Review – Feradur – Parakosm

Erscheinungsdatum: 30.04.2021

Label: Independent

Genre: Melodic Death Metal

Spieldauer: 26:03

Tracklist:

  1. Midas (Materis Prima) 05:42
  2. Crest of Betrayal 05:14
  3. Saviours 04:32
  4. Tetsuo 04:41
  5. Host of the Nightmare 06:00

Weblinks: http://feradur.bandcamp.com

https://www.backstagepro.at/feradur

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https://www.facebook.com/FeradurMetal/

FERADUR – Melodeath pur. Kann die Luxemburger Band den Spagat aus Oldschool Death Metal mit melodischen Riffs weiter voran treiben und dabei ihren ganz eigenen Sound behalten? Nach einigen Besetzungswechseln und zwei Studioalben kommt dieses Jahr nun ihre neue EP “Parakosm” heraus. Darin kommen ganz viele Einflüsse aus der Metalwelt zusammen. Let’s see.

Der erste Song Midas (Materia Prima) basiert thematisch auf dem griechischen Mythos des Königs Midas. Im Midtempo und beinahe epischer Zurückhaltung beginnend, wird die Sage des reichen Mannes begonnen, entwickelt sich jedoch bald zu keifendem Gesang, untermalt von singenden Gitarren. Die Folgen ungezügelter Gier, beflügelt durch die Fähigkeit, ungebremst alles in Gold verwandeln zu können, werden so musikalisch sehr ausdrucksstark dargestellt. Geht zum einen jeder Bezug zur Realität verloren, beschwört man so auch viele Neider herauf, die versuchen, daran teilzuhaben.

Der zweite Song, Crest of Betrayal nimmt sich den Film Crest of Betrayal von Kinji Fukasaku zum Vorbild. In einer Mischung aus Kampf zwischen Gut und Böse sowie der Hin- und Hergerissenheit zwischen Loyalität und Intrigen wird dabei die komplizierte Gesellschaft Japans im 19. Jahrhundert portraitiert. Die vielen Paradoxe, die dabei angesprochen werden, kommen in dem Song ebenfalls wieder gut heraus. “We are lost in a wilderness where our lives are given to us” fasst den Song inhaltlich wohl gut zusammen. Hämmernde Drums und aufgeregter Rhyhtmus und Gesang zeigen die Widersprüche, mit denen sich die Characktere der Geschichten konfrontiert sahen. Musikalisch ein wirklich sehr gut gelungener Song.

Darauf folgt Saviours. Wieder ein Samuraifilm als Grundlage, Seven Samurai von Akira Kurosawa. Japan, there you go! Die darin dargestellen gesellschaftlichen Unterschiede zwischen Bauern und den Samurai sowie die Abhängigkeit ersterer ist Grundlage für spätere weitere Filme unterschiedlicher Genres. FERADUR beschränken sich jedoch auf die japanischen Bauern, die sich nicht selbst verteidigen können und die stählernen Kämpfer, die solange unter ihnen wohnen, bis wieder Sicherheit herrscht. Der Song entsprechend kämpferisch, Mitgröllgesang und ein Beat um die Brust rauszustrecken. Läuft.

Tetsuo setzt die Reihe japanischer Grundlagenforschung fort. Die Geschichte des Iron Man, in typisch asiatischer Cyberpunk-Manier gehalten, wird hier in ziemlich nah am Text umgesetzt und erzählt einfach die Geschichte von Menschen, die sich plötzlich in maschinenähnliche Mischwesen verwandeln und völlig eskalieren. Kann man machen. Der Gesang ist wieder sehr stark von Growling durchsetzt und mehr Death als Melodic. Passt aber zum Text. Hands up, it’s a robot.

Abgeschlossen wird die EP von Host of the Nighmare. Eine hübsche Frauensimme leitet den Song ein, der sich diesmal an dem Videospiel Bloodborne orientiert. Wir sind wieder, richtig, in japanischer Schmiede und dürfen in dem Spiel ein Heilmittel in einer düsteren Stadt suchen. FERADUR legen dafür ein hektisches Uptempo vor und besingen dabei den Spielcharackter, in dem die Schwachen keine großen Chancen auf lange Verweil haben. Wer auf düstere Rollenspiele mit Endzeitszenarien steht, findet sich hier bestimmt gut wieder. Für mein Verständnis sind hier die Elemente von Melodeath wieder da, haben aber wirklich, wie jeder Song auf dieser EP, einen eigenen Charackter bekommen.

Mir bleibt der Eindruck, dass es sich bei Parakosm um ein sehr ausgeprägtes Themenalbum handelt, das jedem Song viel Aufmerksamkeit widmet und sich so eher an den einzelnen Stimmungen und Geschichten dahinter orientiert als an einer Spielrichtung im Metal. Das ist ok, dass viele Einflüsse verarbeitet werden, war ja von vornherein gesagt. Dieses Album braucht Zeit und kann auch mal anstrengend werden. Metal darf das ja. Man kann es vermutlich auch einfach als Musikalbum hören, dennoch spricht es mit den Geschichten dahinter sicherlich auch ein bestimmtes Publikum an, das gegebenenfalls erstmal gefunden werden muss. Aber wer weiß, man darf ja auch dazulernen.

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