Totenlegion – Menschenkind (EP)

Spieldauer: 17:09 Minuten
Release: 1.12.2020
Label: Independent

Tracklist:

  1. Geburt
  2. Abgrund
  3. Schützengraben
  4. Trommelfeuer
  5. Menschenkind

Seit mittlerweile acht Jahren gibt es die Zirndorfer Truppe „Totenlegion“, nun haben sie – endlich – ihre neue EP „Menschenkind“ auf den Markt geworfen. Zeit wird’s! Denn die Veröffentlichungen der Band sind doch eher spärlich: Die Demo „Sinfonie der Einsamkeit“ im Jahr 2016, ein Split mit „Servant Girl Annihilator“ und ihr erster Longplayer „Widergänger“ (2017).

Nach einigen Wechseln steht seit Anfang 2019 die aktuelle Besetzung, die mittelfränkischen Melodic Black Metaller haben nun ihren Stil gefunden – und auch optische Veränderungen durchlebt hin zu klassischen Black Metal-Attributen, wie das typische Corpse-Paint. „Bei Totenlegion existiert ein stetiger Wandel“, sagt Sänger Chris im Gespräch mit Dark-Art zur neuen EP. „So auch das Corpse-Paint, es mag eine Kleinigkeit sein, aber es ist auch ein Zeichen, dass uns die Musik, die Auftritte und die Band als Möglichkeit sich auszuleben sehr wichtig sind.“

Trotzdem hat es lange Zeit gedauert, bis der Silberling produziert war. „Eine EP fertigzustellen erfordert bei uns Kompromissbereitschaft und Durchhaltevermögen“, sagt Chris. „Das schlimmste ist, dass es ein Fertig bei Aufnahmen nicht gibt. Es gibt immer Möglichkeiten, einen Song so oder so zu betonen, dabei kommen dann die unterschiedlichen Geschmäcker zum Vorschein.“ Es habe Situationen gegeben, bei denen Teile der Band den Song als „fertig“ gesehen hätten – der andere Teil hätte dann gemeint: „Das geht so gar nicht.“ Das sei ein wichtiger Teil des Entstehungsprozesses gewesen. Denn nun stehen alle Mitglieder hinter den Songs.

Dass die fünfköpfige Kombo gerade jetzt in Coronazeiten ihre EP veröffentlicht, dürfte ziemlich mutig, aber auch geschickt sein – hat man doch als Hörer nun mehr als genug Zeit, sich dieses Werk ordentlich zu Gemüte zu führen.

Das Rad neu erfunden hat die Gruppe mit ihrer Scheibe nicht. Muss sie aber auch nicht. Es ist solider Black Metal, der ordentlich knallt. „Die Vielfalt der einzelnen Stücke weist bereits darauf hin, dass in jeden einzelnen Song Herzblut eingeflossen ist, so wie es sich im Black/Death Metal Genre gehört“, sagt Chris. Einen klaren Favoriten auf seinem Silberling hat er nicht. „Für mich persönlich kommt es auf die situative Gefühlslage an, zu welchem Song ich mehr verbunden bin.“

Die einzelnen Tracks auf der EP kommen schon namentlich brachial daher. „Trommelfeuer“, „Schützengraben“. Das Motiv des Krieges, der Verzweiflung, durchzieht die Musik der Zirndorfer wie einen roten Faden und berührt durch die Emotionalität, die durch die Texte kreiert wird, den Hörer.

Während es zu Beginn mit „Geburt“ losgeht, einem zweiminütigen atmosphärischen Instrumentaltrack, folgt direkt darauf schon der „Abgrund“ – klassischer Black Metal, der bereits andeutet, dass die restlichen Songs düster und brutal weitergehen. Denn nun bewegt sich die Szenerie – typisch für die Band Totenlegion – ins Kriegsgeschehen, hinein in den „Schützengraben“, gefolgt vom „Trommelfeuer“, das einfach nur ballert. Der letzte Track „Menschenkind“ kommt textlich gesellschaftskritisch daher und liefert einen runden Abschluss zur EP.

Totenlegion ist bei keinem Label unter Vertrag, produziert die Scheiben in professioneller Qualität in Eigenregie. Kaufen kann man die Veröffentlichungen bislang nur direkt bei der Band – entweder nimmt man Kontakt via Homepage oder Facebook auf.

Wo wird die Reise der Zirndorfer in Zukunft hingehen? Bassist Thomas sagt klar, dass Totenlegion eine Hobbyband ist und auch bleiben wird. „Unser Ziel ist es, 10 bis 12 Gigs im Jahr zu spielen und neue Songs zu schreiben für unser zweites Album.“ Besonders in Erinnerung geblieben sei der Band ein Auftritt im Juni 2017 im Hamburger „Kaiserkeller“. „Darauf sind wir heute noch ein klein wenig stolz.“ Was wünschen sich die Mittelfranken für die nächste Zeit? „Endlich wieder auf die Bühne zu dürfen, wenn sich die Lage so entspannt hat, dass keine Gefahr für Musiker und Zuhörer besteht.“

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