Konzertbericht: Eisheilige Nacht in Würzburg, 27.12.2024

Matthias Funcke

Ein nasser Freitagabend trieb hunderte düster gekleidete Musikfans wieder in die Posthalle Würzburg. Seit 2014 beheimatet die Halle direkt am Bahnhof am 27. Dezember die Eisheilige Nacht. So füllte sich die großzügige Halle binnen der Stunde mit gut 2k Musikfreunden. Kurz vor 19:00 betrat der Frontmann des Gastgebers Subway to Sally, Eric Fish, die Bühne für eine große Begrüßung und einen kleinen Teaser, dass an dem Abend schon die erste Band für 2025 bekanntgegeben würde.

Den Auftakt machte die Band aus der Stadt, die nicht existiert. Harpyie sind ein Punkt, an dem sich die Mittelalter-Rock Fans gerne spalten. Wer Rock, Metal, Power Metal oder Punk in seiner Mittelalter-Mucke mag oder zumindest kennt, stößt bei Harpyies Metalcore-Anstrich gerne an einen Punkt, der spaltet. Doch genau das wollen die Jungs auch. Mit ihrem neuen Album Voodoo im Gepäck eröffnet Harpyie nun jede Eisheilige Nacht mit dem namensgebenden Titeltrack und Sänger Aello in der altbekannten Harpyienmaske. Das Publikum begrüßte die Greifvögel mit großem Applaus, etwas, das die Band so nicht erwartet hatte. Mit einem kleinen Blick auf die Setlist im Anschluss durfte dieser auch gleich feststellen, dass ihn seine Crew veräppeln will, mit einer lustigen, doch wenig nützlichen Setlist.

Bei Schildmaid teilte die Band das Publikum in Team Aello und Team Björn, um den Begriff „Schildmaid“ zu schreien, das nahm das Publikum super an und machte lautstark mit. Zu Omen gab es kleine Geschichte, die darin mündete, dass die Band deshalb nicht mehr in die Schweiz einreisen dürfe, sollte das Publikum doch ein Kleidungsstück ausziehen und durch die Luft wirbeln, dazu schwang sich der Gitarrist sich in einem Vokuhila auf die Bühne. Im Anschluss folgte ein Cover, das wohl jeder kannte, Wenn ich tot bin von Luna Luna sorgte für einen ordentlichen Publikumschor. Zum Ende gab es eine Ballade auf die Ohren, Löwenherz, zu dem die Band eine Regenbogenfahne schwang.

Setlist Harpyie:

Voodoo // Ikonoklast // Schildmaid // Omen // Wenn ich tot bin //Löwenherz

Nach kurzer Umbaupause ging es mit The O’Reilleys and the Paddyhats weiter. Die Irish Folk Punk Band hat eine ordentliche Mischung aus allen Alben mitgebracht. Wer die Jungs (und das Mädel) nicht einordnen kann, kann an den etwas fieseren kleinen Bruder von Fiddler’s Green denken. Zum Auftakt mit Wake the Rebells schwang die Band zwei riesige Irland-Flaggen bei wunderschönstem weißen Licht zur Begrüßung, bevor es dann fließend nach einer kleinen Dunkelphase mit Dogs on the Leash weiterging und das Publikum auch direkt mit einstimmte. Weiter mit Irish Way fragte die Band das Irland-Wissen des Publikums ab, das sollte antworten wie man sich auf der schönen grünen Insel zu prostet, das Publikum antworte natürlich wie aus einer Kehle mit „Slantié“. Das Lied konnte dann aber auch das halbe Publikum mitsingen. Weiter im Grünen durfte Green Blood nicht fehlen! Die Band bedankte sich bei den Bands, mit denen sie sich einen Bus teilen und kommentierten es liebevoll „die Füße riechen nach Hühnerstall, aber sind die Jungs nicht geil?“. Sehr schön.
Weiter wurde getanzt und gefeiert und das nicht nur vor der Bühne. Raise your Glasses High und Rise up, Tear Down sind absolut grandiose Mitsingsongs, besonders zum letzten bekam die Band einen regen Zuspruch! Coming Home im Anschluss brachte wieder einen ordentlichen Schwung Irland-Sehnsucht auf die Bühne und in so manche Besucher, bevor es mit Yesterdays Rebel wieder flotter wurde und das Publikum mitspringen sollte und dies auch fleißig tat. Ruhiger wurde es mit Weight of the World, dem Song, der das Gefühl beschreibt, nach dem Weihnachtsessen bei Mama.. Spaß beiseite, der tragende Song brachte eine kleine Verschnaufpause, bevor die Band vor Big Bad Billy einen Würzburgerstrudel verlangte. Das Publikum antworte mit einem Circle Pit.

Doch ein Ende musste es auch geben, das folgte dann mit dem Evergreen der Paddyhats, Barrels of Whiskey, das auch vom Publikum textsicher begleitet wurde!

Setlist The O’Reilleys and the Paddyhats:

Wake the Rebells // Dogs on the Leash // Irish Way // Green Blood // Raise Your Glasses High // Rise Up, Tear Down // Coming Home For St. Patrick’s Day // Yesterday’s Rebel // Weight Of The World // The Ballad of Big Bad Billy // Barrels of Whiskey

Nach einem längeren Umbau versank der Raum in Dunkelheit. Das Geräusch aufeinandertreffender Waffen erschallte durch den Raum und kurz darauf betrat ein Spartaner die Bühne, wenig später folgte ihm ein Kreuzritter, auf der anderen Seite folgte der Wikinger und als Letzter der Tribun. Die Warkings.

Mit The Last Battle stiegen die Kriegskönige direkt in den Abend ein. Im Publikum schnellten augenblicklich alle Smartphones in die Höhe, um die vier untoten Herrscher festzuhalten. Die Power Metal Band stach an dem Abend eindeutig heraus und das nicht nur durch ihre Outfits! Weiter mit Maximus ließ der Tribune das Publikum mitspringen und das Publikum brachte seinen Gesangseinsatz auch ohne Absprache problemlos und laut über die Bühne! Man kann sagen, der Funke ist bereits zu dem Zeitpunkt übergesprungen, wie passend, dass man als Nächstes dem Gott des Feuers huldigte! Zu Hephaistos brachte der Schmied das Feuer auf die Bühne und später auch seinen Schmiedehammer.

Doch so ganz allein kann man die vier Kriegskönige nicht lassen, daher kam zum folgenden Song Spartacus Morgana La Fey auf die Bühne, eine wunderschöne Frau mit grandioser Gesangsstimme und kraftvollen Growls. Dann folgte Heart of Rage bei dem die Warkings alle Handylampen in der Höhe haben wollten, wie bei Florian Silbereisen. Das Publikum tat wie geheißen und erleuchtete den Zuschauerraum. Mit To the King ließen die Warkings das Publikum erneut singen und bezeichneten dieses als Würzburgus. Doch nun genug Ernst, weiter zu der Band, die keine Dinosaurier auf die Bühne lässt oder sich Drachen hält, sie haben einfach alle getötet, deshalb haben sie auch den größten „Dragon-Cock-Ring“ dabei um eine Maid bei We are Warriors über das Publikum zu tragen. Im Anschluss holte der Tribune ein Kind auf die Bühne, eine zukünftige Kriegerin und ließ das Publikum schreien, wendete sich an die Kleine und fragte auf Deutsch, wie sie es fand, sie kommentierte es ehrlich als „Scheiße“, woraufhin er sich diesmal ans Publikum wendete und im schönsten Österreichischen Dialekt sagte „Würzburg, das war Scheiße“. Weiter in Englisch zu Fight, einem Lied auf der Melodie eines wirklich bekannten Stückes, so konnte jeder Krieger im Publikum laut mitsingen!

Weiter mit We are the Fire folgte ein weiteres bekanntes Stück der Warkings, das auch gleich vom Publikum gefeiert wurde und zu Sparta beehrte das Publikum wieder Morgana Le Fey, die dem Song mit ihren Growls auch live die nötige Tiefe verleihen hat. Mit einem der ältesten Stücke, Gladiator, ging es dann aufs Ende zu.

Setlist Warkings:

 The Last Battle // Maximus // Hephaistos // Spartacus // Heart of Rage // To the King // We are Warriors // Fight // We are the Fire // Sparta // Gladiator 

25 Minuten nach den Warkings sollte es weitergehen mit dem Gastgeber Subway to Sally. Dunkel, leises Grollen und mit einem Schlag begann das erste Lied des Sets, passend zum Abend gleich ein neues Stück, das vergangenes Jahr auf den Eisheiligen Nächten vorgestellt wurde, mit Schaum-Schneeregen und vielen Pommesgabeln in der Höhe zelebriere das Publikum die Eisheilige Nacht! Nach einem herzlichen Willkommen folgte der erste Evergreen des Sets mit Kleid aus Rosen, das vom Publikum voller Inbrunst und Hingabe, mitgesungen und zelebriert wurde und wie immer in einer Rosenübergabe endete, diesmal jedoch musste die Rose aufgrund der Bühnengrabenbreite zur Bühne geworfen werden. Ja, so ein Subway to Sally Konzert auf der Eisheiligen Nacht besteht zum größten Teil aus den Evergreens, die man entweder als Fan hören will oder nicht mehr hören kann, ein Lied, das auch in diese Kategorie schlägt, folgte im Anschluss. Eric Fish wies das Publikum an, die Hände zu heben und all den Menschen zu winken, die ihr eigenes Wohl über das anderer setzen und diese mit einem Hallelujah in die Wüste zu schicken. Im Publikum ließ sich kein Widerstand erkennen, als sie den Falschen Heiland mitsingen. Bei Besser Du Rennst im Anschluss bildete sich erst im Verlauf des Songs ein Circle Pit vor dem FOH. 

Doch nicht nur Rennen und Winken muss das Publikum bei so einem Konzert können, sondern ein Quiz beantworten. Die Antwort auf die meisten Fragen ließ sich mit dem kommenden Song beantworten, zu dem das Publikum die altbekannten Handzeichen zeigte. Ironischerweise stand Sieben nicht an siebter Stelle in der Setlist, ich sehe Verbesserungsbedarf! Doch genug Klassiker, die Band hat erst kurz vor Weihnachten ein neues Album herausgebracht und das muss natürlich auch vorgestellt werden, dazu sollte der Titelsong Post Mortem vorgetragen werden, das eine kleine Geschichte erzählt, wie die Band den Tod unter den Tisch trank. Dabei wusste das Publikum, wie einstudiert, wann es laut werden sollte. In neuerer Diskografie geblieben folgte eine Ballade aus dem letzten Album, bei der die Band ein Lichtermeer wollte, um den Seemann heim zu leiten bei Weit ist das Meer. Aber im neuen Gefielden blieb man nicht mehr lange, sondern kehrte zu altbekannten und gut erprobten Subway-Schrei und damit auch zur alten Henkersbraut zurück, was bei einigen Besuchern Anklang fand. Aber gut, nun sollte es wieder weiter mit neueren Songs weitergehen und einem weiteren Stück von der Himmelfahrt, Was ihr wollt hat es geschafft einen Spagat zwischen alt und neu zu schlagen und einen guten Übergang zu Leinen los, das mit noch größerer Euphorie empfangen wurde.

Dem folgte Alles was das Herz will, ein Stück, das sich seit seinem Erscheinen als Live-Kracher entpuppte und nun nicht mehr fehlen darf. Nachdem wir schon den ersten Circle Pit des Abends hinter uns hatten, sollte ein weiterer folgen, diesmal mit Ansage zu Ihr kriegt uns nie. Dazu konnten sich einige Besucher begeistern lassen und in einer kleinen leisen Sekunde zwischendurch fing der erste Pulk an Besuchern an Julia und die Räuber anzustimmen. Vom großen Circle Pit zu kleinen Drehungen sollte es bei Tanz auf dem Vulkan wechseln, denn wie immer nahmen einige Besucher das Lied sehr wörtlich. Um diesen heißen Gemütern Herr zu werden, folgte mit Eisblumen und dem Schaum-Schneeregen rasche Abkühlung für das Publikum. Und ein jedes Ende… Ein Ende?

Nach einer kurzen Pause sollte es dann doch weiter gehen. Also nach Island, so heißt zumindest das Lied, das von einem kräftigen „A-huh“ beim Klatschen begleitet wird und die Zugabe einleitet. Mit dem Ritual, dem „A-Huh“ als Aufhänger bat Eric und das Publikum mit dem Ruf „What is your profession“ – „A-Huh“ und „Fight, Fight, Fight“ die Warkings oder zumindest Morgana, den Kreuzritter und Tribunen für das gemeinsame Lied zurück auf die Bühne. Mit lauten Rufen wurde Stahl auf Stahl performt und kam super an, eine gut genutzte Chance, wenn man die Band grade eh dabei hat! Und wenn man schon die Band auf der Bühne hat, kann man auch den Rest dazuholen! Harpyie und The O’Reilleys and the Paddyhats ließen sich nicht nehmen das ganze auch kostümiert zu machen, passend zur Weihnachtszeit weihnachtlich gekleidet sangen sie gemeinsam den Veitstanz in alter Eisheilige NachtTradition. Und im Anschluss folgte die versprochene Ankündigung für 2025: Schandmaul werden der Eisheiligen Nacht beiwohnen!

Aber selbst damit konnte man das Konzert nicht einfach so enden lassen, aus dem Grund setzten Subway to Sally, nun auch weihnachtlich geschmückt zum alten blutrünstigen Kinderlied Julia und die Räuber an! Das Publikum sang es begeistert mit, während die Band es zum Mitsingen spielte.

Setlist Subway to Sally:

Eisheilige Nacht // Kleid aus Rosen // Falscher Heiland // Besser du rennst // Sieben // Post Mortem // Weit ist das Meer // Henkersbraut // Was ihr wollt // Leinen los // Alles was das Herz will // Ihr Kriegt uns nie // Tanz auf dem Vulkan // Eisblumen // Island // Stahl auf Stahl // Veitstanz // Julia und die Räuber 

Bericht: Roksana
Bilder: Matthias

 

Mehr von der Eisheiligen Nacht bei Dark-Art findet ihr hier:

 

Mehr von den Bands bei Dark-Art findet ihr hier:

Über Roksi 542 Artikel
Roksana Helscher, Fotografin und Redakteurin. Seit 2016 bei Dark-Art dabei, ein Teil der Chefredaktion und das Mädchen für alles. Seit meinen ersten Konzertfotografie-Gehversuchen in 2011 bis heute unterwegs und versuche das Geschehen auf großen und kleinen Bühnen zu dokumentieren.

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