Metal Franconia 2023- Freitag

Das 11. Metal Franconia Festival fand am 31.03 und 01.04. zum zweiten Mal im Eventzentrum Strohofer in Geiselwind statt, genauer gesagt, in der kleineren, gemütlichen Music Hall. Welche Band zur Party aufgerufen hat und was Onionrings damit zu tun hatten, erfahrt ihr hier in unserem Bericht vom Freitag!

 

Am Freitag startete das Festival schon sehr zeitig, Einlass war bereits um 14.00 Uhr,  die erste Band begann um 15.30 Uhr. Für einen Wochentag, meiner Meinung nach, etwas zu bald. Auch sorgte ein Unfall auf der Autobahn für eine verzögerte Anreise einiger Besucher.

Death by Rino eröffneten das Metal Franconia Festival mit leider sehr, sehr wenigen Zuschauern in der Halle. Als erstes fiel direkt auf, dass der Sänger richtig Bock hatte. Von Beginn an interagierte er mit dem Publikum. Auch war dieser fast nicht auf der Bühne zu sehen. Immer wieder sprang er von der Stage, um an der Absperrung zu singen oder einfach zum Soundpult in der Mitte der Halle zu flitzen. Optisch fiel sofort der Gitarrist auf, der mit seinem halbgeöffneten Leo-Hemd völlig aus der Kleiderordnung fiel. Aber nicht weiter schlimm, auch ihre Musik lässt sich nicht richtig in eine Schublade stecken. Schade, dass so wenig los war, sie hätten etwas mehr Publikum verdient gehabt.

Grand Old Wrath durften mit ihrem Technical Death Metal als nächstes ran. Mit zwei Sängern auf der Bühne zeigte sich hier schon direkt ein Unterschied. Auch waren diese quasi permanent in Bewegung. Leider war die Halle noch immer sehr, sehr leer. Dementsprechend hatten es die Schwaben schwer, Stimmung zu erzeugen oder auch Aktionen des Publikums zu fordern. Einer der beiden ließ auch hin und wieder die Hüften kreisen, was so überhaupt nicht zur Musik passte, aber lustig anzusehen war. Auch der Aufruf zum Kaufen der CD war nicht Standard 0815: Sie seien alle Schwaben, bei ihnen wäre das Merch günstig. Bedauerlicherweise war die Bassdrum sehr laut und der Sound zeitweise zu übersteuert. Dabei gingen die Saiteninstrumente total unter.

Als dritter Act waren Truth & Tragedy an der Reihe. Direkt zu Beginn wurden wir von einem übermäßig lauten, dröhnenden Intro fast von unseren Sitzhockern gefegt. Sorry, das war tatsächlich etwas „too much“. Auch war generell der Sound, gerade beim ersten Song, wieder übersteuert. Die Jungs gaben ihr bestes, um Stimmung zu erzeugen, aber so recht wollte der Funke bei den leider immer noch spärlich anwesenden Besuchern nicht überspringen. Schade, denn ihr Post-Hardcore-Metalcore-Mix hat durchaus Potenzial! Mir gefiel ihr Stil und ich hoffe, dass ich sie irgendwann unter besseren Bedingungen mal wieder sehen werde. Kleiner Fun Fact am Schluss… In ihrer FB-Info steht folgender Text: Truth & Tragedy – the band your mothers, teachers and priests warned you about 🙂 Sehr nice!

Zu den Death-Doom-Metallern Sacrifire, welche sich aus ehemaligen Bandmitgliedern von Warpath und Disbelief gegründet hat, füllte sich die Halle endlich deutlich. Die Herren legten auch direkt ordentlich los. Man merkte, dass sie richtig Lust hatten. Das Publikum wurde zum Mitmachen animiert, welches mittlerweile gut funktionierte. Dass mehr los war, machte sich auch positiv in der Stimmung bemerkbar. Es fiel der Band deutlich leichter, die Crowd zum Klatschen zu bringen. Über Knüppelsongs bis hin zu einem ruhigeren Track war alles in der Setlist vertreten. Leider war der Sound noch immer nicht gut, der Gesang ging irgendwie ziemlich unter. Aber sie hatten wohl auch technische Probleme. Ob das daran lag oder ein generelles Problem war, kann ich nicht sagen. Trotz aller Widrigkeiten ein toller Auftritt.

Dann wurde es käsig. Nein, keine Niederländer, sondern die Schweinfurter Dauergäste von Goregonzola durften ran! Wer die Jungs kennt, weiß, dass hier Blödsinn, gepaart mit Wahnsinn und noch mehr Blödsinn auf der Tagesordnung stehen. So auch diesmal. Nachdem der Bassist ausgefallen war, übernahm ihr Sänger diese Aufgabe. Irgendwas ist dann in der Überleitung schiefgelaufen, denn auf einmal ging es um das stetige Wachsen des Körperumfangs, und der Tatsache, dass dies wohl aber nicht den Schnippi betrifft, denn der ist immer noch klein :). Danke Jungs für diese humoristische kurze Biologiestunde! Dann folgten mehrere genretypisch kurze Tracks und die Feststellung, dass Kurze wohl beim Publikum besser ankommen. Dazu noch das Versprechen, dass das nächste Album, wenn es denn irgendwann einmal erscheinen sollte, nur aus Shorttracks bestehen wird. Der Sound war mittlerweile auch deutlich besser und das Publikum ordentlich in Feierlaune. Zum Abschluss gab´s noch die Ansage, dass doch bitte ordentlich Merch gekauft werden soll, denn er habe nur ’ne kleine Karre und keinen Bock, das ganze Zeug da wieder reinzustopfen!

Da wir gerade schon bei Wahnsinn waren, machen wir doch gleich mal damit weiter, mit der italienischen Form davon, namentlich Nanowar of Steel! Schon beim Umbau wird sich der ein oder andere Besucher wohl gefragt haben, warum da ein Aladdin-Verschnitt oder ein Dude mit lilaner Perücke und rosa Tütü rumlaufen?! Leute, das muss so! Als die Truppe dann leider mit etwas Verspätung loslegen konnte, explodierte die Stimmung schlagartig. Partymode on war angesagt. Direkt als Zweites brachten sie The Call of Cthulhu, bei dem Sänger Potowotominimak mit Cthulhu Maske und riesigem aufblasbaren Telefon, welches er anscheinend von Mr. Heavysaurus geklaut hatte, die Bühne stürmte. Auch zu Barbagianni (was auf Deutsch tatsächlich nichts anderes als Schleiereule bedeutet), packte er sich in ein Eulenkostüm, um wie verrückt damit über die Bühne zu flitzen.

Natürlich nicht, ohne dass Mr. Baffo der Crowd noch die zugehörigen Armbewegungen erklärte. Zu Wall of Love wurden diese auch entsprechend eingefordert, aber erstmal machten die zwei es vor, wie es auszusehen hat. Heraus kam eine äußerst ästhetische Tanzeinlage, inklusive Hebefiguren und leicht anzüglichen sexuellen Handlungen auf der Stage. Ich sag dazu nur: „Love is in the air!“. Bei Norwegian Reggaeton ging die Party weiter, mit einem aufblasbaren Orca auf der Bühne und lauter tanzenden und feiernden Menschen im Publikum, ehe sie ihren Höhepunkt mit dem Liebessong an ein schwedisches Möbelhaus fand: Valhalleluja, bedauerlicherweise ohne den Ikea-Tisch auf der Bühne zusammenzubauen. Das war vermutlich der Verspätung geschuldet, denn auch Der Fluch Des Käpt’n Iglo und Disco Metal mussten aus der Setliste weichen. Aber immerhin war noch kurz Zeit, um Mr. Baffo ein nachträgliches Geburtstagsgeschenk in Form von frischen Zwiebelringen, inklusive selbstgeschriebener Geburtstagskarte zu überreichen :).

Was folgte, war dann ein gepflegter Abriss seitens der Niederländer von Legion of the Damned. Knüppelharter Death- Thrash-Metal, welcher die Menge umgehend in Bewegung setzte. Es wurde fast direkt ein Moshpit gestartet und ein etwas anderer Circle Pit in Form einer Conga Line. Ob das noch die verbliebenen Nanowar of Steel Fans waren? Ziemlich sicher ist, dass die Jungs wahnsinnig viel Bock hatten, das sah man ihnen sofort an. Auch hielten sie sich mit langen Ansprachen sehr zurück. Sie lieferten einen absolut soliden Auftritt, ohne großartigen Schnickschnack. Das stand im krassen Gegensatz zu ihrer Vorgängerband, bei denen Showeinlagen ja fest zum Programm gehören. Legion of the Damned konnten die Crowd mit ihrem schnörkellosen Auftritt überzeugen und auch die Stimmung erreichte einen neuen Höhepunkt! Immer wieder gerne!

Ensiferum betraten nach einem längeren Intro die Stage und läuteten zum letzten Abriss an diesem Abend ein. Die Menge, immer noch gut angeheizt von den vorangegangenen Bands, legte sofort los. Ausgiebiges Headbangen, Singen und Tanzen war angesagt. Die Finnen hatten direkt richtig viel Spaß, das war kaum zu übersehen. Es wurde über die Bühne gesprungen, Grimassen gezogen, die Zunge herausgestreckt und auch sonst allerlei Blödsinn gemacht. Ebenfalls war die Interaktion mit der Crowd sehr ausgeprägt, gerade Bassist Sami Hinkka animierte und interagierte laufend mit dieser, wenn er nicht gerade am Bangen war. Die Hände in die Höhe reißend, flitzte er wie angepickst hin und her, auch im Wechsel mit Markus Toivonen. In der Mitte der Menge bildete sich direkt ein Moshpit, welcher auch den kompletten Gig über Bestand hatte, sehr zur Freude der Band. Auch durfte ihr Keyboarder, Pekka Montin, zweimal nach vorne treten, um jeweils einen Song zu performen. Geboten wurde eine bunte Mischung einmal quer durch die Diskographie, welche bei den Zuschauern sehr gut ankam. Zumal der Sound hier wirklich gut war. Ein wirklich gelungener Auftritt von bestens aufgelegten Finnen!

Den Abschluss des Freitags bildete die „Heavy Fucking Metal“ Coverband Schlachtschüssel. Schon während der Umbaupause und dem Soundcheck war die Stimmung ausgelassen. Auch stellte sich die Frage, ob sie denn jetzt eigentlich Headliner seien? Das verbliebene Publikum feierte die Band schon, da hatte sie noch nicht einmal angefangen zu spielen. Das veranlasste ihren Sänger (mit einem FCK PTN-Shirt) zu der Aussage, dass sie jetzt ja fast etwas verlegen sind. Viele waren nicht mehr da, aber ganz leer war es auch noch nicht zu der späten Stunde. Schlachtschlüssel haben sich mittlerweile schon einen Namen gemacht auf dem Festival. Leider war der Klang dann wieder nicht sehr gut, teilweise zu basslastig und kratzig. Auch füllte sich die Halle wieder etwas und es wurde ein letztes Mal an diesem Tag ausgelassen geheadbangt und gefeiert. Na dann, hoch die Tassen, natürlich gefüllt mit Bier! Was denn auch sonst 🙂

Der Freitag ging nach einem relativ langen Tag zu Ende. Leider immer wieder mit Soundproblemen. Auch der frühe Beginn war dem Ganzen nicht unbedingt förderlich. An einem Wochentag um 15.30 Uhr zu starten ist für einige dann doch zu bald. Ich hätte mir etwas mehr musikalische Abwechslung im Mittelfeld gewünscht, aber gerade Goregonzola, Nanowar of Steel und Ensiferum rissen das ganze Ruder wieder herum und brachten ordentlich Stimmung in die Bude. Auch finde ich es sehr gut, dass das Festival mittlerweile in Geiselwind in der Halle ist. Es ist warm, gemütlich und es sind ausreichend Sitzplätze vorhanden.

Einen weiteren Kritikpunkt hätte ich auch noch, der betrifft die Verpflegung Vorort. Elf Euro für eine Pizza sind leider viel zu viel. Auch die Auswahl an vegetarischem Essen ließ zu wünschen übrig. Besonders in der Hinsicht, dass die Catering-Listen für die Crew und die Bands ebenfalls öffentlich aushingen und dort generell sehr viel mehr Vielfalt (auch vegetarisch) geboten wurde. Das kam nicht sonderlich gut an. Vielleicht könnt ihr da für nächstes Jahr etwas nachbessern, gerade auch weil diverse Fastfood-Ketten fußläufig erreichbar sind.

 

 

 

Über Steffi 204 Artikel
Fotografin und Schreiberling. Seit Frühjahr 2022 dabei, bin ich bevorzugt auf kleineren Festivals und Veranstaltungen im Bereich Pagan, Viking und Folkmetal, soweit atmospheric Black Metal und Melo Death unterwegs. Zu meinen Lieblingsbands zählen unter anderem Vanaheim, Cân Bardd und Dark Tranquillity.

Ersten Kommentar schreiben

Antworten

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.


*