Festivalbericht: 08.09.2023 Prophecy Fest 2023 – Freitag

Nach einer kühlen Nacht, folgte ein umso wärmerer Tag. Das Wetter hatte es mit dem Prophecy Fest dieses Jahr sehr gut gemeint, 30 Grad am Vormittag sorgten nicht nur für eine Völkerwanderung in den Schatten, sondern auch dafür, dass die Besucher sich pünktlich vor der ersten Band in die kühle Höhle verzogen: Dabei auffällig, die Bühne steht weiter vorne im Eingang der Höhle, während diese vergangenes Jahr noch an die Treppen anschloss, wahrscheinlich konnte so dann auch mehr Platz geschaffen werden für Besucher und die zweite Bühne, die sich in der rechten Gabelung der Höhle befand, strategisch klug war es auch so direkt nach Öffnung der Höhle den Merch zu besuchen, bei einem späteren Betreten hatte man teils stundenlange Wartezeiten vor sich, ein hoch auf alle mit Freunden, die einen beim Warten mit Getränken versorgten. 

Um 15 Uhr ging das Programm los, durch den Ausfall von Arthur Brown hatte sich das Programm ein wenig verschoben. So machten The Year of the Cobra den Anfang auf der Zweitbühne. Mit Gesang, Bass und Drums allein stellte die Band eine sehr besondere Konstellation dar und auch wenn der Klang zu Beginn ungewöhnlich ist, geht es gut rein, eine Gitarre, die für eine typische Konstellation fehlen würde, vermisst man nicht. Durch die helle Stimme von Amy Tung Barrysmith und die Tiefen, drückenden Töne des Basses in Kombination mit dem Schlagwerk ergibt sich eine Symbiose, die so besonders ist, dass sie auch perfekt auf das Prophecy passt. Auch ohne eindeutig soundführend ist. 

Der erste Act auf der Hauptbühne wurde dann Laster, die 3 Musiker treten maskiert auf, die schlanken, großen Menschen mit den Alien-haften Masken zeichnen ein außerirdisches Bild, die Band spielt einen sehr sphärischen Atmospheric Black Metal, den sie selbst als obskure Tanzmusik bezeichnen, ob diese Bezeichnung zutrifft, darf ein jeder selbst entscheiden. Laster verstehen sich und ihr Auftreten entsprechend wirken zu lassen und der bereits gut gefüllte Zuschauerbereich vor der Bühne zeigt auch, dass ein außerordentliches Interesse an der Band bestand. 


Nach einem erneuten Auftritt von Year of the Cobra auf der Zweitbühne, bespielte nun Disillusion die Hauptbühne.

Die Band aus Leipzig stach insbesondere damit heraus, dass sie nicht besonders aufgeregt und treibend daherkam, die ruhige und gesattelten, fast doomigen Töne waren für Progressive Metal schon etwas anderes. Insgesamt wirkte der gesamte Auftritt gesetzt und entspannt, die Band machte die Ansagen aus Englisch aus Respekt zum großteils ausländischen Publikum und umhüllte die Bühne in einen stimmungsvollen Nebel und das Publikum nahm es super an und belohnte die Band mit lautem Jubel. 


Auf der Nebenbühne folgte nun alte Bekannte, um genauer zu sein hat der geneigte Prophecy Fest Besucher die Band bereits am Tag zuvor mit ihrem Akustik-Set anhören dürfen. 1476 bekamen nun die Chance ihre Songs in verstärkter Form darzubieten. Und nun kam auch Bewegung auf die Bühne, die Bewegung, die am Tag zuvor bei ihnen fehlte. Und auch hier konnte die Band überzeugen. Das zeigte auch das Publikum, welches sich dicht an dicht in dem Eck sammelte. 

Aber auch vor der Hauptbühne wurde es das erste mal richtig voll, diesmal war der Grund jedoch The Vision Bleak, die Gothic-Metal-Band gehört zum Prophecy Fest wie die Balver Höhle und auch wenn seit Jahren nichts neues mehr veröffentlicht wurde, spielen sie regelmäßig auf dem Hausfestival, jetzt das zweite Jahr in Folge. Und es funktioniert. In Nebel gehüllte Bühne, dramatisches Make-up, ein wenig Old-School Horrorfilm-Charme spielt da eine tragende Rolle und die Tatsache, dass die Band ihr gesamtes Album The Deathship Has a New Captain gespielt hatte, trugen wohl auch dazu bei. 

Auch hier spielten in der Zwischenzeit 1476 ihren zweiten Auftritt, es ist hier ein Muster zu erkennen, daher werde ich auf weitere Erwähnungen verzichten.

Ihr kennt sicherlich die Aussage, dass es im Weltall kalt ist. Wenn man zu der Stunde von draußen in die Balver Höhle hereinschritt wurde es nicht nur dunkel und die Decke wird von einzelnen Spots erleuchtet, die wie die Sterne am Nachthimmel leuchteten, sondern man verzeichnet einen deutlichen Temperaturunterschied von mindestens 10 Grad, so muss man sich wohl metaphorisch fühlen, in den dunklen Weltraum zu treten. Wie passend, dass als nächstes Darkspace auf der Bühne standen. Die Schweizer Band stellt sich auf den ersten Blick schon als Exot dar, da sie komplett ohne Schlagzeug auskommt, stattdessen 3 Männer mit Seiteninstrumenten auf der Nebelumrandeten Bühne, im Hintergrund ein sphärisches Rauschen und die Band mit dem Rücken zum Publikum gewandt, dann die erste Bewegung, einer der dreien dreht sich um und fängt an zu spielen, nach weiteren 2 Minuten folgt der Rest. Der Sound ist sphärisch und drückend, den Gesang erkennt man leider kaum, das ganze ist als Gesamterlebnis fast schon hypnotisierend mit einer Mischung aus angespannter Monotonie und kleinen aufreißenden Fetzen. Einige Zuschauer berichteten, dass der Sound wirklich nicht gut war, ein Grund sich die Band nochmal auf Platte anzuhören. Falls ihr euch jedoch etwas spezielles anhören wollt, hoffe ich, ihr könnt euch Zahlen gut merken, denn die Songs tragen keine klassischen Namen, sondern sind durchnummeriert.


Nach dieser schwere ging es weiter mit Crone, einer Band die Besucher bereits aus dem letzten Jahr kannten, da spielte die Band bereits ein Akustik Set am Donnerstag. Im Gegenzug zu den vorherigen Auftreten auf der Zweitbühne wurde es leer, was nichts über die Qualitäten der Band aussagt, doch wahrscheinlich brauchten einige Besucher eine Pause nach Darkspace


Weiter ging es mit einer Legende des Doom Metals, einer Band die es bereits seit 33 Jahren gibt und die als ein starker Name in der Szene steht: My Dying Bride. Die Band um den charismatischen Sänger Aaron Stainthorpe brachte die Schwere und die Dramatik, die Doom Metal mit sich tragen kann so deutlich auf die Bühne, wie es kaum eine andere tut.  Bereits bei Your River überzeugte Aaron mit einer Mischung eines wirklich gefühlvollen aber auch gesäuselten Gesang bis hin zu gutturalem Gesang, der akzentuiert einsetzt, gekrönt mit einer schauspielereischen Meisterleistung, denn man konnte ihm das Leiden wirklich abnehmen. Kein Wunder, dass die Bescher sich in die schmale Höhle stopften bis keine Bewegung mehr möglich war.


Den Abschluss des Abends machte die belgische Band Amenra. Die Band um den Sänger Colin H. van Eeckhout hat eine lange Diskographie im Rücken und einen Ruf der ihnen hervoreilt. Amenra sind bis dato auch die erste Band die die Möglichkeiten des Festivals voll erkannt und die Videoanzeige für den Hintergrund genutzt hat. und das ganze mit einer intensiven Lichtshow getoppt. Ein optisch interessantes Erlebnis, bei dem die Band nach vorne gerichtet ihre Show spielt, während Sänger Colin die meiste Zeit dem Publikum den Rücken zukehrend performt, eine Mischung aus Aggressivität und Schmerz zieht sich durch die Musik und das Publikum lässt sich in den Bann ziehen. Ein interessanter letzter Act des Abends. 

Die anderen Beiträge findet ihr hier:

 

Über Roksi 508 Artikel
Roksana Helscher, Fotografin und Redakteurin. Seit 2016 bei Dark-Art dabei, ein Teil der Chefredaktion und das Mädchen für alles. Seit meinen ersten Konzertfotografie-Gehversuchen in 2011 bis heute unterwegs und versuche das Geschehen auf großen und kleinen Bühnen zu dokumentieren.

Ersten Kommentar schreiben

Antworten

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.


*