Freitag der 13te.
Eine anstrengende Woche hinter sich und mit großem Knall kamen auch noch der Herbst und der erste Schnee (in den Alpen). Also Decke, Buch und Kerze aus der Kiste holen und nostalgisch an die letzten Hochsommertage denken. So der Plan, aber zum Glück ist auf die Batschkapp Verlass, denn sie lockte uns und viele andere mit der Ankündigung eines eingängigen, energetischen und explosiven modernen Metalcore der Band Northlane zu sich. Unterstützt wurden die vier Jungs aus Australien von der französischen female fronted Metalcore-Band Novelists und dem französischen Überraschungspaket ten56. . Wir machten uns sehr früh auf den Weg, denn dieses Mal startete die Show schon um 18.30 Uhr.
ten56.
Trotz der frühen Stunde war der Saal schon gut gefüllt. Ich war schon sehr gespannt, denn zur Einstimmung lief leiser Hip-Hop und die eine oder andere nicht so passende Band erlebte man ja schon öfter als ‚Support‘. Von ten56. hatte ich vorher noch nichts gehört und so war ich doch positiv überrascht, als sich die Bühne komplett verdunkelte. Gestartet wurde die Show mit ersten elektronischen Klängen und die Spannung stieg.
Mit dem Ruf ‚Frankfurt‘ stürmten die Gitarristen, der Bassist und der Schlagzeuger auf die Bühne und mit einem treibenden trashigen Rhythmus ging es los. Frontmann Aaron Matts betrat die Bühne und eröffnete den Abend mit fettem Industrial-Core, Rap und Growls. Während des ersten Songs tanzten die Leute noch auf ihren Plätzen, was sich zu Diazepam änderte, denn in der Mitte entstand eine Tanzfläche, die bis zum Ende der Show offen blieb. In diesem Rechteck bildete sich, je nach Lied, mal ein Pit, gefolgt von energischem Tanzen, anschließend wurde mal gehüpft, mal geheadbangt, es gab die Wall-of-Death oder mein Highlight, einen reinen Mädels-Moshpit.
Musikalisch hatten die fünf Jungs das Publikum sofort im Griff und es wurde recht schnell angenehm warm. Die Band beschreibt ihre Musik als heftig, gegen den Mainstream und nicht kategorisierbar. So bewegten sich die Songs zwischen NuMetal, Industrial, Metalcore, Digital Hardcore und Deathcore. Ein wilder Ritt, der beim Publikum gut ankam. Von gutturalem Gesang, der an eine männliche Sirene erinnerte (im positiven Sinne), über klassische Growls, Screams bis hin zu klarem Gesang und gutem Rap war alles dabei.
Bei Yenta wurde dann einfach ein Raper zusätzlich zum Klargesang des Sängers auf die Bühne geholt und ein Crossover-Song, der an die guten alten Clawfinger-Zeiten erinnerte, gezaubert. Nur moderner, rauer und frischer. Dieser wilde Ritt mit treibenden Gitarren, Drums, Bass, Rap und Gesang sorgte während der gesamten Show für eine mehr oder weniger gefüllte Tanzfläche und bis zum Schluss waren die ersten Reihen durchgehend am Tanzen, Kopfschütteln und rhythmischem Bewegen zur Musik. ten56. wussten, wie man einheizt.
Setlist:
- Intro
- Saiko
- Diazepam
- Icu
- Yenta
- GOOD MORNING
- Intro
- Traumadoll
- Boy
- Kimo
Novelists FR
Wir durften die Band dieses Jahr schon beim Traffic Jam sehen und waren gespannt wie ein Flitzebogen. Open Air und Halle sind doch noch mal etwas anderes. Nach einer kleinen Umbaupause, in der neben den Bannern auch drei Podeste aufgebaut wurden, ging es los.
Sanfte Loungeklänge, zum Bass passende LED Lichter, die mal das Banner und mal das Publikum beleuchten, stimmten uns alle auf die nächste Show ein. Sängerin Camille betrat die Bühne und begann auf dem mittleren Podest mit glockenheller Stimme den ersten Song Lost Cause. Gefolgt von Gitarrist Pierre und Schlagzeuger Amael, Bassist Nicolas und Gitarrist Florestan wurde der Song immer intensiver, bevor sich die Bühne plötzlich verdunkelte, damit im nächsten Moment mit voller Wucht und Growls losgelegt werden konnte.
Mittlerweile ist es kein Alleinstellungsmerkmal mehr, im Metalcore eine talentierte Sängerin als Frontfrau zu haben. Sängerin Camille wurde 2023 als Ersatz für Tobias Rische in die Band geholt. Ich liebe die Kombination aus zerbrechlich klarem Gesang, welcher im nächsten Moment in Streams und Growls übergeht und dass Camille dabei, wie ein Derwisch, über die Bühne fegt, und den Gitarrensoli der Gitarristen Pierre oder Florestan. Pierre ist der Mann für die akustischen Gitarrensoli. Er fügte den Songs die eine oder andere melancholische Note hinzu. Wenn sein Kollege Florestan mit einstimmte, flogen uns donnernde Gitarrensoli der hyperschnellen Djent- und Progressive Metal-Art mit Hardcore-Vibe um die Ohren.
Konnte man sich bei den ersten Songs noch an der Bandbreite und Virtuosität der Band mit ihren schnellen Wechseln und den dahinschmelzenden Gitarrensoli erfreuen. So wurde mit Do You Really Wanna Know? die Messlatte für die Aktivität des Publikums in Form einer Wall-of-Death hoch gelegt und danach gab es kein Halten mehr. Arme wurden geschwungen, es wurde gehüpft und crowdgesurft. Da ging es fast unter, dass Bassist Nicolas die Sängerin unterstützte. Auch wenn ich vom Traffic Jam mehr Circle Pits gewohnt war, muss man trotz allem sagen, dass die Band gut eingeheizt und das Publikum mitgerissen hat. Es wurde mitgesungen, geklatscht und der eine oder andere lauschte der Band versunken.
Vor allem bei Mourning the Dawn wurde die Virtuosität und Bandbreite der Band deutlich. In diesem Song gab es donnernde Drums, cleanen Gesang, Growls, Gitarrensoli und am Ende saß Gitarrist Pierre allein auf dem Podium und spielte seine Soli als Abspann. Es war einfach zum Wegträumen. Damit wir nicht ganz wegträumten, wurde nach jedem Song die Halle kurz hell erleuchtet. Das fand ich doch eine nette Idee.
Das Sahnehäubchen gab es dann fast am Ende der Show, als Bassist Nicolas den Song Smoke Signals im Duett anstimmte. Die beiden Sänger harmonierten extrem gut und ich hoffe, dass wir noch mehr von ihnen hören werden.
Leider war die Show nach einer guten halben Stunde schon wieder zu Ende, aber es folgte ja noch die Hauptband. Nach dem doch etwas tanzintensiven ersten Teil von ten56. waren Novelists diesmal mehr für den ‚chilligen‘ Touch zuständig – wobei die Gitarrensoli und die Stimme von Camille phänomenal waren.
Setlist
- Lost Cause
- Prisoner
- Do You Really Wanna Know?
- Terrorist
- Heretic
- instrumental interlude
- Mourning the Dawn
- Smoke Signals
- Turn It Up
Northlane
Nach einer weiteren kurzen Umbaupause betrat der Headliner des Abends die Bühne. Northlane wurden in Australien mehrfach ausgezeichnet und für regionale Awards nominiert. Auch diese Band mischt gerne verschiedene Stile und so kann man ihre Songs in Metalcore, Progressive Metalcore, Djent, Alternative Metal, Industrial Metal, Progressive Metal, Alternative Rock und Nu Metal einordnen.
Aber genug der Vorrede, lasst uns mit dem Konzert beginnen.
Die Bühne war in ein schönes Blau getaucht und zu elektronischen Klängen, die an einen Lounge Song erinnerten, betrat Sänger Marcus die Bühne und begrüßte das Publikum mit ‚Frankfurt, let‘s go’ und den ersten Tönen von Carbonized. Fans und Liebhaber des progressiven, düsteren Industrial Metal ließen sich nicht lange bitten und so sah man die ein oder andere Person in die Mitte strömen, um sich in einen wogenden Ameisenhaufen zu stürzen oder Crowdsurfen zu gehen. Es waren nicht das klassische Pogen oder ein Pit, sondern von außen sah es aus wie eine Welle von sich bewegenden Körpern.
Die Hitze in der Halle stieg und nach dem ersten Song zog der Frontmann seine Jacke aus. Neben den klassischen Lichtelementen wurde mit digitalen Backdrops gearbeitet, die Licht, Formen oder Bildsequenzen einblendeten. Northlane hatte die Brüder von APAC mit auf der Bühne, der Gitarrist und der Bassist traten mit Masken und roten Augen auf.
Klingt die Beschreibung des Stils zu Beginn meines Textes noch wild, so hatten wir in den nächsten anderthalb Stunden eine Show mit genau diesen Elementen. Mal ging der Song nach vorne und war ein klassischer Metalcore-Song, mal hätte er gut in jede EDM/Industrial-Core Richtung gepasst. Die Gitarren unterstützen die progressive, experimentelle Klangatmosphäre. Mit Laser, Farbwechsel und einer Mischung aus neuen und alten Songs wurde das Publikum bei Laune gehalten.
Von außen betrachtet, war es immer eine wogende Welle, die ab und zu hüpfte, aber die meiste Zeit bewegte sie sich auf dem Mix aus progressiven Gitarreneinlagen, Gesang zwischen clean, scream und growl und elektronischen Beats. Hätte mir jemand gesagt, dass Northlane sich gut zum Meditieren eignet, ich hätte es nicht geglaubt. Die Show belehrte mich eines Besseren und mit jedem Song, der mit frenetischem Jubel angekündigt wurde, wurde ich ruhiger und ruhiger und war am Ende sehr tiefenentspannt.
Nach dem letzten Lied kam die Band noch einmal für Citizen auf die Bühne und die Fans sangen die Strophen mit und tanzten frenetisch zu der Melodie.
Setlist
- Carbonized
- Intuition
- Miasma
- 4D
- Talking Heads
- Kraft
- Bloodline
- Dante
- Echo Chamber
- Clarity
- Worldeater / Dispossession / Jinn
- Solar (Remix)
- Mirror’s Edge
- Afterimage
- Clockwork
- Nova
- Citizen
Bericht: Andrea
Bilder: Thomas
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