Konzertbericht – Tarja – Christmas Together – 01.12.2022 Würzburg Jonhanneskirche

Die erste Türe des Adventskalenders durfte geöffnet werden und was war für uns von Dark Art dahinter? Als gelungener Auftakt, niemand geringeres als Tarja, welche auf ihrer Christmas Together Tour unterwegs war. Und am 01.12. war dies nicht nur irgendein Konzert in irgendeiner Location. Nein, es war viel mehr und auch sehr passend zum Tourauftakt und Namen, in Würzburg in der Johanneskirche. Das Ambiente, welches auch schon Künstler wie Subway to Sally oder Faun überzeugt hat, war also schon einmal perfekt, doch schauen wir uns das Dargebotene etwas genauer an.

Es wurde ja schon angekündigt, dass es keine „Metaltour“ von Tarja sein wird und so war ich mir nicht ganz sicher, was mich nun am Ende erwarten würde, da dies ja genau das Genre ist, mit dem Sängerin Tarja Turunen weltweit als Sängerin von Nightwish bekannt wurde. Sicherlich dachte ich sofort an das 2006 erschienene Weihnachtsalbum Henkäys Ikuisuudesta zurück, welches jedoch, wenn man den weiteren Verlauf des Soloprojektes verfolgt hat nicht repräsentativ für Tarjas Soloalben ist, ging es ja dann bereits ein Jahr später mit My Winter Storm direkt zurück in die Metalecke. Was also sollte uns erwarten? Nun lassen wir uns einmal überraschen.
Zu Beginn startete die Show sanft mit einem Intro an Gitarre und Cello, welche direkt Atmosphäre in das große Kirchenschiff zauberte. Die Vermutung, dass es in Richtung Henkäys Ikuisuudesta gehen wird, war jedoch nicht so sehr daneben und die Stimmung welche musikalisch erzeugt wurde, zielte in meinen Erinnerungen genau darauf ab. Als dann auch noch alles in eine jedem bekannte Melodie Umschwung, konnte man dies nicht mehr abstreiten.

Und nun war es so weit. Tarja Turunen betrat unter tobendem Applaus die Bühne, um mit ins Geschehen einzusteigen. Ave Maria wurde zum besten gegeben. Jedoch nicht nur in der Version des ersten Albums, nein gleich in drei Versionen. Als erstes in der Version von Paolo Tosti, danach in der Version von Giulio Caccini und dann noch die eigene Interpretation von Tarja selbst. Gut, 2015 wurde ein komplettes Ave Maria Album von der Künstlerin veröffentlicht, aber dass dies auch live in dieser Form zelebriert wurde, überraschte mich. Nicht ganz leichte Kost in der Länge zum Auftakt des Konzerts, aber dennoch alles in genialen Versionen und mit hochgradigem Können und großer Leidenschaft zum Besten gegeben, wie man es von dieser Ausnahmekünstlerin kennt. Und so wurde man auch direkt in den Bann von Tarja gezogen, wegen dem man ja auf eines ihrer Konzerte geht.

Mit Pie Jesu von Tarjas zweitem Weihnachtsalbum From Spirits and Ghosts (Score for a dark Christmas), das 2017 und somit elf Jahre nach dem ersten veröffentlicht wurde, ging es direkt in der richtigen musikalischen Stimmung weiter. Herausragende Klangfarbe und ein Stimmspektrum in Perfektion ausgelebt, bewiesen weiterhin, welche Faszination von Tarja ausgeht.

Die Künstlerin verlies die Bühne und das erste Drittel erreichte somit das Ende. Die Band spielte instrumental das Stück Panis Angelicus von César Frank und Sylvester Wagner. Und hier wurde der bereits vibrierende Raum, noch mehr gefüllt und eine noch intensivere Soundwand kam einem entgegen, die alles Bisherige noch einmal topte und ein noch größeres Erlebnis spüren ließ.

Und noch während die Fans Applaus klatschten, kehrte Tarja Turunen auf die Bühne zurück, um das zweite Drittel zu starten. Und wieder wurde mit What Child is This etwas von From Spirits and Ghosts zum Besten gegeben. Dies freut mich sehr, da es in meinen Augen das bessere Weihnachtsalbum in der Karriere von Tarja darstellt. Ein wenig weniger „traditionell“ gefühlt und etwas aufgepeppter, zumindest auf CD, was sicherlich bei einem so „traditionellen“ Song etwas suspekt wirken mag. Jedoch ging es mehr um die musikalische Gestaltung und dabei wurde einem nochmal bewusst, welch große Wirkung und Fülle durch die Synthesizer, welche neu auf der Bühne angespielt wurden, hinzukam und das Konzert komplett aufwertete.

In genau diesem Stil, genauso wie auf dem zur Tour gleichnamigen Live Album Christmas Together, welches 2019 in Tschechien aufgenommen wurde, ging es weiter. Zwischen Sphäre, einer für eine Kirche, sehr interessanten Lichtshow, Weihnachten und genialer Stimme schritt die Show voran und Tonttu, O Come, Emmanuel und Varpunen Jouluaamuna folgten bevor mit Together wieder ein Stück von Tarja selbst folgte und auch in mir als absolutem unemotionalem Anti-Weihnachtsmenschen, genau an diesen Gefühlen kratzte. Es folgte noch das überaus emotionale You Would Have Loved This.

So kam es, wie es kommen musste. Oh Holy Night von Adolphe Adam beendete den zweiten Teil des Abends und machte einem klar, wie man gar nicht mehr wahrnehmen wollte, wie die Zeit verfliegt. Denn so war nun bereits ca. eine Stunde alles gegeben auf der Bühne, ohne dass man diese Zeitspanne bemerkte und voll in der Musik aufging, während Tarja ein weiteres Mal verschwand.

Dies war jedoch nur ein kurzes Durchatmen, bevor mit der letzten Runde noch einmal alles gegeben wurde. Wohin die Reise gehen wird, hat man sich inzwischen ja als eingefleischter Tarja Fan schon denken können, was jedoch kein bisschen von der Vorfreude und Euphorie nahm, die man verspürte. Da es sich ja um eine Weihnachtstour handelt, war gewiss, dass der ein oder andere Klassiker für diese Jahreszeit noch folgen muss. Und so begann das letzte Drittel mit dem schwedischen Weihnachtsklassiker Jul Jul, Strålande Jul welches jedem Europäer, egal ob durch Ikea oder den Medien, sicherlich irgendwie schon einmal über den Weg gekommen ist. Nun folgte sicherlich eines der Highlights in Deutschland. Das auf Deutsch gesungene O Tannenbaum, was zwar Scherzes halber ein wenig Erinnerungen an Manowars Herz aus Stahl hervorrief, jedoch deutlich besser und enorm beeindruckend umgesetzt wurde und zu einem echten Ohrenschmaus wurde. Weihnachtlich ging es mit dem Christmas Song von Mel Tormé weiter, bevor mit Amazing Grace der vielleicht emotionalste Moment des Abends kam. Dennoch war dies nicht das Ende. Bereits 1998 veröffentlichte Tarja mit Nightwish das Album Oceanborn. Auf diesem Album war bereits als letzter Song eine Coverversion von Howard Blake. Dies war auch mein persönlicher Höhepunkt des Abends. Walking In The Air erklang und brachte alle Herzen ins Wanken, bevor die Künstler unter tosendem Applaus von der Bühne gingen. Ein wirklich gelungenes und großartiges Konzert bis hier hin, aber so einfach sollte der Abend doch noch nicht ganz zu Ende gehen. Und so verlangte das Publikum so lange und laut nach mehr, dass die Musiker sich nach kurzem Zögern noch einmal vor das Publikum traten. Also wurde noch einmal eine der besten Interpretationen von Silent Night gespielt, welches auch auf Deutsch dargeboten wurde. So wurden die Fans völlig beeindruckt und voller Faszination in den Abend entlassen.

Jonas: Bericht
Matthias: Fotos

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