Donnerstag, der 07. September 2023 in Balve. Seit dem Mittwochabend sammelten sich auf der Wiese seitlich der Balver Höhle die ersten Zelte, denn auch dieses Jahr sollte das Prophecy Fest an diesem besonderen Ort stattfinden. Es wurde Zeit, sein Bändchen zu holen, doch vor der Höhle wurde man abgewiesen. Die Ausgabe war am Donnerstag ausgelagert auf den Parkplatz der Firma Hering eK, quer gegenüber des nahegelegenen REWEs. Dort bekam man ein Bändchen, ein hochwertiges Programmbuch mit CDs, Campingbändchen, sowie Parktickets und auch, zu unserer Verwunderung, einen Prophecy Fest Becher. Am späten Nachmittag sollte es Freibier geben, doch bevor es an das flüssige Gold ging, sollte man sein Schlafgemach aufbauen, wenn man nicht zu den Glücklichen gehörte, die ein Hotel, Hostel oder eine Ferienwohnung in der Nähe ergattern konnten. Das Gras war lang, man freundete sich mit der lokalen Spinnenpopulation an, denn diese zog auch gleich mit ein. Ein Wermutstropfen, denn dieses Jahr durfte man nicht zur Wiese fahren, um auszuladen, geschweige denn in der Nähe parken. Man musste auf einen Parkplatz, oben auf dem Hügel hinter dem Restaurant zur Höhle parken, das hieß dann aber auch für die Besucher: Schleppen. Mindestens 750 Meter mit allem, was man für drei Tage benötigt, runter ins Tal, doof und unnötig kompliziert. Die Wiese am Flüsschen war nur für Tagesgäste freigegeben, für Besucher mit Gepäck wäre dies eine tolle Alternative gewesen, doch verständlicherweise reichte der Platz dort nicht aus.
Ähnlich dem letzten Jahr, ging es am Donnerstag zu meinem persönlichen Leidwesen nicht schon in die Höhle, denn es war sehr warm außerhalb. Wie schon vorher gab es eine Bühne auf der Wiese, unter einem großen weißen Pavillon standen einige Bühnenplatten, die an diesem Abend den Künstlern ihre Präsentationsplattform boten.
Um 16 Uhr ging es los, unter einem der Pavillons wurde bereits im Vorfeld eine kleine Zapfanlage aufgebaut, mit hellem und dunklem Bier einer kleineren Brauerei, der Landbrauerei Tobias Mohrmann. Direkt bildeten sich lange Schlangen vor den Zapfhähnen, denn die Besucher waren durstig. Und hier kamen dann die zu Beginn ausgegebenen Becher ins Spiel, denn man verzichtete auf Einwegbecher und füllte den Besuchern ihre mitgebrachten Trinkgefäße jeglicher Form auf. Außerdem konnte man am kleinen Merchstand neben dem offiziellen Merch der Künstler das Bier auch für daheim oder später in Flaschen kaufen.
Um 17:20 Uhr sollte es dann mit dem regulären Programm starten, und zwar mit Ernie Fleetenkieker. Bekannt ist er vor allem von seinem YouTube-Kanal Krachmucker TV, doch einige der Besucher des letzten Prophecy Fests kannten ihn natürlich auch schon, da er damals bereits zwei liebevoll, ins Deutsche übersetzte Gruselgeschichten von King Diamond vorlas, bei eben so gruseligen Temperaturen. Nun stand er dieses Jahr wieder hier und las, doch diesmal nicht im Dunkeln bei 4 Grad, sondern beim besten Sonnenschein und 30 Grad, einige Passagen aus seinem Metal-Manifest vor. Doch das ist nicht alles, die Interaktion zwischen Ernie und dem Publikum, das er alle paar Sätze in seine Lesung mit einbezog, stellt eine Besonderheit dar und auch die Platten, die er, um sie vorzustellen, mitgebracht hatte. Ein unterhaltsamer Einstieg in den Abend, bei viel mehr Publikum, das ihm zuhören konnte, und das sich nicht so langsam in die warme Koje verzog. Direkt im Anschluss verkaufte und signierte er noch an der Bühne Ausgaben seines Metal Manifests, bevor er dann den Platz für das musikalische Programm freigab.
Nach einer kleinen Pause sollte es nun mit dem ersten musikalischen Programmpunkt losgehen und man konnte sagen, dass sich dieser Abend musikalisch immer weiter steigern würde. Aber wie das? Den Anfang machte eine Band, welche man auf dem Programm dreimal lesen konnte: Illudium. Der Begriff Band ist jedoch an dieser Stelle hoch gegriffen, Illudium ist das Projekt der Kalifornierin Shantel Amundson, und sie stand am Donnerstag alleine auf der Bühne, spielte ihre Musik und sang. Mit ihr hatte man zu Beginn den softesten und auch unscheinbarsten Act des Tages, wer jedoch mit dem Repertoire von Prophecy Productions vertraut ist weiß, dass dies keineswegs bedeutete, dass wir hier langweilige und austauschbare Künstler präsentiert bekommen. Mit ihrer wundervollen Stimme lieferte sie einen guten Einstieg in das musikalische Programm.
Weiter ging es mit gleich zwei Musikern auf der Bühne: Thurnin performten schon fast hypnotisierend. Vergangenes Jahr spielte der junge Musiker Jurre Timms seinen ersten Auftritt bereits auf dem Prophecy Fest, und ließ das Publikum über alle Zweifel erhaben an seiner musikalischen Entwicklung teilhaben. Aber diesmal saß er nicht alleine da, sondern wurde von kanadischen Musiker Nathanael Larochette begleitet. Wer sich den Acoustic Dark Folk Auftritt im Nachhinein anschauen möchte, findet diesen unter anderem auf YouTube. Während des Auftritts wurden schon die ersten Feuerschalen entzündet, die dem ganzen ein Lagerfeuer-Ambiente gaben.
Mit der steigenden Musikerzahl ging es dann auch weiter, als nächsten standen nämlich 1476 auf dem Programm, und zwar auch sie mit ihrer Akustik-Show. Wie Illudium wird die Band im Laufe der Tage noch zwei Auftritte in der Höhle spielen. Die amerikanische Band stammt aus Salem und spielt Musik über westliche Esoterik und vor-christliche Mythologien. Die sanften Gitarrenklänge und die angenehme Stimme des Sängers rundeten die Musik ab.
Den musikalischen Abschluss machten Vrîmuot, die ein wenig geheimnisvoller daherkamen. Sacht, düster, von der markanten Stimme von T.S. getragen, und das ganze kombiniert mit deutschsprachigen Texten. Mythopoetic Darkfolk nennt man das und dies passt perfekt auf das Prophecy. Der Auftritt versprühte in Dunkelheit ein Feeling, das man am Waldrand haben möchte. Inzwischen entfalteten die Feuerschalen ihre volle Wirkung, und man sah sogar einige Besucher, die über dem Feuer Würstchen grillten. Zusätzliche Atmosphäre entstand auch durch die vor der Bühne aufgestellten Kerzen.
So klang ein erster, entspannter Prophecy Fest Tag aus, einige der Besucher verzogen sich zügig in die Zelte und Zimmer, die anderen saßen noch lange am Feuer.
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