Review: Rising Insane – Afterglow

Release: 10.12.2021

Genre: Metalcore

Label: Long Branch Records / SPV

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Bandmitglieder:

Gesang – Aaron Steineker
Gitarre – Nick Köchy
Gitarre – Sven Polizuk
Bassgitarre – Ulf Hedenkamp
Schlagzeug – Robert Kühling

Tracklist: 

  1. Afterglow
  2. Meant To Live
  3. War
  4. Flightless Bird
  5. Serenade
  6. Oxygen
  7. Breakout
  8. The Surface
  9. Something Inside Of Me
  10. Broken Homes
  11. Bend And Break
  12. Imprisoned

Rising Insane Album Cover Afterglow

 

Ein vorzeitiges Weihnachtsgeschenk gefällig? Kein Problem: Geliefert wurde es bereits am 10. Dezember von der Bremer Metalcore Band Rising Insane. „Afterglow“ lautet der Titel der brandneuen Platte, die bereits das 3. Studioalbum der fünf Jungs darstellt. 

Thematisch handelt es sich dabei um schwere Kost. Persönliche Schicksalsschläge, wie etwa die 2018 zum Tode führende Brustkrebserkrankung der Schwester von Sänger Aaron, sowie der Suizid des Bruders von Gitarrist Sven werden auf dem Album verarbeitet.  Das Anliegen der Band ist es, den Finger in die Wunde zu legen und auf psychische Krankheiten aufmerksam zu machen und zu enttabuisieren.

Welche Gedanken und Prozesse hinter dem neuen Album stecken, erklärt Sänger Aaron mit seinen eigenen Worten:

„Nach ‚Porcelain‘ dachte ich, ich hätte mit dieser Sache abgeschlossen. Ich habe das auch versucht, aber letztendlich lief alles immer wieder aufs selbe hinaus. Ich schreibe immer genau über das, was mich beschäftigt. […] Mir ging es mental unfassbar schlecht, ich hatte die typischen Symptome einer Depression. Ich bin zum Arzt gegangen, der hat mich dann zu einer Psychologin überwiesen. Genau um diesen Prozess geht es auf Afterglow – zu erkennen, dass mit einem immer noch etwas nicht stimmt, wie man dabei denkt, wie man sich mental und körperlich fühlt.“

Track Nummer 1 bildet der gleichnamige Song „Afterglow“, der bereits Mitte des Sommers veröffentlicht wurde. Thematische Motive sind hier ganz klar Verzweiflung und Angst, gepaart mit einem Fünkchen Hoffnung – ein kleiner Vorgeschmack auf den Rest des Albums.

 

Im Anschluss folgt „Meant To Live“, das mit einem einfühlsamen Klargesang beginnt und mit einem eingängigen Refrain besticht. Aufregend sind auch die schnellen Shouts und das abwechslungsreiche Drumming – mega Gitarrenpart inklusive.

 

Als dritter Song des Albums präsentiert sich „War“ und zeigt die innerliche Zerrissenheit und den Kampf gegen sich selbst auf, die dabei entstehen können, wenn Verarbeitungsprozesse in der Psyche in Gang kommen. Die Lyrics gehen wirklich unter die Haut.

Laut eigener Aussage der Band setzt sich „Flightless Bird“ mit dem Phänomen der Anhedonie auseinander, dem inneren Zwang, der es nach einem schlimmen Erlebnis nicht mehr erlaubt, auch gute Gefühle zuzulassen.

Dass fullminante Hooks eine der vielen Stärken der Bremer Jungs ist, stellen sie mit „Serenade“ unter Beweis. Der Song überzeugt mit seinem eingängigen Refrain und tollen Shouts.

 

Der sechste Track „Oxygen“ überzeugt mit seiner aufbrausenden, teils sehr aggressiven Art. Hier geht es vor allem um den Prozess der Traumaverarbeitung und die damit verbundenen, völlig normalen Rückschläge.

In Song Nummer 7 verschmelzen durchgehende Drums, raffinierte Gitarrenlicks, Klargesänge und Shouts zu einem grandiosen Song. „Breakout“ ist damit ein typischer Metalcore Track, der Liebhabern des Genres alles gibt, was er braucht.

Es folgt „The Surface“,  zu dem Sänger Aaron sich folgendermaßen äußert:

„Das Gitarrenriff am Anfang von ‚The Surface‘ klingt für mich immer wie ein Klopfen, als würde man unter Wasser gegen eine Eisschicht schlagen. Das ist für mich zum Sinnbild meiner Gefühle geworden – ich bin im Wasser gefangen und will eigentlich durchbrechen. Aber irgendwas hält mich zurück.“

Ein Sinnbild, das ganz gut erklärt, wie sich die Musiker in der Auseinandersetzung mit sich selbst gefühlt und in ihr gesamtes Album „Afterglow“ eingearbeitet haben.

Als nächstes kommt „Something Inside Of Me“, ein Song, in dem es darum geht, dass innere Dämonen wirklich existieren und beachtet werden sollen. Ein Appell an die Gesellschaft, das Thema mentale Gesundheit in das Licht der Öffentlichkeit zu rücken und Betroffenen Beachtung zu schenken.

 

„Bend And Break“ wurde Mitte November released und ist somit die jüngste Auskopplung des Albums. Catchy Metalcore, der die Sehnsucht nach Konzerten Post-Corona ins Unendliche verstärkt.

Das dazugehörige Musikvideoseht sehr ihr hier.

 

In „Broken Homes“ geht es mal wieder um einen Kampf gegen sich selbst, da man innerhalb seines psyschischen Dilemmas oft Unzugehörigkeit und Einsamkeit fühlt. Die wichtigen Lyrics finden mit Cleanvocals im Refrain ihren Platz.

Album-Closer bildet „Imprisoned“, der als eine Art Fazit fungiert, das zum Handeln, zum Zusammenhalt und zur Empathie in schwierigen Zeiten aufruft.

Das Schlusslicht der Platte stellt „Imprisoned“ dar. Der Track ruft zum Handeln auf. Er verdeutlicht, wie wichtig Empathie und Zusammenhalt in schwierigen Zeiten sind. Das ist laut Rising Insane auch einer der Mitgründe, warum sie unbedingt wieder auf die Bühne wollen.

 

Ihr legt Wert auf Physisches? Zugreifen lohnt sich:  Das Album erscheint nämlich nicht nur als CD, sondern wird in 2 aufregenden Vinylpressungen erhältlich sein. Ein auf 100 Exemplare limitierte blau-transparente Scheibe bei Napalm Records und eine auf 400 Stück limitierte Platte in transparent mit blauen Schlieren. Wer die Jungs nun endlich auch mal live erleben möchte, hat 2022 die Chance dazu. Gemeinsam mit Deez Nuts gehen sie auf große Tour, die sie durch Deutschland und einige andere europäische Metropolen führt. Weitere Infos zur Tour unter Avocadobooking.com 

 

Fazit: Rising Insane liefert mit ihrem dritten Studioalbum ein absolut konzeptionelles und durchdachtes Werk ab. Melancholische Hooks mit Klargesang, die durch wütende Ausbrüche durchbrochen werden, sorgen für wahnsinnig abwechslungsreiche Songs. Die wirklich ausgewogene musikalische Mischung, gepaart mit inhaltlichem Tiefgang sind es, die „Afterglow“ so stark machen. Auf wahnsinnig empathische Art wird hier eine Botschaft verkündet, die sich an all jene richtet, die selbst mit inneren Dämonen kämpfen und am dringendsten Hilfe brauchen. Eine Band, die man auf dem Schirm behalten sollte.

 

Persönlicher Anspieltipp: Something Inside Of Me, Imprisoned, Meant To Live.

 

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