Interview mit dem Künstler und Musiker Lukas Gosch (Ellende) 

Ellende dürfte zumindest den Black-Metalern unter euch ein Begriff sein. Lukas, der Sänger des österreichischen Musikprojektes, ist ein Künstler, der nicht nur auf akustischer Ebene sehr coole Sachen macht, sondern auch hinsichtlich „bildender Kunst“. Daher ist es mir ein Vergnügen, ihm ein paar Fragen zu stellen.

Hi Lukas, schön, dass Du uns Rede und Antwort stehst. Heute geht es mal nicht primär um die Musik von Ellende, sondern um Deine visuellen Kunstwerke. Allerdings sollte man sicherlich die Musik, vor allem die Songtexte, mit in die Betrachtung einbeziehen, denn diese sind ja auch ein Stück der Künstlerseele. Wenn man Deine Musik verfolgt, so bekommt man eigentlich schnell den Eindruck, dass Du Dich für bildende Kunst interessierst. Du malst ja auch selbst. Wann entdecktest Du Deine Leidenschaft für die Malerei?

Servus und gerne. Ja, die Leidenschaft für Zeichnen und Malen war bei mir schon immer da. In der Oberstufe bin ich dann vom Gymnasium in eine HTL mit Schwerpunkt auf Architektur, Tischlerei und Kunst gewechselt. Ich habe als Kind schon gezeichnet und nie das Interesse verloren. Für mich war schnell klar, dass sich Musik und visuelle Kunst gegenseitig bereichern können.

Die Cover-Artworks eurer Alben sind von Dir, richtig? Es geht in euren Songs häufig um das Thema Sterben oder Trauer. Auf Alben, wie „Todbringer“, „Lebensnehmer“ oder „Triebe“ stehen Skelette im Mittelpunkt Deiner Arbeiten. Ein ganzes Album beschäftigt sich mit dem Tod. Ok, es ist Black-Metal, aber warum? Geht es Dir um die Frage nach dem Sinn des Lebens?

Ja, die Frage nach Sinn und Bestimmung hat mich besonders als junger Erwachsener beschäftigt. Meine Generation hat das Privileg, sich früher im Leben mit diesen Themen auseinandersetzen zu können, bevor es zu spät ist. Ich fand den Tod immer faszinierend, die einzig wahre Gerechtigkeit und Endgültigkeit in einem Universum voller offener Fragen und Mysterien. Ein Weckruf das Leben zu nutzen.

 

 

Das Albumcover zu „Ellenbogengesellschaft“ zeigt einen Eber in Rüstung. Was hat es damit auf sich?

Die Idee dahinter war, mir vorzustellen, was passiert wäre, wenn die Evolution einen anderen Weg eingeschlagen hätte. Dann wären wir vielleicht das Abendessen und der Eber der Monarch.

In diesem Album gibt es einen Song „Verletzlich“, dem wieder Bilder als Grundlage dienten, habe ich gelesen. Vom Maler Francis Bacon, der sich unter anderem auch mit Themen Gewalt, Zerstörung und Verfall in Verbindung mit dem Menschen befasste. Inspirieren Dich andere Maler? Wer sind Deine Vorbilder?

Ich hatte Francis Bacon eigentlich nie so richtig am Schirm. Neben meiner Arbeit habe ich einmal Dokus über ihn laufen lassen und fand vor allem seine Interviews unglaublich interessant. So entstand auch die Inspiration zu „Verletzlich“. Es war als Abschlusssong auf einem Album gedacht, das insgesamt eher konfrontativ ist.

Auf dem Cover des letzten Albums von 2024, der „Todbringerin“ interpretierst Du ein Gemälde des niederländischen Malers Vermeer auf eine neue Art und Weise. Erzähl uns gern etwas zu Deiner Intention. Warum die „Dienstmagd mit Milchkrug“?

Vermeer hatte die Gabe, Schönheit in alltäglichen Dingen darzustellen. Für uns ist das ein Blick in eine vergangene Zeit, die so unterschiedlich und zugleich so nahbar ist. In „Todbringer“ ging es oft um solche Themen, um Schönheit und Vergänglichkeit.

Auf eurem neuen Album „Zerfall“, welches im nächsten Jahr erscheint, ist eine Frau abgebildet, der eine Spinne in den Kopf steigt. Erzähl gerne etwas zu dieser Arbeit.

In Zerfall geht es subtil verpackt um ein tragisches Erlebnis in meinem Leben. Aber an diesem Punkt möchte ich meine Kunst nicht mehr erklären. Was die Menschen dabei fühlen, ist viel wichtiger und vermutlich auch irgendwo richtig.

 

Zerfall - Ellende

Spätestens in eurem Video von „Zerfall“ dürfte dem einen oder anderen aufgefallen sein, das Du Dich der Kunst widmest. Man sieht Dich an der Leinwand beim Malprozess. Der Songs beschreibt das Gefühl des Aufgebens, Zerbrechens oder der Verzweiflung, welches wir alle irgendwie kennen. Ich hoffe nicht, das dieses auf Deine Kunstwerke bezogen ist. Ich finde Deine Artworks großartig. Was sind Deine Themen? Verarbeitest Du die Songs in Deinen Gemälden?

Das im Video bin aber nicht ich. Thomas, der Darsteller, steht stellvertretend für die Bemühungen auf etwas hinauszukommen. Noch wichtiger als das ist die Auflösung, ein Selbstporträt als Wertschätzung des eigenen Selbst. Oft liegen Erkenntnis und Wertvolles außerhalb unserer Leinwand.

(Stimmt. Das tut mir leid. Vollbart stände Dir aber sicher gut. *lach*)

Die Titel „Zeitenwende“ und „Ode ans Licht“ vom neuen Album klingen als würde Ellende eine neue Richtung einschlagen. Ist das so? Gibst Du uns einen kleinen Teaser?

Ode ans Licht soll eine Art Gegenstück zu Ballade auf den Tod sein. Nicht als Gegensatz, sondern als wohlwollendes Resümee eines Älteren. Ich stehe nach wie vor zu allen Abschnitten in Ellende, sie sind Teile von mir. Aber natürlich habe ich mich weiterentwickelt. Man kann diesen Weg mitgehen oder halt nicht.

Welche Materialien verwendest Du für Deine Kunst und warum?

Wenn es ein Albumartwork werden soll, ist die finale Version fast immer in Ölfarben. Bis dahin mache ich meist Skizzen, digitale Entwürfe oder kleinere Gemälde. Die zweite Ellende Single vom neuen Album ist allerdings digital handgezeichnet und über neun Monate in Adobe Animate und After Effects animiert worden.

Dem Inhalt eurer Songs nach, bist Du eher introvertiert und nachdenklich. Ab und zu bemerkt man auch etwas Gesellschaftskritik in Deinen Texten. „Die Menschen sterben, und sie sind nicht glücklich“ liest man auf eurer Facebookseite im Intro. Gibt es aktuell etwas, was Dich beschäftigt oder bewegt auf persönlicher, gesellschaftlicher oder auch politischer Ebene?

„Todbringer“ und dieses Zitat von Caligula sind mittlerweile fast zehn Jahre her, und in der Zwischenzeit ist viel passiert, auch wenn das irgendwo auf Social Media steht. In meiner Musik geht es für mich darum, extreme oder grenzwertige Dinge anzusprechen und Fragen zu stellen, die im normalen Leben keinen Platz haben. Aus einzelnen Zitaten Rückschlüsse auf meine private Person zu ziehen, finde ich da eher schwierig.

Gibt es eigentlich Ausstellungen zu Deinen Arbeiten? Ist etwas in Planung?

Meine erste Vernissage AB:GLANZ in Graz ist gerade erst vorbei. Ich überlege, künftig öfter auszustellen, aber einmal alle zwei Jahre reicht, weil der Aufwand doch sehr groß ist.

Vielen Dank Lukas, ich bin schon sehr gespannt auf das neue Album!

Freut mich, alles Beste!

 

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