Festivalbericht: War Against War II – Der Freitag, 10.11.2023

2022 war das War against War Festival die große Release-Veranstaltung für die Füsilier-EP von Kanonenfieber und dieses Jahr präsentierte die Band ihre neuste EP U-Bootsmann an diesem Wochenende. Da dies im Vorjahr so erfolgreich war, wollte der Veranstalter das Event nicht nur wiederholen, sondern vergrößern. So durften die Besucher am Freitag die ersten fünf Bands des Line-ups anschauen. Wir waren an beiden Tagen vor Ort und erzählen euch gerne mit Bild und Text von den einzelnen Künstlern und ihren Auftritten. 

Vorab, beim Betreten der Halle sahen wir eine erste Überraschung: Das Festival war ausverkauft und um dies zu feiern, wurden die Besucher mit Haribos in kleinen Tüten empfangen. Eine niedliche Geste im Angesicht der bevorstehenden Bands. Leider gab es auch einen ersten Wermutstropfen. Die Band YspotopsY konnte leider nicht auftreten. Der Slot blieb frei und so begann der erste Auftritt später, aber pünktlich. 

Die erste Band an diesem Abend war Lyrre. Gegründet wurde die Band von Michalina Malisz und ihrem Ehemann. Michalina spielte noch letztes Jahr in der Band Eluveitie die Drehleier und dieses Instrument wurde zum Kernstück von Lyrre. Als Bühnendekoration wurden vier Lichtkästen hochkant aufgestellt. Jeder Kasten trug das Frontbild von den bisherigen Singles der Band, welche im Stil von Holz-/Kupferstiche gehalten sind. Im Laufe des Auftrittes blinkten diese Lichtkästen in unterschiedlichen Farben auf. Auch wurde eine Erhöhung für die Frontfrau aufgebaut, welche sie während des gesamten Auftrittes nicht mehr verließ. Dafür übernahm Piotr Martuś, der Gitarrist der Band, die Aufgabe, Bewegung auf die Bühne zu bringen. Zusammen mit dem Bassisten und dem zweiten Gitarristen veranstalteten die drei Männer einen wilden Reigen auf der Bühne. Zwischendurch animierte Piotr die Crowd zum Klatschen, Brüllen und zu einer Wall of Death. Für das letzte Lied Divide and Conquer konnten einige wenige Wagemutige sich für die Aktion und den darauf folgenden Moshpit überreden lassen und damit den Auftritt krönen. Für die Zuschauer gab es auch eine kleine Überraschung in Form eines namenlosen, neuen Songs. Das war für mich der Höhepunkt des Auftrittes und insgesamt war es ein starker Beginn für das War against War.

Intro // Crown // North Star // Call in the Wind // Valley of Tears // New Song // Chariot of Sun // Forgive and Forget // Peaceful Chaos // Divide and Conquer // Outro

Die zweite Band Vermilia und der Opener haben eines gemeinsam, der Fokus auf die Frontfrau. Bei Vermilia gestaltete sich der Fokus etwas extremer, mit ihrer charakteristischen Gesichtsbemalung und dem überschwänglichen Silberschmuck. Die vermummten Bandmitglieder taten dabei ihr Übriges. Musikalisch spiegelt sich dieser Kontrast ebenfalls wider: Brachialer, kalter Black Metal mit Growls trifft auf sanften Frauengesang und melodischen Passagen. Zwischendurch gab es auch eine erste Portion Humor für das todernste Festival. So wünschte uns die Dame Vermilia, dass wir die Lyrics in ihrer Schönheit genießen sollten, obwohl wir durch das Growling und den Gesang in der finnischen Sprache diese sehr wahrscheinlich nicht verstehen werden. Gerade gegen Ende des Auftrittes spielte Vermilia mit Ruska, Tuonen Joki und Marras nur Kracher und beendete das Set mit einem musikalischen Knall.

Alkusointu // Taivas Hiljaa Huutaa // Vedestä Vieraantunut // Hautavajo // Maisema // Ruska // Tuonen Joki // Marras

Bei dem Auftritt von Radogost endete die verspielte und verträumte Phase auf dem Festival und wir tauchten ein in einen sehr rasanten, kantigen Folk Metal! Für die Band war es eine besondere Premiere, den dies war ihr allererster Auftritt in Deutschland. Eine besondere Anerkennung möchte ich dem Musiker Jan „Młody“ Musioł zollen, denn der Violinist hat grandios gespielt. Selten habe ich ein solch ausdrucksstarkes Streichinstrument im Metal gehört und sein Spiel verlieh der Musik eine angenehme, melodische Rundung. Die Zuschauer reagierten auf die Musik mit mehr geschüttelten Fäusten und Haarmähnen. Zum dritten Lied Na dnie wielkiej góry begann der erste unaufgeforderte Moshpit auf diesem Festival. Radogost bedankte sich auch umgehend bei der springenden und schubsende Menschenmenge. Auch die Ansagen zwischen Bandmitglieder und zum Publikum waren lockerer, ungezwungener und humorvoller. Nach dem Auftritt von Vermilia eine angenehme Abwechslung. Radogost hatte die Stimmung der Crowd gut aufgeheizt und schuf eine ideale Bühne für den Headliner. 

Kiedy Cię Moje Oplotą Sny // Ponad Głębiami Czarnych Wód // Na dnie wielkiej góry // Ananke // Diabelski Dom // Anathema Sit! // Oto Mej Duszy Świątynia // Betelgeza // Meduza // Tam Skąd Pochodzę // Raróg

Der Headliner vom Freitag war das Metal-Orchester von Haggard. Allein die Umbaupause war beeindruckend. Das Drumset wurde seitlich in eine Ecke geschoben, um Platz für ein Podest zu schaffen. Auf diesem positionierten sich die dann die Musiker mit Flöte, sowie Violine und Bratsche. Dazu wurden mehrere Mikrofone, Stühle und Instrumente, wie ein Cello und ein Keyboard aufgestellt. Die gesamte Bühne war voll mit Musikern. Sämtliche Bandmitglieder waren in feiner Garderobe erschienen, was im Vergleich zu Radogost wie ein Wechsel von der Kellerkneipe zur Oper anmutete. Auch das anfängliche Verhalten erinnerte mehr an einen Chor, als an eine Metalband, bis die beiden Sänger Janika Groß und Frank Schuhmacher in Kleid und Anzug anfingen zu headbangen. Dies zog sich durch die gesamte Band und da hatten wir unseren geliebten Metal! Dann gab es ein Solo an der Violine und die Zuschauer jubelten auf eine Art, die ich bisher nur bei Gitarren- oder Drumsolos erlebt habe. Aber auch einige spannende Tricks hatte die Band auf Lager. Bei der italienischen Version von Herr Mannelig, einem sonst schwedischen Volkslied, verschwanden Asis Nasseri, Giacomo Astorri und Claudio Quarte, die Gitarristen und der Bassist, von der Bühne und tauchten in der Crowd auf. Eine weitere Überraschung war ein kurzes Anspielen des Songs Breaking the Law von Judas Priest und von Napalm Death und Asis Nasseri bekundete seinen Respekt gegenüber diesen Musikern. In der Zugabe konnte die Band dann mit dem bis dahin nicht auf CD veröffentlichten Seven From Afar und dem Klassiker Awaking the Centuries noch einmal ordentlich überzeugen, bevor es dann zu Ende ging. Es war ein langes und ausschweifendes Konzert und ein toller Abschluss für den ersten Tag.

The Observer // The Sleeping Child // Per Aspera Ad Astra // In A Pale Moons Shadow // Herr Mannelig // Upon Fallen Autumn Leaves // Tales Of Ithiria // Eppur Si Muove // Seven From Afar // Awaking The Centuries 

Fazit, der erste Tag war musikalisch abwechslungsreich und geschickt besetzt worden. Auch die Anzahl der Bands war angenehm als Warm-Up für den kommenden Tag. Der Samstag hatte eine doppelte Laufzeit und sollte noch sehr anstrengend werden. Da war ich dankbar für die überschauliche Anzahl der Darstellungen am Freitag. Und so endete der erste Tag auf dem War against War in Berlin.

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