
Release: 07.02.2025
Genre: Atmospheric Black Metal
Spieldauer: 58:56
Label: Season Of Mist
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Tracklist:
- Amidst the Ruins (12:41)
- Echoes of the Ancient Land (11:41)
- Glen of Sorrow (12:05)
- The Sylvan Embace (08:19)
- Rebirth (14:10)
Mit Amidst the Ruins veröffentlicht Andy Marshall das sechste Album seines Projekts Saor und beweist einmal mehr, warum er zu den führenden Köpfen des Atmospheric Black Metal gehört. Die Verschmelzung von rohen und rasanten Elementen des Genres mit verspielten Melodien und epischen Ansätzen erreicht hier neue Höhen. Für mich war es eine besondere Ehre, dieses Werk vorab hören zu dürfen, und ich freue mich, meine Eindrücke mit euch zu teilen.
Der Titeltrack Amidst the Ruins eröffnet das Album überraschend brachial, anders als bei früheren Werken, die oft mit ruhigen, sphärischen Passagen starteten. Stattdessen fühlt es sich an, als würde man von der ersten Sekunde an in eine wilde Hetzjagd geworfen, die einen unnachgiebig durch den Song treibt.
Die instrumentale Arbeit von Ella Zlotos an Flöte und Dudelsack ist hier besonders hervorzuheben. Ihre Melodien fügen sich perfekt in das kraftvolle Fundament des Songs ein und schaffen einen harmonischen Gegenpol zu Andy Marshalls harschen, bellenden Vocals. Im Mittelteil öffnet sich die Komposition, und die wuchtigen Riffs treten zurück, um den Melodien Raum zur Entfaltung zu geben. Das sanfte, fast friedliche Ende bildet einen beeindruckenden Kontrast zum stürmischen Beginn – ein kraftvoller Auftakt, der die Erwartungen an das Album hochschraubt.
Echoes of the Ancient Land knüpft mit einem noch stürmischeren Einstieg an die Energie des Openers an. Die Geschwindigkeit und Dynamik sind atemberaubend, doch was den Song besonders macht, ist der Einsatz eines Chors. Die klaren, harmonischen Stimmen verleihen der Komposition eine fast hymnische Qualität, die von Double-Bass-Akzenten des Schlagzeugs untermalt wird. Gegen Ende verlangsamt sich das Tempo, und doomige Gitarrenriffs bringen eine schwerere, beklemmende Atmosphäre ins Spiel, die den Song emotional abrundet. Der sanfte Abgang wirkt erneut wie ein kurzer Moment des Friedens nach dem Sturm.
Beim dritten Lied schlägt das Album eine neue Richtung ein. Der Einstieg ist schwerer und drückender, als würde man in einen nebligen, kargen Talboden hinabsteigen. Die langsame, bedächtige Struktur gibt dem Hörer Zeit, in die düstere Atmosphäre einzutauchen.
Der Chor, der das zentrale Element des Songs bildet, verstärkt die melancholische Stimmung und bringt eine beeindruckende Dynamik in die ansonsten harten Black-Metal-Elemente. Flöte und Dudelsack kommen hier wieder besonders gut zur Geltung, und ihre harmonische Verbindung mit der rauen Gitarrenarbeit zeigt die meisterhafte Handschrift Andy Marshalls. Glen of Sorrow ist der Song mit dem höchsten Black-Metal-Anteil auf dem Album und stellt damit einen spannenden Kontrast zu den vorherigen Stücken dar.
Kurz vorm Ende gibt es einen überraschenden Bruch im Album. The Sylvan Embrace, der vorletzte Song auf Amidst the Ruins fühlt sich wie eine Lichtung inmitten der dunklen Klangwelten des Albums an. Hier tritt der weibliche Gesang besonders stark hervor und verleiht dem Stück eine einzigartige Wärme. Der helle, fast hoffnungsvolle Charakter des Liedes steht im Kontrast zu den düsteren, rauen Klanglandschaften der vorherigen Songs.
Obwohl The Sylvan Embrace eine willkommene Abwechslung bietet, fehlt ihm an manchen Stellen die epische Ausdrucksstärke, die die anderen Stücke so kraftvoll macht. Dennoch bleibt es ein atmosphärisch dichtes und wunderschön arrangiertes Werk.
Das epische Finale und mit Abstand das längste Stück des Albums. Rebirth bündelt alles, was Amidst the Ruins ausmacht: die Harmonie aus Folk und Black Metal, die kunstvolle Nutzung von Flöte und Dudelsack, und eine Dynamik, die den Hörer von der ersten bis zur letzten Minute fesselt.
Die schnellen Akkorde und das stampfende Schlagzeug laden zu einer weiteren, imaginären Jagd durch die Weiten Schottlands ein. Marshalls Gesang hallt über epische Melodien hinweg und schafft eine Atmosphäre, die gleichermaßen kraftvoll wie erhebend ist. Mit zunehmender Spieldauer steigern sich Tempo und Intensität, und das Stück gipfelt in einem überwältigenden Black-Metal-Orkan. Das helle, strahlende Ende setzt einen emotionalen Schlusspunkt, der noch lange nachhallt.
Fazit:
Amidst the Ruins bleibt der bewährten Saor-Formel treu, zeigt jedoch auch deutliche Weiterentwicklungen. Die dominantere Präsenz von Flöte und Dudelsack verleiht dem Album eine neue melodische Ebene, während die gesteigerte Geschwindigkeit und Melodik den Black Metal in seiner kraftvollsten Form erstrahlen lassen. Jedes der fünf Stücke ist ein in sich geschlossenes Kunstwerk, das seinen Platz im Gesamtgefüge des Albums findet.
Besonders Rebirth, mein persönlicher Favorit, zeigt eindrucksvoll, wie Saor die Balance zwischen roher Härte und epischer Schönheit meistert. Andy Marshall hat mit diesem Album nicht nur ein weiteres Meisterwerk geschaffen, sondern auch bewiesen, dass Saor weiterhin neue Wege geht, ohne den eigenen Wurzeln untreu zu werden.
Ein kraftvoller Start ins Jahr 2025 und ein Pflichtwerk für Fans des Atmospheric Black Metal!
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