Review: Zwischenlichten – Leidgeboren

Release: 03.10.2025

Genre: Dark Folk

Spieldauer: 45:11

Label: House of Inkantation

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Tracklist:

  1. Leidgeboren
  2. Kold
  3. Knochenmädchen
  4. Herr Herbst spielt Klavier
  5. Sturm auf dem Berg
  6. Schnitzers Klage
  7. Einmal im Leben
  8. Hagebuttenmädchen

 

 

Mit Leidgeboren veröffentlicht das Dark-Folk-Projekt von Nico Schwappacher sein zweites Album – ein Werk, auf das ich sehnsüchtig gewartet habe. Schon das Debüt Dämmerschwellen hinterließ bei mir einen bleibenden Eindruck und wurde schnell zu meinem Highlight im Bereich Neo-Folk. Mit Spannung verfolgte ich auch die Ankündigungen zu Leidgeboren, in denen Nico auf Instagram Einblicke in die Entstehung der Lieder und die Mitwirkung hochkarätiger Musiker*innen gab: Thomas Helm (Empyrium), Ella Zlotos (Ephemeral), Martin Falkenstein (Mosaic) und weitere schufen ein musikalisches Umfeld, das Neugierde weckte. Dazu kamen bereits veröffentlichte Singles wie Knochenmädchen und Leidgeboren, die die Vorfreude noch steigerten.

Fast drei Jahre nach dem ersten Album öffnet Leidgeboren erneut ein Tor in eine Welt aus akustischen Gitarren, düsteren Stimmungen und melancholischem Lokalkolorit. Doch während Dämmerschwellen vor allem durch seine puristische Düsternis bestach, zeigt sich Leidgeboren in seiner Klanggestaltung wesentlich facettenreicher. Die zusätzlichen Instrumente der Gastmusiker verleihen den Tracks tiefe: Das Klavier im Stück Herr Herbst spielt Klavier etwa schwebt wie eine dunkle Wolke über die Gitarre, während andere Instrumente geschickt miteinander verwoben werden. Das Ergebnis ist eine musikalische Weiterentwicklung, die das Album komplexer, lebendiger und an vielen Stellen verspielter erscheinen lässt, ohne die charakteristische Melancholie zu verlieren.

Der Titeltrack Leidgeboren ist ein Paradebeispiel für diese Entwicklung: Melancholie und Gesellschaftskritik verschmelzen mit einer leichten, tänzelnden Melodie, die den Hörer verzaubert. Ähnlich fügt sich Knochenmädchen in diese hellere, freundlichere Klangwelt ein und zeigt, wie Nico es versteht, düstere Themen in liebliche Arrangements zu kleiden. Diese Songs stehen in starkem Kontrast zu den Texten, die nachdenklich und oft schwer wirken – ein Spannungsfeld, das dem Album eine besondere Dynamik verleiht.

Mit der zweiten Hälfte des Albums tauchen die Lieder in schwerere, düsterere Gefilde ab. Es beginnt mit Sturm am Berg, welche mich nostalgisch an das erste Album von Zwischenlichten erinnert und für mich als ankerndes Element zwischen Alt und Neu beim hören fungiert. Schnitzers Klage setzt diese Brücke fort und lässt die Verbindung zum Debüt erkennen, ohne den Fluss des Albums zu unterbrechen. Den krönenden Abschluss bildet das 10-minütige Hagebuttenmädchen, ein musikalischer Brocken, der das Album wie ein Spiegelbild der vorherigen Tracks zusammenfasst. Mit seinen vielen Windungen und Referenzen auf bereits gehörte Motive wirkt es wie eine komprimierte Essenz des gesamten Werks.

Leidgeboren zeigt Nico Schwappachers Entwicklung seines Schaffens: Die vordere Hälfte der Tracks wirkt verspielt, hell und leicht, während die zweite Hälfte dunkel, schwer und nachdenklich daherkommt. Durch die gekonnte Mischung aus akustischen Arrangements, zusätzlichen Instrumenten und atmosphärischen Elementen schafft Nico ein Werk, welche an das vorige Schaffen des Musikers anknüpft und mit frischen Ideen verbindet. Es ist ein Album, das man Schicht für Schicht entdecken muss, in dem sich jede Melodie, jeder instrumentale Zwischenton entfalten darf, und das den Hörer sowohl verzaubert als auch herausfordert. Für Freunde von Dark Folk, Neo-Folk und melancholischer Akustik ist Leidgeboren ein unerlässliches, eindrucksvolles Werk, das die musikalische Weiterentwicklung des Projekts eindrucksvoll dokumentiert.

 

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