Review: Tir – Awaiting The Dawn

Release: 07.04.2023

Genre: Dungeon-Synth/Dark Folk

Spieldauer: 49:23

Label: Brilliand Emperor Records/Orko Productions

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Tracklist:

  1. C’est La Fin (part1)
  2. Where Shadows Dance (part 2)
  3. The Mists of the Eternal Meadow
  4. In the Essence of Dying
  5. A Letter Hooked to the Cloud
  6. Threads of Time
  7. An Unspoken Lament
  8. The Path of the Dandelion Seed
  9. Farewell Ballad

Dieses Review ist für mich eine Premiere. Eine, auf die ich mich sehr freue. Mit Awaiting The Dawn von Tir darf ich das erste Mal ein Album aus dem Bereich Dungeon-Synth und Dark Folk auswerten und bewerten. Jetzt werden die kraftvollen Gitarren-Riffs und die gutturalen Schreie hinter uns gelassen und wir betreten einen Ort der Ruhe und der sanften Emotionen. Ein Bereich mit einem gemächlichen Tempo. Ein Ort fern weg vom Extreme Metal. Begleitet mich auf eine Reise in ein anderes Musik-Genre.

Vorab aber einige Informationen zu Tir und dem Album an sich, bevor ich mich an die Lieder wage. Tir ist das Solo-Projekt von Oytun Bektaş, welcher die ersten musikalischen Werke in der Türkei produzierte und jetzt in Sydney weiter an dem Projekt arbeitet. Awaiting The Dawn ist dabei das fünfte Album von Oytun Bektaş, der seit 2016 EPs, Singles, Splits und Alben veröffentlichte, und wird unter Brilliand Emperor Records und Orko Productions gemeinsam veröffentlicht. Für Awaiting The Dawn arbeitete er mit Thomas Helm und Markus Stock, beide Mitglieder bei Empyrium, und sie erweitern die Musik mit mehreren Instrumenten und ihrem Gesang. Thematisch orientiert sich das fünfte Album an den Themen Romantik, Mystizismus und der Natur und Autoren wie Lord Bryon, William Blake und Shakespeare sind Inspirationen für die Lieder.

Das Album umfasst neun Songs und ist mit 49:23 Minuten im Mittelfeld für den Umfang eines Albums. Die Länge der einzelnen Lieder variiert von fast zwei Minuten hin zu fast neuneinhalb Minuten. Damit dauert unsere Wanderung durch neue Gefilde fast eine Stunde und die Etappen sind unterschiedlich lang.

Ich selber bin damals über sein zweites Album, Urd, Skuld & Verdandi, gestolpert und deshalb war mir der Name Tir nicht unbekannt. Damals war ich fasziniert von der Ausdrucksstärke seiner Musik und war mehr als gespannt auf sein neuestes Werk. Deshalb starten wir endlich los mit Awaiting The Dawn.

Der Anfang macht C´est La Fin und leitet das Album im Stil einer Ballade ein. Die Musik ist sanft und die Akustikgitarre wird zum zentralen Instrument. Mit dem sanften Zupfen der Saiten wird das Stück um die Arbeit an einem Mellotron und um einen choralen Gesang von Markus Stock oder Thomas Helm erweitert. So baut sich der Anfang immer weiter auf und erhebt sich in sakralen Ebenen. Das darauffolgende Lied, Where Shadows Dance schließt sich nahtlos an dem Vorgänger an und mit The Mists of the Eternal Meadow wird eine Trilogie gebildet, welches ineinander spielt und sich Stück für Stück erweitert. In The Mists of the Eternal Meadow werden sanfte Bachgeräusche eingefügt, um dem Lied eine naturelle Note zu verleihen und der Flügel bekommt hier eine größere Bedeutung.

Der Höhepunkt aller verspielter Melodien ist In the Essence of Dying und hier findet sich ein Kontrast zwischen dem Titel und der Musik. Das Spiel der Gitarre ist lebhafter und virtuoser in seiner Bandbreite. Dazu gesellen sich erstes Flötenspiel und Vogelgezwitscher. Dieser positive Höhepunkt erlebt seinen Break in A Letter Hooked to the Cloud. Das Klavierspiel wird auf eine langsame Melodie reduziert, wo aber jeder einzelne Schlag eine Bedeutungsschwere aufweist. Der Flügel wechselt sich wiederholt im selben Lied mit einem Streichinstrument ab. Diese beiden Instrumente bauen ein schweres, dichtes Klanggeflecht auf, wie dunkle Regenwolken, und zum Ende hin lichten sich die Wolken mit einem lieblichen Abgang. Mein Favorit auf diesem Album.

Das Album lebt von seinen Hoch- und Tiefgängen und das zeigt sich in der zweiten Hälfte der Scheibe sehr gut. Threads of Time und The Path of the Dandelion sind leichte, lockere Frühlingstage und sind direkten Gegenparts zu A Letter Hooked to the Cloud und An Unspoken Lament und wurden auch direkt zwischen den genannten Titel eingebettet. Dabei findet sich hier keine Kopie der ersten Hälfte des Albums, sondern eigenständige Stücke, die mal mehr oder mal weniger ausgeklügelt sind und zum Teil neue Elemente aufweisen. So trumpft An Unspoken Lament mit dem Einsatz eines Horns auf, welches das Lied für mich besonders hervorhebt.

Den Abschluss bildet die Farewell Ballad, und diese Entscheidung möchte ich direkt kritisieren. Das Lied hat eine eigene Intensität, die durch ein Streichinstrument gehalten wird, aber bis zum Ende ändert sich daran nichts. Keine Abweichungen in der Melodie und keine besondere Überraschung durch das Einschieben weiterer Instrumente. Kein schönes Ende für das Gesamtkonzept.

Jetzt folgt das Fazit: Oytun Bektaş hat mit Awaiting The Dawn eine solide Ansammlung von Liedern geschaffen, die durch ihre Anordnung eine spannende Entdeckungsreise bilden. Dabei ist die Abwechslung in den einzelnen Stimmungen und die Nutzung verschiedener Instrumente die größte Stärke des Albums. Der große Wermutstropfen ist nun mal das Ende mit Farewell Ballad, welches für mich auch das schwächste Stück ist. Ich schätze andere Lieder, wie zum Beispiel The Path of the Dandelion, hätten das Konzept vom Album besser abgerundet. Die beiden Gastmusiker, Thomas Helm und Markus Stock, haben mit ihrem Gesang und ihren Instrumenten gewaltige Fußspuren innerhalb jedes Tracks hinterlassen und diese sind zum Teil sehr groß und sehr tief. In manchen Liedern ist die Zusammenarbeit mit Gastmusiker/innen auf einen Track reduziert und das beschränkt auch den Einfluss der jeweiligen Person/Personen auf das gesamte Album. In diesem Fall wirkt Awating The Dawn wie ein gemeinsames Projekt, um die Stärken der drei Musiker zu bündeln und was Gutes zu erschaffen weiß. Dadurch wird Awaiting The Dawn und Tir für mich ein Beispiel für gute Zusammenarbeit innerhalb der Musik und die Reise durch die einzelnen Tracks war ein echtes Vergnügen für mich.

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