Symphonic Metal Nights zu Gast im Cafe Central
Der vorletzte Termin der Symphonic Metal Nights brachte Visions of Atlantis, Xandria und Ye Banished Privateers ins ausverkaufte Café Central nach Weinheim. Ausverkauft bedeutet dann auch: Es wird voll – und dank der vielen Piraten und Freibeuter nicht nur im Saal, sondern auch auf der Bühne. Die große Nachfrage hat sicher ein paar Fans überrascht. Das Line-up, der Corona-Nachholbedarf und sicher auch die Neugier auf die neue Stimme bei Xandria hat dazu beigetragen, dass sich ein paar mehr Leute frühzeitig ihre Karten gesichert hatten. Auf der über sechs Wochen dauernden Tour waren immerhin sechs Konzerte mehr oder weniger ausverkauft.
Das Meet&Great aus dem VIP-Pack musste ich auslassen. Was ich verpasst habe: Vier Akustik-Songs und den Soundcheck. Gefühlt der halbe Laden war bereits voll, als pünktlich um 19:00 Uhr der „Einlass“ begann. Publikumsstimmen sagten, dass es eine gelungene „Zugabe“ gewesen sei.
Ye Banished Privateers
Stilecht erklimmen die Freibeuter die Bühne, indem sie sich quer durch das Publikum den Weg auf die Bühne frei machen. Mit acht Freibeutern ist nicht die komplette Mannschaft auf der Tour vertreten, mehr hätten aber wohl kaum auf die Bühne gepasst; schon das Schlagzeug wurde gegen das Cajon eingetauscht. Stilistisch sind die Privateers eher eine Folk- als eine Metalband, aber ein wenig Soundtuning und schon hat man den vermutlich besten Support Act, den man sich als Pirat vorstellen kann. In gut 30 Minuten war alles dabei, was das Freibeuterherz begehrt: super sympathische Musiker, die obligatorische Ballade, Rum und vor allem viel Spaß an der Musik, mit Tanzen, Springen und Mitgröhlen.
Wäre jetzt der Strom ausgefallen, dann würde hier stehen: Wer so einen Support Act stellt, braucht keine Headliner!
Xandria
Mit Spannung geht es nach dem Umbau weiter: Xandria mit neuer Stimme! Seit dem Reborn-Teaser im Mai ist klar, dass Xandria noch da sind und man sich auf neues Material aus der Feder von Marco Heubaum freuen kann. Für die Wiedergeburt gab es einen kompletten Lineup-Change. Ambre Vourvahis ist die neue Stimme. Robert Klawonn (Git), Tim Schwarz (Bass) und Dimitrios Gatsios (Drums) komplettieren die neue Formation.
„Ambre klingt nicht wie …“, stimmt, aber wer klingt wie Lisa, Manuela oder Dianne, mit nur einer Stimme? Xandria klingt nicht mehr so operesque wie zuletzt, sondern hat eher etwas von einer modernen Ausgabe der Anfangszeit. Auf der Bühne zeigen sich Xandria in der Tat als wiedergeboren. Die Chemie zwischen den Musikern stimmt und das kann man sehen und hören. Strahlende Gesichter von allen, besonders auffällig ist Marcos Freude auf der Bühne. Im Programm stehen Songs aus allen drei großen Phasen der Band und die Umsetzung kann sich hören lassen. Ambre ist kein lyrischer Sopran, das war vorher klar. Andere Bands würden hier ggf. tricksen und den Sopran vom Band holen – Xandria sind hier ehrlich und passen die Stimmführung entsprechend an.
Das Publikum trägt die Band und der Eine oder die Andere hätten sich Xandria als zweite Band auf der Co-Headliner-Tour gewünscht. Die Song-Auswahl gefällt und neben den neuen Songs sind natürlich die Klassiker wie Now and Forever und Ravenheart dabei. Als Bonbon hatten Xandria einen bislang unveröffentlichten Song im Gepäck: Ghosts. Man darf also auf das neue Album gespannt sein.
Vor der Zugabe nahm Marco doch noch das Mikrofon, und nicht nur um Ambre vorzustellen. Er nimmt sich die Zeit allen zu danken und seiner Freude über die Live-Shows mit der neuen Band Ausdruck zu verleihen. So emotional habe ich ihn noch nie auf der Bühne erlebt. Für mich vielleicht der wichtigste Moment an diesem Abend.
Visions of Atlantis
Pirates back on Stage! Mit Master of the Hurricane war vom Titel her schon mal klar: Es geht fulminant weiter. In Reihe Eins wurde noch schnell das T-Shirt getauscht und jetzt ist klar, dass die große Mehrheit nicht wegen Xandria oder Visions hier waren, sondern wegen Xandria und Visions of Atlantis.
Auf der Bühne stehen Rum-Fässer und Krüge, doch das optische Pirate-Folk-Image muss gleich dem Sound des Symphonic Power Metal weichen. Die drei Österreicher an den Instrumenten fackeln nicht lange und schieben mit Gitarre, Bass und Schlagzeug das Publikum an. Der Sound überzeugt und das für Visions typische Wechselspiel zwischen Clémentine Delauney und Michele Guaitoli kommt voll zur Geltung; keine Selbstverständlichkeit im Central. Die Fans danken es und feiern die Band. Zur Silent Mutiny wurde es tatsächlich kurz leise – das Publikum, angezählt durch die Konzert-Sauna, stimmte nicht sofort ein als Clémentine zum Mitsingen aufforderte. Dass die Band Spaß auf der Bühne hatte zeigte sich auch hier an der Interaktion untereinander, sowie mit dem Publikum. Ob getragene Passage oder Power-Chorus, Clémentine und Michele wussten das Publikum einzubinden. Das gelang so gut, dass Michele für zwei Songs auf seinen Piratenhut verzichten musste; ein Fan ist damit einfach mal verschwunden, um ein Handy für das Beute-Selfi zu holen. Das halbe Pirates-Abum hat es auf die Setlist geschafft und mit gut einer Stunde war das Set gut gefüllt mit Songs der letzten drei Alben.
Mit den Stimmen von Clémentine und Michele unterstreichen Visions of Atlantis den Sound, den Thomas Caser vor knapp 10 Jahren vermisste und die Band neu aufgestellt hatte. Im Fahrwasser der Symphonic Metal Bands sicher eine Formation, die sich nicht hinter den Großen verstecken braucht.
Als Headliner des DoubleHeadliners gab es dann noch zwei Zugaben, um den Abend mit dem Bombast-Song Legion of the Seas abzuschließen — großes Kino auf kleiner Bühne; Chapeau!
Wer sich ein wenig geduldete, konnte den ein oder anderen Musiker der drei Bands am Merch-Stand finden und das obligatorische Fan-Pic mitnehmen. Ein rundum gelungener Abend mit zwei vollends überzeugenden Co-Headlinern und einer Vorband, die man nicht besser hätte auswählen können.
Setlist: Ye Banished Privateers
Cooper’s rum
Waves roll high
Gangplank
Fisher Lass
We are ye banished Privateers
Highstreet
Annabel
Master of my Fate
Libertalia
Setlist: Xandria
You will never be our God
Death to the Holy
Reborn
Nightfall
Now and Forever
Save my Live
Undiscoverd Land
Ghosts
Ravenheart
Valentine
Setlist: Visions of Atlantis
Master the Hurricane
New Dawn
A Life of our Own
The silent Mutiny
In my World
The Deep & the Dark
Mercy
Heroes of the Dawn
Freedom
Melancholy Angel
Pirates will Return
Legion of the Seas
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