Review – Soul Grinder – Anthems From The Abyss

Erscheinungsdatum: 11.11.2022

Label: MDD Records

Genre: Death Metal

Spieldauer: 42:46

Tracklist:

  1. Anthems from the Abyss 04:40
  2. Insidious Resurrection 04:26
  3. The Soul’s Mirror 04:00
  4. Supreme Enemy 04:01
  5. I am the Silencer 04:24
  6. Blood Harvest 04:26
  7. From the Nether Realm 04:17
  8. The Last Supper 03:46
  9. Spirit’s Asylum 04:55
  10. Warcurse 03:21

Das Death Metal Terror Trio aus Bremen ist zurück. Soul Grinder haben ein neues Album in den Startlöchern, welches am 11.11.2022, passend zur Eröffnung des Karnevals, als passender Gegenpol auf dem Markt erscheint. Veröffentlicht wird das ganze von MDD, einem Label, das ja schon seit seiner Gründung für qualitativen Death Metal steht. Die 2018 gegründete Kapelle veröffentlicht somit binnen 5 Jahren ihren 3ten Silberling und das zweite full length Album. Die Schneise der Verwüstung, welche Soul Grinder bei ihren Liveshows hinterlässt, spricht Bände für sich und Soul Grinder ist zum Glück nicht mehr der Geheimtipp, der sie am Anfang waren und haben sich auch während Corona etablieren können.

Und so starten wir einmal, um uns genauer mit ihrem neuen Werk auseinanderzusetzen. Den Auftakt macht sofort der Titeltrack. Anthems from the Abyss eröffnet direkt mit dem für Soul Ginder und Death Metal der alten Schule typischen Groove und zeigt direkt auf, dass trotzdem auch einmal neue Elemente eingebaut werden können. Mit sakralen Chören unterlegt, wie man es z.B. von Behemoth kennt, öffnen die Norddeutschen eine neue musikalische Tür, ohne dabei auch nur eine Sekunde an ihrem eigenen Stil einzusparen. Groovig, brachial und dazu nun auch noch stark atmosphärisch, erstrahlen Soul Grinder direkt zu Beginn in neuem Glanz.

Insidious Resurrection geht da etwas klassischer ans Werk, aber das ist ja genau das, was man als Todesblei Fan hören will. Gnadenlos walzt die Death Metal Walze voran und macht dabei keine Gefangenen. Jedoch nicht, ohne die richtigen Akzente zu setzen und man muss sich innerlich bremsen, um nicht direkt anzufangen, den Kopf kreisen zu lassen und erinnert dabei häufiger an Death Giganten wie Bolt Thrower. UND JEDER MAG BOLT THROWER!!!

Und nun blicken wir gemeinsam mit Soul Grinder in den Spiegel der Seele. Nun was verrät einem ein Spiegel? Grausame Wahrheit, großartige Illusion oder einfach nur abgeflachte Realität? Nun, gerade beim Intro weiß man es nicht so wirklich wohin die Reise geht. Doch schnell wird klar, dass dies nur eine kurze Orientierungspause war, bevor der Todespanzer weiter rollt. Straight gerade aus und ohne Rücksicht auf Verluste. And so „You get, what you deserve“! Mal schleppender, mal Vollgas. Die perfekte Mischung, die kein Gras mehr stehen lässt und abrasiert mit viel neuer Sphäre, die einfach nur wie die Faust aufs Auge passt.

Und nun folgt mit Surpreme Enemy ein Song, der es in sich hat und in meinen Augen auch wieder einmal absoluten Hymnencharakter an den Tag legt. Zieht euch warm an, und das nicht nur wegen der Gaspauschale. Denn hier donnern göttlich anmutende Todespsalmen in apokalyptischem Ausmaß durch den Gehörgang und man verliert sich selbst völlig zwischen Zeit und Raum. Genialer Song, der jedem Death Metaler ein Lächeln aufs Herz zeichnen sollte.

Und in der gleichen Atmosphäre walzt es einfach weiter. I am the Silencer startet da, wo Surpreme Enemey aufgehört hat. Dennoch wird alles im eigenen Stil nochmal neu aufgearbeitet und so spricht der „Silencer“ zu uns und berichtet von kaltem Eisen und dem Untergang. Zwischen strengen und vorantreibenden Kampfansagen, bis hin zu unter die Haut gehenden eiskalten Parts, in denen Sänger Mathias seine Wurzeln aus dem Black Metal nicht verleugnen kann. Dennoch perfekt abgestimmt werden diese beiden „Elemente/Stile“ kombiniert um am Ende aus Beidem vereint, das Beste hervorzuzaubern.

Und wie schon bei den 10 Plagen, ist es nun an der Zeit, Taten auf die heroischen Prophezeiungen folgen zu lassen. Und so wird der Samen, der gepflanzt wurde, nun geerntet. Blood Harvest will take your blood from you, this is what Soul Grinder wants to do. Und dies mit „Pauken und Trompeten“. Brachial, groovig und einer gnadenlos durchhämmernten Bassdrum, die einen komplett in Ihren Sog zieht. So fallen einem die Tempowechsel zwar nicht so bewusst auf, dennoch gibt es keine Sekunde, in denen man diesem Song entrinnen könnte.

Umgeben von Tod und Verwesung, schallt es nun aus der Unterwelt empor. Und so wird noch einmal tiefer in die Kreativitätskiste gegriffen und wieder einmal neue Elemente hervorgezogen. Egal ob der Leibhaftige eine kurze Ansprache hält oder ein ehr klassisches Metal Gitarrensolo zum Himmel empor klingt, bleibt man konstant dem Todesstahl treu, während die Dämonen aufsteigen um Chaos, Zerstörung und Tod über die Welt zu bringen.

Es bleibt biblisch apokalyptisch und die Glocken läuten das letzte Abendmahl ein. The Last Supper ist nicht nur ein grandioses Album von Belphegor oder die Geschichte von Jesus „Henkersmahlzeit“, sondern auch die romantische Vision von Soul Grinder, wie ein gutes Abendessen auszusehen hat. Mit Wein und Kerzenlicht wird so zur Tafel geladen. Dahinter versteckt sich jedoch nicht die klassische Vorstellung wie bei einem Candlelight Dinner, sondern ehr das Abbild von Weihnachten bei der Bender-Family. Raumfüllende Screams, die einem den Schauer über den Rücken laufen lassen und ins Fleisch schneidende Bassdrums, lassen hier keinen Stein auf dem anderen stehen, ohne dabei die Horroratmosphäre einzuschränken, die direkt im Kopf entsteht.

Mit The Spirit Asylum kommen wir nun zur ersten „vorab“ Veröffentlichung von Anthems Form The Abyss, für das auch ein Video gedreht wurde, dass alleinstehend schon sehenswert ist. Und wer das Video kennt, versteht direkt die Stimmung, in die der Song gehen soll. Deutlich gesetzter als die Songs zuvor, dennoch innerlich wild und mit einprägsamem Refrain, entstehen diese Bilder des vor sich Hinvegetierens zwischen zwei Welten. Der erste Song, der einen auch etwas nachdenklich stimmt und irgendwie wegen seiner eigenen Art und Weise heraussticht und eine eigene Sphäre zum Album beiträgt. Nachdenklicher und Kopflastiger als bisher geht dieser Song ans Eingemachte und dringt sofort durch Mark und Bein. Death Metal einmal anders möchte man sagen. Wobei dies viel zu oberflächlich betrachtet wäre. Auch hier bemerkt man wieder depressive Schwingungen, die man aus dem Black Metal kennt.

Und so sind schon wieder neun Songs ins Ohr gewandert und wir kommen zum letzten Track des neuen Soul Grinder Streiches. Warcurse startet noch einmal mit einem ordentlichen Gewitter, um nicht merkwürdig nachdenklich zurück aus der Musik entlassen wird. Der Fluch des Krieges ist ja gerade in den aktuellen Tagen wieder weltweit spürbar. Und im Krieg wird nicht lange geredet, sondern gefeuert. Wenn dies jedoch nur akustisch der Fall ist, kann man es ja auch genießen. Und so frisst sich die Kriegswalze ihren Weg durch die Welt. Schnell, mit coolem Gitarrensolo untermalt, ohne Gnade und mit voller Brutalität, wird hier noch einmal abschließend aufgezeigt, wo der Death Metal Hammer hängt und wofür Soul Grinder steht.

Ja, mit Anthems From The Abyss haben es Soul Grinder wieder einmal geschafft. Doch was haben sie geschafft? Meiner Meinung nach alles, wofür Sie und Death Metal stehen. Wie schon das Vorgängeralbum Chronicles of Decay wurde hier wieder eine Ansage an die Szene gemacht und die Messlatte ordentlich hoch angelegt. Und das, ohne darauf zu verzichten, auch noch einmal „frischen Wind“ ins Business zu bringen. Denn Elemente wie die sakralen Chöre wurden so perfekt eingesetzt, dass es dem Old School Death Metal des Trios noch eine wunderbare Atmosphäre einhaucht, ohne dabei nicht mehr Old School Death Metal zu sein oder abgedroschen zu wirken. Mit viel Kreativität, neuen Ideen und dennoch stilgetreu sind und bleiben Sould Grinder kommende Giganten der Neuzeit in diesem Genre. Eine Band, die ich nur noch einmal jedem, der auf Todesblei steht, empfehlen MUSS und die sich jeder ein, zwei oder X-mal zu Gemüte führen sollte. Hier gibt’s auf die Mütze und alles was das Herz begehrt.

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