Review: Mystic Prophecy – Hellriot

Release: 19.05.2023

Genre: Power Metal

Spieldauer: 41:26

Label: ROAR! – Rock of Angels Records

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Tracklist:

  1. Hellriot
  2. Unholy Hell
  3. Demons of the Night
  4. Metal Attack
  5. Paranoia
  6. Revenge and Fire
  7. Rising with the Storm
  8. Road to Babylon
  9. Azrael
  10. Cross the Line
  11. World on Fire

Mystic Prophecy bewegen sich trotz eines sich zeitweise rasant drehenden Besetzungskarussels seit ihrer Frühphase qualitativ auf einem durchweg hohen Niveau und stehen im 23. Jahr ihres Schaffens neben Primal Fear und Brainstorm an der Spitze des harten Power Metals mit Thrash-Note. Dabei hat sich das Bandgefüge um Gründungsmitglied und Frontmann Robert Dimitri Liapakis und Gitarrist und Quasi-Urgestein Markus Pohl um 2017 stabilisiert und umfasst weiterhin Evangelos Koukoularis a.k.a. Evan K an der Gitarre, Bassistin Joey Roxx und Drummer Hanno Kerstan. Auf Hellriot hört man somit dieselbe Besetzung, die schon das letzte Album Metal Division von 2020 und das 2018er Cover-Album Monuments Uncovered eingespielt hat. Abgesehen von der Frühphase der Band ist das durchaus ein Novum und diesen Umstand hört man der Scheibe auch an.

Dabei erfindet das Quintett auch auf seinem elften Langspieler seinen Sound nicht neu, hat nach den über drei Jahren seit Metal Division aber hörbar Dampf auf dem Kessel. Den Anfang macht der Titeltrack Hellriot, ein infektiöser, schnörkelloser Mid-Tempo-Rocker, der auch auf einem Primal Fear-Album nicht fehl am Platz wäre. Unholy Hell an zweiter Stelle ist einmal mehr eine stampfende Hymne im Stile von Killhammer, Metal Brigade und Metal Division. Das kann man formelhaft finden, aber wenn die Formel mit einer solchen Inbrunst vorgetragen wird, wie die Band es hier tut, dann nehme ich das gerne in Kauf.

Mit Demons of the Night folgt dann einer dieser hochmelodischen Songs à la Sacrifice Me oder Fight Back the Light, bei denen Mystic Prophecy in meinen Ohren bisweilen ein wenig zur Überfrachtung neigen. Hier gelingt der Spagat zwischen Härte und Melodie jedoch ausgezeichnet und wird obendrein mit einem fantastischen Solo garniert. Angesichts des äußerst mitsingkompatiblen Refrains sicher ein Kandidat für künftige Konzerte. Apropos mitsingen: auch gegen das gewaltig groovende, fast schon swingende Metal Attack würde ich mich live nicht wehren. Etwas spezieller wird es bei Paranoia. Die relativ langsame Nummer groovt mit tiefen Riffs und dezenten elektronischen Akzenten unheilschwanger vor sich hin. Solche Experimente stehen der Band ausgezeichnet und lockern den Fluss des Albums angenehm auf.

Auf der Hälfte der Spielzeit erklingt mit Revenge and Fire ein weiteres Highlight der Platte, geprägt von klassischem Achtziger-Speed-Metal-Riffing und einem Refrain, der ein wenig an die frühen Regressus– und Never-Ending-Zeiten erinnert. Wie die Band hier aus ebenjenem Refrain schwungvoll in die nächste Strophe detoniert, sollte man selbst gehört haben. Das folgende Rising with the Storm braucht sich dahinter keinesfalls zu verstecken. Mystic Prophecy bewegen sich hier einmal mehr im Riff-lastigen Mid-Tempo, doch auch hier heben Refrain und Solo den Song ein paar Stufen über den Durchschnitt.

Im hinteren Drittel finden sich mit dem getragenen Road to Babylon, der Doublebass-Nummer Azrael, die ein wenig wie ein melancholisches Painkiller anmutet, und dem textlich allerdings hochaktuellen Rausschmeißer World on Fire auch einige weniger spektakuläre Nummern, doch auch diese sind bei weitem keine Rohrkrepierer. An vorletzter Stelle allerdings lässt Cross the Line nochmal aufhorchen. Dieses versprüht fast schon Hard Rock-Vibes und lockert ein ohnehin schon äußerst kurzweiliges Album zusätzlich auf.

Überhaupt fällt beim Material auf Hellriot auf, dass alle Songs markante Elemente haben, die den Wiedererkennungswert hoch halten, seien es exquisite Soli, markante Bassläufe oder kreative Schlagzeug-Arrangements. Insbesondere in der ersten Hälfte kann man vor Highlights kaum treten. Das ganze Album hat durch das kompakte, abwechslungsreiche Songmaterial und die verstärkte Verspieltheit bei der erneut äußerst druckvollen Produktion von R. D. Liapakis einen enorm hohen Suchtfaktor und vermittelt das Bild einer Band, die sich in ihrer jetzigen Besetzung pudelwohl fühlt. In dieser Form kann es gerne noch lange weitergehen. Vielleicht dann auch mal wieder mit einem Album, bei dem kein Song das Metal im Titel trägt.

 

Reviewautor: Marcel Häseler

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