
Vanden Plas im 7er Club Mannheim
Ende Mai war es so weit – die Prog-Metal-Veteranen von Vanden Plas standen im ausverkauften 7er auf der Bühne, begleitet von Ivanhoe als Support.
Die Stimmung am Einlass war gut, viele freuten sich, Vanden Plas mal wieder live erleben zu dürfen. Ausverkauft im 7er bedeutet allerdings auch: Es wird eng. Etliche im Publikum dürften die Band schon aus den 90ern kennen – entsprechend blieb das große Gedränge und Geschiebe aus. Im Sommergarten herrschte bestes Wetter, einige blieben bei einem Kaltgetränk bis kurz vor Konzertbeginn noch draußen.
Zu Beginn eröffnete Fish mit einer seiner typischen Monnemer Ansprachen den Abend. K’lautern wurde kurzerhand eingemeindet und der Gig im 7er zum Heimspiel für Vanden Plas erklärt.
Ivanhoe eröffnen den Abend
Ivanhoe eröffneten pünktlich das Programm. Vor der Bühne war es gut gefüllt, hinten noch etwas Luft – aber so ziemlich alle waren im Club. Für viele keine Unbekannten: Ivanhoe sind ein Urgestein der deutschen Progressive-Metal-Szene. Im aktuellen Line-up ist lediglich Giovanni Soulas von Anfang an dabei. Drummer Boris Kallenbenz ist das neueste Mitglied – erst kurz vor der Tour zur Band gestoßen.
Das Publikum nahm die Band sehr gut auf: Es wurde aufmerksam zugehört, mitgegangen – und immer wieder auch lautstark applaudiert. Besonders Sänger Alex Koch verstand es, mit seiner starken Präsenz und markanten Stimme das Publikum abzuholen. Gemeinsam mit Gitarrist Chris Lorey, der immer wieder den direkten Kontakt mit dem Publikum suchte, sorgte er für einen energiereichen Auftakt, der Lust auf mehr machte.
Setlist Ivanhoe:
Healed by the Sun // Symbols of Time // Lonelies // Deeper Ground // Midnight Bite // Whipping the Flies // Moments in Time
Vanden Plas übernehmen die Bühne
Als Vanden Plas die Bühne übernehmen, ist der 7er dann endgültig voll. Wer jetzt noch ein Bier will, muss sich durch die Menge kämpfen – und braucht einen Moment, bis er wieder vorne steht.
Mit Push und Holes in the Sky geht es direkt mit Klassikern los – das Publikum ist sofort dabei. Die Setlist führt quer durch das Schaffen der letzten Jahrzehnte und kombiniert Fan-Favoriten mit neuerem Material. Auf der Bühne wird’s eng: markantes Doublebass-Setup bei Andreas, Keyboards bei Neuzugang Alessandro. Der Sound vorne ist satt und nicht zu laut – ein bisschen viel Bass vielleicht, was man weiter hinten dann eher vermisst. Aber voll war’s eben auch.
Mit Sanctimonarium gibt’s nicht nur einen neuen Song zu hören, sondern auch den offiziellen Einstand für Alessandro Del Vecchio an den Keyboards. Der italienische Musiker – bekannt aus zahlreichen Projekten zwischen Hard Rock und Melodic Metal – tritt bei Vanden Plas in große Fußstapfen. Dass er Günter Werno dabei nicht einfach ersetzen oder imitieren will, sondern eigene Akzente setzt, wird schnell deutlich.
Der Bühnensound schwächelt
Auf der Bühne läuft der Sound allerdings nicht rund. Die In-Ears streiken – Neustart nötig, ist ja heute alles digital. Nach einem Song muss erneut unterbrochen werden. Andy ist leicht genervt, die Situation wird aber cool gemanaged, auch wenn es einen Moment dauert, bis wieder alles stabil läuft. Die Zwangspause nutzt Andy, um dem Publikum etwas Tour-Hintergrund mitzugeben – inklusive des offen ausgesprochenen Bedauerns, dass The Ghost Xperiment I & II nie live auf Tour gebracht wurden. Der 7er war übrigens der erste Club, der Vanden Plas für die aktuelle Tour gebucht hatte – lange vor allen anderen.
Konzeptstark durch die Setlist
Mit Far Off Grace schlagen Vanden Plas die Brücke von einem ihrer Klassiker zum aktuellen Material von The Empyrean Equation. Die musikalische Entwicklung der Band wird hörbar, ohne dass die stilistische Klammer verloren geht. Der Eindruck: Die Technik läuft wieder, die Band ist voll da und Alessandro fügt sich stimmig ein. Die Bühne im 7er ist nicht groß, aber Andy nutzt jeden Zentimeter: Interaktion mit dem Publikum, mit der Band – Präsenz pur. Das Publikum dankt es mit viel Applaus. Hier und da wird auch mitgesungen, was in der Lautstärke,die im Club herrscht, allerdings etwas untergeht. Dass zwischen Far Off Grace und The Ghost Xperiment noch einige Alben lagen, zeigt die zweite Hälfte des Sets. Ein Abstecher in Christ O und den Chronicles-Zyklus bildet den Abschluss – bevor lautstark Zugaben gefordert werden.
Zugaben und Ausblick
Die Zugaben: Soul Survives und Cold December Night. Erstere mit dem dezenten Hinweis, dass man daran arbeite (woran lässt Andy offen); nur der Verweis darauf, dass die Presse seinerzeit ein Nachfolgealbum einer anderen Platte gefordert hatte.
Setlist Vanden Plas:
Push // Holes in the Sky // Sanctimonarium // Far Off Grace // They Call Me God // My Icarian Flight // Vision 13teen – Stone Roses Edge // Postcard to God // The Sacrilegious Mind Machine // Vision 3hree: Godmaker
Zugaben: Soul Survives // Cold December Night
Fazit: Deutsche Prog-Metal-Spitzenklasse
Ivanhoe und Vanden Plas – zwei Urgesteine des deutschen Progressive Metal – zeigen, dass sie live nach wie vor zur Oberklasse gehören.
Wer auf eine vollständige Umsetzung von The Ghost Xperiment gehofft hatte, wurde zwar nicht bedient – aber: Im Oktober folgt noch eine größere Show im Kammgarn. Vielleicht wird dort nachgelegt. Vielleicht sogar aufgezeichnet.
Bericht: Clemens
Bilder: Clemens
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