Wacken Open Air 2025 – der Bericht zum Donnerstag

Bei einem Festival wie dem Wacken Open Air, mit über 200 Bands, neun Bühnen und unzähligen Eindrücken, ist es schlichtweg unmöglich, alles vollständig zu dokumentieren. Dennoch geben wir unser Bestes, um euch einen möglichst vielseitigen und authentischen Einblick zu bieten. Unsere Berichterstattung gliedert sich deshalb in verschiedene Formate: ausführliche Textbeiträge zu besonderen Momenten, sowie Bildstrecken, mit kurzen begleitenden Kommentaren ergänzt, die für sich stehen und die Atmosphäre einfangen können. So entsteht ein facettenreicher Rückblick – nicht lückenlos, aber intensiv, ehrlich und mit viel Herzblut zusammengestellt. In diesem Beitrag findet ihr Bilder und Berichte zu den Bands, die am Donnerstag im Hauptprogramm gespielt haben.

Wacken Open Air 2025, Donnerstag – Bericht

Am Wacken-Donnerstag durften sich die Metalheads über etwas besseres Wetter freuen. Mit deutlich mehr Sonnenstunden, als am Mittwoch, bekam der Boden zumindest eine kleine Gelegenheit anzutrocknen. Dennoch hatte der Dauerregen des Vortages ganze Arbeit geleistet. Das Vorankommen auf dem Holy Ground glich einem straffen Bein-Work-Out. Durch die unterschiedlichsten Formen und Tiefen an Matsch war die reine Laufzeit zwischen den Bühnen schier unberechenbar. Dies schien der guten Laune der Wacken-Fans allerdings gar nichts anhaben zu können. Diese passten sich mit Müllsäcken an den Schuhen oder hohen Gummistiefeln sehr schnell an die Matschbedingungem an. Wer kein passendes Schuhwerk dabei hatte, improvisierte einfach. Es blieb abenteuerlich, aber so entstehen ja bekanntlich die besten Erinnerungen. 

Auch für ein Stimmungsbild des Donnerstags auf dem Wacken Open Air 2025 haben wir für euch einige spannende Momente im Bericht und noch mehr Highlights in Bildern festgehalten.

Extermination Dismemberment – Wasteland Stage

Auf der Wasteland Stage begann die Nacht der Balladen mit Extermination Dismemberment aus Weißrussland. Musikalisch gab es Brutal Slamming Death Metal und das bedeutete sehr tief gestimmte Instrumente und schier unmenschliche Vocal-Geräusche, die Sänger Vlad beeindruckend vortrug. Immer wieder erhielt er Unterstützung von Gitarrist Arseniy, der ebenfalls sehr starke Geräusche von sich gab. Mit Songs wie Omnivore, Corpsepit oder Terror Domination schwangen sie die akustische Abrissbirne bedrohlich tief über der Wasteland Area, die sich zunehmend in ein Schlachtfeld verwandelte. Gleich dreimal teilte sich die Menge wie einst das Meer zu Zeiten Moses, um dann in einer riesigen Wall of Matsch zu enden. Trotz aller Brutalität machten die vier Jungs einen sympathischen Eindruck und genossen die Zeit spürbar. Das war ein echter Leckerbissen am frühen Nachmittag. – Niklas

 

Coppelius – Wackinger Stage

Im herrlichsten Sonnenschein erstrahlte der Matsch vor der Wackinger-Stage, als aus der Soundanlage das bekannte Ballettstück Tanz der Zuckerfee erklang. Bevor die wahren Gentlemen der Band die Bühne betraten, fegte Butler Bastille diese erstmal ordentlich ab. In feiner Kleidung und mit auffälligen Zylindern trafen die restlichen Musiker anschließend ein. Während Bastille die Moderation und den Gesang des Auftritts übernahm, platzierte sich jeder an seinem Instrument. Im Gegensatz zu den meisten Bands, die beim Wacken auftreten, verzichteten Coppelius komplett auf Gitarren. Sie setzten eher auf klassische Instrumente, wie Cello, Kontrabass und Klarinette. Dies hatte allerdings den Nebeneffekt, dass zwischendurch auch einmal eine Pause zum Nachstimmen der Instrumente eingelegt werden musste. Mit sehr viel Spielfreude und Bewegung auf der Bühne gab das Quintett seinen deutschen „Kammercore“ zum Besten. Songzeilen wie: „Alles Du, alles Ich, alles fast schon ein Gedicht“, verleiteten das Publikum zum lautstarken Mitsingen. Dabei klebten die Zuschauenden förmlich im Schlamm fest. Den ganzen Auftritt über bediente sich Bastille immer mal wieder an einem Requisitentisch, welcher links auf der Bühne bereitstand, um bestimmte Ankündigungen besser auszuschmücken. Dort zauberte er auch eine Sektflasche hervor, welche er in die leeren Wacken-Becher der Zuschauenden verteilte. Was wäre ein Auftritt beim Wacken ohne eine solide Cover-Nummer? Coppelius gaben mit ihrer Version von System Of A Downs Chop Suey! kurz vor Ende noch einmal so richtig Gas. Alles in allem ein mitreißender Auftritt mit sehr viel Witz und schicken Kostümen. – Jenny

 

Umbra Conscientia – W:E:T Stage

Was wäre Wacken ohne Black Metal? So ging es nun also zu Umbra Conscientia, die den Bullhead Plaza mit Finsternis überzogen. Na ja, zumindest metaphorisch, denn wir waren immer noch am Nachmittag und deshalb wollte die nötige Stimmung nicht so recht aufkommen. Hinzu kam auch noch der durchwachsene Sound, besonders ihr Lead Sänger war kaum zu hören. Die gelegentlichen Backing Vocals konnte man jedoch hin und wieder heraushören. Rein spielerisch ist das musikalisch auf jeden Fall gut gemacht, gar keine Frage. Aber so fehlte leider das gewisse Etwas. – Niklas

Grave Digger 45th Anniversary Show – Harder Stage

Auf der Harder Stage stand 45 Jahre Grave Digger auf dem Programm. Die Band um Sänger Chris Boltendahl nahm uns mit auf eine musikalische Zeitreise und bediente unter anderem das Album The Reaper mit Under My Flag oder Rheingold mit Valhalla und Twilight of the Gods, jedoch ließ auch hier der Sound sehr zu wünschen übrig.
Vom aktuellen Album Bone Collector bekamen wir Kingdom of Skulls und The Devils Serenade zu hören, aber auch Klassiker wie In the Dark of the Sun, The Grave Dancer oder The Curse of Jaques durften nicht fehlen. Das Publikum hatte Spaß an diesem Auftritt und klatschte und sang fleißig mit. Als ersten Special Guest begrüßten sie ihren ehemaligen Gitarristen Uwe Lulis auf der Bühne und gemeinsam spielten sie Excalibur vom gleichnamigen Album, sowie Rebellion vom Tunes of War-Album. Der Song avancierte wie immer zu einem großen Chor, der aufgrund des großen Open Air Geländes lange nicht so episch daher kam, wie auf einer kleinen Clubbühne. Zu diesem Song bekam Chris außerdem Unterstützung am Mikro von Jamiro Boltendahl, der als zweiter Special Guest einen guten Eindruck machte. Für den abschließenden Heavy Metal Breakdown standen Grave Digger dann wieder „alleine“ auf der Bühne. Die Setlist war durchaus überraschend, den ein oder anderen Song hätte ich im Vorfeld nicht erwartet, doch als Auftritt an sich habe ich an diesem Tag schon bessere gesehen. Grave Digger reihten sich hier ins Mittelmaß ein. – Niklas

Miracle of Sound – Wackinger Stage

Um 18:30 ging es auf der Wackinger Stage weiter mit einer Band, die erst vor wenigen Monaten ihre Live-Premiere feierte, nach 15 Jahren Studioarbeit. Miracle of Sound dürften viele kennen, zumindest vom Hören, denn ein Song, Valhalla Calling, ging in den letzten Jahren sehr viral. Gavin schreibt Musik über Videospiele und Sagen aus seiner Heimat Irland und hat für Wacken auch gleich ein Best-of der beliebtesten Songs zusammengestellt. Zu Beginn jedoch gab es ein neues Lied, Deceiver, bevor es mit Stücken weiterging, die einige Besucher textsicher begleiten konnten wie Wake the White Wolf im Anschluss. Für Songs mit Geigenparts holte die Band Johanna von Feuerschwanz dazu, die sie an dem Streichinstrument bei Grainne Mhaol, Sirona und später Beneath the Black Flag begleitete und denen den verdienten Folk-Touch gab. Miracle of Sound kamen mit leichter Verspätung und gaben alles ihr Set durchzuspielen, daher wurde statt großer Worte, der Musik Raum gegeben, so konnte die Band noch ein paar Songs zu besten geben, die sie bereits auf der Tour im Frühjahr zum ersten Mal gespielt hatten. Für Whatever comes my Way verließ Gavin die Bühne und überließ diese seiner Band, die diese Power-Ballade ohne ihn performten und räumte sich ein Moment zum Durchatmen ein, um im Anschluss mit voller Power nochmal das zu spielen, was alle hören wollten, die beiden Wikingersongs Skål und Valhalla Calling, die mit Feuer untermalt und im Publikum aus vollen Lungen mitgesungen ein absolutes Highlight waren. – Roksana

 

Mystopera – Wackinger Stage

Trotz der parallelen Spielzeit zum großen Headliner Guns N’ Roses fanden sich zahlreiche Schaulustige vor der Wackinger-Stage ein, um der Performance von Mystopera beizuwohnen.

Zu einem dramatischen Intro betrat das Ensemble die Bühne. Auch wenn es am Anfang erstmal zu Tonproblemen kam und daher kein Gesang zu hören war, lag eine unschlagbare positive Energie in der Luft. Das Folk-Metal-Opern-Projekt, welches von Violinistin Meike Katrin Stein und Sänger und Songwriter Markus Engelfried gegründet worden ist, lud sich eine ganze Reihe an Gästen mit auf die Bühne ein. So erhielt die Band, für einzelne Songs, gesangliche Unterstützung durch Pinto von Frohsinn (Versengold), Ralf Scheepers (Primal Fear), Aello (Harpyie) und Christian Miconi (Vlad In Tears). Saskia Maria (Schandmaul) unterstützte zusätzlich an der Drehleier. So entstand eine stimmliche Vielfalt, durch welche jeder Song seinen völlig eigenen Charakter erhielt. Inhaltlich befassten sich die deutschen Darbietungen mit vielen Aspekten der Wikinger-Mythologie. Alle Songs waren von Meike Katrin Stein und Markus Engelfried komponiert und geschrieben worden. In jedem Takt war die Liebe für das Detail hörbar. Eine wirklich sehr beeindruckende Performance, welche, wie es sich für eine Oper gehörte, in einem packenden Finale ihren endgültigen Höhepunkt fand. Mit Geschichten über die Krieger des Nordens und steinerne Engel verabschiedeten sich Mystopera und all ihre Gäste vom begeisterten Publikum. – Jenny

 

The Rumjacks – Wackinger Stage

Party Time am späten Abend. The Rumjacks brachten Celtic Punk auf die Wackinger Stage und das ganze sollte zu einem wahren Fest werden. Schon im Vorfeld sang sich die Crowd mit Eisgekühlter Bommerlunder und dem Gummibärenbande-Intro warm, als die Band startete, gab es kein Halten mehr. Mit einer großen Vielfalt an Instrumenten, Akkordeon, Flöte, unterschiedlichste Arten an Gitarren und gemeinsamen Gesangseinlagen legten sie vom Start weg los wie die Feuerwehr. Stillstand schien unmöglich, gefühlt waren alle am Tanzen und Feiern. Mosh und Circle Pit wechselten sich munter ab, während die Crowdsurfer auf die Reise gingen. Alle sechs Bandmitglieder hatten Gesangseinlagen parat, mal Solo, mal alle gleichzeitig und gemeinsam mit der feierwütigen Crowd wurde geklatscht und gesungen. Songs wie Hestia, Light in My Shadow oder An Irish Pub Song, die immer wieder wie eine Hymne daher schallten, hielten die Stimmung oben, die Band bedankte sich außerdem, dass die Leute mit ihnen feierten und nicht beim Headliner nebenan waren. Dabei war die Besetzung durchaus international, denn sie kamen aus Australien, Boston und Italien. Ein echtes Highlight am Ende des zweiten Tages. – Niklas

 

1349 – W:E:T Stage

Auf der W:E:T Stage wartete noch ein echtes Brett auf uns. 1349 spielten rohen, aggressiven Black Metal und nun kam auch dank der fortgeschrittenen Stunde die passende Atmosphäre auf. Die Band hüllte sich in Nebel und Rot blaues Strobo Licht, sodass man leider nicht viel erkennen konnte. Dennoch kam auch hier ordentlich Bewegung ins Publikum, der ganze Auftritt kam insgesamt sehr gut rüber. Musikalisch einwandfrei. – Niklas

Neben den Bands, über die wir in diesem Bericht geschrieben haben, konnten wir für euch noch weitere Künstler fotografisch festhalten, diese findet ihr im Bilderbeitrag zum Donnerstag.

Bericht: Jenny, Niklas, Roksana

Bilder: Patrick, Roksana

 

Mehr zum Wacken Open Air 2025 findet ihr hier:

Frühere Beiträge zum Wacken Open Air findet ihr hier:

 

Über Roksi 605 Artikel
Roksana Helscher, Fotografin und Redakteurin. Seit 2016 bei Dark-Art dabei, ein Teil der Chefredaktion und das Mädchen für alles. Seit meinen ersten Konzertfotografie-Gehversuchen in 2011 bis heute unterwegs und versuche das Geschehen auf großen und kleinen Bühnen zu dokumentieren.

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