Review – Theotoxin – Fragment: Totenruhe

Erscheinungsdatum: 28.10.2022

Label: AOP Records

Genre: Black Metal

Spieldauer: 46:23

Tracklist:

  1. World, Burn for Us 06:33
  2. Catastrophe in Flesh 05:14
  3. Towards the Chasm 06:31
  4. Demise of the Gilded Age 04:33
  5. After Thousands of Years 04:35
  6. Perennial Lunacy 04:03
  7. …Of Rapture and Dissolution 05:13
  8. Totenruhe 06:31
  9. Frontschwein (Original by Marduk) 03:10

Weblinks:

https://www.facebook.com/TheotoxinOfficial

Das Wiener Quintett um Theotoxin ist wieder da. Nach zwei Jahren und dem ersten Teil von „Fragment“, wird nun die „Totenruhe“ besungen. Wir sind gespannt, denn inzwischen ist Theotoxin zu Recht zu einer festen Größe im Black Metal geworden und die Erwartungen liegen hoch. Doch hören wir uns die neue Scheibe einmal an und besprechen sie für euch.

World, Burn for Us war bereits vorab mit einem Video auch visuell umgesetzt, welches seit 31.08. online steht. Aber gehen wir auf die Musik ein. Bei solch einem Titel denkt man im Black Metal sofort, an der richtigen Adresse zu sein und ein Hauch von „Marduk“ erfüllt einem die Gedanken. Nun gut, dies liegt nicht all zu fern, da beide Bands für ordentliches Geballer und den Hass gegen die Welt stehen. Und so sollten sich die Zuhörer sicherlich auch überschneiden. Ein kraftvoller Start in das Album ist somit auf jeden Fall gegeben, der an alte Tage des Black Metals erinnert und das schwarzmetallische Herz zum Schmelzen bringen. Unordnung, Chaos, Anarchie und Gewalt erwecken direkt den Eindruck und die Stimmung, die Welt in Flammen zu sehen. Nun gut Chaos und Unordnung konzipieren nur aus dem Konzept der Zerstörung, da auch Black Metal, wie fast jede Musik, nicht völlig anarchisch geschrieben werden kann und gewisse Elemente vereinen muss. Doch an diesen Mangelt es bei World, Burn for Us kein bisschen, ohne dabei zu monoton zu wirken.

Aber ohne große Ausschweifungen des Ganzen gehen wir aber direkt weiter zur Catastrophe in Flesh. Und wie es sich für eine ordentliche Katastrophe gehört, startet der Song auch so kraftvoll, dass man es kaum überbieten kann. Mit kreischenden Vocals und vollem Geballer an den Drums, wie es mich irgendwie stellenweise an „Setherial“ erinnert hat, da es doch etwas intern melodiöser wirkt als beispielsweise Marduk. Doch genug der Vergleiche vorerst, denn der Song zeigt, nach dem starken Auftakt auch direkt, dass mehr dahintersteht als stumpfe Gewalt. Und so wird abwechslungsreich mit schnellen Gitarren und eingängigen Rhythmen, die zwischen Death Metal und alter Schule Black Metal liegen, gepunktet. Elemente die sich perfekt kombiniert und abwechslungsreich aneinanderfügen und kein Stück an Spannung verlieren. Konsequent und brachial geht es stets voran und wird einfach von den absolut perfekt sitzenden Vocals auf den Höhepunkt der Szenetypischen Atmosphäre getrieben.

Towards The Chasm erinnert im Intro auch an die ein oder andere Band, die einem nur dann nie einfällt, wenn man es bräuchte. Dennoch gelungen und sakral anmutend eingeläutet wie Behemoth in ihrer Mittelära. Also langsamer anmutend und dadurch auf andere Art und Weise als zuvor, dennoch hochemotional und mit genialen Drums unterlegt. Hier merkt man wieder dass „Flo Musil“ sein Handwerk einfach beherrscht und sowohl höchste Geschwindigkeiten durchblasten kann, jedoch auch perfekt akzentuiert in den „ruhigeren“ Parts absolute Perfektion und Tightness an den Tag legt. Und all diese Gefühle ziehen sich durch den kompletten Song und zeigen, dass Black Metal nicht nur der Einmarsch einer Panzerdivision, sondern auch der Krieg im Inneren ist, den jeder mit sich selbst ausfechtet. Abgerundet wird der Song noch durch ein cleaneres Ourto auf den Gitarren und schafft so den perfekten Übergang zu…

Demise of the Gilded Age welches das Tempo wieder direkt anzieht und den richtigen „Arschtritt“ nachsetzt. Ein guter Kontrast, der zulässt, dass man sich direkt wieder völlig „Wegballern“ lässt. Denn Theotoxin ist einfach mitreisend und kein Black Metaler sollte sich dem entziehen können. Volle Brachialität und Brutalität stehen hier im Zentrum. Abgewechselt mit Parts, die zum Kopfschütteln anregen und einem Break, der sich nur wie ein tiefes Luftholen anfühlt, bevor der Sturm wieder losbricht. Immer tiefer und tiefer strömt der Sauerstoff durch die Arterien in jede Spalte des Körpers um voll gesättigt der Böe zu trotzen die einen wieder davonträgt.

Mit After Thousands of Years kommen zum ersten Mal, bemerkbar bereits im Intro, Chöre zum Einsatz, die dem Gewitter, mit dem es beginnt, Atmosphäre einzuverleiben. Triolisches Geblaste und Singlenotes auf den Stromgitarren erweitern die Facetten der Band im ursprünglichen Stil der Szene. Dies lässt einem das Herz wieder gleich höherschlagen, da es einfach nur überzeugend „Schwarzmetal“ in sich eint. Dazu ein lyrisches Mahnmal, dass aufzeigt, das sich Geschichte einfach nur wiederholt, lässt Untergangsstimmung und Hass in einem aufkeimen.

This is: Perennial Lunacy… Fuck Off! erinnern an Liveansagen a la Exodus (und viele mehr, aber das kam mir als erstes in Erinnerung) und wird sicherlich auch auf der Bühne seine Wirkung erzeugen. Jedoch deutlich punkiger anmutend geht der Song direkt in die Vollen. Feinstes Black Metal Geballer ohne große Zeit zum Durchatmen, stehen für diesen Song auf dem Programm. Ein Song der einen einfach nur wegbläst und ohne Gnade durch die Gehörgänge dröhnt. Authentisch, dunkelschwarz und man kann sich kaum ruhig halten beim Zuhören. Wenn „Perennial Lunacy“ dich erwischt, gibt es kein Entrinnen. Sehr starker Song. Ich freue mich jetzt schon darauf, ihn auf der aktuell anstehenden Tour hoffentlich live genießen zu dürfen, da hier kein Stein auf dem anderen stehen bleibt.

Auch bei diesem Album vergisst man mal wieder komplett das Gefühl für Raum und Zeit und so erinnert …Of Rapture and Dissolution anfangs in Richtung Belphegor, dies fällt jedoch nur bei sehr bewusstem Anhören auf, da auch hier wieder nur eine neue Facette den Reichtum der Band bestätigt, ohne dabei aus der Reihe zu tanzen. Und so wird wieder triolisch getrommelt und ein Gesang darüber gezaubert, der einem den Schauer kalt über den Rücken fahren lässt. Gänsehautfeeling macht sich breit und man kann sich der Macht des Songs nicht mehr fernhalten. Egal wie, aber mit Allem, und viel Abwechslung im Verlauf des Songs, spürt man die Kälte, die Roh- und Verworrenheit, die guten Black Metal ausmacht.

Und so kommen wir zum vorgezogenen Abschluss der Scheibe. Es wird die Totenruhe besungen, aber ob es wirklich so ruhig dabei zugeht? Wir werden es hören. Und so beginnt der Totentanz… Mit einem melancholischen Start, die noch an eine schaurige Ruhe erinnern, welche sich auf einem Friedhof bei Mitternacht abspielt. Doch diese Stille wird immer wieder gebrochen und treibt so auch kräftig voran bis zu einem groovigen Ausbruch, wenn „der Tanz der Tanz der Toten zum Sog hinab in die eiskalte Dunkelheit“ wird, „wo Ewigkeit ist“. Eine wilde Mischung aus Ewigkeit, Erhabenheit und Vergänglichkeit, das seinem Inhalt vollen Ausdruck verleiht und das Fragment: Totenruhe mit einem stimmungsbedachten Outro ausklingen lässt.

Als Bon Bon zum Schluss, folgt nun noch eine Coverversion einer zu Beginn erwähnten schwedischen Band. Und was soll man sagen. Egal ob Marduk oder Theotoxin, das Frontschwein wird gebührend geehrt und steht dem Original in nichts nach. Und das, ohne den Ausdruck oder Stil oder die Überzeugung dahinter zu verändern. Eine gelungene Coverversion eines moderneren Marduk Klassikers, das sich nicht verstecken braucht.

Und nun ist der Rausch vorbei. Doch was bleibt zu sagen? Theotoxin haben es wieder einmal geschafft und ein Album vorgelegt, dass sich gewaschen hat. Black Metal der alten Schule in Reinform, wie man ihn liebt. Ein starkes Album, dass sicher auch Live keine Gefangenen macht und sich seinen Platz in den Black Metal Charts 2022 redlich verdient hat. Ein Album, dass sich JEDER, wirklich JEDER der Anhänger von Schwarzmetal ist zu Gemüte führen sollte. Ich bin immer noch ganz hin und weg, während ich diese Zeilen schreibe, da man hier nach dem Hören nur noch Grinsen und die Daumen hochhalten kann. Geniale Musiker, die gekonnt ihr kreatives arbeiten vereinen und so eine Perle auf die Welt gebracht haben.

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