Review: Obscurity – Skogarmaors

Review: Obscurity - Skogarmaors

Release: 27.08.2021

Genre: Viking Metal

Spieldauer: 56:07 Minuten

Label: Trollzorn

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Trackliste:

  1. Wodanaz Kriger
  2. Niedertracht
  3. Ethnogenese
  4. Konstantinopel
  5. Geist von Neuenberge
  6. Skogarmaors
  7. Glod En Isa
  8. Blot
  9. Legion
  10. Bergische Löwen Pt.2
  11. DiesAter
  12. Schwertmission
  13. Valkyria (Bonus)

 

Obscurity Skogarmaors

Berge Romerijke! erklingt es wieder aus dem Bergischen Lande, denn die Löwen von Obscurity ziehen in ihre nächste Schlacht!
Vier Jahre ist es her, seitdem ihre Streitmacht das letzte mal auf Platte geschmiedet wurde, doch diese Zeit hat gereicht um der Truppe aus Velbert (NRW) 2018 einen herben Schlag zu erteilen. Nicht nur verliess Draugr (Drums) die Band nach zwei Jahren, auch verspürte Cortez (Gitarre) nach 15 Jahren Obscurity den Wunsch, sich mehr um seine Familie zu kümmern.

Da es sich jedoch mit reduzierter Sollstärke schlecht in die Schlacht ziehen lässt, konnten sie Zorn nahtlos an das Schlagwerk ketten und Askar die Axt in die Hand drücken, welche sogleich mit ihnen Ende des Jahres zur „Free Yourself“ Tour an die englische Küste zogen.

Seit 1997 stehen Obscurity nicht nur namentlich für Dunkelheit oder Unklarheit, denn auch ihr Stil lässt sich finster im Bereich Pagan, Death und Black Metal mischen. Als alte Garde des letzten Jahrhunderts dieses Genres in Deutschland, zählen sie zu den Vorstürmern des Subgenres und Schlagen in dieselbe Axtkerbe wie z.B Black Messiah, welche sie Ende Jahr auch bei ihrem 30. Jubiläum supporten dürfen.
Mit Agalaz der von der Gitarre an den Gesang vorgerückt ist, Ziu am Bass und Donarz der, abgesehen von einer „kleinen“ Pause, an der Gitarre steht, konnte sich der Kern der Löwen seit Gründung halten!

Textlich liegt ihr Augenmerk vor allem auf Geschichten ihrer Heimat und der nordischen Mythologie. Als ich vor 10 Jahren über „Nach Asgard wir Reiten“ gestolpert bin, hat mich das 2012 somit die 550km an mein erstes Wolfszeit Festival getrieben.
Der endgültige Schildwall-Durchbruch kam mit dem 2010 veröffentlichten Konzeptalbum Tenkterra, welches von den keltisch germanischen Stämmen ihrer Heimat, zu Zeiten der Römer und darüber hinaus handelt (200v-800n Chr). Zugleich wurde somit auch ihre bekannteste Hymne geschmiedet, welche seither über diverse Festival Schlachtfelder erklungen ist:

Was erklingt in Herz und Verstand? Bergischer Hammer! Bergisches Land!

Während Obscurity (2012) und Vintar (2014) sich hauptsächlich um Ragnarök drehten, war Streitmacht von 2017 wieder eher gemischter Thematik zwischen Geschichtlichem, Heimat und Schlachten. Erwähnenswert ist, dass das Musikvideo zu Streitmacht Bergisch Land, mit dem Award of Excellence auf dem Indie Fest in San Diego, Kalifornien ausgezeichnet wurde.
Trotz des wachsenden Erfolges und des ruppigen Auftretens auf der Bühne, gehören die Jungs jedoch zu den umgänglichsten Bands die ich kenne und treffen sich gerne (30-60min später als versprochen) nach dem Gig, noch am Merch oder der Bar für Gespräche und für ein oder drölf Krüglein Hopfengetränk.

Nebenbei ist der Bergische Löwe, der sowohl Alben wie auch Merch ziert, das Wappentier der Grafen und späteren Herzöge von Berg, die im Mittelalter das Bergische Land regierten. Zudem wurde der oft verwendete Spruch „Berge Romerijke!“ abgeleitet vom Schlachtruf „Hya, Berge romerijke“ (‚Hoch, ruhmreiches Berg‘) der bergischen Truppen in der Schlacht von Worringen im Jahre 1288.
An dieser Stelle will ich einfach noch betonen, dass sich die Band trotz vieler „Heimatsongs“, direkt von jeder politischen Haltung distanziert und selbst keinen Platz für (Schweizerisch Neutral ausgedrückt) nationalstolze Botschaften in der Metal Szene sieht.
Da ich jedoch sehr von Historie und Sagen fasziniert bin, werde ich euch die eine oder andere Hintergrundlektüre in diesem Review nicht ersparen können.

Laut einigen Facebook Nachrichten, sollte das neute Album Skogarmaors, schon seit letztem Winter fertig in der Schublade liegen, leider verzögerte die gerade grassierende Pest einiges und somit ist das Release auf den 27.8.2021 angesetzt. Mit 13 Tracks und 56min ist es zudem das längste Album der Band, sowohl von den Stücken als auch von Spielzeit her gesehen.
Auch das angekündigte Boxset, ist leider Pandemie bedingt, derzeit (8. August) noch nicht im Trollzorn Shop erhältlich.

Der Begriff Skogarmaors selbst soll früher bei den nordischen Völkern für jene gestanden haben, die aus der Gemeinde ausgeschlossen wurden. Wörtlich „Mann des Waldes“ zeichnete er jene Individuen, die aufgrund von Verbrechen oder anderen Umständen in die Wildnis getrieben waren, im deutschen passt der Begriff Vogelfrei dazu. Amon Amarth haben nebenbei mit dem thematisch gleichen Song First Kill, das Album Jomsviking eingeleitet.

1. Wodanaz Kriger
Das Album bricht mit einem Schildwall von Odins/Wotans/Wodansaz Krieger los. Brachial mit den Growls von Agalaz und Background Unterstützung, eine Kampfeshymne die an den Auftritt am DarkTroll 2018 erinnert. Thematisch jetzt nicht unbedingt etwas Neues, jedoch ein guter Auftakt in das Album.

2. Niedertracht
Ein kleines Spürchen ruhiger bis zu den Growls, höre ich hier sogar Gesellschaftskritik heraus. Vae Victis taucht immer wieder gerne auf, also „Wehe den Besiegten!“ wobei hier die Bifröst Brücke zur römischen Geschichte geschlagen wird. Ein eher neues Thema muss ich gestehen, vielleicht sogar mit Einflüssen der biblischen Todsünden (Nr 6 – Neid). Vor allem zu diesen Zeiten jedoch aktueller als zuvor.
Jedoch ist der Begriff Ehrenmann, unabhängig vom Jugemdwort 2019, in den Text eingeflossen.

3. Ethnogenese
Den Begriff musste ich bei Wikipedia nachschauen, umso mehr freut es mich, dass der „Schweizer Rütlischwur“ als Beispiel einer Volksentstehung abgebildet ist.
In diesem Fall wird jedoch die Geschichte von Feuer und Eis erzählt, wenn die Götter aus Ymirs Leib die 9 Welten geformt haben. Wer jetzt an Inzest, Snow und Drachen gedacht hat, liest lieber den Artikel zur Entstehung der nordischen Mythologie durch.
Musikalisch unterscheiden sich jene Songs nicht sehr voneinander, jedoch gefällt mir die Bridge mit der Runengebung sehr gut, was eine angehaucht melodische Passage im sonstigen, härteren Verlauf des Stückes darstellt.

4. Konstantinopel
Die Riffs am Anfang fetzten nur! „Konstantinopel fällt!“ *Schredder, schredder* „Konstantinopel brennt!“
Geschichtliche Kurzfassung: Römisches Reich gespalten – Oströmer erbauen unter Kaiser Konstantin neue Hauptstadt – 800 Jahre später erobern Kreuzfahrer das damalige Byzanz – kurze Rückeroberung – 29. Mai 1453 Eroberung durch Sultan Mehmet.
An dieser Stelle setzt der Song ein, denn diese Schlacht stellte eine der grössten Massaker der Geschichte an christlichen Einwohnern da.
Hier zeigt sich wieder die geschichtliche Verliebtheit, wie auch die Recherchen der Band, eigentlich eine kleine Geschichtsstunde. Zudem einer der abwechslungsreichsten Parts des Albums, mit Einblendungen von Schlachtklängen, Massakern und einem epischen Gitarrensolo gegen Ende.

5. Geist von Neuenberge
Ich liebe lokale Geistergeschichten, somit ist die kleine Ruine in der Gemeinde Lindlar schon mal als Wanderziel vorgemerkt, vielleicht begegne ich ja sogar dem Geist vom Grafen Wilhelm II!
Der Song hat echt Rythmus, lädt Stellenweise zum Mitbrüllen ein, vor allem das Gitarrenintro baut Anfangs eine Wucht auf.
Die ganze kleine Gruselgeschichte, findet ihr in der Beschreibung des Lyric Videos auf YouTube!

6. Skogarmaors
Zitat: „Skogarmaor allerdings mal aus einer anderen Sicht betrachtet“, kennt ihr die Beschreibung ja aus dem Introtext.
Melodisch, wenn für ihre Verhältnisse nicht schon fast melancholisch, wird das Thema hier eher aus dem rebellischen Blickwinkel angegangen.

Fernabin den Wäldern, tanzt der Wolf im Mondlicht
HüterderAlten Feuer, Unbeugsam – Skogarmaors

7. Glod En Isa
Das erste Lebenszeichen des Albums auf YouTube, taucht wieder in Feuer und Eis ein.
Glod (Glut) ist ein Feuerriese, Isa die Rune, welche für Eis steht, diesmal thematisiert die Band direkt den Konflikt der beiden Elemente.

8. Blot
Das eher technische Intro glänzt schon mal, denn das altnordische Opfer soll auch brachial daher kommen. Windzeit, Schwerzeit, Blutzeit! Nicht das Rituelle, sondern das Opfer auf der Schlacht wird hier angesprochen.
Ein wiederkehrendes Thema, jedoch streifen die Anspielungen der neun Tage an das Opfer Odins am Weltenbaum, um die Runen zu erlernen.

9. Legion
Das melancholische Stück, setzt vom Titel die Römer ins Bild, rutscht dann aber vom Text her eher in das biblische ab. „Wir sind Legion“ deutet auf eine dämonische Besessenheit oder Schizophrenie hin, auf jeden Fall das speziellste Lied auf der Scheibe.

10. Bergische Löwen Pt.2
Nach 14 Jahren einen zweiten Teil rauszuhauen, zeugt ja eher von Disney Franchise Recycling.
Jedoch macht es hier Sinn, dem Song aus Schlachten & Legenden eine Fortsetzung zu spendieren, denn das Löwenrudel hat sich gewandelt.
Schon allein der Song kommt flüssiger rüber, erzählt ein wenig den Werdegang der letzten 20 Jahre und die Bridge, mit der Wiege unter der Eiche, ist ein kleiner Gänsehaut Moment.
Es wird alten Gefährten gedenkt, neuen Gerühmt und der Streitmacht geehrt!

11. DiesAter
Der (lat.) Unglückstag oder Schwarzer Tag, das Imperium Rom wird Erobert! Ganz Rom, nein denn… naja wir reden hier von einer kleinem Stadtstaat, 400vChr. als die Römer noch nicht über das heutige Italien hinaus, expandiert hatten.
Eine weitere Geschichtsstunde von Obscurity, die mich vor Jahren schon auf die Spuren von Varus geführt hatte.
Hierbei reden wir von den tapferen Galliern, die gen Rom gezogen sind und letztendlich bei den Verhandlungen, das Vae Victis Zitat dargelegt haben, man erinnere sich bei Tack 2 daran.

12. Schwertmission
Das Thema was auf einer Obscurity Scheibe nicht fehlen darf, diesmal die Christianisierung des Nordens durch das Schwert des fränkischen Heers. 772 Geführt von Karl dem Grossen nach Nordelbien „Gebiet nördlich der Elbe“ (Sachsen) und Hammaburg (Hamburg).
Typisch werden auch wieder kirchliche Begriffe verwendet und in einem ironischen Kontext gegen ihren Ursprung gerichtet, wie es z.B bei In Nomine Patris schon der Fall war. Im vergleich zu jenen Stücken kommt die Schwertmission aber, passend zur Gesamtstimmung des Albums, eher getragen daher.

Fränkisches Heer marschiert heut Nacht, Irminsul gefällt mit Hass
Schwertmission – Bekehrung durch Stahl
Sachsenland mit Schwert betört, Bruder Alkuin wurde nicht erhört
Schwertmission – dein Wille geschehe!

13. Valkyria (Bonus)
Ein kleine Experiment, melodisch und nach ihrer Aussage ein Liebeslied. Das getragene Intro fällt ja schon einmal komplett aus dem Band Repertoire. Baut dann aber mit den Drums und dem schweren Gesang seine eigene Stimmung auf. Schwermütig, melancholisch und symphonisch unterstütz von den Gitarren, nimmt es erst ab der Hälfte Fahrt auf. Nur um dann wieder in melodischer Trauer zu versinken… Ich feiere diese Seite ehrlich gesagt, nicht als Kern sondern als kleine Beigabe rundet sowas ein Album musikalisch einfach ab!

Fazit:
Skogarmaors bleibt den Bergischen Löwen treu, trotz neuen Kriegern und Einflüssen bleibt es im Kern die Glut der alten Schlachten. Ob Mythologie, Geschichte oder neu der Gesellschaft, paart Obscurity bewährte Elemente mit neuen Düsterfacetten.
Im Pagan/Black Bereich beschreitet das Werk neue Wege aber auch alte Pfade, donnert musikalisch jedoch meist mit der gewohnten Härte herbei, wobei Stimmung und Thematik diesmal finsterer und teils schwermütiger gehalten wurden.
Dafür gibt es 8.5/10 gekerbte Schlachtenäxte!

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