Im Oktober 2025 hatten Arch Enemy wieder zur Tour geladen, diesmal zur Blood Dynasty Tour geladen. So auch am 17.10. in Berlin, und die Fans haben zahlreich geantwortet. Bei angenehmen Herbsttemperaturen fanden sie sich vor der Columbiahalle ein, um den Abend mit einer gehörigen Portion Death Metal zu feiern.
Gatecreeper
Als Opener des Abends wurde die US-amerikanische Death-Metal-Truppe Gatecreeper aus Arizona gewonnen. Sie gelten als Verfechter eines rohen, ungeschönten Old-School-Sounds. Gegründet in der Wüste Phoenix, sind sie geprägt von knüppelharten Riffs und einer radikalen Direktheit. Ihr letztes Album Dark Superstition haben sie 2024 veröffentlicht. Auf der European Blood Dynasty Tour erhielten die Jungs von Gatecreeper die Aufgabe, den Abend zu eröffnen und das Publikum anzuheizen. Historisch ist dieser Slot immer etwas schwierig, vor allem an einem Freitagabend um 18:00 Uhr. Zusätzlich war der Platz auf der Bühne begrenzt, da der hintere Teil noch mit einem Vorhang abgehangen war und nur ein schmaler Streifen an der Bühnenfront zur Verfügung stand. Selbst Drummer Matthew saß seitlich in der zweiten Reihe. Schon beim Soundcheck versuchte Gitarrist Eric, das Publikum anzuheizen, spielte einige Töne und forderte Reaktionen ein.
Dennoch nutzten Gatecreeper die Enge auf der Bühne vom ersten Moment an als Stärke. Die Band verzichtete auf große Showeffekte und setzte stattdessen auf pure Intensität. Immer nah an der Kante, donnerten die Gitarrenriffs über das Publikum hinweg, während Schlagzeug und Bass eine Endlosschleife aus brutaler Energie bildeten, die perfekt mit den harschen Vocals von Frontmann Chase harmonierte. Die ersten Songs boten keine Verschnaufpause für das, zwar noch nicht ganz zahlreich erschienene, aber dennoch engagierte Publikum. Nach ein paar Stücken bedankte sich die Band für das frühe Erscheinen der Fans, nur um direkt wieder in den nächsten Song zu starten. Gegen Ende des Sets wurde kurz das neue Album angesprochen, und mit Mistaken for Dead sowie Flesh Habit gab es einen passenden Vorgeschmack. Mit Flamethrower wurde das kompromisslose Set beendet.
Insgesamt ein kraftvolles Statement und ein klarer Beweis: Wer für Arch Enemy eröffnet, muss liefern – und Gatecreeper lieferten ab.
Setlist: Dead Star // Ruthless // A Chilling Aura // Caught in the Treads // The Black Curtain // From the Ashes // Mistaken for Dead // Flesh Habit // Sick of Being Sober // Flamethrower
Eluveitie
Sobald Gatecreeper die Bühne verlassen hatten, begannen die Umbauarbeiten für die nächste Vorband: Eluveitie. Schon dabei war zu erkennen, dass die Schweizer deutlich mehr Platz auf der Bühne benötigten, bei sieben Mitgliedern samt Hurdy-Gurdy, Flöten und E-Harfe, kein Wunder. Das Schlagzeug war zentral auf einer Erhöhung platziert und von einer durchsichtigen Plexiglaswand umgeben. Die Band aus Winterthur verbindet traditionelle Instrumente mit treibendem Melodic Death Metal und gilt als zentrale Vertreterin des europäischen Folk-Metal. Mit dem 2025 erschienenen Album Ànv schlugen sie ein neues Kapitel auf.
Eluveitie starteten vor einer nun deutlich gefüllteren Halle. In grünes Licht getaucht und begleitet vom Ategnatos-Intro entstand eine fast unheimliche Atmosphäre, die kurz darauf mit den ersten Gitarrenakkorden und Fabiennes klaren Vocals aufgebrochen wurde. Mit dem Einstieg von Growler Crigel war die Stimmung sofort auf dem Siedepunkt. Die erste Reihe headbangte, sang mit, und die Bühne wurde zur lebendigen Szenerie.
Der ständige Wechsel zwischen klaren und harschen Gesangslinien prägte die Dynamik des Sets. Crigel griff immer wieder zur Mandoline, während Fabienne sich abwechselnd an E-Harfe und Mikrofon zeigte – besonders eindrucksvoll, wenn sie mit der Harfe spielte und gleichzeitig headbangte. Bei A Rose for Epona wurde es etwas ruhiger, während Premonition mit einem markerschütternden Schrei eingeläutet wurde. Hurdy-Gurdy-Spielerin Lea wechselte nahtlos zur Violine für das Outro. Auch das Publikum wurde aktiv eingebunden. Bei The Call of the Mountains wurde vorab der Refrain einstudiert, und bei King durften die Fans den Startschuss mit einem Countdown geben. Den Abschluss bildete Inis Mona, das vom Dudelsack getragen und vom Publikum gefeiert wurde.
Ein wuchtiger und stimmungsvoller Auftritt, der das Publikum mitriss und die Spannung für den Hauptact weiter steigen ließ.
Setlist: Ategnatos // Deathwalker // The Prodigal Ones // Exile of the Gods // A Rose for Epona // Premonition // Ambiramus // The Call of the Mountains // King // Inis Mona
Amorphis
Nach kurzer Umbaupause ging es weiter mit Amorphis. Die Bühne war nun freier, das Instrumentarium übersichtlicher, und die Banner waren ausgetauscht. Die Band aus Helsinki, seit 1990 aktiv, ist über Jahrzehnte hinweg durch ihre Wandlungsfähigkeit zwischen verschiedenen Stilen zu einer festen Größe avanciert. Auch mit ihrem aktuellen Album Borderland zeigten sie, wie atmosphärisch und gleichzeitig druckvoll Metal klingen kann.
Die Columbiahalle war nun voll, und als Amorphis mit Bones in ihr Set einstiegen, gab es kein Halten mehr. Tomis Wechsel zwischen klaren und harschen Vocals überzeugte vom ersten Moment. Die Lichtshow war dezenter als bei Eluveitie, aber gezielter. Spots setzten Soli in Szene, rot getauchte Bühnenflächen sorgten für dramatische Akzente. Nach The Moon begrüßten sie das Berliner Publikum und kündigten einen Song vom neuen Album an, Dancing Shadow. Die dunkle Beleuchtung, bei der nur Silhouetten sichtbar waren, passte perfekt. Bassist Olli unterstützte Tomi mit Backing Vocals, während die Gitarristen sich headbangend ins Bild setzten.
Amorphis bewegten sich souverän und überzeugten ohne große Gesten. Das Publikum ging mit, headbangte, sang mit und zeigte die typische Berliner Zurückhaltung: überzeugt, aber nie überdreht. Mit Death of a King wurde das Tempo nochmal angezogen. Dann kam Black Winter Day – der Funke sprang über. Vor dem Ende wurde mit House of Sleep der Refrain geübt, um die Fans zum Mitsingen zu animieren. The Bee setzte den Schlusspunkt, bei dem sich nochmal alle Bandmitglieder an der Bühnenfront zeigten.
Ein würdiger letzter Support vor dem Headliner, der sowohl musikalisch als auch atmosphärisch eine starke Marke setzte.
Setlist: Bones // Silver Bride // Wrong Direction // The Moon // Dancing Shadow // Death of a King // Black Winter Day // House of Sleep // The Bee
Arch Enemy
Schon kurz nach dem Abgang von Amorphis wurde der Vorhang mit dem Schriftzug PURE FUCKING METAL hochgezogen. Dahinter liefen die letzten Umbauarbeiten. Arch Enemy, gegründet 1995, sind heute eine Institution des Melodic Death Metal. Mit dem zwölften Studioalbum Blood Dynasty (2025) und dem neuen Gitarristen Joey Concepcion an Bord setzen sie ihre ungebrochene Erfolgsgeschichte fort.
Als das Licht erlosch und das Intro einsetzte, füllte sich die Columbiahalle mit gespannter Erwartung. Die Silhouetten der Bandmitglieder wurden sichtbar und mit Deceiver, Deceiver startete das Set druckvoll. Frontfrau Alissa White-Gluz setzte punktgenau mit einem markanten Scream ein und es fiel der Vorhang. Die folgenden Songs wie Ravenous, Dream Stealer und Blood Dynasty wurden mit voller Energie gespielt. Gerade Ravenous zeigte, dass Alissa auch Songs aus der Pre-White-Gluz-Ära mühelos meistert. Nach einer kurzen Ansprache ging es direkt weiter mit War Eternal, My Apocalypse und Illuminate the Path. Bei letzterem wurden die Fans aufgefordert, ihre Handytaschenlampen zu zücken, während Alissa mit der Bandfahne über die Bühne schritt.
Auch Interaktion wurde großgeschrieben: Drummer Daniel animierte zu Beginn von The Eagle Flies Alone, und vor Sunset Over the Empire wurde der Refrain eingeübt. Crowdsurfer, Moshpits, Mitsingen, die Energie war spürbar. Mit No Gods, No Masters und Avalanche ging das reguläre Set zu Ende. Doch natürlich folgte eine Zugabe: Joey stimmte Snowbound solo an, später kam Michael hinzu. Eine ruhige, fast intime Passage, die am Ende langsam in Spannung überging und als Alissa die Worte „Nemesis … Berlin … WE ARE NEMESIS“ rief, explodierte die Halle, begleitet von roten und schwarzen Luftballons, die über die Menge flogen.
Zum Finale gab es Fields of Desolation als instrumentales Outro. Nach einem letzten Dank, einem Gruppenfoto und der Verteilung von Drumsticks, Plektren und Setlists endete ein intensiver Abend für das Berliner Publikum.
Setlist: Set Flame to the Night (Intro) // Deceiver, Deceiver // Ravenous // Dream Stealer // Blood Dynasty // War Eternal // My Apocalypse // Illuminate the Path // Liars & Thieves // The Eagle Flies Alone // First Day in Hell // Saturnine (Tape) // Sunset Over the Empire // No Gods, No Masters // Avalanche
Zugabe: Snow Bound // Nemesis // Fields of Desolation (instrumentales Outro) // Enter the Machine (Tape) // Vox Stellarum (Tape)
Bericht und Bilder: Andreas Sperl
Mehr von den Bands bei Dark-Art findet ihr hier:
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