Review: Emil Bulls – Love will fix it

Release: 12.01.2023

Genre: Nu Metal / Meldoic Death Metal / Metalcore

Spieldauer: ca. 46 Minuten

Label: Arising Empire

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Tracklist:

  1. Backstabbers                                                 03:46
  2. The Devil Made Me Do It                           03:41
  3. Happy Birthday You Are Dead To Me     04:07
  4. Levitate                                                          03:48
  5. Whirlwind Of Doom                                    03:48
  6. The Ghosts That You Have Called            0:12
  7. Love Will Fix It                                             03:56
  8. Sick                                                                  04:30
  9. She Ain’t Comimg Home Anymore          04:24
  10. Dreams And Debris                                     03:58
  11. Oceans Of Grief                                            04:21
  12. Together                                                        03:30

 

Seit über 25 Jahren treiben Emil Bulls nun schon ihr Unwesen und brachten Moderne in den damals noch eher klassisch angelegten Heavy Metal. Punkig, melodisch, vorantreibend und verspielt hat man sie bisher kennengelernt. Eine Band, die ihre Perfektion gefunden hat und auch live im melodischen Metal Bereich zu den besten Performern gehört, genauso wie In Flames oder Arch Enemy, nur näher am Fan. Eine Band, die sich ihre komplette Karriere durch immer noch gesteigert und weiterentwickelt hat und ihre Fans noch nie enttäuscht hat. Doch vergessen wir vorerst alle lobenden Worte und werfen lieber einen genaueren Blick auf das neue Werk Love Will Fix It und schauen, ob die Liebe es alles richten wird.

Wie man es schon von Songs wie Here Comes The Fire aus der Vergangenheit kennt, startet auch das neue Album wieder mit einem Knall. Backstabbers beginnt in sich gekehrt und dennoch mit Nachdruck. Mit drückendem Bass und Melancholie a la KoRn, perfekt gepaart mit der Eigenmarke, die Emil Bulls schon immer unverkennbar und eigenständig gemacht hat. Zwischen depressivem Flüstern, verzweifeltem Shouten und den großartigen Clean Vocals von Christoph von Freydorf, zieht die Scheibe den Zuhörer hier mit allen Elementen in die Welt und den tragenden Bann der Bulls.

Weiter geht es mit The Devil Made Me Do It. Dabei handelt es sich um die erste Single-Auskopplung des neuen Albums und ich habe diesen Song bereits deshalb auch schon wahrgenommen und mich auf das Album gefreut. Denn auch dieser Track verbindet alles, wofür die Emil Bulls stehen. Ein mehr als eingängiger Refrain gemischt mit harten und abwechslungsreichen Riffs, die stark vorantreiben. Eine echte Hymne mit Ohrwurmcharakter, wie sie passender für die Band nicht sein könnte.

Doch halten wir uns nicht allzu lange mit dem auf, was bereits öffentlich zur Verfügung steht. Der nächste Titel hat mich schon beim Lesen gecatched. Happy Birthday You Are Dead To Me! Nun, was soll man sich darunter vorstellen? Ein bösartiger Abschied, ein letzter Glückwunsch, Trauer, Hass oder alles? Irgendwie hatte ich eine wilde Mischung aus all dem im Kopf, als der Titel mir das erste Mal ins Auge fiel. Und was ist daraus geworden? Erstaunlicherweise, genau das, was ich mir tatsächlich vorgestellt habe, in genau der abgefahrenen und wilden Mischung, die man erahnen kann. Denn auch hier geht eine weitere Emil-Hymne an den Start. Der KoRn Sound am Anfang bleibt bestehen, trügt jedoch ein wenig, für das was noch kommt. Doch vergessen wir nicht, die Betonung lag auf “abgefahren und wild”. Und so steigert sich alles bis zu einem nur sehr kleinen Umbruch, der den Refrain einläutet und den Song auf einmal in einem ganz anderen “Outfit und Klangild” darstellt. In letzter Zeit musste ich durch Arbeiten wie diese hier wieder einiges progressives und technisches musikalisches Zeugs hören, aber ich bleibe dabei, dass dieser Mix und das Arrangement absolut wild und musikalisch fordernd sind. Und das, obwohl man mit einer melodischen und musikalischen Leichtigkeit als Zuhörer durch den Song getragen wird und einfach mit der Musik gehen muss.

Und nun hat der Rausch begonnen und wird voll ausgelebt. Auch wenn dies auf den ersten “Hörer” nicht direkt zu erkennen ist, denn Levitate erweitert die Facetten und geht etwas smoothiger ans Werk. Dennoch eine sehr gelungene melodische Experience, die einfach mitzieht und wenn man es am Stück hält, auch gut an allem Vorherigen anknüpft. Der vielleicht am wenigsten geschriene Song des Albums, aber das muss ja nicht immer ein Negativmerkmal sein, auch nicht für Menschen wie mich, die ein ordentliches Gescreame/Gegrunze und Geschredder sehr zu schätzen wissen. Denn bei allen innerlichen Ausbrüchen, die dieses Album und auch dieser Song bieten, kommt man so wenigstens ein wenig innerlich runter, ohne den Faden zu verlieren und am Ball zu bleiben.

Whirlwind Of Doom stellt die zweite Vorabsingle da und sollte dadurch keine Neuerung für den eingefleischten Fan sein. Für alle anderen jedoch sei gesagt, es geht wieder “Back to Geballer”, nach der kurzen Pause. Und so trägt uns der Wirbelwind des Untergangs auch genau dahin. Denn ein Tornado sieht von Oben betrachtet auch nur aus wie ein Wirbelstrom im Wasser. Und so zieht einen dieser Sturm genau in besagten Wirbel und immer tiefer hinein. Mit extrem gelungenen Akzentuierungen und voran peitschenden tiefen Riffs, geht es so immer weiter hinein, bis man sich komplett darinnen verliert und einfach spürt, wie man den Song innerlich lebt.

Und täglich grüßt das Murmeltier, mit den Geistern, die wir riefen. The Ghosts You Have Called beginnen eher mit einem stillen Rufen, das eher den Wind füttert, als ihn zu übertönen. Jedoch wird hier wieder eine neue Türe geöffnet und mit leichten Elektrosounds hantiert, wie man sie aus diversen Remixen oder Songneuverwurstelungen wie auf dem “Subway To Sally – Neon Album” kennt. In meinen Augen ein völlig unterschätztes Werk, wenn man mich fragen würde, dies jedoch nur by the way. Direkt gefolgt kommt ein band typischer Ausbruch, bevor man wieder in sich geht. Und dieses Auf und Ab, zieht sich dann durch den restlichen Song. Das mag vielleicht etwas flach klingen, aber da es sich um den kürzesten Song auf dem Album handelt, fällt dies nicht negativ auf, da der Song vorbei ist, bevor er monoton wirken könnte und bietet so eine schöne Überleitung zum nächsten Lied.

Und so kommen wir zum Titeltrack Love Will Fix It. Auch dieser Song wurde, als letzter von drei, vorab als Single auf den Markt geschmissen. Die wohl poppigste Nummer des Albums, was jedoch mit allen drei Singles im Voraus ganz gut das Gesamtwerk in all seinen Auswüchsen angekündigt hat. Dennoch ist Emil Bulls hier auch nicht so abgedroschen wie jede zweite Metalcoreband, die genauso klingen will, wie die drei, vier großen der Branche, sondern immer noch für Emil Bulls steht. Und im Gegensatz zu vorher genanntem, wo jeder Basser der nicht Singen kann, noch die Cleanvocals aufgezwungen bekommt um einen “emotionalen und eingängigen” Refrain zu singen, beweisen die Bulls, dass auch dieser Pfad perfekt von ihnen gemeistert wird. Und so baut sich der “Sog” des Songs peu à peu auf bis man zum etwas abrupten Ende hin, akustisch und innerlich komplett mit strudelt.

Doch der Strudel dreht sich weiter und so ergründet die Band einmal mehr die innerlichen Schmerzen und Krankheiten. Denn Sick, is the only way to love you zeigt deutlich den emotionalen Kampf, der damit metaphorisiert wird. Allgemein, kommen hier die Lyrics sehr gut zur Geltung und sollten von jedermann leicht verstanden werden. Und so wird wieder mit viel Eingang und Melodie der Tiefgang dieser schwierigen Liebesgeschichte aufgearbeitet.

Ob der nächste Song einfach direkt die Geschichte weitererzählen soll? Eine gute Frage, die jedoch eher in ein Interview mit der Band gehört. An dieser Stelle muss ich die Leser mal direkt fragen, ob Interesse daran besteht? Falls ja, teilt es uns gerne mit, vielleicht lässt sich dies ja noch umsetzen. Aber zurück zu Love Will Fix It. She Ain’t Coming Home No More heißt das gute Stück und könnte wie gesagt die Fortführung der Liebesgeschichte davor sein, oder aber nicht. Wie wir es erfahren könnten, wisst ihr bereits, wenn ihr bis hier gelesen habt. Und so startet dieser Song wie zu Beginn des Albums einmal mehr wieder dunkel angehaucht und weniger fröhlich. Das ist jedoch immer ein gutes Zeichen für tief sitzende Gefühle, die herausgeschrien werden, sagt mir meine Erfahrung. Und so sei es dann auch. Melancholisch und langsamer, aber wesentlich “deeper” geht es nun zur Sache. Und so trägt einen diese Achterbahnfahrt bergauf und bergab, jedoch immer mit der Steigerung des Aufwärts, damit der Fall der sich anschließt noch viel tiefer wird und man sich im selbigen “freien” befindet. Haltlos, wütend, verzweifelt und nicht geerdet, fühlt es sich an, wenn im letzten Abschnitt, noch einmal alles gegeben wird und die Bässe hämmern und Gitarren einen erdrücken.

Song Nummer 10 ist an der Reihe und immer noch kein Ende in Sicht. Doch das ist bei guter Musik ja ein positives Zeichen. Und so knüpft auch Dreams And Debris, ein sehr cooler Liedtitel, direkt an die Melancholie und Nostalgie von She Ain’t Coming Home No More an und setzt noch eine Schippe Misanthropie obendrauf, ohne ihren Tiefgrund zu verlieren. Nicht allzu schnell und mit einer riesigen Soundwand im Rücken, fühlt man sich im Refrain völlig überfahren und spürt, wie man eins mit der plattgewalzten Umgebung um einen herum wird. Mit ein paar Parts, die mich von den Effekten an Papa Roach erinnern, und wieder den Alleinstellungsmerkmalen von Emil Bulls, vermischt sich alles immer melodischer, bevor dieser musikalische Kreisel sich zum Ende langsam ausdreht.

Oceans Of Grief ist der erste Song, der mich direkt an das ähnlich-namige Album Oceanic erinnert (Absolutes Meisterwerk, wer das nicht kennt, ANHÖREN!!). Verspielt, melodisch und doch so mitreißend und zwischen Trauer und Frohsinn. Und dabei doch so voranschiebend. Eine wahnsinnig gute Mischung, die dieser Band auch schon immer gut gestanden hat. Perfekt abgemischte cleane und geshoutete Vocals, die meisterlich musikalisch akzentuiert und untermalt werden. Das Ganze in ein abwechslungsreiches Paket verpackt, ohne dabei die Schleife zur Veredelung zu vergessen. Definitiv eine der “großen” Nummern unter den ganzen “super Tracks” auf dem Album. Wer dies nur als Hintergrund Gedudel hören kann, ohne gecatcht zu werden, der hat die Musik nicht verstanden. Aber hier werden keine Gefangenen gemacht.

Doch nun ist es so weit. Mit Titel Nr. 12 und dem glorreichen Track Together wollen wir die Beurteilung von Love Will Fix It gemeinsam abschließen. Wäre dieser Song an einer früheren Stelle in der Titelliste erschienen, hätte er mich sicher zu Beginn mehr verstört. Doch dem ist zum Glück nicht so und da man sich ja bereits eh im “Bullsiversum” befindet, überkommt einen hier eher die Ehrfurcht, vor einem neuen Experiment der Emils Bulls. Sehr melodisch und soft geht es zur Sache. Dennoch hört man einfach das musikalische Können der Künstler in jeder Note. Und dies macht alles sicherlich am Ende alles so gut, wie es ist. Auch hier werden wieder ein paar “andere/neue” Effekte mit eingearbeitet, die im ersten Moment ungewöhnlich, im zweiten jedoch extrem passend erscheinen. Mehr will ich an dieser Stelle eigentlich vorerst nicht verraten, um euch die Abschlussüberraschung nicht kaputt zu spoilern. Genießt einfach das gesamte Album am Stück, nehmt euch die knappe dreiviertel Stunde Zeit und seid gewiss, dann funktioniert der Song.

Nun, was soll ich abschließend über Love Will Fix It sagen? Wie man sicherlich schon gemerkt hat, bin ich selbst ein großer Fan von Emil Bulls und es ist eine der Bands, die mich von Anfang an begleiten, seit ich härtere Musik höre. Und sie haben es mal wieder geschafft. Harte Musik, modernste Elemente und emotionaler Tiefgang, werden hier gepaart mit Druck, Melodie und Eingängigkeit. Eigentlich alles, was man braucht und den Anhängern der nicht oldschool Szene aus dem Herzen sprechen sollte. Jeder Metalcoreler, Melodic Death Metaler oder sogar auch jedem Volbeat Jüngling (auch wenn das nichts miteinander zu tun hat musikalisch) sollte diese Band und dieses Album ans Herz gelegt werden und in euren Playern landen, da sich sicherlich viele dieser Leute davon begeistern lassen. “Will Love Fix It? Love Fixed it!” wenn ihr mich fragt. Ein weiteres großartiges Album einer großartigen Band, die ich hoffentlich bald einmal wieder live bestaunen darf und deren Shows auch nur jedermann nahegebracht werden sollte.

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