Konzertbericht: Katatonia & Sólstafir – Twillight Burials Tour 2023

Am 16.02.2023 war es nach einem Jahr coronabedingter Verschiebung so weit: Die beiden Meister der Melancholie, die schwedischen Katatonia und die Isländer von Sólstafir, konnten gemeinsam auf ihre Twillight Burials Co-Headliner Tour gehen und machten an einem Donnerstagabend auch in der Batschkapp in Frankfurt halt. Als Support hatte sie SOM mit im Gepäck. Mit denen fangen wir auch direkt an.

SOM, eine Shoegaze-Post Rock Band aus den USA, durfte den Abend pünktlich eröffnen. Die Bühne war dabei in grünes Licht und verdammt viel Nebel getaucht, während die Jungs ebendiese nacheinander betraten. Am Anfang dachte ich, dass Sänger Will ein etwas dünnes Stimmchen hat, das legte sich aber relativ schnell. Auch fand ich, dass ihnen die Spielfreude sichtlich anzumerken war, der Gitarrist riss immer wieder sein Instrument hoch und gerade Drummer Duncan ging hinter seinem Drumkit richtig auf. Da machte es wirklich Spaß, ihm dabei zuzusehen. Sehr schön fand ich auch die Lichtshow, denn zu den Schlägen wechselte das Licht im Rhythmus von grün auf helles lila und weiß, während die Lichtstrahlen durch den Nebel schnitten. Mir persönlich war es zu Anfang etwas zu seicht, aber gerade die drei letzten Songs, Clocks, Black out the Sky und Youth // Decay gefielen mir wiederum richtig gut, da diese etwas mehr Vortrieb hatten. Im Ganzen ein sehr gelungener Auftakt, welcher auch von den schon zahlreich anwesenden Besuchern mit wohlwollendem Applaus quittiert wurde.

Nach einem kurzen Umbau, der hauptsächlich daraus bestand, Instrumente hin und her zu schubsen, ging das Licht aus und das Intro Náttfari erklang. Sólstafir betraten die Bühne, während die Menge schon teilweise mit geschlossenen Augen und im Takt wippend da standen. Sie starteten ihr Set mit Náttmál, die Beleuchtung wurde auf sanftes Weiß hochgefahren und was mir sofort auffiel, war die unglaublich positive Bühnenpräsenz von Sänger und Gitarrist Aðalbjörn Tryggvason. Dieser stand von Beginn an immer wieder auf den Boxen, egal ob mit Instrument oder Mikrofon in der Hand. Auch zog er Grimassen und gestikulierte immer mit dem Publikum. Es machte ihm auch sichtlich Spaß, die Crowd zu beobachten. Als diese nach einem Song applaudieren wollte, legte er lediglich einen Finger an die Lippen und ging direkt zum nächsten Track über. Auch möchte ich seine wunderbare, mit nordischen Elementen verzierte Gitarre nicht unerwähnt lassen, welche er auch regelmäßig hochkant bespielte. Seine Bandkollegen legten sich ebenfalls ins Zeug und die Spielfreude war ihnen ebenfalls sehr merklich anzusehen. Sólstafir schafften es mal wieder, eine tolle melancholische Stimmung zu erzeugen, welche aber weder langatmig noch langweilig war. Sie versetzten die Crowd in Bewegung, aber auf ihre Art und Weise, mit den Armen gestikulierend, die Augen geschlossen und jeder für sich selber tanzend und das zu Tracks wie Melrakkablús, Bloodsoaked Velvet und Rökkur. Richtig laut wurde es lediglich als Fjara angekündigt wurde. Das ist aber auch der Song schlechthin, den eigentlich jeder kennt, selbst wenn man kein Fan der Band ist. Zum Abschluss wurden noch Ótta und Goddess of the Ages zum Besten gegeben, letzteres sang Aðalbjörn einige Minuten auf der Abstützung vorne stehend, gehalten nur von jeweils einem Fan, während er sich langsam seitlich über die komplette Länge der Absperrung bewegte. Wohl bemerkt, dass er mit einer Hand immer noch sein Mikro hielt und während des Umgreifens kurz ohne Hilfe das Gleichgewicht hielt. Lediglich ein Security begleitete ihn am Boden. Ein wunderbarer Auftritt einer fantastischen Live-Band, die ohne großen Schnickschnack auskommt, denen man ihre Emotionen und die Freude auf der Bühne sichtlich anmerkt und welche trotz ihrer Melancholie wirklich Spaß machen.

Bevor Katatonia starteten, fand ein Fanwechsel vor der Bühne statt. Sólstafir Fans gingen, die Fans der Schweden kamen nach vorne. Katatonia starteten direkt mit den Songs Austerity und Colossal Shade, welche auf dem erst letzten Monat erschienenen Album Sky Void of Stars enthalten sind, ebenso wie die Tracks Atrium, Opaline und Birds. Damit lag der Schwerpunkt der Setliste eindeutig auf dem neuesten Werk, welches von dem Publikum live sehr gut angenommen wurde. Dabei setzten die Schweden, wie schon SOM, auf überwiegend grüne und dunkele Beleuchtung. Das fand ich etwas schade, denn ich persönlich mag es lieber, die Emotionen der Musiker zu erkennen. Um die Stimmung etwas weiter aufzulockern, versuchte sich Sänger Jonas „Lord Seth“ Renkse an einem Witz: „Der nächste Song Forsaker ist der Opening Track des Albums Night is the New Day. Und wisst ihr, was an einem Opening Track so besonders ist? Es gibt nur einen auf jedem Album!“ Nun ja, wer hätte das gedacht ;). Aber zurück zur Band. Auch ihnen war die Spielfreude sichtlich anzumerken, Gitarren wurden in die Luft gehoben und es wurde munter die komplette Breite der Stage ausgenutzt. Die sympathischen Ansagen zwischen den Tracks wurden gut angenommen und sorgten immer wieder für Lacher. Auch durften die Songs My Twin und Old Heart Falls nicht fehlen, welche von der Crowd munter und fast vollständig mitgesungen wurden. Nach Untrodden folgte dann auch das bekannte, „wir gehen von der Bühne und ihr ruft nach uns“-Zugabespielchen, um danach noch zwei Tracks herauszuhauen. Mit July und Evidence ging das Set der munteren Schweden dann wirklich zu Ende.

Ob die beiden Bands wirklich zusammen als Co-Headliner touren sollten, sei jedem selbst überlassen. Ich jedoch fand die Konstellation nicht unbedingt optimal, denn wer wie ich eher Fan von atmosphärischer Musik ist, wird nach Sólstafir schon überglücklich gewesen sein. Ich empfand Katatonia danach fast etwas langweilig, was sehr schade war. Und es ging wohl nicht nur mir so. Einigen nutzten die Zeit, um auf Toilette oder leider auch schon komplett zu gehen. Irgendwie echt doof, denn schlecht waren diese keinesfalls, nur die Fanlager anscheinend zu unterschiedlich. Ich würde mir aber jederzeit die Bands wieder ansehen, nur eben nicht mehr zusammen. Im Großen und Ganzen war es aber ein gelungener Abend, mit wunderbaren Musikern, welche alle auf ihre Art und Weise überzeugen konnten.

Über Steffi 197 Artikel
Fotografin und Schreiberling. Seit Frühjahr 2022 dabei, angeschleppt wurde ich von Roksi und Matthias, welche mein Interesse an der Konzertfotografie geweckt haben. Ich bin bevorzugt auf kleineren Festivals und Veranstaltungen im Bereich Pagan, Viking und Folkmetal, soweit atmospheric Black Metal und Melo Death unterwegs. Zu meinen Lieblingsbands zählen unter anderem Vanaheim, Cân Bardd und Dark Tranquility

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