten harten Riffs an, bei denen der Moshpit wieder in Bewegung kam.

Zwischen den Songs nahm sich Mikael immer wieder Zeit für Ansagen und Interaktionen mit den Fans. In diesen Momenten wirkte der starke Kontrast zwischen seiner rauen Gesangsstimme und seiner normalen Sprechstimme noch drastischer. Leider vergingen die Songs viel zu schnell und ehe man sich versah, kam plötzlich die erste Zugabe in Form der drei Songs Gateways, Last of Our Kind und Days of the Lost, welche alle vom Album Days of the Lost stammten. Die Stimmung war mittlerweile so ausgelassen, dass sich nun sogar der erste Crowdsurfer blicken ließ, der, bevor er von der Security wieder aus dem Graben geführt wurde, noch mit Sänger Mikael abklatschen durfte. Dessen Versuche, aus dem Moshpit einen Circlepit zu machen, blieben aber bedauerlicherweise erfolglos. Anscheinend konnten die Fans so ihre Energie besser abbauen.

Da die Stimmung auch nach dem zweiten Abgang der Band noch nicht abgeklungen war, spielten diese noch ihren ersten Hit Shadowminds und ließen den Abend damit aber endgültig ausklingen. Dennoch ließen es sich die Fans nicht nehmen, das Outro noch einmal kräftig mitzusingen. Als auch dieses verklungen war, erschien die Band noch einmal, um sich zu bedanken und zu verabschieden. Pleks und Drumsticks wurden ins Publikum geworfen und mit dem einen oder anderen Fan noch ein Foto im Graben gemacht.

Damit endete der Abend und sehr glückliche Metalheads machten sich auf den Weg nach Hause durch die kalte Berliner Luft.

Setlist: This Curse of Silence (Intro) // March of the Unheard // Feel What I Believe // In Broken Trust // The Needless End // Detonate // Conditional // Cruel Perception // A Truth Worth Lying For // Become Surrender // What We Become // Zugabe: Gateways // Last of Our Kind // Days of the Lost // Zugabe 2: Shadowminds // Coda (Outro)

Bericht und Bilder: Andreas Sperl

Mehr von den Bands bei Dark-Art findet ihr hier:

 

2 Kommentare

  1. Moin

    Vielen Dank für deine Wort! Du kannst den Bericht natürlich gerne verlinken. Wir freuen uns und viel Erfolg mit deiner Fan Site!

  2. Hallo Andreas,

    danke für den tollen Bericht und die Fotos. Ich war vor Ort, einschließlich Meet and Greet. Unvergeßlich. Ich habe gestern begonnen eine deutsche Halo Fan Seite auf Facebook zu erstellen. Gerne nehme ich Deinen Bericht dort als Verlinkung auf. Denke das passiert zeitnah.

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