Konzertbericht: Lords of Fyre – Stadthalle Offenbach 04.10.2025

An einem Samstagabend im frühen Herbst, wenn es draußen kalt ist und regnet, gibt es nichts Besseres, als es sich drinnen gemütlich zu machen und ans warme Feuer zu setzen. Vor allem, wenn das warme Feuer Pyrotechnik vor einer Bühne in einer Konzerthalle ist. Und noch besser, wenn es Pyrotechnik vor einer Bühne ist, auf der Lord of the Lost x Feuerschwanz alias Lords of Fyre zusammen auftreten!

Aber zuerst: Vorglühen

The Dark Side of the Moon durften den Abend eröffnen. Das Projekt bestehend aus Melissa Bonny (Ad Infinitum), Hans Platz (Feuerschwanz), Jenny Diehl (Feuerschwanz), Morten Løwe Sørensen (Amaranthe) und mit live Unterstützung von Korbinian Benedict (Ad Infinitum), wärmte schon ordentlich vor. Jedoch noch ohne Pyro, dafür aber mit Seifenblasen, die gelegentlich von hinten über die Bühne zogen. The Dark Side of the Moon haben viele Cover von Songs aus der etwas nerdigeren Ecke in Petto. So gab es Highlights wie Legends Never Die (League of Legends) oder Jenny of Oldstones (Game of Thrones) zu hören, mit beispielsweise Gates of Time oder First Light wurden aber auch Eigenkreationen zum Besten gegeben.

Melissa überzeugte natürlich mit einer grandiosen Stimme, die von hohem Klargesang bis hin zu tiefen Growls reichte. Jennys Harfe ist eine coole Ergänzung, die man nicht so oft auf Bühnen des Genres sieht, ging aber leider im Mix unter. Die Stimmung war trotzdem bereits am Brodeln und die anfangs noch mäßig gefüllte Halle war gegen Ende des Sets schon deutlich voller geworden. Also perfekte Bedingungen für die Headliner!

Setlist: The Gates of Time // First Light // If I Had a Heart (Vikings Intro, Fever Ray Cover) // New Horizons // Jenny of Oldstones (Game of Thrones Cover) // No Time To Die (James Bond, Billie Eilish Cover) // Legends Never Die (League of Legends, Against the Currents Cover)

Die Lords

Lord of the Lost durften zuerst ran. Mit ABBA ging es fröhlich durch die kurze Umbaupause. Danach wurde die Bühne dunkel und lediglich der schwere Nebel, der den Boden bedeckte, war zu sehen. Zu einem langen Intro betraten die sechs die Bühne, bevor es mit Moonstruck und ordentlichen Feuerjets direkt in die Vollen ging. Das neue Album Opvs Noir Vol. 1 musste natürlich gezeigt werden. Aber nicht zu viel, es muss ja noch etwas für später bleiben. Also ging es nach drei Songs zu einem Klassiker: Drag me to Hell. Es folgte die erste Ansage. Chris Harms machte sich ein wenig über die Location lustig, denn in der Stadthalle in Offenbach ist die Bühne anders als bei vielen anderen Hallen an der langen Seite. Er neigte den Kopf zu Seite, für die „TikTok-Optik“. Gleichzeitig gab er auch zu, das erste Mal in Offenbach gewesen zu sein. 

Der Funke zum Publikum sprang über. Lord of the Lost legten zwar wie immer Professionalität an den Tag, aber schafften es gleichzeitig, den Spaß, auf einer Bühne zu stehen, zu transportieren. Die Menge hat gut mitgesungen, mitgeklatscht, aber können sie auch springen? Ja, natürlich! Zeit für die größte Erfindung der Metal-Geschichte: Der Ein-Mann-Circle Pit. Zu Blood for Blood durfte also jede Person springen und sich im Kreis drehen. Dabei fiel Chris auch ein Flamingo auf, der an eine Pool-Nudel geklebt wurde und in die Höhe gestreckt wurde. Leider hatte er schon bessere Zeiten gesehen. Laut Chris sei es sehr unverantwortlich von der Security, nicht sofort die Sanis zu rufen. Vielleicht könnte ein Tierarzt helfen, oder man lege ihn einfach am Sonntag auf den Grill. Was natürlich auf viel Gelächter stieß.

Die „Experten“ behaupteten vor der Tour angeblich, dass niemand hingehen würde, wenn Lord of the Lost und Feuerschwanz zusammen touren. Die Kombination würde ja überhaupt nicht zusammen passen. Aber die zahlreichen Menschen im Saal und vor allem der laute Jubel zeigten etwas anderes. Zu Loreley wurden wie immer die Bandmitglieder vorgestellt. Der Song baut sich in dieser Version alle vier Takte weiter auf, weil immer ein weiteres Instrument dazu kommt. Bazaar Bizarre wurde wieder einmal von viel Pyro begleitet, hier auch mit kleinem roten Feuerwerk, was in der Luft explodierte. Zwischen Six Feet Underground und Light Can Only Shine in the Darkness durften Gared, aber vor allem Nik, in einem Drumpart einmal richtig zeigen, was sie können. Nik bekam auch noch ein richtiges Solo, sogar mit einem Spot.

Endspurt war angesagt. Chris kann zwar kein Finnisch, aber Cha Cha Cha wurde trotzdem gecovert. Lord of the Lost waren zusammen mit Käärijä, dem eigentlichen Interpreten des Liedes, beim ESC 2023. Inzwischen gibt es mit Raveyard sogar einen gemeinsamen Song. Zurück zur Stadthalle, denn hier gab es nicht nur finnischen HipHop, sondern auch eine Wall of Death mit anschließendem Moshpit dazu. Offenbach zeigte sich sehr stabil, denn Schrei nach Liebe, der Die Ärzte Klassiker schlechthin, wurde aus voller Kehle mitgesungen. Sollten sich Künstler:innen politisch zeigen? „JA!“ finden Lord of the Lost.

Bevor es dann aber zum großen Finale überging, musste noch einmal auf die Partnerschaft mit Feuerschwanz eingegangen werden. Lord of the Lost-Fans sind bekanntermaßen „Losties“. Wie heißten dann ab heute Feuerschwanz-Fans? Natürlich „Schwanzis!“ also zumindest laut den in der Halle anwesenden Menschen. Ob der Name bleibt, wird sich zeigen. Nun also wirklich das Finale: Blood & Glitter. Natürlich musste es dieser Song sein, der die Band vor nun über zwei Jahren zum ESC gebracht hat. Hier wurde nochmal alles an Pyro rausgehauen, was sie dabei hatten. Am Ende gab es noch ein Foto für Mutti und ABBAs Thank You For the Music als Outro.

Setlist: Moonstruck // I Will Die In It // Damage // Drag me to Hell // Smalltown Boy (Bronski Beat Cover) // Destruction Manual // Die Tomorrow // Blood for Blood // La Bomba // Children of the Damned (Iron Maiden Cover) // Loreley // The Curtain Falls // Bazaar Bizarre // Six Feet Underground // Light Can Only Shine in the Darkness // Cha Cha Cha (Käärijä Cover) // Schrei nach Liebe (Die Ärzte Cover) // Blood & Glitter

 Das Fyre

Die zweite Hälfte der Lords of Fyre starteten das Set mit einem Knall. Also buchstäblich. Der Vorhang, der die Bühne vor neugierigen Blicken schützte, fiel mit einem ohrenbetäubenden Knall und SGFR Dragonslayer ertönte. Natürlich mit Flammenjets vor der Bühne. Und schon direkt die erste Publikumsinteraktion: „Singt mit uns“. Schon in den ersten drei Songs wurde eine wahre Show geboten und immer mitten drin die Schildmaiden, mit Äxten und Flammenwerfen bewaffnet. Nach Untot im Drachenboot begrüßten Hauptmann und Hodi das Publikum und hießen auch die Losties willkommen, aber nicht ohne im Anschluss auch nach den Schwanzis zu fragen. Hodi fragte auch das Wissen zu nordischer Mythologie ab, aber natürlich wusste jede:r sofort, dass er auf den Bastard von Asgard hinaus wollte. Auf „Du bist der Bastard“ kam aus hunderten Kehlen einstimmig „Der Bastard von Asgard“ zurück.

Vor Knightclub wurde die Menge auf Melodiesicherheit geprüft, natürlich ohne Probleme. Es ist halt einfach ein Banger. Es folgte der große Schwanzvergleich. Das Publikum wurde aufgeteilt in Kompanie Hauptmann und Kompanie Hodenherz. Die eine Kompanie schrie „Hu!“, die andere „Ha!“ und die Kenner wissen schon, zu welchem Song das passt: natürlich Ultima Nocte. Weil aber nicht ganz eindeutig war, wer denn jetzt gewonnen hatte, gab es immer wieder kleine Kabbeleien zwischen den beiden. Der nächste Song beinhaltete ein wenig Schubsetanz. Dazu wurden zunächst die Regeln erklärt: Wer nicht mitmachen möchte, geht bitte zur Seite. Für die anderen gilt: aufeinander aufpassen und wieder aufhelfen. So ging es dann ordentlich zu Gange in der Halle und auch im dritten Monat des nächsten Jahres wird es in Hessen wieder ordentlich zu Gange gehen. Hauptmann ließ nämlich durchscheinen, dass es demnächst Tourdaten zu einer Feuerschwanztour im Frühjahr des kommenden Jahres geben wird. 

Sam the Brave haben sie erst einmal live gespielt, sehr zur Begeisterung der Halle, denn es brauche „weniger dunkle Herrscher und viel mehr Gärtner“ in der Welt. Thematisch bleiben wir in Mittelerde, Uruk-Hai performte Hodi mit Uruk-Hai-Helm. Der absolute Internet-Klassiker Taking the Hobbits to Isengard diente als Grundlage für ein phänomenales Drumsolo, bevor es mit dem O-Zone-Cover Dragostea din tei vollkommen anders weiterging. Die Ankündigung des letzten Songs wurde mit einem lauten „Ohhhhh“ quittiert, woraufhin Hauptmann erwiderte „Das heißt ‚Jawohl, mein Hauptmann‘. Oder eher ‚Nein, mein Hauptmann!'“, ein running gag, der sich schon durch das ganze Set zog. Aber wenn sich alle nackt machen, würden sie noch mehr Songs spielen. So hieß es nicht nur Die Hörner hoch, sondern auch die Shirts hoch, denn die Leute ließen ihre Shirts noch über dem Kopf kreisen.

Das reichte anscheinend aus, denn es gab noch eine Zugabe. Valhalla, im Original mit Doro, wurde heute zusammen mit Melissa Bonny gesungen. Dazu schwenkten die Schildmaiden Flaggen mit dem Feuerschwanz-Logo. Als großes Finale musste es natürlich Lords of Fyre geben. Dazu kamen auch Lord of the Lost wieder hervor, mitsamt Instrumenten und die Bühne war auf einmal sehr voll. Die Hitze wurde mit einer Schneekanone unter der Decke der Bühne abgekühlt. 

Die Stadthalle wurde zu Gangnam Style verabschiedet, während die Bands auf der Bühne noch etwas zusammen feierten und Spaß hatten. 

Setlist: SGFRD Dragonslayer // Memento Mori // Untot im Drachenboot // Bastard von Asgard // Knightclub // Ultima Nocte // Schubsetanz // Kampfzwerg // Berzerkermode // Sam the Brave // Uruk-Hai // Taking the Hobbits to Isengard (Drum Solo) // Dragostea din tei (O-Zone Cover) // Die Hörner hoch
Zugabe: Valhalla (feat. Melissa Bonny) // Das Elfte Gebot // Lords of Fyre

Lords of Fyre sind eine untypische Kombination, die aber erstaunlich gut zusammen passt. Zusammen mit The Dark Side of the Moon war wirklich alles dabei, was das Herz begehrt. Passend zum Namen wurde nicht mit der Pyro gespart, was auf jeden Fall zur Atmosphäre beigetragen hat. Den ganzen Abend es herrschte sehr gute Stimmung in der Halle. Fans aller drei Bands kamen voll auf ihre Kosten.

Bericht & Bilder: Eric

Mehr von den Bands bei Dark-Art findet ihr hier:

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