Review: Totensucht – Trimurti

Totensucht - Trimurti - Beitragsbild

Release: 24.06.2022

Genre: Black Metal

Spieldauer: 54 Minuten 1 Sekunde

Label: Wolfsmond Production

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Tracklist:

  1. The Beginning (Intro)
  2. Shiva (Hammer of Destruction)
  3. Gates Of Compensation
  4. Where The Winds Blow
  5. Invocation
  6. Vishnu (Wings Of Preservation)
  7. Seven Suns To Turn Away
  8. Embraced By Fire
  9. Brahma (Claws Of Creation)

Totensucht - Trimurti - Cover

Es ist so weit und Totensucht aus Rothenburg veröffentlichten vor kurzem, am 24ten Juni ihren nun bereits sechsten Silberling. Das Soloprojekt des ehemaligen Schlagzeugers „Keltor“ von „Thormesis“ ist über die Jahre immer mehr gewachsen und geht diesmal noch einmal in ganz andere Wege. Indische Kultur und Mythologie steht bei der aktuellen Platte „Trimurti“ (die göttliche Dreifaltigkeit im Hinduismus) im Fokus, was doch ehr selten im Black Metal der Fall ist und lässt uns sehr gespannt sein, auf das, was uns erwartet.

Und dann startet das Werk auch schon mit „The Beginning“. Für ein Intro nicht der außergewöhnlichste Titel, da jedoch auf dem Tonträger, welcher bei Wolfsmond Production veröffentlicht wurde, lässt jedoch vermuten, dass bei der ganzen Aufmachung, eine neue Ära oder ein neuer Weg geöffnet wird. Epische E-Gitarren, gepaart mit traditionellen Trommeln steigern sich immer weiter gegenseitig hoch und die Spannung steigt, was hier nun folgen wird.

Und man wird nicht enttäuscht. Denn mit „Shiva (Hammer of Destruction)“ folgt dann eine brachiale Black Metal Nummer, die sich gewaschen hat. Brutalität trifft eingängigen Groove an den Drums und ein nicht enden zu scheinendes Feuerwerk beginnt. Black Metal in Urform gepaart mit abwechslungsreichen Vocals die zwischen Gekeife und Gesang die richtige Atmosphäre schaffen, um auch den traditionellen Teil des Inhaltes mit Musik zu untermalen. Der Hammer kreist, meist schneller, mal langsamer, aber kontinuierlich und direkt auf die Zwölf und man fühlt sich zwischen den Anfängen des Black Metal und noch viel älterer Kultur völlig aufgehen.

Nachdem nun die erste Gottheit der Dreifaltigkeit Zerstörung gebracht hat, geht die Reise weiter und man steht vor den „Toren der Vergütung und Entschädigung“. Mit einem groovigen Einstieg startet „Gates Of Compenstion“ und erinnert dabei mit seinem vorantreibenden Off-Beat an eine Mischung aus Horn und E Gitarren a la Thormesis. Dies stellt jedoch keinen Abklatsch von irgendetwas dar, sondern hat einen sehr starken Eigencharakter. Nun wurden darüber noch sehr genau akzentuierte Vocals mit großem Spektrum gelegt und verleihen dem gesamten Song noch einmal seine ganz eigene Atmosphäre, nachdem Shiva mit der Keule durchgefegt hat.

„Where The Wind Blows“ ist der Titel des folgenden Songs und eine strenge Briese zieht auf, die sich direkt als Orkan offenbart. Und so startet das Lied direkt mit Pauken und Trompeten. Brachial, straight vorn und reist einen sofort mit. Und so folgt erst nach dem ersten Refrain ein kleines Auge im Sturm. Dieses bietet jedoch keine Zeit zum Durchatmen, sondern zieht die Stimmung noch etwas ins Dunklere und es stellen sich beim Zuhören die Haare auf. Und noch bevor die Gänsehaut es schafft, sich aufzustellen, geht es wieder stramm voran. Und dieser Wechsel Zwischen Midtempo und Blastbeats setzt sich fort, gnadenlos und ohne Erbarmen. Und so walzen die Stürme weiter übers Land und reisen alles mit, was sie berühren.

Nach dem Sturm kommt der Wiederaufbau und so werden nun andere Mächte hochbeschworen. „Invocation“ heißt das „Zwischenstück“, das einen mit viel traditionellem Getrommel noch einmal tiefer in die Mythologie der Dreifaltigkeit und deren Ursprung zieht. Untermalt wird das ganze von altertümlichem Gesang und man fühlt sofort eine Priese Indien.

Wir wandern weiter in der Dreifaltigkeit und so ist zur Mitte des Albums die nächste Gottheit im Blickwinkel des nächsten Songs. „Vishnu (Wings Of Preservation)“, der Gott des Erhaltens (auf dem Cover auch in der Mitte) bildet mit seiner Beständigkeit die Basis der Dreifaltigkeit. Der Übergang zum vorherigen Track ist perfekt abgestimmt und so beginnt der Song, wie der letzte aufgehört hat. Kulturelle Instrumente starten, bevor kurz darauf ehr klassische E Gitarren beginnen eine Solomelodieline zu spielen. Unterstützt wird das von einem beständigen Drumteppich, der stets vorangeht, keine Zeit für Stillstand bietet und das Gefühl vermittelt, dass alles ist, alles bleibt, alles war und trotzdem stetig voranschreitet und im letzten Viertel in wesentlich melodiöser hinterlegtem Gesang seinen Höhepunkt findet und sich wie ein Rausch anfühlt.

Und nun wird es kosmisch für den noch berauschten Zuhörer. „Seven Suns To Turn Away“ wird mit cleaner Gitarre eingestimmt und man schließt fast automatisch die Augen, wenn die Melodie aus dem Kopfhörer direkt ins Ohr fließt. Wenn sich sieben Sonnen verschieben, ist jedoch mehr Macht im Spiel und so kommt auch der schlagartige Wechsel und ein Blastbeatgeweitter geginnt zu toben. Mit old school Black Metal Charakter geht es somit direkt weiter. Auf und Ab, Ab und Auf, aber immer direkt auf die Glocke. Diese Drückende Stimmung findet schließlich ihre Spitze, wenn die Sologitarre ihre schaurige Melodie herunter sägt und durch Mark und Bein fährt und dabei immer epischere und größere Sphären entstehen lassen. Was soll ich sagen, man kann sich dieser sich selbst tragenden Ebene einfach nicht entziehen und ist gezwungen den Song bis zum letzten ausklingenden Ton zu hören.

Und als ob die Stimmung nicht schon am Kochen wäre, wird man mit „Embraced By Fire“ nun auch noch von Flammen umarmt. Die Wärme scheint jedoch mehr eine sengende Hitze zu sein und so beginnt der Tanz der Flammen ehr ruhig, dennoch nah am Geschehen. Wie ein altes Ritual, das vollzogen wird, wird die Situation immer bedrängender und reist einen im Stillen immer mehr in den Fokus. Als würde man am Kamin direkt wie gebannt in die tanzenden Feuerzungen starren. Hier kommt neben der ködernden Melodie wieder der Spirit der gesamten Platte und Thematik mit voller Wucht auf einen zu, obwohl der Song ehr „langsam“ im Verhältnis ist.

Und nun schießt sich der Kreis. Nachdem Shiva gewütet (links auf dem Albumcover) und Vishnu die Beständigkeit gesichert hat (Mitte des Albumcovers) ist nun Brahma an der Reihe etwas Neues zu schöpfen (Rechts auf dem Albumcover). Kraftvoll und mit viel Energie blastet sich die Gottheit Brahma über die Erde, um mit ihren Krallen der Schöpfung die Kreation zu beginnen. Wer viel arbeitet muss auch ruhen und so folgt nach einem großartigen Auftakt ein ehr meditativer Part, der einen in sich gehen lässt und so die spirituelle Reise von „Trimurti“ noch einmal auf einem weiteren Pfad fortsetzt. Doch nach der Erkenntnis werden dann auch direkt wieder die Ärmel hochgekrempelt und weiter geschöpft. „Master… My Creator…“ Schreie erschallen und kommen einer Anbetung gleich. Und so kraftgeladen zieht sich der Song weiter, bis er zum Schluss in einem Gewitter an den Drums und einem „Claws of Creation“ im Hall verschallenden Schrei endet.

Mit „Trimurti“ hat sich „Keltor“ ein weiteres Mal neu definiert, ohne sich dabei zu verlieren und dem Stil von „Totensucht“ treu zu bleiben. Inspiriert von einer zweimonatigen Reise durch Indien im Jahre 2019 entstand dieses außergewöhnliche Werk, das man so im eigenen Genre kein zweites Mal findet. Neun Songs die unter die Haut gehen und noch weit darüber hinaus. Ein Album, das einen tatsächlich auf eine sphärische und spirituelle Reise einlädt und nicht mehr loslässt. Es fällt mir direkt nach wiederholtem Male durchhören und Schreiben dieser Zeilen schwer, die Emotionen, die man dabei verspürt in Worte zu fassen. Andererseits ist es auch eines dieser Alben, das zwar ab dem ersten Anhören einen Rieseneindruck und Begeisterung auslöst und jedem Schwarzmetaller nur ans Herz zu legen ist, man jedoch immer wieder neue Finessen beim wiederholten Hören bemerkt. Und so endet der Weg von „Trimurti“ für mich an dieser Stelle noch nicht und ich bin mir sicher, dass hier noch mehr Überraschungen zu Grunde liegen, die mir erst in Zukunft auffallen werden. Deshalb bleibt abschließend nur zu sagen: Kulturfreunde von Indien, Mysticfans und Metaller aller Art, besonders natürlich aber ehr die „extremen“ sollten sich wagen die Reise einmal zu machen und sich mir offenem Kopf mitreisen und überraschen lassen. Absolute Empfehlung für „Trimurti“!!! ANHÖREN liebe Leser und bis zum nächsten Mal.
Als kleine Anmerkung möchte ich noch etwas aus dem Nähkästchen plaudern, da mir die Informationen zukamen, dass Totensucht nun nach 12 Jahren bestehen gerade versucht Ihre Vision auch Live umzusetzen. Hier kann man nur sagen, haltet die Augen und Ohren offen, denn ich bin mir sicher, dass dies ein wahres Feuerwerk geben wird und neuen Wind durch den Underground blas(t)en wird.

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