Review: Riot V – Mean Streets

Release: 10.05.2024

Genre: Heavy Metal, Power Metal, Speed Metal

Spieldauer: 51:30

Label: Atomic Fire Records

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Tracklist:

  1. Hail to the Warriors
  2. Feel the Fire
  3. Love Beyond the Grave
  4. High Noon
  5. Before This Time
  6. Higher
  7. Mean Streets
  8. Open Road
  9. Mortal Eyes
  10. Lost Dreams
  11. Lean Into It
  12. No More

In der bald 50-jährigen Geschichte von Riot gäbe es reichlich musikalische Anknüpfungspunkte an verschiedene personelle und stilistische Inkarnationen, doch als Bassist Don Van Stavern und Gitarrist Mike Flyntz im Jahr 2013 nach dem Tod von Bandgründer Mark Reale die neuen Riot V, also die 5. Inkarnation, aus der Taufe hoben, orientierten sie sich klar an dem Album, mit dem die Amerikaner wohl oder übel meist als erstes assoziiert werden: dem 1988er Power Metal-Klassiker Thundersteel. Daraufhin folgten 2014 und 2018 mit Unleash the Fire und Armor of Light zwei exzellente Alben, die das Quintett erfolgreich in ihren fünften Frühling führten. Wesentlich mitverantwortlich für die Güte des neuen Materials war und ist Todd Michael Hall, der mit seiner kraftvollen, hellen Stimme auch höchste Höhen mühelos zu erklimmen in der Lage ist und übrigens 2021 mit Sonic Healing ein sehr hörenswertes Hard Rock-Soloalbum veröffentlicht hat.

Mit Hail to the Warriors starten die New Yorker mit einer waschechten Speed Metal-Nummer in ihren 17. Langspieler, die obendrein noch von einem wunderbar hymnischen, zunächst sehr effektiv nur angedeuteten und erst im zweiten Anlauf komplett abgefeuerten Refrain gekrönt wird. Ich weiß, es ist nicht das erste Mal, dass ich an dieser Stelle einem Opener eine gewisse Thrash-Schlagseite unterstelle, aber was will man machen. Die größte Überraschung des Albums folgt mit Feel the Fire, einer messerscharfen Kreuzung aus Judas Priest’s Grinder und Accept’s Up to the Limit, die groovt wie Hölle und mit Sicherheit auch langfristig zum Live-Programm gehören wird. Love Beyond the Grave nimmt dann das Tempo raus zugunsten eines stoisch marschierenden Riffs. Überraschend ist hier vor allem der Pre-Chorus, der klingt, als hätte Metal Church’s Kurdt Vanderhoof seine 70er-Rock-liebenden Finger im Spiel gehabt. Ebenfalls spannend ist Before This Time, ein melodischer, langsamerer Mid-Tempo-Song. Der Refrain erinnert mich hier in seiner heiteren Melancholie an klassische Popsongs der 1960er und auch ein wenig an alte Anime-Serien. Muss man vielleicht gehört haben, funktioniert aber hervorragend. Daneben gibt es immer wieder exzellente Speed-Nummern wie High Noon und Higher, die auch bestens auf Thundersteel hätten stehen können.

Die zweite Albumhälfte kann da leider nicht ganz mithalten, wenn auch auf einem hohen Niveau. Ausgerechnet der Titelsong präsentiert sich im asphaltierten Doppel mit Open Road zwar stark, aber nicht herausragend. Der arg simple Refrain von Mortal Eyes nimmt dem ansonsten von scharfen Riffs und exzellenten Harmonien befeuerten Stück leider ein wenig Wind aus den Segeln. Lean Into It will mit seiner Sleaze-Rock-Anmutung nicht so ganz ins Bild passen und ist für mich trotz des ansprechenden Refrains die Schwachstelle des Albums. Es sind vor allem zwei Songs, die zum Ende nochmal alle Register ziehen: auf Lost Dreams werden erneut an Thundersteel gemahnende Strophen kombiniert mit einem Refrain, der ein wenig an die DiMeo-Ära der Mittneunziger erinnert, bevor No More stilsicher ins Abendrot galoppiert.

Wenn man jetzt unbedingt noch etwas kritisieren wollen würde, könnte man anmerken, dass der Sound der Drums vielleicht noch ein bisschen harmonischer in den sonst famosen Mix hätte eingebunden werden können. Speziell die Snare knallt schon sehr aggressiv rein, was zumindest in den langsameren Stücken auffallen kann. Es ist jetzt aber kein großer Störfaktor, ich muss mich schon sehr darauf konzentrieren, damit es mich tangiert. Frank Gilchriest ist ja auch durchaus ein Drummer, dem man gerne zuhört, wenn er sich mal ein bisschen in den Vordergrund spielt.

Mean Streets ist ein absolutes Fest für Fans der Band mit dem vermutlich bizarrsten Maskottchen der Rockgeschichte und wenngleich es jetzt schon eine Weile her ist, dass ich die beiden Vorgänger gehört habe, würde ich das neue Werk subjektiv als das stärkste der Riot V-Ära bezeichnen. Die A-Seite steht komplett in Flammen und die B-Seite ist, auch wenn nicht ganz so spektakulär, immer noch verdammt stark. Bleibt zu hoffen, dass wir nicht wieder 6 Jahre warten müssen, bis der nächste musikalische Aufruhr ausbricht und der mächtige Tior, das bizarre Robbenwesen, wieder in Aktion tritt.

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Highlights: Hail to the Warriors, Feel the Fire, Love Beyond the Grave, High Noon, Before This Time

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