Konzertbericht: 03.12.2023 Emil Bulls im Colos-Saal Aschaffenburg

Was macht eine Band, wenn sie ein neues Album veröffentlicht? Sie spielt eine Tour und stellt es Live vor. Was tut eine Band, die Live spielen will, aber das Album erst in etwas über einem Monat rauskommt? Sie spielt trotzdem live und stellt schonmal ein wenig was vor! Oder bezeichnet das Konzert als Live-Probe… 
So geschehen bei Emil Bulls in Aschaffenburg! Sonntagabend, ausverkaufter Saal, eine Mega Stimmung, doch dazu kommen wir noch. Emil Bulls veröffentlichen ihr elftes Album Love Will Fix It am 12. Januar 2024 und haben entschieden, dass sie mit der Tour schon etwas früher loslegen und das funktioniert.

Mit im Gepäck haben sie auf der Tour The Oklahoma Kid und Flash Forward, letztere fielen jedoch leider krankheitsbedingt aus, daher erwartete uns mit vionowa eine gute Vertretung. Die Band aus Berlin machte den Anfang und schob The Oklahoma Kid einen Slot höher. Das Publikum wirkte zu Beginn verwirrt und war stark zurückhaltend. Getreu nach dem Motto: „Wer sind die Gestalten in Weiß?“. Der Versuch das Eis zu brechen, indem man fragte, wer denn schon angetrunken sei, funktionierte auch nicht ganz, denn bis auf acht Hände, die hochgingen, blieb das Publikum peinlich berührt zurück. Auf die Frage, wer sie kennen würde, fand sich auch nur einer in der ersten Reihe. Doch mit weniger reden und mehr Musik, die überzeugen konnte, brach langsam das Eis und das Publikum ging mit. Dann funktionierte auch endlich die Frage „Wollt ihr noch 2 Songs hören?“ und auf „Aschaffenburg, mögt ihr Breakdowns?“, sprang das Publikum direkt auf, der nachfolgende Breakdown hatte es auch in sich. Die Resonanz am Ende war definitiv besser als am Anfang des Sets. Die Band wird noch einiges erreichen können!

Nach einem kurzen Umbau starteten The Oklahoma Kid direkt ihren Abriss. Die Band wechselte stark zwischen Growls und Klargesang, der stellenweise an Sprechgesang erinnert und unter anderem von der Seiteninstrument-Fraktion mit einem eher poppigen Seitenschlag begleitet wird. Das brachiale Schlagwerk zog sich nicht nur wie eine rote Linie durch die Songs, sondern machte zu Beginn der Show ein paar Zicken, doch „The Show must go on!“, auch wenn Beckenständer sich verdrehten und hier und da gerichtet werden mussten. Voller Energie auf der Bühne nahm das Publikum den Spirit direkt auf und ging mit ab und das von Ton eins an. Auf die Frage der Band, ob das Publikum sie kenne, waren die Reaktionen diesmal wesentlich positiver. Kein Wunder, löste die Rostocker Band auch direkt auf, sie waren schon öfter in der Gegend. Viele textsichere Besucher sangen aus voller Kehle mit, während der Raum mit einem Schleiernebel durchzogen wurde, man hätte meinen können, einige Gäste seien nur für The Oklahoma Kid da gewesen. Sehr cool!


Ein Vorhang verdeckte den Blick auf die Bühne, nach einer längeren Umbaupause sollte es mit dem Headliner des Abends weitergehen; Emil Bulls. Währenddessen bereitete sich die Band hinter dem Vorhang vor, alberten herum, legten sich hin, was nun einmal hinter einem Vorhang so passiert, wenn niemand hinsieht. Der Vorhang fiel und so auch die letzte Hemmung zu feiern im Publikum, das sofort vollkommen abging. Den Anfang machte auch gleich ein neues Stück. The Devil Made me do it wurde erst vor wenigen Monaten veröffentlicht und erscheint auf dem kommenden Album, dennoch konnte das Publikum aus voller Kehle mitsingen! Mit Pants Down ruderte man in der Zeitlinie stark zurück, jedoch nicht in der Begeisterung des Publikums. Mit The Age of Revolution konnte noch eines draufgelegt werden. Die Zuschauer sangen laut mit und wurden von dem Mikrofon des Sängers, das in Richtung des Publikums gerichtet wurde, angestachelt lauter zu werden. Fans könnte aufgefallen sein, dass die Crew nicht die gewohnte war, sondern man Ersatz dabei hatte. Der Soundtechniker hat sich am Tag zuvor das Sprunggelenk gebrochen, deshalb musste man umdisponieren. So sprang der Bruder vom Sänger als Stagehand zum ersten Mal ein und der Stagehand am Monitor Sound. Dafür, dass einiges improvisiert werden musste, machten diese Jungs einen super Job, eine absolut grandiose Leistung!


Aber was ist so eine Tour, gut 1,5 Monate vor Erscheinen des Albums? Emil Bulls dachten, sie machen vor der Tour eine Live-Probe am Sonntag und dachten es kämen so 50 Mann. Zack-Ausverkauft! Kein Wunder, in den letzten 25 Jahren haben sie sich eine großartige Fangemeinde aufgebaut und das verdanken sie alleine ihrer Musik und ihren tollen Live-Auftritten! Songs wie Between the Devil and the Deep Blue Sea, Here comes the Fire und Whirlwind of Doom brachten das Publikum zum mitgröhlen, toben und feiern. Chris erzählte, als sie vor 10 Jahren das erste Mal da waren, hatte Moik das gleiche Shirt, Cappy und so weiter an. Die Leute sollen doch am Merch vorbeischauen, damit  dieser sich mal was Neues kaufen könne und nicht so „beschissene Songs“ schreiben müsse. Ein Kommentar, der vom Publikum mit gut Humor aufgefasst wurde. Mit The saddest Man on Earth is the Boy who never Weeps wurde es dann auch ein wenig ruhiger und das Publikum ließ die Lichter aufleuchten. Und nach gut 1,5 Stunden endete das reguläre Set mit Euphoria, einem der Emil Bulls-Hits der letzten Jahre.

Doch so ganz Schluss war nicht, denn die Band hatte noch ein wenig was vorbereitet. „Wenn ihr so weiter macht, kann uns nicht auf dieser Welt mehr stoppen!“, diese Aussage kann das Emil Bulls Publikum sicherlich unterschreiben und hatte ordentlich Bock weiterzufeiern! Mit einem Billie Eilish Cover (you should see me in a crown) sowie einer Hand voll eigener Stücke ging es zum Finale über. Mit „Es ist ganz praktisch, wenn immer die gleichen Hanseln kommen, da muss ich nichts erklären!“ ging es zum Circle Pit über und Songs wie The Ninth Wave und Hearteater, sowie The Jaws of Oblivion durften nicht fehlen, um auch den letzten Besucher zufriedenzustellen und so endete der Abend nach guten aber anstrengenden 2,5 Stunden! 

Emil Bulls sind auch nach mehr als 25 Jahren noch immer eine Granate auf der Bühne, die man sich nicht entgehen lassen sollte, auf ihrer Tour stehen noch einige Termine an, Tickets holen, hingehen, es lohnt sich!

Mehr zu Emil Bulls bei uns findet ihr hier:

Über Roksi 539 Artikel
Roksana Helscher, Fotografin und Redakteurin. Seit 2016 bei Dark-Art dabei, ein Teil der Chefredaktion und das Mädchen für alles. Seit meinen ersten Konzertfotografie-Gehversuchen in 2011 bis heute unterwegs und versuche das Geschehen auf großen und kleinen Bühnen zu dokumentieren.

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