Konzertbericht: Wardruna – Meistersingerhalle Nürnberg, 16.11.2024

Am 16.11.24 machten Wardruna auf ihrer großen Tour auch Halt in der ausverkauften Meistersingerhalle in Nürnberg. Die Halle hat zwar eine wunderbare Akustik, allerdings ist sie auch komplett bestuhlt, was ich immer etwas schade finde. Warum? Das erfahrt ihr gleich!

Als ich an der Halle ankam, war der Einlass schon voll im Gange und im Vorraum warteten bereits etliche Menschen, dass sich die Türe zum Innenraum öffnet. Was mir direkt auffiel: Einige Besucher hatten ihre nordische Gewandung aus dem Schrank geholt und sich thematisch passend gekleidet. Bei einer Band wie Wardruna passt das aber auch einfach!

Als wir dann Richtung unseres Sitzplatzes pilgern durften, fiel mir als Erstes die Dekoration auf der leicht rund gehalten Bühne auf. Hohes Gras zierte die Podeste, Fackeltöpfe standen überall an der Kante verteilt und natürlich wurde auch nicht auf die verzierten Mikrofonständer verzichtet. Aber die Eyecatcher waren definitiv die zwei großen geschwungenen Rufhörner, welche mittig hinter Einar Selvik platziert waren. Diese sollten später auch noch zum Einsatz kommen.

 

Wardruna überzeugen in ihrer Schlichtheit

Als sich pünktlich das Licht verdunkelte und die Band die Bühne betrat, ging es direkt ohne große Ansagen los. Wardruna sind ein Phänomen, denn obwohl sie ohne große Bühnenshow daher kommen, schaffen sie es genau mit dieser Schlichtheit, die Besucher in ihren Bann zu ziehen. Den Fokus komplett auf die Musik, die Instrumente, wie Moraharpa und Tagelharpa, und die hypnotisierenden Bewegungen von Einar und Lindy gelegt… Das sind Wardruna!

Eine Besonderheit hatten sie sich einfallen lassen, welche ebenfalls wieder schlicht, aber optisch sehr faszinierend und wunderschön daher kam: Die Musiker wurden von vorne mit großen Strahlern angeleuchtet, sodass sie auf die abgehängten Rückwand als Schatten projiziert wurden. So überschnitten sich die Bewegungen und flossen ineinander über. Auch wurden bei einigen Songs Bilder, wie beispielsweise ein Berg, oder Videoabschnitte auf das Abgehängte übertragen, um so für einen weiteren schönen Effekt zu sorgen.

Generell wurde das Licht sehr gezielt und passend zu dem Rhythmus und der Stimmung der Songs eingesetzt, was der ganzen Atmosphäre sehr zugutekam. Wardruna haben ja auch schon lange genug Erfahrung und ausverkaufte Hallen sind ihnen ebenfalls nicht neu!

 

Musikgenuss mit Bewegungseinschränkung

Wardruna ist eine Band, welche dazu einlädt, die Augen zu schließen, im Takt der Musik zu tanzen und sich voll und ganz in der Musik zu verlieren. Womit wir wieder bei dem bestuhlt angekommen sind. Leider war genau das aufgrund der Gegebenheiten nicht möglich, obwohl sich einige gerne der Musik hingegeben und ausgelassen getanzt hätten. Trotzdem schafften es Wardruna, eine einzigartige Atmosphäre zu kreieren, welcher man sich nicht entziehen konnte… Und eigentlich auch nicht wollte!

Zu Tyr kamen dann auch die beiden zu Beginn genannten großen Hörner zum Einsatz, nur eines von vielen Highlights während des Auftrittes.

So führte uns die Band durch alte und ganz neue Songs, eine schöne Mischung von Liedern, liebevoll ausgewählt. Und das ganz ohne Unterbrechung oder Ansagen zwischen den Stücken. Lediglich am Schluss, vor den Zugaben, zeigte sich Einar gesprächig und erzählte, wie glücklich es sie mache, vor ausverkaufter Halle zu spielen. Auch, dass sie soviel Energie und Freude von den Besuchern zurückbekommen hätten, mache sie immer wieder dankbar und sprachlos.

 

Die Geschichte hinter Helvegen

Natürlich darf ein Song nicht fehlen und so bekamen wir die Geschichte hinter dem traditionellen nordischen Lied Helvegen erzählt. Eine Geschichte über die Reise nach Hel, der Akzeptanz von Tod und einem Protagonisten, der Trost im Gesang findet. Generell sollten die Leute mehr singen, denn Musik spende Trost, leite und führe auch durch dunkle Zeiten, so Sänger Einar Selvik.

Zu dem Lied wurden dann die Fackeln entzündet und die Bühne in dunkles Rot getaucht, während die Stimme von Einar uns durch die Geschichte führte. Der Song steigerte sich stetig, die Trommeln nahmen zu, Hörner wurden geblasen, um dann letztendlich doch ganz ruhig zu enden. Genau diese Momente sind es, welche Wardruna zu einer fesselnden Liveband machen!

Die Emotionen und Gefühle welche transportiert werden, das Auf und Ab in den Songs, untermalt von traditionellen nordischen Instrumenten und natürlich den Stimmen der Sänger, trugen zur gesamten Atmosphäre und Stimmung bei, welche mich immer wieder fasziniert zurücklässt!

 

Ragnarr Loðbrók’s Snake Pit Poetry als Abschlusssong

Als allerletzte Zugabe spielte Einar Selvik alleine auf der Bühne einen Song aus der Fernsehserie Vikings. Es war das Gedicht, welches der Protagonist Ragnarr verfasste, als er in England in der Schlangengrube landete. Einar witzelte noch, dass er nun alle gespoilert hätte, welche die Serie noch nicht gesehen hatten, was für reichlich Lacher sorgte.

So endete ein intensiver Auftritt von Wardruna in Standing Ovations. Ein Auftritt, welcher in seiner Schlichtheit, der gekonnten Inszenierung und der damit erzeugten Stimmung, einzigartig ist und mal wieder beweist, warum diese Band ganze Hallen ohne Probleme füllt! Danke Wardruna!

Setliste Wardruna:

Kvitravn // Hertan // Skugge // Solringen // Kvit hjort // Runaljod // Lyfjaberg // Voluspá (Skaldic Version) // Tyr // Isa // Grá // Himinndotter // Rotlaust tre fell // Fehu // Encore: Helvegen // Encore 2: Snake Pit Poetry – Skaldic Mode (Einar Selvik cover)

 

Bericht und Bilder: Steffi

Mehr von Wardruna bei Dark-Art findet ihr hier:

 

 

Über Steffi 204 Artikel
Fotografin und Schreiberling. Seit Frühjahr 2022 dabei, bin ich bevorzugt auf kleineren Festivals und Veranstaltungen im Bereich Pagan, Viking und Folkmetal, soweit atmospheric Black Metal und Melo Death unterwegs. Zu meinen Lieblingsbands zählen unter anderem Vanaheim, Cân Bardd und Dark Tranquillity.

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