Konzertbericht: Kataklysm – Europe VS Goliath Tour, 17.02.2024 Geiselwind

Die Konzerte sind nun nach Beginn des neuen Jahres wieder voll im Gange. Und so verschlug es uns von Dark-Art und nach langer Zeit auch für mich, wieder einmal nach Geiselwind in die MusicHall. Man, hier hängen Erinnerungen aus meiner ach so wilden Jugend, dachte ich mir bereits nostalgisch beim Betreten der heiligen Hallen, direkt an der A3. Und so kam es auch, dass man bereits in der Warteschlange am Einlass einmal wieder viele alte Gesichter erblickte und die ersten Smalltalks begann, bis man endlich an der Kasse ankam. Doch bis es soweit war, wart die Vorfreude schon bis ins Unermessliche gestiegen und wir alle freuten uns auf einen tollen Abend, was bei dem Tour Line-Up sicher nicht schwer fallen würde. Und so kam bereits noch vor Beginn der ersten Band, den großartigen Brutal Deathcore Slammern von Stillbirth gute Stimmung auf.

Typisch bunt, humorvoll und farbenfroh, setzten diese sich schon immer etwas vom Rest der Death Metal Szene ab. Und so kam bereits beim Anblick der noch nicht bespielten Bühne richtiger Urlaubsflair auf, denn die Bühne war voll mit neonfarbenen Palmenaufstellern, Surfbrettern und allem was zum Strandfeeling gehört, dekoriert. Typisch Stillbirth eben, dennoch so atypisch für die restliche Death-Metal-Szene. Und dann, kurz vor 20 Uhr war es soweit. In Bordershorts und oberkörperfrei kamen die Musiker direkt mit freudigster Ausstrahlung auf die Bühne. Ein kurzes Weltuntergangsintro, ein Einzähler an den Drums und schon ging’s los. Von 0 auf 100 in einer Sekunde, wurde so als erstes The Hunt vom aktuellen Album Homo Deus geballert. Feinstes Blastgewitter, deepe Growls und jede Menge Bewegung auf der Bühne machten direkt klar, hier werden keine Gefangenen gemacht. Das ganze mit der richtigen Portion Groove gemischt und schon konnte sich niemand mehr ruhig halten im Publikum. Und so wurde die wilde Jagd auch direkt genutzt, nicht um Gefangene zu machen, nein, vielmehr um die Temperatur im Raum gefühlt auf 50 Grad steigen zu lassen. Und so war die Band auch direkt in ihrem Element und bretterte direkt mit Seed of Judgement ebenfalls vom neuen Album fort. Die Veranstalter und inzwischen gefühlten Workaholics, die auch hinter dem Death Feast und dem Dortmund Death Fest stehen, nutzten ihre knappe Openerspielzeit auch sehr weise und vergeudeten keine große Zeit mit inhaltslosen oder langen Zwischenansagen, wie man es leider von der ein oder anderen Band kennt. Soweit so gut und so setzte sich das der knochenzerberstende Todesstahl von Stillbirth fort. Es kamen auch jede Menge Klassiker, die an Zeiten des in meinen Augen “Durchbruchs” von Stillbirth zählen, wie der Titeltrack des 4ten Albums Global Error oder Endgame Is Near, was für mich die eh schon kochende Stimmung im Saal, für mich noch zusätzlich anheizte, da ich die Band in genau dieser Ära kennen gelernt habe. Alles in allem, eine gut gemischte Setlist, die grob zur Hälfte den neuesten Silberling präsentierte und zur Hälfte eine schöne Wanderung durch die Historie der Band darstellte. Ein mehr als gelungener Auftritt, der für diese Tour nicht besser hätte gewählt sein können und den gesamten Saal auf das einstimme, was noch folgen sollte.

 

Setlist Stillbirth:

The Hunt *
Seed of Judgement *
Endgame Is Near
Rising From the Ashes *
Global Error
Panem et Circenses
Autonomous Eradication *
Unleash the Mutation
Revive the Throne

Und nun wurde es wild, sogar sehr wild. Nicht dass diese Beschreibung nicht auch auf Stillbirth gepasst hätte, aber eben in einer anderen Ausprägung. Denn nach kurzem Umbau, bei dem sogar ein Flügel auf die Bühne gebracht wurde, begann das Set von den Brutal Technical Symphonic Death Metalern aus Italien, Fleshgod Apocalypse. Und was soll man hier noch groß sagen? Sie sind einfach eine Klasse für sich. Verspielt, abwechslungsreich, auf höchstem musikalischem Niveau und dennoch so brutal. In der ersten Hälfte des Sets wurde die 2020 als festes Bandmitglied aufgenommene Veronica Bordacchini in den Mittelpunkt gestellt und ihre mehr als überragende Sopranstimme schon fast im Übermaß präsentiert. Dies war jedoch kein neues Element, welches erst zur Jahrzehntwende hinzukam, da die Sängerin bereits seit 2013 im Live-Line-Up der apokalyptischen Fleischgötter zu finden ist und deren Musik ja auch schon immer einen Anhauch von Oper versprühte. Und so wurden erst neuere Stücke wie Healing Through War, Sugar oder die neue Single No wiedergegeben. Wer jedoch befürchtete, dass die gesamte Show nun von der Verteilung her so ablaufen sollte, der wurde eines besseren belehrt. Den auch bei Fleshgod Apocalypse spiegelte die Setlist einen gesamten Einblick in die musikalische Geschichte wider. Ob Minotaur vom Labyrinth Album oder The Egoism der Durchbruchsscheibe Agony. Und so entstand eben eine sehr brachiale und abwechslungsreiche Show, die jeden Fan zufrieden stellen sollte, da hier alles bedient wurde und niemand etwas hätte missen können. Und zum Schluss der Show wurde dann noch als absolutes Highlight The Violation ganz in Tradition der alten Tage, wie soll ich sagen?, geballert, geschmettert, gewalzt? Ich weiß nicht, welches das zutreffendste Verb ist, aber alle zusammen können ungefähr ein Bild davon malen, wie es hier zur Sache ging. Gnadenlos, brutal und brachial, wurde hier kein Stein mehr auf dem anderen gelassen und das feierwütige Publikum einfach von einer Wand überfahren. Absoluter Wahnsinn in Perfektion, weniger kann man hier nicht zu sagen.

 

Setlist Fleshgod Apocalypse:

Intro
Healing Through War
Sugar
Minotaur (The Wrath of Poseidon)
No (new single)
The Egoism
The Fool
Prologue
Epilogue
The Violation

Und nun war es so weit. Der Umbau zum Headliner der Tour war im vollen Gange und ich dachte mir nur, nach der Vorlage der beiden Vorbands, das müsse Kataklysm erst einmal toppen. Nicht, dass ich an der Band Zweifel hätte, nur war das Vorprogramm bereits so stark, dass man einfach nur seinen Hut ziehen konnte und das Maß dadurch natürlich sehr hoch lag. Doch wenn jemand das Niveau halten konnte, dann doch sicher die Vollprofies von Kataklysm. Und kaum hatte ich dies zu Ende gedacht, begann auch schon das Intro von Thy Serpents Tongue. Leicht Sepultura anmerkende Gitarren übernahmen dann mit Highspeed-Doublebassuntermalung die Führung auf der Bühne, bis Frontmann Maurizio Iacono mit der ersten Strophe die Bühne betrat. Und in diesem Moment wurde einem bewusst, was man nun auf der Bühne erleben würde. Mit super Sound in der Halle und ordentlich Groove im Gepäck begannen sofort die Headbanger ihre Haare wild von links nach rechts oder im Kreis zu schütteln. Und dann kam nach einer kurzen Begrüßung auch schon der Kern der Tour auf den Tisch. Vom gleichbetitelten Album, wurde im Anschluss direkt Goliath auf alle Anwesenden losgelassen. Das Album ist zwar schon seit August letzten Jahres im Plattenladen eures Vertrauens erhältlich, hier schien jedoch die musikalische Umsetzung des Riesen noch einmal mit Nachdruck verdeutlicht zu werden. Und damit war es um das Publikum geschehen. Der Flow lief und keiner konnte sich dem entziehen, während die Kanadier mit hervorragender Bühnenpräsenz glänzten und gnadenlos mit Let Them Burn über alles hinweg walzten. Und wer das Album In The Arms Of Devastation kennt, der weis dass hier niemand ruhig stehen bleiben kann und versuchte das Feuer mit der Zugluft fliegender Haare auszupusten. Danach ging es zurück zum Anfang der Show, bzw. dem Album Of Ghosts And Gods und Breaching The Asylum peitschten brachial aus der Anlage und ließen den Groove Express weiterrollen. Darauf folgten Songs der Ära der letzten 14 Jahre und damit eher die jüngeren Hits wie Narcissist, Guillotine oder Push the Venom, bevor das Programm immer wieder mit den Superhits der Band aufgewertet wurde. So war für mich natürlich ein Highlight erreicht, als ungefähr in der Mitte der Show auf einmal As I fucking Slither erschallte. Und jeder, der den Song kennt, weiß, dass hier keine Geiseln in Haft genommen werden, sondern es so richtig zur Sache geht. Und ohne Zeit zum Durchatmen wurde direkt Crippled & Broken nachgeschoben. Man wusste gar nicht wie einem geschah, aber fast schon zwischen den Hits der eigenen Jugend, Nostalgie und jeder Menge damit verbundenem Spaß, war man bereits hier innerlich völlig am ausrasten. Doch damit nicht genug, denn es sollte so schnell nicht wieder ruhig werden und Shadows & Dust legte dann auch beim letzten Zuhörer alles in Schutt und Asche. Und es wollte einfach kein Ende nehmen mit den Kataklysm Charts. Über den Staub, der in den Schatten liegt, fegten danach noch die Illuminaten, The Killshot, das schwarze Schaf und ein königlicher Verstorbener, was einen wie in einem Rausch gefangen hielt und man nur innerlich nur hoffte, die Show würde nie enden. Doch jede Show muss einmal enden, auch die von Kataklysm. Und wer die Band seit ihrem großen zweiten Durchbruch 2006 kennt, der weiß auch, dass seit diesem Jahr ein Song besteht, der nicht besser als Ausklang dienen könnte, als The Road To Devastation. Und so kam es wie es kommen musste und als der Song begann, wurde einem bewusst, dass es aufs Ende zugeht. Jedoch schafft dieser Song immer ein sehr nachhaltiges Ende, finde ich und entließ uns so, vollgepackt mit guter Musik im Herzen und königlicher Laune, in die Nacht, auf den nach Hause Weg.

 

Setlist Kataklysm:

Thy Serpents Tongue
Goliath
Let Them Burn
Breaching the Asylum
Narcissist
Guillotine
Bringer of Vengeance
Push the Venom
As I Slither
Crippled & Broken
In Shadows & Dust
Illuminati
The Killshot
Die as a King
The Black Sheep
The Road to Devastation

Als Resümee bleibt nur zu sagen, was für eine geniale Tour. Ein Billing, das man sich besser im Traum hätte nicht zusammenbuchen können, jede der Bands mit einer anderen, dennoch überragenden Livepräsenz und einem Publikum, das dies genau versteht. Ich wollte eigentlich ehr aus nostalgischen Gründen auf “Europe VS Goliath” Tour, bin jedoch mit aufgefrischten Erinnerungen und neu entfachter Leidenschaft wieder gegangen. Mehr hätte ich mir nicht wünschen können und kann nur sagen, alle Daumen hoch, für diese riesen Portion großartigem Death Metal.

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