Beim Wacken Open Air kommt ein spektakulärer Festivaltag selten allein. So war es kaum verwunderlich, dass auch der Wacken-Donnerstag nicht nur programmtechnisch, sondern auch wettertechnisch ordentlich punkten konnte. Die regenfeste Kleidung durfte auch für diesen Tag mit gutem Gewissen im Zelt gelassen werden.
Wir haben wieder einige Highlights dieses Festivaltags für euch zusammengefasst.
Für den zweiten Austragungstag des Metal Battles haben wir für euch erneut einen gesonderten Bericht mit entsprechenden Highlights zusammengestellt und auch über einen zweiten Bildbeitrag zum Metal Battle, welcher Fotos zu teilnehmenden Bands liefert, deren Auftritte wir leider nicht textlich festhalten konnten, dürft ihr euch freuen.
Einen kleinen Einblick dahingehend, was der Donnerstag neben dem Metal Battle und ausgesprochen gutem Wetter noch so zu bieten hatte, soll euch der folgende Tagesbericht liefern. Da im textlichen Umfang bedauerlicherweise nur eine sehr kleine Auswahl an Auftritten des Tages festgehalten werden kann, findet ihr im zusätzlichen Bildbeitrag zum Donnerstag viele weitere Fotos zu den Auftritten von Bands, über welche es uns leider nicht möglich war, einen Bericht zu schreiben.
The Sweet
Eine besonders süße Portion Rock ’n‘ Roll lieferten The Sweet pünktlich zur Mittagszeit. Enthalten waren viele Klassiker der Band, welche dem Publikum sichtlich Spaß bereiteten. Es herrschte Tanzstimmung ab der ersten Minute. Sänger Paul Manzi konnte durch seine treffsichere Stimme, auch mit besonders hohen Tönen begeistern. Andy Scott trug, mit seiner typischen Pony-Frisur, an der E-Gitarre und am Gesang sein Übriges zur puren Nostalgie des Auftritts bei. Insgesamt schien die Band auf der Bühne sehr viel Spaß zu haben. Die Zuschauenden ließen sich von der guten Stimmung direkt anstecken und verfielen in freudiges Tanzen, Mitklatschen und Schunkeln. Bei Love Is Like Oxygen wurde selbstverständlich auch ordentlich mitgesungen. Die absolute Stimmungsexplosion gab es dann aber zu Ballroom Blitz, dem letzten Song des Auftritts. Durch die mehrfache Wiederholung der Textzeile:“It’s it’s a ballroom blitz“, heizte die Band das Publikum noch einmal so richtig an. Was war das bitte für ein fantastischer und nostalgisch aufgeladener Auftritt?
Axel Rudi Pell
Es zog ein akustisches Gewitter auf der „Faster“-Stage auf und eine diabolische Stimme begann den Countdown herunterzuzählen, welcher den Auftritt von Axel Rudi Pell und seiner Band ankündigte. Nach diesem fesselnden Intro betraten die Musiker die Bühne und begannen eine Mischung aus feinstem Oldschool Heavy Metal und Hard Rock darzubieten. Die Performance war geprägt durch viele melodische Gitarrenriffs, mitreißende Drums und einem starken klaren Gesang. Frontmann Axel Rudi Pell setzte hier und da noch ein paar Showelemente, durch seine sehr ausgeprägte Mimik und Gestik, hinzu. Insgesamt schien die Band sehr glücklich darüber zu sein, seit 2016 wieder einmal auf dem Wacken Open Air auftreten zu dürfen. Das machte sich auch in der grundlegend positiven Stimmung auf der Bühne bemerkbar. Die Musiker hatten wirklich Bock und der Sänger schaffte es dem Publikum mit seiner Stimme zu imponieren.
Blackbriar
Die female fronted Band aus den Niederlanden lieferte mit ihrem Auftritt eine zauberhafte Mischung aus Alternative Metal, Symphonic Metal und Gothic Metal. Sängerin Zora Cock begeisterte durch ihre zarte und elfengleiche Stimmfarbe. Die restlichen Bandmitglieder vertieften sich in ihr sehr enthusiastisches Spiel. Recht harte Riffs luden das Wackinger-Dorf zum ausgelassenen Headbangen ein. Insgesamt schien es tatsächlich, als würde die Band mit ihrer Musik eine Art Zauber wirken, denn die Zuschauenden vor der Bühne wirkten wie gebannt von dieser Kombination aus Härte und Sirenengesang. So schafften es Blackbriar auf der „Wackinger“-Stage eine absolut fesselnde Performance darzubieten. Definitiv ein magisches Highlight des Donnerstags.
Alligatoah
Alligatoah lud uns in sein Großraumbüro ein, in welches er die „Louder“-Stage verwandelt hatte. Der Auftritt begann mit einem spektakulären Stunt, bei dem der Rapper und Sänger, bzw. eine Puppe, welche ihm optisch fast eins zu eins glich, auf die Bühne stürzte. Im roten Jogger und mit protzigem Fellmantel begann er dann eine absolut beeindruckende Show, die vielleicht nicht ganz so Metal war, wie andere Auftritte des Wacken Open Airs, dies aber mit einem sehr hohen Entertainment-Faktor wiedergutmachte. Das Publikum schien das auf jeden Fall stark zu feiern, denn es wurde so eng und kuschelig vor der Bühne, dass sogar der Zugang zur „Louder“ im Laufe des Auftritts gesperrt werden musste. Seit seinem letzten Wacken-Auftritt hatte Alligatoah Gesangsunterricht genommen und hierdurch klar an Härte dazu gewonnen. Gepimpt durch tiefe, treffsichere Growls und rhythmische Gitarrenriffs, lieferte der Sänger eine nicht mehr ganz so typische Rap-Performance. Dabei bekundete er, dass er sein Bühnenbild so schrecklich fände, dass er es nach und nach zerstören würde. Und dieses Versprechen hielt er auch ein, denn ein gutes Büro sei wie ein Uhrwerk, meist kaputt. Während er neuere härtere Songs aber auch ältere Klassiker zum Besten gab, nahm Alligatoah das komplette Bühnenbild für sich ein. Sei es auf dem Schreibtisch stehend oder auf einem Stuhl umher rollend, jedes Möbelstück wurde effektiv genutzt. Dabei sprang und sang das Publikum mehr als begeistert mit. Eine Flut an Crowdsurfern ließ auch nicht lange auf sich warten. Zum krönenden Abschluss wurden die Bürostühle sogar über die Bühne geworfen und die Hymne Willst du brachte eine komplette Stimmungsexplosion. Man kann sich darüber streiten, ob dieser Auftritt zum Wacken Open Air gepasst hat oder nicht. Fakt ist aber es war eine absolut perfekt durchgetaktete Show mit sehr viel Liebe zum Detail, welche Massen an Zuschauenden zu sich gezogen hat.
Opeth
Die schwedische Band begeisterte das Publikum am späten Abend mit ihren kunstvollen Kompositionen, in denen sowohl ein Einfluss des Death Metal, als auch des Progressive-Rocks spürbar waren. Die Sets waren durch zahlreiche packende Instrumentalparts, die durchdringende Stimme von Frontmann Mikael Åkerfeldt und eine perfekt abgestimmte Licht- und Videoshow geprägt. Dabei war die Bühne stufenartig aufgebaut und mit großen Videowänden ausgestattet. Über diese Wände wurden Naturszenen, Wetterlagen oder auch abstrakte Muster gezeigt, welche sich perfekt in die Lichtshow integrierten. Da die ersten Songs recht lang ausfielen, erfolgte eine offizielle Begrüßung des Publikums erst ungefähr 19 Minuten, nachdem Opeth ihren Auftritt begonnen hatten. Hierbei erhielten die Zuschauenden direkt ein paar Einblicke in das Leben von Åkerfeldt. Die Fluggesellschaft habe nämlich bei der Anreise sein Gepäck verloren, wodurch er gezwungen sei, in Jeans aufzutreten, was er laut eigener Angabe absolut hasste. Außerdem witzelte er darüber, dass er deshalb auch keine Wechselunterhosen dabei hätte und sein getragenes Exemplar dementsprechend schon ein paar Tage auf dem Buckel hätte. Diese Unterhose, bot er seinen Fans an, könne nach der Show am Merchandise-Stand gekauft werden. Solch unterhaltsame Anekdoten heiterten die Spielpausen des Auftritts extrem auf und eine freudig lachende Stimmung machte sich breit. Die Band versprach für diese explosive Wacken-Performance ausschließlich alte Publikums-Lieblinge zu spielen, welche sogar von den Fans vorab ausgewählt worden sind. So entstand eine sehr wilde Mischung an schnellen und ruhigeren Kompositionen, welche die Menge absolut begeisterte und zum darin Schwelgen einlud. Man hatte den Eindruck, dass die Musik es schaffte einen magisch an sich zu binden. Die witzigen Unterbrechungen zwischendurch machten das Gesamterlebnis perfekt. So kam das Publikum auch in Genuss der kleinen Fanboy-Momente des Sängers. Åkerfeldt gestand nämlich, was für eine große Ehre es für ihn sei hier parallel zu den Scorpions auftreten zu dürfen. Als er noch jünger war, sei Klaus Meine nämlich ein großes Vorbild für ihn gewesen. Ein kleiner Gänsehaut-Moment entstand dann daraus, dass Åkerfeldt die Menge dazu aufforderte, ein paar Minuten den Scorpions auf der „Harder“-Stage zu lauschen und der Band zu applaudieren. So erhielt der Headliner des Abends auch einen ausgelassenen Applaus von der „Louder“-Stage aus. Dieser Auftritt von Opeth war in vielerlei Hinsicht absolut einzigartig und unvergesslich!
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Text: Jenny
Bilder: Patrick, Roksana
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