Endlich war es wieder Zeit für das No Playback Festival, welches wie schon im vergangenen Jahr in der Kulturhalle Remchingen stattfand. Und auch in diesem Jahr konnte sich das Line-up sehen lassen: So waren zum Beispiel Ross the Boss mit dabei, Raven, Crystal Viper, Vicious Rumors, Holy Moses und viele mehr. Über zwei Tage verteilt spielten insgesamt 13 Bands und in diesem Jahr konnte ich auch endlich beide Tage mit am Start sein und für euch berichten. Also los gehts:
Freitag:
Hell Patröl:
Das No Playback Festival 2023 eröffneten die Heidelberger Hell Patröl mit einem amtlichen Speed Metal Brett. Ihr Set begannen sie zunächst als Trio, Gitarrist Christian kam erst zum zweiten Song “direkt von der Autobahn” auf die Bühne. Sänger Dominik hatte immer wieder mit den Außenmikros und Übersteuerung zu kämpfen, löste das ganze aber sehr souverän und mit Humor. Schon jetzt war der Konzertsaal gut gefüllt, für einen Freitag um 17:30 Uhr nicht unbedingt selbstverständlich. Die anwesenden Besucher hatten viel Spaß an diesem ersten Auftritt und so formierte sich zum abschließenden Band Klassiker Front Row Speed Banging Madness der erste Circle Pit des Abends. Ein ordentlicher Auftakt!
Savage Existence:
Nun gab es Groove Metal um die Ohren gehauen, Savage Existence kamen aus Costa Rica angereist. Wie ich später erfuhr, feierten sie dabei gleich mehrere Ereignisse: Am selbigen Tag erschien mit Savage Existence ihr zweites Studioalbum, der Auftritt wurde sozusagen zur Release-Show. Gleichzeitig ließen sie zur Single Standing in Flames ein brandneues Musikvideo von der Leine und starteten ihre Europatour gemeinsam mit den später folgenden Sanhedrin und Ross the Boss. Als absolute Krönung spielten sie auf dem No Playback Festival zum allerersten Mal überhaupt in Europa. Dementsprechend brannten sie sehr auf diesen Auftritt und hatten sichtlich Freude auf der Bühne. Musikalisch gab es auch hier eine schöne Keule serviert, es ging mal schnell und mal stampfend zur Sache. Für mich persönlich das Highlight des ersten Tages.
Sanhedrin:
Dann wurde es merklich ruhiger, das eben bereits erwähnte Trio aus Brooklyn war an der Reihe. Sanhedrin bewegten sich musikalisch zwischen Hardrock und Heavy Metal, ihre Songs kamen allesamt solide und authentisch rüber. Sängerin Erica wusste das Publikum immer wieder zu animieren und mitzureißen, ihre markante Stimme wurde öfters von Gitarrist Jeremy und seinen Backing Vocals unterstützt. Musikalisch war das Ganze weniger mein Fall, doch der Auftritt an sich wirkte sehr gut. Und auch die Fans vor der Bühne hatten viel Spaß bei der dritten Band des Abends.
Rezet:
Weiter ging es mit Thrash Metal und Rezet aus Schleswig-Holstein. Die Band um Sänger Ricky hatte ein sehr feines Set mit im Gepäck, musikalisch wurde es immer wieder melodischer, gleichzeitig aber auch immer wieder temporeich. Es ging quer durch die Diskografie, zum Titel Track des Debütalbums Have Gun Will Tavel wurde sogar eine Vinyl-Ausgabe davon ins Publikum geworfen. Wie schon bei den vorangegangenen Bands zeigten sich die Fans von ihrer besten Seite und feierten die Band in Form von fliegenden Haaren und einem kleinen Mosh Pit. Optisch boten Rezet zwar wenig Abwechslung, doch die ganze Show funktionierte einwandfrei. Insgesamt ein starker Auftritt der Thrasher.
Crystal Viper:
Mit Crystal Viper aus Polen ging es nun in die heißeste Phase. Der Vierer um Sängerin Marta hatte eine Stunde lang Power/Heavy Metal dabei und konnte die Crowd voll und ganz mitreißen. Immer wieder wurden mitmach Parts integriert, die natürlich bestens angenommen wurden, ja wir durften sogar abwechselnd mit der Band singen. Von Klassikern bis neueren Songs war viel geboten, auch bei Crystal Viper bildete sich ein Mosh Pit. Für mich persönlich eine sehr positive Überraschung, das war von vorne bis hinten ein toller Auftritt.
Ross the Boss:
“35 Years Kings of Metal” lautete das Motto des Hauptacts am ersten Festivaltag. Zur Feier des Tages spielten Ross the Boss mit Ex- Manowar Gitarrist Ross Friedman ein Set gespickt mit absoluten Manowar Klassikern. Der Konzertsaal war nun prächtig gefüllt, klar für die meisten Besucher war es das Highlight schlechthin. Und sie sollten nicht enttäuscht werden: Hymnen wie Sign of the Hammer, Kings of Metal, Fighting the World oder das abschließende Hail and Kill durften an so einem Abend selbstverständlich nicht fehlen und wurden frenetisch gefeiert. Einen besonderen Moment bot auch Heart of Steel, zu dem aus voller Kehle mitgesungen wurde. Ein krönender Abschluss des Freitags auf dem No Playback Festival.
Samstag:
Act of Creation:
Den zweiten Festivaltag eröffneten die Siegener Act of Creation mit einem sehr feinen Melodic Death Metal Brett, das gerne mal in Richtung Thrash Metal einschlug. Insgesamt zehn Songs präsentierten sie dem schon jetzt gut besuchten Konzertsaal. Veranstalter Matthias berichtete am Vortag, es sein so viele Gäste wie seit 2018 nicht mehr am Start. Und sie sollten nicht enttäuscht werden: Casi, Jess und Co. lieferten einen starken ersten Auftritt an diesem Samstagnachmittag und sorgten so für einen gelungenen Startschuss.
Tarchon Fist:
Es folgte eine offizielle Album Release Show, denn Tarchon Fist reisten aus dem italienischen Bologna an und brachten ihr brandneues Album The Flame Still Burns mit sich auf die Bühne. Musikalisch gab es nun klassischen Heavy Metal im besten 80er/90er Stil geboten, optisch Cowboyhüte und Lederstiefel. Sicherlich nicht jedermanns Geschmack, doch die Zuschauer vor der Bühne hatten auch an der zweiten Performance des Tages ihren Spaß und feierten mit Tarchon Fist eine würdige Release-Party.
Contradiction:
Thrash Metal stand nun auf dem Programm, dargeboten von und mit den Wuppertalern Contradiction. Wie ich vor Ort erfuhr, werden sie im Dezember die allerletzte Show überhaupt spielen und dann aufhören. Seit 1989 sind sie bereits unterwegs und bereisen die Bühnen der Welt, so wie auch eben jene des No Playback Festivals. Akustisch ging es gehörig zur Sache, regelrechte Riffsalven wurden von oben herab gefeuert, das Tempo war genial hoch. Doch das Publikum wollte nicht so recht in Gang kommen. Die Band schien sich daran nicht zu stören und bot einen großartigen Auftritt in bester Old School Manier. Wirklich schade, dass nun am Jahresende Schluss ist.
Traitor:
Nun stand bereits der nächste Thrash Metal Kracher in den Startlöchern, Traitor aus Balingen waren bereit. Veranstalter Matthias kündigte sie als DIE nächste große Deutsche Thrash Metal Band an und wer Traitor kennt, weiß, was er meint. Für die nächsten 45 Minuten folgte ein wahrer Hammer an Old School Thrash Metal, der durch seine moderne Art und Weise frischen Wind durch die Halle fegte. Songs wie Mad Dictator, Thrash Command oder Fuck You and Die sorgten für ordentliche Stimmung, die Band wurde mehrfach mit lauten „Traitor! Traitor! Traitor!“ Sprechchören gefeiert. Und ja, Traitor haben das Potenzial noch so richtig groß rauszukommen.
Vicious Rumors:
Es ging in die heiße Phase des Festivals. Vicious Rumors um Gitarrist Geoff Thorpe standen endlich auf der Bühne des No Playback Festivals, ihr Auftritt war lange geplant, doch diverse Ausfälle und Verschiebungen kamen dazwischen. Nun war es aber endlich so weit und wir kamen in den Genuss ihres Power Metals. Mit Ronny Monroe stand auch ein neuer Man am Mikro, der einen tollen Job machte. Eine Stunde lang fegten die Kalifornier über die begeisterte Menge hinweg und stellten ein weiteres riesen Highlight dar. Hatte ich die Band vorher bisher nur namentlich im Kopf, so sind sie spätestens jetzt vollständig auf meinem Radar gelandet. Denn das war schlichtweg grandios, von vorne bis hinten hätte das gerne noch eine weitere Stunde lang gehen können.
Holy Moses:
Für viele der vermeintliche Hauptact des Tages, der Auftritt der Kult Thrasher Holy Moses. Sabina Claasen und Co befinden sich auf ihrer Abschiedstour, nach ihrem aktuellen Album Invisible Queen ist zum Jahresende Schluss. Und so ging es in der Kulturhalle quer durch 40 Jahre Holy Moses, der Auftritt wurde zu einer Zeitreise. Neue Songs trafen auf alte Klassiker, die Menge war heiß auf ein ordentliches Brett. Und das bekamen sie ohne Zweifel serviert, Band und Mosh Pit liefen zur Höchstform auf. Am Ende stand somit ein starker Auftritt aller Beteiligten und es war schön Holy Moses zumindest einmal gesehen zu haben.
Raven:
Feierabend war dann aber noch lange nicht, denn zum Abschluss wartete nochmals ein Special: Die Briten Raven betraten die Bühne und hatten etwas ganz Besonderes vorbereitet. Anlässlich des 40. Geburtstags ihres dritten Albums All for One spielten sie eine „40 Years All for One“ Show. Diese begann zunächst mit ein paar neueren Songs, ehe besagtes Album in voller Länge präsentiert wurde. John und insbesondere Mark Gallagher traten mit einer Energie auf, der man ihr fortschrittliches Alter nie anmerkte, sie rannten und tanzten über die Bühne, dass es eine wahre Freude war, den beiden zuzuschauen. Ein Auftritt voller Humor und Spielfreude, welcher den berühmten Funken auf das Publikum überspringen ließ. Klassischer Heavy Metal vom Allerfeinsten, der einem tollen Event nun die Krone aufsetzte.
Das war es nun, das No Playback Festival 2023. Ein großartiges Festival mit vielen bekannten Gesichtern, in einer coolen Location. Ein besonderes Lob und ein riesiges Dankeschön gebühren den Veranstaltern Matthias und Michi, die immer wiederzufinden und ansprechbar und kurzum einfach ein präsenter Teil der Veranstaltung sind. Musikalisch war eine ganze Menge geboten, viele tolle Bands waren Teil der Party. Meine persönlichen Favoriten waren Savage Existence, Crystal Viper, Act of Creation, Contradiction, Traitor sowie Vicious Rumors. Die Vorfreude auf die nächste Ausgabe No Playback Festival ist schon jetzt sehr groß.
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