
Release: 14.02.2025
Genre: Atmospheric Black Metal
Spieldauer: 41:25
Label: Independent
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Tracklist:
- Karsikko
- Vakat
- Kivutar
- Suruhymni
- Koti
- Veresi
- Talven jälkeen
- Kansojen kaipuu
Vermilia hat sich über die Jahre als einzigartiges Projekt in der Black-Metal-Szene etabliert – ein Spagat zwischen kantigem, harschem Extreme Metal und verspielter, fast folkiger Melodik. Kaum eine andere Band oder Künstler*in bewegt sich auf solch entgegengesetzten Polen der musikalischen Skala, und genau deshalb war die Spannung auf das neue Album Karsikko groß. Welche Seite würde diesmal überwiegen?
Bereits im Vorfeld gab es einen kleinen Vorgeschmack auf das Album durch die Singleauskopplungen Vakat (2024), Kansojen Kaipuu (2024) und Veresi (2025). Doch die eigentliche Überraschung offenbarte sich erst mit dem Gesamtwerk.
Den Auftakt macht der Titeltrack Karsikko – und gleich zu Beginn stellt sich heraus, dass Vermilia hier alle Erwartungen unterwandert. Wer ein krachendes Black-Metal-Inferno erwartet hatte, wird überrascht: Der Song ist verspielt, fast strahlend, positiv und durch und durch melodisch. Extreme Metal-Elemente fehlen fast gänzlich, stattdessen zeigt sich Vermilia von ihrer verträumten, folkig-mystischen Seite. Die Dynamik und der Ideenreichtum in diesem Song machen ihn zu einem Highlight des Albums – und für mich zum ersten Favoriten der Platte.
Ein weiteres Stück, das in eine ähnliche Richtung schlägt, ist Koti. Auch hier dominieren die melodischen Facetten der Musik, doch im Gegensatz zu Karsikko schimmern vereinzelt Black-Metal-Spitzen hindurch, die das Ganze etwas rauer wirken lassen. Dieses Wechselspiel zwischen Harmonie und Heftigkeit macht den Song besonders spannend – und sicherte ihm den Platz als zweiten Favoriten auf dem Album.
Nach diesem einleitenden Kontrast pendelt sich das Album auf gewohnteren Pfaden ein – der typische Vermilia-Sound entfaltet sich. Die Mischung aus kratzigem Black-Metal-Growling, packenden Riffs und umwerfendem Klargesang zeigt sich in voller Pracht. Vakat, bereits 2024 als Single veröffentlicht, ist ein hervorragendes Beispiel für diese Balance. Hier treffen dichte, kalte Gitarrenwände auf eine Stimme, die über allem zu schweben scheint.
Am anderen Ende der Platte steht der Abschluss: Kansojen Kaipuu. Auch dieses Stück wurde bereits 2024 veröffentlicht, doch es entfaltet erst im Kontext des Albums seine volle Wucht. Im Vergleich zu Vakat ist dieses Lied drückender, düsterer, schwerer – ein pechschwarzes Finale, das in seiner Intensität überrascht. Gerade der Klargesang setzt sich in diesem bedrückenden Umfeld besonders eindrucksvoll ab und sorgt für eine emotionale Tiefe, die lange nachhallt.
Zwischen diesen beiden Fixpunkten – der filigranen, folkigen Leichtigkeit von Karsikko und der tiefschwarzen Wucht von Kansojen Kaipuu – bewegt sich das Album in einem faszinierenden neuen Gleichgewicht. Vermilia gelingt es, ihre bisher weit auseinanderliegenden musikalischen Extreme zu vereinen, ohne dass es sich nach einem gewollten Stilbruch anfühlt. Bereits mit dem dritten Track Kivutar zeigt sich diese neue Richtung: epischer Gesang schwebt über eingängigen Riffs und verleiht dem Black Metal eine fast erhabene, sakrale Atmosphäre. Suruhymni geht noch einen Schritt weiter, indem es diese hymnische Qualität mit eisigen Riffs kombiniert, die eine düstere, winterliche Stimmung erzeugen. Auch Talven Jälkeen bewegt sich auf diesem schmalen Grat. Hier ist spürbar, dass genau dieser Mix den Kern des Albums bildet – eine melodische Majestät, die gleichzeitig hart und sanft, wütend und verträumt, dunkel und strahlend sein kann.
Fazit
Mit Karsikko hat Vermilia ihr eigenes musikalisches Konzept weiterentwickelt und erweitert. Statt sich entweder für rohen Black Metal oder verträumten Folk zu entscheiden, hat sie eine neue Balance gefunden – einen fließenden Übergang zwischen den Extremen, der sich natürlich und organisch anfühlt.
Dieses Album wird nicht in der gesamten Black Metal-Szene Anklang finden: Wer auf kompromisslosen Extreme Metal setzt, könnte sich gerade an den verträumteren Stücken wie Karsikko stören. Doch für Hörer mit einem breiten, experimentierfreudigen Musikgeschmack bietet es eine faszinierende Klanglandschaft voller unerwarteter Wendungen.
Für mich persönlich gehört Karsikko zu den musikalischen Highlights des Februars – und ist eine klare Empfehlung für alle, die gerne an den Grenzen des Black Metals wandeln.
Mehr von Vermilia bei Dark-Art findet ihr hier:
- Dark Troll Festival, Freitag 10.05.2024
- Festivalbericht: Ragnarök Festival – Donnerstag, 04.04.2024
- Festivalbericht: War Against War II – Der Freitag, 10.11.2023
- Festivalbericht: Samstag, dem 08.04.2023, auf dem Dark Easter Metal Meeting
- Dark Troll Festival 2022: So war Tag 2
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