Review: Minas Morgul – Nebelung

Erscheinungsdatum: 02.06.2023

Label: Trollzorn / Alive

Genre: German Black Metal

Spieldauer: 44:15 Minuten

Tracklist:

  1. Beginn
  2. Nebelung
  3. Trümmer
  4. Ritual
  5. Inter Stellas
  6. Morast
  7. Wolfskind
  8. Aufbruch
  9. Lethargie

Wirklich groß vorstellen brauche ich, so glaube ich, die Black Metal Band aus Frankfurt an der Oder nicht mehr, denn seit ihrer Gründung im Jahre 1997 und 12 Veröffentlichungen aller Art haben sich die Mannen von Minas Morgul mindestens szeneintern einen festen Namen gemacht.
Allerdings gibt es mit dem neuen Album auch einige Änderungen die Besetzung betreffend, die ich kurz erläutern möchte.

Minas Morgul agiert künftig als Quartett, dessen einzige verbleibende Mitglieder zum letzten Release noch Berserk am Schlagzeug und Saule an der Gitarre sein werden. Am Gesang präsentiert künftig Ex-Jörmungand-Frontmann Stef seine komplette vielseitige Stimmbreite, die er auch schon in Gastparts beim letzten MM-Werk Heimkehr einbringen konnte. Live auf der Bühne wird er zusätzlich auch den Bass übernehmen.

Geist und Plutonyan–Mastermind Alboin wird live an der Gitarre zu hören sein, bei den Aufnahmen allerdings hat er auch an Bass und Keyboard mitgewirkt und war unter dem Banner von Nightside Audio für den Mix und die Produktion verantwortlich.

Laut Pressetext haben Minas Morgul nun nach 25 Jahren des Schaffens ihre musikalische Identität gefunden und „frei von äußeren Zwängen, Erwartungen und Befindlichkeiten“ ein persönliches, bewegendes und intensives Album erschaffen, das ich heute für euch besprechen darf. So, dann werden wir mal sehen, welch Kompositionen aus der dunklen Festung zu uns herangetragen werden.

Mit Beginn, einem sehr stimmungsvollen Intro, dargeboten von Ferndals Cellistin Lestaya wird nun also das achte Album der Band eingeleitet und bereitet den Hörer schön vorsichtig auf das vor, was da kommen soll.

Nebelung, der Titeltrack, lässt sich nicht lange bitten und steigt gleich fulminant mit einer sägenden Gitarrenmelodie ein, die sich direkt in die Hirnwindungen schraubt. Kraftvoll und frisch präsentiert sich die Band weiterhin im Verlauf des sehr abwechslungsreichen Songs, der auch mit seinen mitreißenden Blastparts und seiner zum Teil clean dargebrachten Stimme zu überzeugen weiß.

Wesentlich schwerer und noch eine Spur kälter türmt sich dann an dritter Stelle Trümmer vor uns auf. Stapfend und drohend umschlingt uns dieses mächtige Monster mit seinen kräftigen Fängen aus dichter Produktion, emotionalen Lyrics und sehr packender, gut durchdachter Instrumentalisierung. Wieder eine Spur beschwingter agiert der vierte Track und die Schwarzmetaller exerzieren das Ritual und wie uns ein Einspieler verrät, schwingt hier in den Lyrics erneut eine erhebliche Portion Sozialkritik mit. Instrumental ist der Track sehr flott nach vorne unterwegs und ich ertappe mich dabei, wie ich mich mehrmals von den Riffs zum „Sitz-Moschen“ am Schreibtisch hinreißen lasse.

Als fünften Song servieren uns die Herren dann das mächtige, bereits als Lyric-Video ausgekoppelte Inter Stellas. Zwischen den Sternen spielen hier markante, druckvolle Melodieläufe und ein treibendes und kraftvolles Schlagzeug und verschmelzen im Ohr des geneigten Hörers mit den messerscharfen Shouts und den dichten Keyboardteppichen zu einer atmosphärischen Geistesreise, perfekt, um die Augen zu schließen und sich von dem, was da im Kopf passiert, wegtragen zu lassen. Im selben dichten Klanggefühl schieben Minas Morgul nun Morast nach. Der Song erweitert das Gefühl des Vorgängers und fächert sich im Verlauf der Komposition in ein stark von Aggression und Anklage geprägtes Manifest auf.

Erneut regt uns ein Intro zum Denken an, bevor uns eine Wand aus bedrohlich kalten Gitarren mitnimmt und uns dem Wolfskind zum Fraß vorwirft. Der siebte Track prescht treibend nach vorn und präsentiert eindrucksvoll, wie viel Spielfreude und Kraft auch 2023 noch in Minas Morgul steckt.

In Gänze gesehen, instrumental wieder etwas behäbiger, wird uns als nächstes Aufbruch serviert. Durch intelligentes Songwriting und dank der abwechslungsreichen Stimmarbeit kommt auch bei einem Song, der zwar seine treibenden Momente hat, aber nicht von Tempo dominiert wird, keine Langweile auf. Besonders prägnant und aussagekräftig empfinde ich, als Abschlussplädoyer quasi, den allerletzten Satz: „denn Stillstand heißt Tod“.

Mit Lethargie fahren die Herren abschließend noch einmal ein sehr, sehr düsteres, stark auf Atmosphäre setzendes Stück auf. Eine drückende emotionale Schwere macht sich breit und das musikalische Ungeheuer zieht behäbig und unaufhaltsam seinen Weg durch unser Bewusstsein. Leider stellt der Song auch für mich persönlich das schwächste Stück auf einem ansonsten sehr guten Album dar und leider gibt es kein weiteres Lied, das es zu besprechen gilt. Mit knapp 45 Minuten sind wir am Ende angelangt. Gerne hätte ich noch weiter gelauscht, denn das „neue alte Gewand“ steht den Herren ausgezeichnet und macht definitiv Lust auf mehr und somit auch auf künftige Liveshows.

Abschließend bleibt für mich zu sagen, dass als langjähriger Fan, auch aus persönlichen Beweggründen, ich sehr erfreut über die wirklich stabile Veröffentlichung bin. Für mich stellt das mir vorliegende Album eine Art Rückmeldung dar und schlägt für mich rein emotional und atmosphärisch eine Brücke zurück zu TSO und Aus Blut Gemacht, wenn ich mich nur rein auf die Vibes beschränke, die ich gesendet bekomme.

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